pba_419.001 sammentreffen des inneren Handlungskernes mit den für die möglichst pba_419.002 vollständige Entwickelung gerade seiner Kraft und Anlage am meisten pba_419.003 geeigneten äußeren Bedingungen vorzuführen, ist die immer sich gleich pba_419.004 bleibende Aufgabe der dramatischen Nachahmung. Die meisten Jrrtümer, pba_419.005 in den dramaturgischen Theorien sowohl wie in der Dichtung, sind pba_419.006 daraus entstanden, daß man diesen so einfachen als natürlichen Satz pba_419.007 außer Augen gelassen hat, daß man also dasjenige der Nachahmung als pba_419.008 ihren Gegenstand substituiert hat, was nur als die Art der Nachahmung pba_419.009 dieses Gegenstandes bestimmend in Betracht kam, und daß man daher pba_419.010 in betreff dieser selbst fehl ging. Schicksalsentscheidung, als Jnbegriff pba_419.011 der Gesamthandlung, also ist dieser Gegenstand und zwar solche, pba_419.012 die der Nachahmung wert ist; dasjenige, wodurch sie in jedem Falle pba_419.013 diesen Wert erhält, bestimmt zugleich den Zweck derselben und ihre Art pba_419.014 und Weise.
pba_419.015 Die unglückliche Schicksalsentscheidung erhält diesen Wert pba_419.016 dadurch, daß sie unverschuldetes Unglück statt als einen Gegenstand des pba_419.017 Schreckens und des Jammers vielmehr als eine streng gesetzliche pba_419.018 Äußerung der höchsten, das Ganze ordnenden Mächte vorzuführen vermögend pba_419.019 ist: demgemäß ist der Zweck ihrer Nachahmung, alle Seelenkräfte pba_419.020 in den Empfindungen der Furcht und des Mitleids zur Thätigkeit pba_419.021 aufzuregen und durch ihre Läuterung zum rechten, und damit des vollkommenen pba_419.022 Gleichgewichtes fähigen, Stande zu bringen, wobei dann die pba_419.023 Seele durch die Vollendung dieser Empfindungsenergie gegenüber den pba_419.024 höchsten Dingen, die vorgestellt werden können, auch der höchsten Art pba_419.025 von Freude genießt.
pba_419.026 Die glückliche Schicksalsentscheidung kann jenen Wert auf pba_419.027 eine doppelte Weise erhalten. Das, was sie ist, muß sie notwendigpba_419.028 und gesetzmäßig sein: es müssen also in ihr entweder die Keime des pba_419.029 Unglücks gar nicht enthalten sein, vielmehr die maßgebend thätigen pba_419.030 Faktoren der glücklichen Entscheidung gemäß geartet, oder es müssen pba_419.031 den vorhandenen und auch wohl zur vollen Wirksamkeit gelangenden pba_419.032 Unglücksfaktoren um so stärkere die glückliche Entscheidung bedingende pba_419.033 Faktoren gegenüberstehen, die über jene den Sieg gewinnen. Jn beiden pba_419.034 Fällen wird die Empfindung der Freude an der Wahrnehmung der pba_419.035 letzteren überwiegend sein, die Erweckung der unmittelbaren Lustempfindung pba_419.036 also der vornehmste Nachahmungszweck.
pba_419.037 Wenn nun aber in dem ersten Falle die das Unglück mit Notwendigkeit pba_419.038 bewirkenden Faktoren ausgeschlossen sind, so bedingt das pba_419.039 Wesen der Schicksalsentscheidung, wie überhaupt schon die Natur der pba_419.040 menschlichen Verhältnisse es mit sich bringt, doch, daß negative Kräfte
pba_419.001 sammentreffen des inneren Handlungskernes mit den für die möglichst pba_419.002 vollständige Entwickelung gerade seiner Kraft und Anlage am meisten pba_419.003 geeigneten äußeren Bedingungen vorzuführen, ist die immer sich gleich pba_419.004 bleibende Aufgabe der dramatischen Nachahmung. Die meisten Jrrtümer, pba_419.005 in den dramaturgischen Theorien sowohl wie in der Dichtung, sind pba_419.006 daraus entstanden, daß man diesen so einfachen als natürlichen Satz pba_419.007 außer Augen gelassen hat, daß man also dasjenige der Nachahmung als pba_419.008 ihren Gegenstand substituiert hat, was nur als die Art der Nachahmung pba_419.009 dieses Gegenstandes bestimmend in Betracht kam, und daß man daher pba_419.010 in betreff dieser selbst fehl ging. Schicksalsentscheidung, als Jnbegriff pba_419.011 der Gesamthandlung, also ist dieser Gegenstand und zwar solche, pba_419.012 die der Nachahmung wert ist; dasjenige, wodurch sie in jedem Falle pba_419.013 diesen Wert erhält, bestimmt zugleich den Zweck derselben und ihre Art pba_419.014 und Weise.
pba_419.015 Die unglückliche Schicksalsentscheidung erhält diesen Wert pba_419.016 dadurch, daß sie unverschuldetes Unglück statt als einen Gegenstand des pba_419.017 Schreckens und des Jammers vielmehr als eine streng gesetzliche pba_419.018 Äußerung der höchsten, das Ganze ordnenden Mächte vorzuführen vermögend pba_419.019 ist: demgemäß ist der Zweck ihrer Nachahmung, alle Seelenkräfte pba_419.020 in den Empfindungen der Furcht und des Mitleids zur Thätigkeit pba_419.021 aufzuregen und durch ihre Läuterung zum rechten, und damit des vollkommenen pba_419.022 Gleichgewichtes fähigen, Stande zu bringen, wobei dann die pba_419.023 Seele durch die Vollendung dieser Empfindungsenergie gegenüber den pba_419.024 höchsten Dingen, die vorgestellt werden können, auch der höchsten Art pba_419.025 von Freude genießt.
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pba_419.037 Wenn nun aber in dem ersten Falle die das Unglück mit Notwendigkeit pba_419.038 bewirkenden Faktoren ausgeschlossen sind, so bedingt das pba_419.039 Wesen der Schicksalsentscheidung, wie überhaupt schon die Natur der pba_419.040 menschlichen Verhältnisse es mit sich bringt, doch, daß negative Kräfte
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sammentreffen des inneren Handlungskernes mit den für die möglichst pba_419.002
vollständige Entwickelung gerade seiner Kraft und Anlage am meisten pba_419.003
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Wenn nun aber in dem ersten Falle die das Unglück mit Notwendigkeit pba_419.038
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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/437>, abgerufen am 22.11.2024.
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