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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.

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sie hervorbringt im Empfinden durch die Anschauung des Handlungsverlaufes; pba_574.002
demgemäß sie hervorbringt nicht als eine "Jdee" -- pba_574.003
vor der so vieles und so unrichtiges in Erörterungen tragischer Kunstwerke pba_574.004
gesprochen wird, als ob "Jdeen" im Empfinden entstehen --, pba_574.005
sondern als eine mit der Katharsis der tragischen Affekte in diesem pba_574.006
Stücke unauflöslich verbundene Thatsache im Gemüt.

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Das "Wie" der Lösung bleibt im Dunkel, obwohl der zweite Teil pba_574.008
der Tragödie, der mit dem Auftreten der Jo beginnt, den Prometheus pba_574.009
dieser gegenüber die Zukunft enthüllen läßt, wie er sie durch seine pba_574.010
Mutter Themis kennt: aus dem Geschlecht der Jo wird ihm im dreizehnten pba_574.011
Gliede der Retter erwachsen; Zeus aber wird einen Ehebund pba_574.012
schließen, dessen Sprößling, stärker als er selbst und als Poseidon, den pba_574.013
Vater zu stürzen bestimmt ist. Mit wunderbarem Tiefsinn hat Äschylus pba_574.014
diese Verknüpfung der Prometheussage mit dem Jomythus benutzt, um pba_574.015
eine herrliche Entwickelung vorzubereiten. Es wird auch hier erforderlich pba_574.016
sein dem Sinne nachzugehen, in welchem er diesen Mythus umgestaltet pba_574.017
hat, ehe seine dramatische Technik erkannt werden kann.

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Dennoch also soll dem Prometheus, obwohl der Chor ihn mahnte, pba_574.019
die Menschen, um derentwillen er all sein Leiden auf sich genommen pba_574.020
hat, könnten ihm nicht helfen, von dem Menschengeschlecht die pba_574.021
Rettung kommen. Doch in geheimnisvoller Weise muß Zeus selbst sich pba_574.022
dem Menschengeschlecht verbinden, um die Rettung möglich zu machen: pba_574.023
der "schwarze Epaphos", der Ahnherr des Halbgottes Herakles, hat pba_574.024
seinen Namen davon, daß durch die bloße Berührung der Jo Zeus pba_574.025
ihn erzeugte, nachdem er am Ende ihrer Leiden in der Nilstadt Kanobos pba_574.026
sie vom Wahnsinn geheilt hat.1 Hier zeigt sich also die Aussicht auf pba_574.027
eine Schlichtung des Konflikts unter Mitwirkung des Zeus durch menschliche pba_574.028
Kraft, die vernichten zu wollen Prometheus dem Zeus in leiden-

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S. V. 848 ff.: pba_574.030
entautha de se Zeus tithesin emphrona pba_574.031
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tixeis kelainon Epaphon. pba_574.034
Dort gibt des Geistes Gesundung Zeus, mit sanfter Hand pba_574.035
Schmerzlosem Druck dich nur berührend, dir zurück. pba_574.036
Du aber wirst von Zeus' Berührung so benannt pba_574.037
Den schwarzen Epaphos ihm gebären.
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Den gleichen Bericht gibt der Chor in den "Schutzflehenden", V. 573 ff.: daß pba_574.039
nach "untrüglichem Zeugnis" -- apseudei logo -- Jo durch Berührung und göttlichen pba_574.040
Anhauch den Sproß des Zeus empfangen habe.

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sie hervorbringt im Empfinden durch die Anschauung des Handlungsverlaufes; pba_574.002
demgemäß sie hervorbringt nicht als eine „Jdee“ — pba_574.003
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sondern als eine mit der Katharsis der tragischen Affekte in diesem pba_574.006
Stücke unauflöslich verbundene Thatsache im Gemüt.

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Das „Wie“ der Lösung bleibt im Dunkel, obwohl der zweite Teil pba_574.008
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sein dem Sinne nachzugehen, in welchem er diesen Mythus umgestaltet pba_574.017
hat, ehe seine dramatische Technik erkannt werden kann.

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Dennoch also soll dem Prometheus, obwohl der Chor ihn mahnte, pba_574.019
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S. V. 848 ff.: pba_574.030
ἐνταῦθα δή σε Ζεὺς τίθησιν ἔμφρονα pba_574.031
ἐπαφῶν ἀταρβεῖ χειρὶ καὶ θιγὼν μόνον. pba_574.032
ἐπώνυμον δὲ τῶν Διὸς γέννημ' ἁφῶν pba_574.033
τίξεις κελαινὸν Ἔπαφον. pba_574.034
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Zitationshilfe: Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/592>, abgerufen am 22.11.2024.