pba_182.001 sich hat und eben darum nun auch mit wirklichen menschlichen Handlungen pba_182.002 in Vergleich gestellt werden kann, empfängt die Handlung pba_182.003 der Parabel erst aus dieser Vergleichung ihren Ursprung.pba_182.004 Hier ist das Vorausgehende das Ding der Wirklichkeit, für welches eine pba_182.005 Vergleichung gesucht wird oder unter Umständen sich von selbst darbietet; pba_182.006 und zwar liegt es im Wesen der Vergleichung, daß sie ohne eine vorausgehende pba_182.007 Thätigkeit des urteilenden Verstandes nicht vor sich gehen kann. pba_182.008 Alle Ähnlichkeit findet nur in Bezug auf einzelne und einseitigpba_182.009 ins Auge gefaßte Beschaffenheiten der verglichenen Dinge statt, und pba_182.010 zwar müssen dieselben, wenn der Vergleich treffend sein soll, die wesentlichenpba_182.011 und hervorstechenden sein: die wesentlichen bei dem wirklichen pba_182.012 Dinge und die hervorstechenden bei der Darstellung des zum pba_182.013 Vergleich erdichteten oder herangezogenen. Der Vorgang, welcher der pba_182.014 Erdichtung einer Parabel vorausgeht, muß also dieser sein: es muß pba_182.015 zuerst ein Erkenntnisurteil über das Wesen des wirklichen Dinges vorhanden pba_182.016 sein, um die wesentliche Beschaffenheit desselben festzustellen, mag pba_182.017 es nun die Form eines Beobachtungs-, Erfahrungs- oder Lehrsatzes pba_182.018 haben; sodann muß an die Phantasie der Auftrag ergehen, die Wahrheitpba_182.019 dieses Erkenntnisurteiles oder die Verkehrtheit seines pba_182.020 Gegenteils zu einem Gegenstande des unmittelbaren Empfindungsurteiles,pba_182.021 des ästhetischen Urteiles zu machen. Das geschieht, pba_182.022 indem sinnliche Gegenstände so ausgewählt oder erdichtet und derart in pba_182.023 Handlung gesetzt werden, daß eine zwar äußerliche aber desto hervorstechenderepba_182.024 Ähnlichkeit zwischen ihnen und denjenigen wesentlichenpba_182.025 Beschaffenheiten des wirklichen Dinges, auf denen das Erkenntnisurteil pba_182.026 beruht, dieser nachgeahmten Handlung nun die gewünschte Kraft verleiht: pba_182.027 in Übereinstimmung mit den Resultaten des maßgebenden Erkenntnisurteiles pba_182.028 die unmittelbaren Empfindungen des Wohlgefälligen,pba_182.029 welche eine Billigung desselben, und des Lächerlich-Verkehrten,pba_182.030 welche eine Verwerfung seines Gegenteiles einschließen, hervorzubringen. pba_182.031 Somit ist also die Parabel:
pba_182.032 die durch Erzählung bewirkte Nachahmung einer Handlung, pba_182.033 welche durch ihre äußere hervorstechende Ähnlichkeit pba_182.034 mit der inneren wesentlichen Beschaffenheit wirklicher pba_182.035 Verhältnisse über deren Richtigkeit oder Verkehrtheit die pba_182.036 Empfindungen des Wohlgefälligen und des Lächerlichen pba_182.037 hervorzurufen geeignet ist.
pba_182.038 Denn diese Empfindungen sind es, auf denen das billigende oder pba_182.039 verwerfende ästhetische Urteil beruht; je nach dem Gegenstande aber, der pba_182.040 sie erregt, können sie mit einem unendlich verschiedenen Jnhalte erfüllt
pba_182.001 sich hat und eben darum nun auch mit wirklichen menschlichen Handlungen pba_182.002 in Vergleich gestellt werden kann, empfängt die Handlung pba_182.003 der Parabel erst aus dieser Vergleichung ihren Ursprung.pba_182.004 Hier ist das Vorausgehende das Ding der Wirklichkeit, für welches eine pba_182.005 Vergleichung gesucht wird oder unter Umständen sich von selbst darbietet; pba_182.006 und zwar liegt es im Wesen der Vergleichung, daß sie ohne eine vorausgehende pba_182.007 Thätigkeit des urteilenden Verstandes nicht vor sich gehen kann. pba_182.008 Alle Ähnlichkeit findet nur in Bezug auf einzelne und einseitigpba_182.009 ins Auge gefaßte Beschaffenheiten der verglichenen Dinge statt, und pba_182.010 zwar müssen dieselben, wenn der Vergleich treffend sein soll, die wesentlichenpba_182.011 und hervorstechenden sein: die wesentlichen bei dem wirklichen pba_182.012 Dinge und die hervorstechenden bei der Darstellung des zum pba_182.013 Vergleich erdichteten oder herangezogenen. Der Vorgang, welcher der pba_182.014 Erdichtung einer Parabel vorausgeht, muß also dieser sein: es muß pba_182.015 zuerst ein Erkenntnisurteil über das Wesen des wirklichen Dinges vorhanden pba_182.016 sein, um die wesentliche Beschaffenheit desselben festzustellen, mag pba_182.017 es nun die Form eines Beobachtungs-, Erfahrungs- oder Lehrsatzes pba_182.018 haben; sodann muß an die Phantasie der Auftrag ergehen, die Wahrheitpba_182.019 dieses Erkenntnisurteiles oder die Verkehrtheit seines pba_182.020 Gegenteils zu einem Gegenstande des unmittelbaren Empfindungsurteiles,pba_182.021 des ästhetischen Urteiles zu machen. Das geschieht, pba_182.022 indem sinnliche Gegenstände so ausgewählt oder erdichtet und derart in pba_182.023 Handlung gesetzt werden, daß eine zwar äußerliche aber desto hervorstechenderepba_182.024 Ähnlichkeit zwischen ihnen und denjenigen wesentlichenpba_182.025 Beschaffenheiten des wirklichen Dinges, auf denen das Erkenntnisurteil pba_182.026 beruht, dieser nachgeahmten Handlung nun die gewünschte Kraft verleiht: pba_182.027 in Übereinstimmung mit den Resultaten des maßgebenden Erkenntnisurteiles pba_182.028 die unmittelbaren Empfindungen des Wohlgefälligen,pba_182.029 welche eine Billigung desselben, und des Lächerlich-Verkehrten,pba_182.030 welche eine Verwerfung seines Gegenteiles einschließen, hervorzubringen. pba_182.031 Somit ist also die Parabel:
pba_182.032 die durch Erzählung bewirkte Nachahmung einer Handlung, pba_182.033 welche durch ihre äußere hervorstechende Ähnlichkeit pba_182.034 mit der inneren wesentlichen Beschaffenheit wirklicher pba_182.035 Verhältnisse über deren Richtigkeit oder Verkehrtheit die pba_182.036 Empfindungen des Wohlgefälligen und des Lächerlichen pba_182.037 hervorzurufen geeignet ist.
pba_182.038 Denn diese Empfindungen sind es, auf denen das billigende oder pba_182.039 verwerfende ästhetische Urteil beruht; je nach dem Gegenstande aber, der pba_182.040 sie erregt, können sie mit einem unendlich verschiedenen Jnhalte erfüllt
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[182/0200]
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sich hat und eben darum nun auch mit wirklichen menschlichen Handlungen pba_182.002
in Vergleich gestellt werden kann, empfängt die Handlung pba_182.003
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Hier ist das Vorausgehende das Ding der Wirklichkeit, für welches eine pba_182.005
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Thätigkeit des urteilenden Verstandes nicht vor sich gehen kann. pba_182.008
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pba_182.038
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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/200>, abgerufen am 24.11.2024.
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