Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.pba_060.001 pba_060.004 pba_060.006
freilich Empfindungen zunächst nicht nachzuahmen, weil der Empfindungsvorgang pba_060.007 jedesmal ein einzelner und demgemäß an bestimmte einzelne Umstände pba_060.008 geknüpft ist, welche der Musik schlechthin undarstellbar sind. Dagegen hat sie die Nachahmung pba_060.009 des Ethos völlig in ihrer Macht. Während die einfache Empfindung eines pba_060.010 bestimmten, in einer fest begrenzten Situation befindlichen oder doch gedachten, Objektes pba_060.011 bedarf, um sich zu verwirklichen, ist das Ethos an und für sich dauernd vorhanden, pba_060.012 und statt daß die ihm entsprechenden Seelenvorgänge der Objekte bedürften, um in pba_060.013 Thätigkeit zu gelangen, sind sie vielmehr imstande, durch ihre eigene Kraft pba_060.014 jene in der Vorstellung hervorzubringen! Hier genügt also jene oben erwähnte pba_060.015 geheimnisvolle Analogie zwischen den äußeren Bewegungen, Rhythmen und pba_060.016 Klängen vollauf um die Nachahmung zu erreichen, und so entfaltet die Musik auf diesem pba_060.017 unbegrenzten Gebiete ihre ganze, gewaltige Macht, unendlich weit hinaus über das, pba_060.018 was Worte vermögen, die Stimmungen und Gemütszustände zu erregen, zu erhöhen, pba_060.019 sie gegenseitig sich bekämpfen, sich komplicieren, sich ausgleichen und verschmelzen, mit pba_060.020 einem Worte sich voll ausleben zu lassen mit einer Kraft und Tiefe, Mannigfaltigkeit pba_060.021 und Fülle, und wieder mit einer Zartheit und Verfeinerung, welche nicht allein den pba_060.022 Worten, sondern auch den Begriffen unerreichbar und unfaßbar sind. pba_060.023 Hier zeigt es sich nun aber, wie das, was vorhin in betreff der Nachahmung von pba_060.024 Empfindungen aufgegeben werden mußte, nun zu einem höchst wesentlichen Teile wieder pba_060.025 einzuholen ist. Es wurde oben (vgl. S. 42 ff.) von dem auf bestimmten Anlaß sich pba_060.026 ereignenden Empfindungsvorgang die in der Seele dazu als Kraft, Vermögen vorhandene pba_060.027 präexistierende Disposition (dunamis) unterschieden; diese bloße Dynamis des pba_060.028 betreffenden Pathos bedarf nun keineswegs der Erzählung eines Vorganges oder der pba_060.029 Darstellung einer Situation, welche die individuell begrenzte Erregungsursache abgeben, pba_060.030 sondern sie kann, genau wie das Ethos, dauernd vorhanden sein und vermag aus pba_060.031 sich heraus die Vorstellung der ihr entsprechenden Objekte anzuregen. Solche Empfindungsdispositionen pba_060.032 (dunameis) kann daher die Musik, vermöge jener erwähnten pba_060.033 Analogie der Rhythmen und Klänge mit den Seelenbewegungen, ganz unmittelbar pba_060.034 und in höchster Jntensität, wie keine andere Kunst, weil dies ihr eigentliches pba_060.035 Gebiet ist (oikeion ergon), nachahmen und durch die Nachahmung bei dem Hörer pba_060.036 wiederum erwecken. So bringt also die Musik, wie das Materielle und "praktisch" pba_060.037 Geschehene für sie ja völlig undarstellbar ist, die Empfindungs-Dispositionen ganz pba_060.038 unsubstanziiert hervor; der Hörer kann es dabei bewenden lassen und den künstlerischen pba_060.039 Genuß, die Hedone, in dieser allgemeinen Energie seines Wahrnehmungs- pba_060.040 und Empfindungsvermögens (tes aistheseos) finden: es ist ihm aber pba_060.041 unbenommen, diese allgemeine Disposition, welche durch die Nachahmung der Musik in pba_060.042 ihm hervorgebracht wird, zu substanziieren, in einer nach seinen individuellen Verhältnissen pba_060.043 ins Einzelne gehenden Weise in Thätigkeit zu setzen, d. h. also zu einer nun pba_060.044 erst bestimmt modifizierten Empfindung werden zu lassen. Das wird um pba_060.045 so mehr geschehen, je mehr Zeit, Umgebung, Umstände, Anlässe ihn direkt darauf hin- pba_060.001 pba_060.004 pba_060.006
freilich Empfindungen zunächst nicht nachzuahmen, weil der Empfindungsvorgang pba_060.007 jedesmal ein einzelner und demgemäß an bestimmte einzelne Umstände pba_060.008 geknüpft ist, welche der Musik schlechthin undarstellbar sind. Dagegen hat sie die Nachahmung pba_060.009 des Ethos völlig in ihrer Macht. Während die einfache Empfindung eines pba_060.010 bestimmten, in einer fest begrenzten Situation befindlichen oder doch gedachten, Objektes pba_060.011 bedarf, um sich zu verwirklichen, ist das Ethos an und für sich dauernd vorhanden, pba_060.012 und statt daß die ihm entsprechenden Seelenvorgänge der Objekte bedürften, um in pba_060.013 Thätigkeit zu gelangen, sind sie vielmehr imstande, durch ihre eigene Kraft pba_060.014 jene in der Vorstellung hervorzubringen! Hier genügt also jene oben erwähnte pba_060.015 geheimnisvolle Analogie zwischen den äußeren Bewegungen, Rhythmen und pba_060.016 Klängen vollauf um die Nachahmung zu erreichen, und so entfaltet die Musik auf diesem pba_060.017 unbegrenzten Gebiete ihre ganze, gewaltige Macht, unendlich weit hinaus über das, pba_060.018 was Worte vermögen, die Stimmungen und Gemütszustände zu erregen, zu erhöhen, pba_060.019 sie gegenseitig sich bekämpfen, sich komplicieren, sich ausgleichen und verschmelzen, mit pba_060.020 einem Worte sich voll ausleben zu lassen mit einer Kraft und Tiefe, Mannigfaltigkeit pba_060.021 und Fülle, und wieder mit einer Zartheit und Verfeinerung, welche nicht allein den pba_060.022 Worten, sondern auch den Begriffen unerreichbar und unfaßbar sind. pba_060.023 Hier zeigt es sich nun aber, wie das, was vorhin in betreff der Nachahmung von pba_060.024 Empfindungen aufgegeben werden mußte, nun zu einem höchst wesentlichen Teile wieder pba_060.025 einzuholen ist. Es wurde oben (vgl. S. 42 ff.) von dem auf bestimmten Anlaß sich pba_060.026 ereignenden Empfindungsvorgang die in der Seele dazu als Kraft, Vermögen vorhandene pba_060.027 präexistierende Disposition (δύναμις) unterschieden; diese bloße Dynamis des pba_060.028 betreffenden Pathos bedarf nun keineswegs der Erzählung eines Vorganges oder der pba_060.029 Darstellung einer Situation, welche die individuell begrenzte Erregungsursache abgeben, pba_060.030 sondern sie kann, genau wie das Ethos, dauernd vorhanden sein und vermag aus pba_060.031 sich heraus die Vorstellung der ihr entsprechenden Objekte anzuregen. Solche Empfindungsdispositionen pba_060.032 (δυνάμεις) kann daher die Musik, vermöge jener erwähnten pba_060.033 Analogie der Rhythmen und Klänge mit den Seelenbewegungen, ganz unmittelbar pba_060.034 und in höchster Jntensität, wie keine andere Kunst, weil dies ihr eigentliches pba_060.035 Gebiet ist (οἰκεῖον ἔργον), nachahmen und durch die Nachahmung bei dem Hörer pba_060.036 wiederum erwecken. So bringt also die Musik, wie das Materielle und „praktisch“ pba_060.037 Geschehene für sie ja völlig undarstellbar ist, die Empfindungs-Dispositionen ganz pba_060.038 unsubstanziiert hervor; der Hörer kann es dabei bewenden lassen und den künstlerischen pba_060.039 Genuß, die Hedone, in dieser allgemeinen Energie seines Wahrnehmungs- pba_060.040 und Empfindungsvermögens (τῆς αἰσθήσεως) finden: es ist ihm aber pba_060.041 unbenommen, diese allgemeine Disposition, welche durch die Nachahmung der Musik in pba_060.042 ihm hervorgebracht wird, zu substanziieren, in einer nach seinen individuellen Verhältnissen pba_060.043 ins Einzelne gehenden Weise in Thätigkeit zu setzen, d. h. also zu einer nun pba_060.044 erst bestimmt modifizierten Empfindung werden zu lassen. 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Die Kunst aber, welche ganz und gar mit ihren Mitteln auf die nachahmende pba_060.002
Erweckung des Ethos gewiesen ist, und welche hier ihre ganze pba_060.003
Stärke entfaltet, ist die Architektur.
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geknüpft ist, welche der Musik schlechthin undarstellbar sind. Dagegen hat sie die Nachahmung pba_060.009
des Ethos völlig in ihrer Macht. Während die einfache Empfindung eines pba_060.010
bestimmten, in einer fest begrenzten Situation befindlichen oder doch gedachten, Objektes pba_060.011
bedarf, um sich zu verwirklichen, ist das Ethos an und für sich dauernd vorhanden, pba_060.012
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Thätigkeit zu gelangen, sind sie vielmehr imstande, durch ihre eigene Kraft pba_060.014
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geheimnisvolle Analogie zwischen den äußeren Bewegungen, Rhythmen und pba_060.016
Klängen vollauf um die Nachahmung zu erreichen, und so entfaltet die Musik auf diesem pba_060.017
unbegrenzten Gebiete ihre ganze, gewaltige Macht, unendlich weit hinaus über das, pba_060.018
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einem Worte sich voll ausleben zu lassen mit einer Kraft und Tiefe, Mannigfaltigkeit pba_060.021
und Fülle, und wieder mit einer Zartheit und Verfeinerung, welche nicht allein den pba_060.022
Worten, sondern auch den Begriffen unerreichbar und unfaßbar sind. pba_060.023
Hier zeigt es sich nun aber, wie das, was vorhin in betreff der Nachahmung von pba_060.024
Empfindungen aufgegeben werden mußte, nun zu einem höchst wesentlichen Teile wieder pba_060.025
einzuholen ist. Es wurde oben (vgl. S. 42 ff.) von dem auf bestimmten Anlaß sich pba_060.026
ereignenden Empfindungsvorgang die in der Seele dazu als Kraft, Vermögen vorhandene pba_060.027
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betreffenden Pathos bedarf nun keineswegs der Erzählung eines Vorganges oder der pba_060.029
Darstellung einer Situation, welche die individuell begrenzte Erregungsursache abgeben, pba_060.030
sondern sie kann, genau wie das Ethos, dauernd vorhanden sein und vermag aus pba_060.031
sich heraus die Vorstellung der ihr entsprechenden Objekte anzuregen. Solche Empfindungsdispositionen pba_060.032
(δυνάμεις) kann daher die Musik, vermöge jener erwähnten pba_060.033
Analogie der Rhythmen und Klänge mit den Seelenbewegungen, ganz unmittelbar pba_060.034
und in höchster Jntensität, wie keine andere Kunst, weil dies ihr eigentliches pba_060.035
Gebiet ist (οἰκεῖον ἔργον), nachahmen und durch die Nachahmung bei dem Hörer pba_060.036
wiederum erwecken. So bringt also die Musik, wie das Materielle und „praktisch“ pba_060.037
Geschehene für sie ja völlig undarstellbar ist, die Empfindungs-Dispositionen ganz pba_060.038
unsubstanziiert hervor; der Hörer kann es dabei bewenden lassen und den künstlerischen pba_060.039
Genuß, die Hedone, in dieser allgemeinen Energie seines Wahrnehmungs- pba_060.040
und Empfindungsvermögens (τῆς αἰσθήσεως) finden: es ist ihm aber pba_060.041
unbenommen, diese allgemeine Disposition, welche durch die Nachahmung der Musik in pba_060.042
ihm hervorgebracht wird, zu substanziieren, in einer nach seinen individuellen Verhältnissen pba_060.043
ins Einzelne gehenden Weise in Thätigkeit zu setzen, d. h. also zu einer nun pba_060.044
erst bestimmt modifizierten Empfindung werden zu lassen. Das wird um pba_060.045
so mehr geschehen, je mehr Zeit, Umgebung, Umstände, Anlässe ihn direkt darauf hin-
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