Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.Die CVI. Laster-Predigt/ II.Zeitliche von selbsten zufallen. Matth. 6. Daß man II. die Güter dieserWelt ansehe und erkenne/ als vergängliche Ding/ die man endlich wieder las- sen muß/ darum das Hertz nicht daran zu hengen/ Ps. 62. Sondern die etwas kauffen und bekommen/ sollen seyn als besessen sie es nicht/ weil das Wesen die- III.ser Welt vergeht. 1. Corint. 7. Daß man auch III. in solche Burgerliche Con- tract und Handlungen sich also schicke/ daß alles dem H. Wort Gottes/ der Christlichen Liebe/ auch dem Gesetz der Natur und der Weltlichen Obrigkeit gemäß/ ohn allen Betrug/ List/ Vervortheilung und Ubernahm/ redlich und Sonsten lan man sich bald und schwer da- mit versün- digen.aufrichtig gehalten und außgetragen werde. Dann wo man in dergleichen Contracten und Handlungen einander überlistet und vervortheilet/ leugt und treugt/ geitzt und wuchert/ und allerley Hilpersgriff gebraucht/ groß Geld und Gut zusamen zu scharren/ man dienet dem Nächsten nicht auß Liebe und Freundschafft/ sondern allein um eigenes Nutzens und Gewins willen/ man gibt ihm/ daß man hernach noch mehr von ihm nemme/ man leihet nicht/ der ar- me Nächste übergulde/ übersilbere/ und überzinse es dann biß auf gut Genügen/ so ist das ein unverantwortlich/ verdammlich Laster/ darüber GOtt der HErr eine sehnliche Klag führet/ in den verlesenen Worten/ da er sagt: Sie wu- Vortrag.chern und übersezzen etc. Weil wir dann noch vor uns haben die jenige Laster/ die eigentlich auf den Nächsten sehen und gehen/ und aber durch den Wucher der arme Nächste auch Gewalt leidet/ ja gantz außgesogen und in Grund verderbet wird/ so wollen wir dißmal etwas weiters davon reden/ erst- lich die verlesene Wort mit wenigem widerholen/ darnach auch anzeigen/ was wir von dem Wucher/ Wunsch.zu unserer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. Darzu uns Gott sein Geist/ Gnad und Segen geben wolle. Amen. Erklärung deß Texts. Der Name/im Ebräi- schen/ [fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen] SJe wuchern und übersetzen einander/ sagt unser Text. Jm über
Die CVI. Laſter-Predigt/ II.Zeitliche von ſelbſten zufallen. Matth. 6. Daß man II. die Guͤter dieſerWelt anſehe und erkenne/ als vergaͤngliche Ding/ die man endlich wieder laſ- ſen muß/ darum das Hertz nicht daran zu hengen/ Pſ. 62. Sondern die etwas kauffen und bekommen/ ſollen ſeyn als beſeſſen ſie es nicht/ weil das Weſen die- III.ſer Welt vergeht. 1. Corint. 7. Daß man auch III. in ſolche Burgerliche Con- tract und Handlungen ſich alſo ſchicke/ daß alles dem H. Wort Gottes/ der Chriſtlichen Liebe/ auch dem Geſetz der Natur und der Weltlichen Obrigkeit gemaͤß/ ohn allen Betrug/ Liſt/ Vervortheilung und Ubernahm/ redlich und Sonſten lan man ſich bald und ſchwer da- mit verſuͤn- digen.aufrichtig gehalten und außgetragen werde. Dann wo man in dergleichen Contracten und Handlungen einander uͤberliſtet und vervortheilet/ leugt und treugt/ geitzt und wuchert/ und allerley Hilpersgriff gebraucht/ groß Geld und Gut zuſamen zu ſcharꝛen/ man dienet dem Naͤchſten nicht auß Liebe und Freundſchafft/ ſondern allein um eigenes Nutzens und Gewins willen/ man gibt ihm/ daß man hernach noch mehr von ihm nemme/ man leihet nicht/ der ar- me Naͤchſte uͤbergulde/ uͤberſilbere/ und uͤberzinſe es dann biß auf gut Genuͤgen/ ſo iſt das ein unverantwortlich/ verdammlich Laſter/ daruͤber GOtt der HErꝛ eine ſehnliche Klag fuͤhret/ in den verleſenen Worten/ da er ſagt: Sie wu- Vortrag.chern und uͤberſezzen ꝛc. Weil wir dann noch vor uns haben die jenige Laſter/ die eigentlich auf den Naͤchſten ſehen und gehen/ und aber durch den Wucher der arme Naͤchſte auch Gewalt leidet/ ja gantz außgeſogen und in Grund verderbet wird/ ſo wollen wir dißmal etwas weiters davon reden/ erſt- lich die verleſene Wort mit wenigem widerholen/ darnach auch anzeigen/ was wir von dem Wucher/ Wunſch.zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. Darzu uns Gott ſein Geiſt/ Gnad und Segen geben wolle. Amen. Erklaͤrung deß Texts. Der Name/im Ebraͤi- ſchen/ [fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen] SJe wuchern und uͤberſetzen einander/ ſagt unſer Text. Jm uͤber
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f1096" n="1026"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">CVI.</hi> Laſter-Predigt/</hi></fw><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">II.</hi></note>Zeitliche von ſelbſten zufallen. Matth. 6. Daß man <hi rendition="#aq">II.</hi> die Guͤter dieſer<lb/> Welt anſehe und erkenne/ als vergaͤngliche Ding/ die man endlich wieder laſ-<lb/> ſen muß/ darum das Hertz nicht daran zu hengen/ Pſ. 62. Sondern die etwas<lb/> kauffen und bekommen/ ſollen ſeyn als beſeſſen ſie es nicht/ weil das Weſen die-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">III.</hi></note>ſer Welt vergeht. 1. Corint. 7. Daß man auch <hi rendition="#aq">III.</hi> in ſolche Burgerliche <hi rendition="#aq">Con-<lb/> tract</hi> und Handlungen ſich alſo ſchicke/ daß alles dem H. Wort Gottes/ der<lb/> Chriſtlichen Liebe/ auch dem Geſetz der Natur und der Weltlichen Obrigkeit<lb/> gemaͤß/ ohn allen Betrug/ Liſt/ Vervortheilung und Ubernahm/ redlich und<lb/><note place="left">Sonſten<lb/> lan man ſich<lb/> bald und<lb/> ſchwer da-<lb/> mit verſuͤn-<lb/> digen.</note>aufrichtig gehalten und außgetragen werde. Dann wo man in dergleichen<lb/><hi rendition="#aq">Contract</hi>en und Handlungen einander uͤberliſtet und vervortheilet/ leugt<lb/> und treugt/ geitzt und wuchert/ und allerley Hilpersgriff gebraucht/ groß Geld<lb/> und Gut zuſamen zu ſcharꝛen/ man dienet dem Naͤchſten nicht auß Liebe und<lb/> Freundſchafft/ ſondern allein um eigenes Nutzens und Gewins willen/ man<lb/> gibt ihm/ daß man hernach noch mehr von ihm nemme/ man leihet nicht/ der ar-<lb/> me Naͤchſte uͤbergulde/ uͤberſilbere/ und uͤberzinſe es dann biß auf gut Genuͤgen/<lb/> ſo iſt das ein unverantwortlich/ verdammlich Laſter/ daruͤber GOtt der HErꝛ<lb/> eine ſehnliche Klag fuͤhret/ in den verleſenen Worten/ da er ſagt: <hi rendition="#fr">Sie wu-</hi><lb/><note place="left">Vortrag.</note><hi rendition="#fr">chern und uͤberſezzen ꝛc.</hi> Weil wir dann noch vor uns haben die jenige<lb/> Laſter/ die eigentlich auf den Naͤchſten ſehen und gehen/ und aber durch den<lb/> Wucher der arme Naͤchſte auch Gewalt leidet/ ja gantz außgeſogen und in<lb/> Grund verderbet wird/ ſo wollen wir dißmal etwas weiters davon reden/ erſt-<lb/> lich die verleſene Wort mit wenigem widerholen/ darnach auch anzeigen/<lb/> was wir<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">von dem Wucher/</hi></hi><lb/><note place="left">Wunſch.</note>zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. Darzu<lb/> uns Gott ſein Geiſt/ Gnad und Segen geben wolle. Amen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Erklaͤrung deß Texts.</hi> </head><lb/> <note place="left">Der Name/<lb/> im Ebraͤi-<lb/> ſchen/<lb/><gap reason="fm" unit="chars" quantity="3"/></note> <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">S</hi>Je wuchern und uͤberſetzen einander/</hi> ſagt unſer Text. Jm<lb/> Hebraͤiſchen wird allhier der Wucher genennet <gap reason="fm" unit="chars" quantity="3"/> das heiſſet<lb/><hi rendition="#aq">Morſus,</hi> ein Biß/ weil durch den Wucher von deß Naͤchſten Ver-<lb/> moͤgen etwas hinweg gebiſſen und geriſſen wird. Sonſten wird ſolches<lb/> Wort in der Bibel gemeiniglich vom Schlangen-Biß gebrauchet/ daher<lb/><hi rendition="#aq">Chryſoſtomus</hi> ſaget: Deß Wucherers Geld iſt gleich der Schlangen Biß/<lb/> ſo man <hi rendition="#aq">Aſpides</hi> nennet/ dann wer von denſelben geſtochen wird/ der faͤllt in<lb/> einen lieblichen Schlaff/ und ſtirbt darinnen/ dann der Gifft kriechet ihm<lb/> heimlich/ weil er ſchlaͤfft/ durch alle Glieder/ und toͤdtet ihn. Alſo gehet es<lb/> dem/ der Geld auf Wucher nimmt/ dem thut es/ weil man ihm geliehen/ eine<lb/> Zeitlang wol/ aber der Wucher mergelt ihn nach und nach auß/ daß er dar-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">uͤber</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1026/1096]
Die CVI. Laſter-Predigt/
Zeitliche von ſelbſten zufallen. Matth. 6. Daß man II. die Guͤter dieſer
Welt anſehe und erkenne/ als vergaͤngliche Ding/ die man endlich wieder laſ-
ſen muß/ darum das Hertz nicht daran zu hengen/ Pſ. 62. Sondern die etwas
kauffen und bekommen/ ſollen ſeyn als beſeſſen ſie es nicht/ weil das Weſen die-
ſer Welt vergeht. 1. Corint. 7. Daß man auch III. in ſolche Burgerliche Con-
tract und Handlungen ſich alſo ſchicke/ daß alles dem H. Wort Gottes/ der
Chriſtlichen Liebe/ auch dem Geſetz der Natur und der Weltlichen Obrigkeit
gemaͤß/ ohn allen Betrug/ Liſt/ Vervortheilung und Ubernahm/ redlich und
aufrichtig gehalten und außgetragen werde. Dann wo man in dergleichen
Contracten und Handlungen einander uͤberliſtet und vervortheilet/ leugt
und treugt/ geitzt und wuchert/ und allerley Hilpersgriff gebraucht/ groß Geld
und Gut zuſamen zu ſcharꝛen/ man dienet dem Naͤchſten nicht auß Liebe und
Freundſchafft/ ſondern allein um eigenes Nutzens und Gewins willen/ man
gibt ihm/ daß man hernach noch mehr von ihm nemme/ man leihet nicht/ der ar-
me Naͤchſte uͤbergulde/ uͤberſilbere/ und uͤberzinſe es dann biß auf gut Genuͤgen/
ſo iſt das ein unverantwortlich/ verdammlich Laſter/ daruͤber GOtt der HErꝛ
eine ſehnliche Klag fuͤhret/ in den verleſenen Worten/ da er ſagt: Sie wu-
chern und uͤberſezzen ꝛc. Weil wir dann noch vor uns haben die jenige
Laſter/ die eigentlich auf den Naͤchſten ſehen und gehen/ und aber durch den
Wucher der arme Naͤchſte auch Gewalt leidet/ ja gantz außgeſogen und in
Grund verderbet wird/ ſo wollen wir dißmal etwas weiters davon reden/ erſt-
lich die verleſene Wort mit wenigem widerholen/ darnach auch anzeigen/
was wir
von dem Wucher/
zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu mercken und zu behalten haben. Darzu
uns Gott ſein Geiſt/ Gnad und Segen geben wolle. Amen.
II.
III.
Sonſten
lan man ſich
bald und
ſchwer da-
mit verſuͤn-
digen.
Vortrag.
Wunſch.
Erklaͤrung deß Texts.
SJe wuchern und uͤberſetzen einander/ ſagt unſer Text. Jm
Hebraͤiſchen wird allhier der Wucher genennet ___ das heiſſet
Morſus, ein Biß/ weil durch den Wucher von deß Naͤchſten Ver-
moͤgen etwas hinweg gebiſſen und geriſſen wird. Sonſten wird ſolches
Wort in der Bibel gemeiniglich vom Schlangen-Biß gebrauchet/ daher
Chryſoſtomus ſaget: Deß Wucherers Geld iſt gleich der Schlangen Biß/
ſo man Aſpides nennet/ dann wer von denſelben geſtochen wird/ der faͤllt in
einen lieblichen Schlaff/ und ſtirbt darinnen/ dann der Gifft kriechet ihm
heimlich/ weil er ſchlaͤfft/ durch alle Glieder/ und toͤdtet ihn. Alſo gehet es
dem/ der Geld auf Wucher nimmt/ dem thut es/ weil man ihm geliehen/ eine
Zeitlang wol/ aber der Wucher mergelt ihn nach und nach auß/ daß er dar-
uͤber
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |