Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.pba_291.001 pba_291.024 [Beginn Spaltensatz] die bernt uns mit dem stocke schate, pba_291.030 [Spaltenumbruch] pba_291.101niht mit dem grüenen meienblate, pba_291.031 mit zweigen noch mit esten. pba_291.032 ir schate der tuot den gesten pba_291.033 vil selten in den ougen wol. pba_291.034 ............ pba_291.035 die selben wildenaere pba_291.036 si müezen tiutaere pba_291.037 mit eir maeren lazen gan: pba_291.038 wir enmugen ir da nach niht verstan, pba_291.039 als man si hoeret unde siht pba_291.040 sone ha'n wir ouch der muoze niht pba_291.041 daz wir die glose suochen pba_291.042 in den swarzen buochen. Die möchten schatten mit der Stange, pba_291.102 [Ende Spaltensatz]
Nicht mit dem grünen Laubbehange, pba_291.103 Mit Zweigen noch mit Ästen: pba_291.104 Jhr Schatte thut den Gästen pba_291.105 Gar selten in den Augen wohl. pba_291.106 ............ pba_291.107 So wilder Märe Jäger pba_291.108 Müssen Ausleger pba_291.109 Mit ihren Mären lassen gehn: pba_291.110 Wir können so sie nicht verstehn, pba_291.111 Wie man sie reden hört und liest. pba_291.112 Den Klugen auch die Zeit verdrießt, pba_291.113 Daß er im schwarzen Buche pba_291.114 Nach der Glosse suche. pba_291.001 pba_291.024 [Beginn Spaltensatz] die bernt uns mit dem stocke schate, pba_291.030 [Spaltenumbruch] pba_291.101niht mit dem grüenen meienblate, pba_291.031 mit zwîgen noch mit esten. pba_291.032 ir schate der tuot den gesten pba_291.033 vil selten in den ougen wol. pba_291.034 ............ pba_291.035 die selben wildenaere pba_291.036 si müezen tíutáere pba_291.037 mit îr maeren lâzen gân: pba_291.038 wir enmúgen ir dâ nâch niht verstân, pba_291.039 als man si hoeret unde siht pba_291.040 sone hâ'n wir ouch der muoze niht pba_291.041 daz wir die glôse suochen pba_291.042 in den swarzen buochen. Die möchten schatten mit der Stange, pba_291.102 [Ende Spaltensatz]
Nicht mit dem grünen Laubbehange, pba_291.103 Mit Zweigen noch mit Ästen: pba_291.104 Jhr Schatte thut den Gästen pba_291.105 Gar selten in den Augen wohl. pba_291.106 ............ pba_291.107 So wilder Märe Jäger pba_291.108 Müssen Ausleger pba_291.109 Mit ihren Mären lassen gehn: pba_291.110 Wir können so sie nicht verstehn, pba_291.111 Wie man sie reden hört und liest. pba_291.112 Den Klugen auch die Zeit verdrießt, pba_291.113 Daß er im schwarzen Buche pba_291.114 Nach der Glosse suche. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0309" n="291"/><lb n="pba_291.001"/> halb der ritterlichen Traditionen erzogen werden muß, um es zu erlangen; <lb n="pba_291.002"/> ja noch mehr: obwohl die Taufe unbedingt notwendig ist, um <lb n="pba_291.003"/> des Grals überhaupt auch nur ansichtig zu werden, so ist doch die <lb n="pba_291.004"/> ethische Gesinnungsweise und gewissermaßen die damit verbundene persönliche <lb n="pba_291.005"/> Prädestination so sehr das Haupterfordernis für die Gemeinschaft <lb n="pba_291.006"/> des Grals, daß die <hi rendition="#g">ethnische</hi> Kultur, weit entfernt ihre Träger <lb n="pba_291.007"/> von derselben auszuschließen, unter Umständen sie vorzugsweise dafür <lb n="pba_291.008"/> geeignet erscheinen läßt; — zu dem einzigen Begleiter, der ihm auf seinem <lb n="pba_291.009"/> Zuge nach dem Gralstempel zur Gewinnung des Königstums gestattet <lb n="pba_291.010"/> wird, erwählt Parzival seinen Halbbruder, den <hi rendition="#g">Heiden</hi> Feirefiß, nach <lb n="pba_291.011"/> seiner Taufe verlangt dieser die Pflegerin des Grals zur Gemahlin, <lb n="pba_291.012"/> und die Frucht dieses Bündnisses ist der Priester Johannes, der das <lb n="pba_291.013"/> Christentum bis in die fernsten Länder des Ostens ausbreitet. Auf <lb n="pba_291.014"/> dieses Faktum, das an den Schluß des Ganzen gestellt ist, <hi rendition="#g">weist schon <lb n="pba_291.015"/> die Vorgeschichte hin:</hi> Gahmurets Orientfahrten, seine Verbindung <lb n="pba_291.016"/> mit der Heidenkönigin Belakane haben diese Bedeutung für den Gesamtplan. <lb n="pba_291.017"/> Seine zweite Vermählung mit der aus dem Blute der Gralkönige <lb n="pba_291.018"/> entsprossenen Herzeloide, zu welcher er halb gegen seinen Willen wie <lb n="pba_291.019"/> durch höhere Fügung geführt wird, fördert den Dichter dann zu dem <lb n="pba_291.020"/> Hauptgegenstande seines Planes: in dem aus dieser Ehe geborenen <lb n="pba_291.021"/> Sohn diejenigen Anlagen und denjenigen Entwickelungsgang vorzuführen, <lb n="pba_291.022"/> die allein die Gewinnung des Grals ermöglichen, eine That, die zugleich <lb n="pba_291.023"/> die Erlösung von schweren, auf der Gesamtheit lastenden Leiden bedeutet.</p> <p><lb n="pba_291.024"/> Daß Wolfram sich zu dieser Schilderung weit überwiegend symbolischer <lb n="pba_291.025"/> und sogar allegorischer Mittel bedient, ist die große Schwäche <lb n="pba_291.026"/> seiner Dichtung, die ihm Gottfrieds harten Tadel zuzog, denselben, der <lb n="pba_291.027"/> auch heute noch für viele, wenn nicht für die Mehrzahl, Geltung hat, <lb n="pba_291.028"/> daß er zu denen gehöre:</p> <lb n="pba_291.029"/> <cb type="start"/> <lg> <l> <hi rendition="#aq">die bernt uns mit dem stocke schate,</hi> </l> <lb n="pba_291.030"/> <l> <hi rendition="#aq">niht mit dem grüenen meienblate,</hi> </l> <lb n="pba_291.031"/> <l> <hi rendition="#aq">mit zwîgen noch mit esten.</hi> </l> <lb n="pba_291.032"/> <l> <hi rendition="#aq">ir schate der tuot den gesten</hi> </l> <lb n="pba_291.033"/> <l> <hi rendition="#aq">vil selten in den ougen wol.</hi> </l> <lb n="pba_291.034"/> <l> <hi rendition="#aq">............</hi> </l> <lb n="pba_291.035"/> <l> <hi rendition="#aq">die selben wildenaere</hi> </l> <lb n="pba_291.036"/> <l> <hi rendition="#aq">si müezen tíutáere</hi> </l> <lb n="pba_291.037"/> <l> <hi rendition="#aq">mit îr maeren lâzen gân:</hi> </l> <lb n="pba_291.038"/> <l> <hi rendition="#aq">wir enmúgen ir dâ nâch niht verstân,</hi> </l> <lb n="pba_291.039"/> <l> <hi rendition="#aq">als man si hoeret unde siht</hi> </l> <lb n="pba_291.040"/> <l> <hi rendition="#aq">sone hâ'n wir ouch der muoze niht</hi> </l> <lb n="pba_291.041"/> <l> <hi rendition="#aq">daz wir die glôse suochen</hi> </l> <lb n="pba_291.042"/> <l><hi rendition="#aq">in den swarzen buochen</hi>.</l> </lg> <cb/> <lb n="pba_291.101"/> <lg> <l>Die möchten schatten mit der Stange,</l> <lb n="pba_291.102"/> <l>Nicht mit dem grünen Laubbehange,</l> <lb n="pba_291.103"/> <l>Mit Zweigen noch mit Ästen:</l> <lb n="pba_291.104"/> <l>Jhr Schatte thut den Gästen</l> <lb n="pba_291.105"/> <l>Gar selten in den Augen wohl.</l> <lb n="pba_291.106"/> <l>............</l> <lb n="pba_291.107"/> <l>So wilder Märe Jäger</l> <lb n="pba_291.108"/> <l>Müssen Ausleger</l> <lb n="pba_291.109"/> <l>Mit ihren Mären lassen gehn:</l> <lb n="pba_291.110"/> <l>Wir können so sie nicht verstehn,</l> <lb n="pba_291.111"/> <l>Wie man sie reden hört und liest.</l> <lb n="pba_291.112"/> <l>Den Klugen auch die Zeit verdrießt,</l> <lb n="pba_291.113"/> <l>Daß er im schwarzen Buche</l> <lb n="pba_291.114"/> <l>Nach der Glosse suche.</l> </lg> <cb type="end"/> </div> </body> </text> </TEI> [291/0309]
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halb der ritterlichen Traditionen erzogen werden muß, um es zu erlangen; pba_291.002
ja noch mehr: obwohl die Taufe unbedingt notwendig ist, um pba_291.003
des Grals überhaupt auch nur ansichtig zu werden, so ist doch die pba_291.004
ethische Gesinnungsweise und gewissermaßen die damit verbundene persönliche pba_291.005
Prädestination so sehr das Haupterfordernis für die Gemeinschaft pba_291.006
des Grals, daß die ethnische Kultur, weit entfernt ihre Träger pba_291.007
von derselben auszuschließen, unter Umständen sie vorzugsweise dafür pba_291.008
geeignet erscheinen läßt; — zu dem einzigen Begleiter, der ihm auf seinem pba_291.009
Zuge nach dem Gralstempel zur Gewinnung des Königstums gestattet pba_291.010
wird, erwählt Parzival seinen Halbbruder, den Heiden Feirefiß, nach pba_291.011
seiner Taufe verlangt dieser die Pflegerin des Grals zur Gemahlin, pba_291.012
und die Frucht dieses Bündnisses ist der Priester Johannes, der das pba_291.013
Christentum bis in die fernsten Länder des Ostens ausbreitet. Auf pba_291.014
dieses Faktum, das an den Schluß des Ganzen gestellt ist, weist schon pba_291.015
die Vorgeschichte hin: Gahmurets Orientfahrten, seine Verbindung pba_291.016
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durch höhere Fügung geführt wird, fördert den Dichter dann zu dem pba_291.020
Hauptgegenstande seines Planes: in dem aus dieser Ehe geborenen pba_291.021
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Daß Wolfram sich zu dieser Schilderung weit überwiegend symbolischer pba_291.025
und sogar allegorischer Mittel bedient, ist die große Schwäche pba_291.026
seiner Dichtung, die ihm Gottfrieds harten Tadel zuzog, denselben, der pba_291.027
auch heute noch für viele, wenn nicht für die Mehrzahl, Geltung hat, pba_291.028
daß er zu denen gehöre:
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die bernt uns mit dem stocke schate, pba_291.030
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pba_291.101
Die möchten schatten mit der Stange, pba_291.102
Nicht mit dem grünen Laubbehange, pba_291.103
Mit Zweigen noch mit Ästen: pba_291.104
Jhr Schatte thut den Gästen pba_291.105
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............ pba_291.107
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Wie man sie reden hört und liest. pba_291.112
Den Klugen auch die Zeit verdrießt, pba_291.113
Daß er im schwarzen Buche pba_291.114
Nach der Glosse suche.
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