Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.pba_558.001 pba_558.027 XXVII. pba_558.028 medam' o panta nemon pba_558.030
theit' ema gnoma kratos antipalon Zeus, pba_558.031 med' elinusaimi theous osiais thoinais potinissomena pba_558.032 bouphonois par' Okeanou patros asbeston poron, pba_558.033 med' alitoimi logois; pba_558.034 alla moi tod' emmenoi kai mepot' ektakeie. pba_558.035 edu ti tharsaleais pba_558.036 ton makron teinein bion elpisi, phanais pba_558.037 thumon aldainousan en euphrosunais. phrisso de se derkomena pba_558.001 pba_558.027 XXVII. pba_558.028 μηδάμ' ὁ πάντα νέμων pba_558.030
θεῖτ' ἐμᾷ γνώμᾳ κράτος ἀντίπαλον Ζεῦς, pba_558.031 μηδ' ἐλινύσαιμι θεοὺς ὁσίαις θοίναις ποτινισσομένα pba_558.032 βουφόνοις παρ' Ὠκεανοῦ πατρὸς ἄσβεστον πόρον, pba_558.033 μηδ' ἀλίτοιμι λόγοις· pba_558.034 ἀλλά μοι τόδ' ἐμμένοι καὶ μήποτ' ἐκτακείη. pba_558.035 ἡδύ τι θαρσαλέαις pba_558.036 τὸν μακρὸν τείνειν βίον ἐλπίσι, φαναῖς pba_558.037 θυμὸν ἀλδαίνουσαν ἐν εὐφροσύναις. φρίσσω δέ σε δερκομένα <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0576" n="558"/><lb n="pba_558.001"/> Schiller auch namentlich dadurch, daß er der Forderung der moralischphilosophischen <lb n="pba_558.002"/> Thätigkeit immer sogleich die des entsprechenden moralischen <lb n="pba_558.003"/> Gefühls hinzufügt, wie hier der Forderung des „<hi rendition="#g">deutlichen</hi> <lb n="pba_558.004"/> Bewußtseins <hi rendition="#g">teleologischer Verknüpfung</hi> der Dinge“ die des <hi rendition="#g">Bewußtseins</hi> <lb n="pba_558.005"/> „<hi rendition="#g">erhabener</hi>“ Ordnung, eines „<hi rendition="#g">gütigen</hi>“ Willens. Damit <lb n="pba_558.006"/> wird der Grundfehler nur im Ausdruck gemildert und um so gefährlicher <lb n="pba_558.007"/> gemacht, denn an seinem Wesen wird damit nichts geändert.) — <lb n="pba_558.008"/> Dann gesellt sich zu unserem Vergnügen an moralischer Übereinstimmung <lb n="pba_558.009"/> die erquickende Vorstellung der vollkommensten Zweckmäßigkeit im <lb n="pba_558.010"/> großen Ganzen der Natur, und die scheinbare Verletzung derselben, welche <lb n="pba_558.011"/> uns in dem einzelnen Falle Schmerzen erweckte, wird bloß <hi rendition="#g">ein Stachel <lb n="pba_558.012"/> für unsere Vernunft, in allgemeinen Gesetzen eine Rechtfertigung <lb n="pba_558.013"/> dieses besondern Falles aufzusuchen</hi> und den einzelnen <lb n="pba_558.014"/> Mißlaut in der <hi rendition="#g">großen Harmonie</hi> aufzulösen. <hi rendition="#g">Zu dieser <lb n="pba_558.015"/> reinen Höhe tragischer Rührung hat sich die griechische Kunst <lb n="pba_558.016"/> nie erhoben, weil weder die Volksreligion, noch selbst die <lb n="pba_558.017"/> Philosophie der Griechen ihnen so weit voranleuchtete.</hi> Der <lb n="pba_558.018"/> neueren Kunst, welche den Vorteil genießt, von einer geläuterten Philosophie <lb n="pba_558.019"/> einen reineren Stoff zu empfangen, ist es aufbehalten, auch diese <lb n="pba_558.020"/> höchste Forderung zu erfüllen und so die ganze <hi rendition="#g">moralische Würde</hi> <lb n="pba_558.021"/> der Kunst zu entfalten. Müssen wir Neueren wirklich darauf Verzicht <lb n="pba_558.022"/> thun, griechische Kunst je wieder herzustellen, da der philosophische Genius <lb n="pba_558.023"/> des Zeitalters und die moderne Kultur überhaupt der Poesie nicht <lb n="pba_558.024"/> günstig sind, so wirken sie weniger nachteilig auf die tragische Kunst, <lb n="pba_558.025"/> welche <hi rendition="#g">mehr auf dem Sittlichen</hi> ruht. Jhr allein ersetzt vielleicht <lb n="pba_558.026"/> unsere Kultur den <hi rendition="#g">Raub,</hi> den sie an der Kunst überhaupt verübt.“</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lb n="pba_558.027"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#c">XXVII.</hi> </head> <p><lb n="pba_558.028"/> Wie singt doch der Chor in des <hi rendition="#g">Äschylus</hi> „<hi rendition="#g">Prometheus</hi>“?</p> <lb n="pba_558.029"/> <lg> <l> <hi rendition="#aq"> <foreign xml:lang="grc">μηδάμ' ὁ πάντα νέμων</foreign> </hi> </l> <lb n="pba_558.030"/> <l> <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="grc">θεῖτ' ἐμᾷ γνώμᾳ κράτος ἀντίπαλον Ζεῦς</foreign>,</hi> </l> <lb n="pba_558.031"/> <l> <hi rendition="#aq"> <foreign xml:lang="grc">μηδ' ἐλινύσαιμι θεοὺς ὁσίαις θοίναις ποτινισσομένα</foreign> </hi> </l> <lb n="pba_558.032"/> <l> <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="grc">βουφόνοις παρ' Ὠκεανοῦ πατρὸς ἄσβεστον πόρον</foreign>,</hi> </l> <lb n="pba_558.033"/> <l> <hi rendition="#aq"> <foreign xml:lang="grc">μηδ' ἀλίτοιμι λόγοις·</foreign> </hi> </l> <lb n="pba_558.034"/> <l> <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="grc">ἀλλά μοι τόδ' ἐμμένοι καὶ μήποτ' ἐκτακείη</foreign>.</hi> </l> <lb n="pba_558.035"/> <l> <hi rendition="#aq"> <foreign xml:lang="grc">ἡδύ τι θαρσαλέαις</foreign> </hi> </l> <lb n="pba_558.036"/> <l> <hi rendition="#aq"> <foreign xml:lang="grc">τὸν μακρὸν τείνειν βίον ἐλπίσι, φαναῖς</foreign> </hi> </l> <lb n="pba_558.037"/> <l> <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="grc">θυμὸν ἀλδαίνουσαν ἐν εὐφροσύναις</foreign>. <foreign xml:lang="grc">φρίσσω δέ σε</foreign><foreign xml:lang="grc">δερκομένα</foreign></hi> </l> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [558/0576]
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Schiller auch namentlich dadurch, daß er der Forderung der moralischphilosophischen pba_558.002
Thätigkeit immer sogleich die des entsprechenden moralischen pba_558.003
Gefühls hinzufügt, wie hier der Forderung des „deutlichen pba_558.004
Bewußtseins teleologischer Verknüpfung der Dinge“ die des Bewußtseins pba_558.005
„erhabener“ Ordnung, eines „gütigen“ Willens. Damit pba_558.006
wird der Grundfehler nur im Ausdruck gemildert und um so gefährlicher pba_558.007
gemacht, denn an seinem Wesen wird damit nichts geändert.) — pba_558.008
Dann gesellt sich zu unserem Vergnügen an moralischer Übereinstimmung pba_558.009
die erquickende Vorstellung der vollkommensten Zweckmäßigkeit im pba_558.010
großen Ganzen der Natur, und die scheinbare Verletzung derselben, welche pba_558.011
uns in dem einzelnen Falle Schmerzen erweckte, wird bloß ein Stachel pba_558.012
für unsere Vernunft, in allgemeinen Gesetzen eine Rechtfertigung pba_558.013
dieses besondern Falles aufzusuchen und den einzelnen pba_558.014
Mißlaut in der großen Harmonie aufzulösen. Zu dieser pba_558.015
reinen Höhe tragischer Rührung hat sich die griechische Kunst pba_558.016
nie erhoben, weil weder die Volksreligion, noch selbst die pba_558.017
Philosophie der Griechen ihnen so weit voranleuchtete. Der pba_558.018
neueren Kunst, welche den Vorteil genießt, von einer geläuterten Philosophie pba_558.019
einen reineren Stoff zu empfangen, ist es aufbehalten, auch diese pba_558.020
höchste Forderung zu erfüllen und so die ganze moralische Würde pba_558.021
der Kunst zu entfalten. Müssen wir Neueren wirklich darauf Verzicht pba_558.022
thun, griechische Kunst je wieder herzustellen, da der philosophische Genius pba_558.023
des Zeitalters und die moderne Kultur überhaupt der Poesie nicht pba_558.024
günstig sind, so wirken sie weniger nachteilig auf die tragische Kunst, pba_558.025
welche mehr auf dem Sittlichen ruht. Jhr allein ersetzt vielleicht pba_558.026
unsere Kultur den Raub, den sie an der Kunst überhaupt verübt.“
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XXVII. pba_558.028
Wie singt doch der Chor in des Äschylus „Prometheus“?
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μηδάμ' ὁ πάντα νέμων pba_558.030
θεῖτ' ἐμᾷ γνώμᾳ κράτος ἀντίπαλον Ζεῦς, pba_558.031
μηδ' ἐλινύσαιμι θεοὺς ὁσίαις θοίναις ποτινισσομένα pba_558.032
βουφόνοις παρ' Ὠκεανοῦ πατρὸς ἄσβεστον πόρον, pba_558.033
μηδ' ἀλίτοιμι λόγοις· pba_558.034
ἀλλά μοι τόδ' ἐμμένοι καὶ μήποτ' ἐκτακείη. pba_558.035
ἡδύ τι θαρσαλέαις pba_558.036
τὸν μακρὸν τείνειν βίον ἐλπίσι, φαναῖς pba_558.037
θυμὸν ἀλδαίνουσαν ἐν εὐφροσύναις. φρίσσω δέ σε δερκομένα
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