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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.

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-- oder doch, im besten Falle, nur matt, insofern ja freilich auch schon pba_038.002
mit der bloßen Reminiscenz bei der Aufzählung von gewissen Naturgegenständen, pba_038.003
und noch mehr mit dem Anblick ihrer Nachbildung, sich pba_038.004
Regungen wohlgefälliger Empfindung, und zwar mitunter in ganz bestimmter pba_038.005
Ausprägung, verknüpfen können.1 Ein höchst anmutiges Beispiel pba_038.006
derart ist Uhlands "Lob des Frühlings":

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Saatengrün, Veilchenduft, pba_038.008
Lerchenwirbel, Amselschlag, pba_038.009
Sommerregen, linde Luft! pba_038.010
Wenn ich solche Worte singe, pba_038.011
Braucht es dann noch großer Dinge, pba_038.012
Dich zu preisen, Frühlingstag?

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Jst hier auch freilich durch die zweite Strophe der Empfindung pba_038.014
noch bestimmter die Richtung angewiesen, so entsteht doch das eigentlich pba_038.015
sie erregende Bild durch die bloße, rhythmisch geschmückte Aufzählung einfacher pba_038.016
Naturdinge.

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Aber ihre eigentliche und höchste Wirksamkeit erhält die künstlerische pba_038.018
Naturdarstellung doch nur, sobald sie psychisches Leben atmet, pba_038.019
d. h. also, sobald sie dem Dichter lediglich das Mittel für den Empfindungsausdruck pba_038.020
ist; je gesunder und reicher diese Empfindung pba_038.021
ist, und je bestimmter er sie nachahmend zu erwecken weiß, desto vollkommener pba_038.022
ist sein Gedicht. Das erreicht er, indem er den Naturgegenständen pba_038.023
die Analogie des Empfindens, Wollens und Handelns leiht, pba_038.024
wodurch er sie in unmittelbaren Rapport mit dem ganzen Reich unsers pba_038.025
eigenen seelischen Lebens setzt, und sie eben damit in jene menschliche pba_038.026
"des Jdeals fähige" Sphäre erhebt.

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Und hiermit wäre der gesuchte tiefere Grund gefunden, warum pba_038.028
der Dichter, sobald er den Zweck seiner Nachahmung durch das Mittel pba_038.029
der Körperdarstellung erreichen will, sich nicht begnügen darf, an pba_038.030
die einzelnen äußeren Züge der Gestalten uns zu erinnern,
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die bei ihm die Sprache nicht sprechen, die sie der Maler zu uns reden pba_038.032
zu lassen vermag, sondern ihnen jene beseelte Bewegung erteilen pba_038.033
muß, die, von innen heraus wirkend und unser pba_038.034
Jnneres wiederum bewegend, gleichsam
-- wenigstens unserem pba_038.035
Empfinden nach, das eben dadurch erst ein poetisches Empfinden ist -- pba_038.036
jene äußeren Züge geschaffen hat, welche der Maler uns sehen

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"Eine Rose und ein Mondschein erregen immer eine angenehme Empfindung pba_038.038
und was vermag nicht eine Palme." Vgl. Lehrs a. a. O. in dem Aufsatz: "Die pba_038.039
Nymphen".

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— oder doch, im besten Falle, nur matt, insofern ja freilich auch schon pba_038.002
mit der bloßen Reminiscenz bei der Aufzählung von gewissen Naturgegenständen, pba_038.003
und noch mehr mit dem Anblick ihrer Nachbildung, sich pba_038.004
Regungen wohlgefälliger Empfindung, und zwar mitunter in ganz bestimmter pba_038.005
Ausprägung, verknüpfen können.1 Ein höchst anmutiges Beispiel pba_038.006
derart ist Uhlands „Lob des Frühlings“:

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Dich zu preisen, Frühlingstag?

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Jst hier auch freilich durch die zweite Strophe der Empfindung pba_038.014
noch bestimmter die Richtung angewiesen, so entsteht doch das eigentlich pba_038.015
sie erregende Bild durch die bloße, rhythmisch geschmückte Aufzählung einfacher pba_038.016
Naturdinge.

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Aber ihre eigentliche und höchste Wirksamkeit erhält die künstlerische pba_038.018
Naturdarstellung doch nur, sobald sie psychisches Leben atmet, pba_038.019
d. h. also, sobald sie dem Dichter lediglich das Mittel für den Empfindungsausdruck pba_038.020
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eigenen seelischen Lebens setzt, und sie eben damit in jene menschliche pba_038.026
„des Jdeals fähige“ Sphäre erhebt.

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Und hiermit wäre der gesuchte tiefere Grund gefunden, warum pba_038.028
der Dichter, sobald er den Zweck seiner Nachahmung durch das Mittel pba_038.029
der Körperdarstellung erreichen will, sich nicht begnügen darf, an pba_038.030
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Jnneres wiederum bewegend, gleichsam
— wenigstens unserem pba_038.035
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„Eine Rose und ein Mondschein erregen immer eine angenehme Empfindung pba_038.038
und was vermag nicht eine Palme.“ Vgl. Lehrs a. a. O. in dem Aufsatz: „Die pba_038.039
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Zitationshilfe: Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/56>, abgerufen am 21.11.2024.