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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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gereinigt und abgekühlt werden, und dies geschieht, indem man sie
auf irgend eine Art aus dem Braukessel in einen Seiher (die
Seiherbutte, den Hopfenkorb oder Hopfenseiher), und durch
diesen hindurch in einen großen flachen offenen Behälter (das
Kühlschiff, den Kühlstock) schafft9), wo sie bis zu 10-14°
Reaum. abkühlt. Endlich fehlt nur noch die Einleitung der Gäh-
rung. Zu diesem Behufe kommt die Würze jetzt in den sogenannten
Stellbottich, der von verschiedener Größe sein kann, aber für
die Gährung um so besser, je größer er ist. Man versetzt sie zu
diesem Behufe mit Hefe10), und es zeigen sich dabei die gewöhn-
lichen Erscheinungen wie bei der Weingährung. Die Nachgäh-
rung wird bewirkt, wenn man das Bier jetzt in Flaschen oder
Krüge einsperrt; sie findet sogar noch in verpichten Fässern Statt,
weßhalb man diese nicht fest verschließen darf. Nach vollendeter
Gährung läßt man aber das Bier ab, und hebt es in Lagerfässern
einige Zeit auf. Es gibt verschiedene Arten von Bier11); aber
ein Nebenprodukt der Bierbrauerei ist die Bierhefe, welche man
an einem kühlen Orte aufbewahrt, und, um sie zu erhalten, täg-
lich mit frischem Wasser begießt, nachdem man das alte abge-
lassen hat.

1) Zur Literatur: Prechtl Encyclopädie. II. 96. Poppe Handbuch. II. 362.
Beckmann Anleitung zur Technologie. S. 178. v. Keeß Darstellung. II. 315.
Hermbstädt Technologie. II. §. 529. Außer den besondern älteren Werken dar-
über von Simon (Dresden 1771), Heun (Leipzig 1777), Richardson (aus
dem Englischen übersetzt von Crell. Berlin 1788), Waeser (Berlin 1793),
Jordan (Hannover 1799), sind folgende neuere Werke darüber besonders zu
bemerken: Schaal, Beschreibung der Bierbrauerei. München 1814. Hermbstädt,
Chemische Grundsätze der Kunst Bier zu brauen. Berlin 1826. 3te Aufl. II Abthlgn.
Muntz, das Bierbrauen in allen seinen Zweigen. Neustadt a. d. Orla 1827.
Meyer, die bairische Bierbrauerei. Ansbach 1830. IIte Auflage 1832. Accum,
Abhandl. über die Kunst zu brauen. Hannover 1831. Kögel, Anweisung zum
Bierbrauen. Quedlinburg 1831. Leuchs, Vollständige Braukunde. Nürnberg 1831.
Auch führt Hermbstädt folgende zwei englische Werke an: On the Preparation,
Perservation and Restauration of Malt-Liquors. London 1773. A. Morrice, A
Treatise on Brewing ........ London-portir, Brown-stout, Reading-beer,
Amber, Hock, London-Ale, souwy Grasi-Ale, Table-beer and shipping-beer.
London 1802.
S. auch: Der Porterbrauer oder Anweisung etc. Berlin 1829.
IIIte Auflage.
2) Sie hat in 1000 Theilen Mehl 100 Theile Wasser, 12,3 Theile Eiweißstoff,
56 Theile Zucker, 50 Thle. Schleim, 37,6 Thle. Kleber, 720 Thle. Stärkmehl,
2,5 Thle. phosphorsauren Kalk. Prechtl. II. 97.
3) Dasselbe zerfällt in zwei Operationen: a) Das Einweichen in Wasser im
sogenannten Quellbottiche von Holz oder in einer ausgemauerten Erdgrube, so
daß das Wasser noch eine Spanne hoch darüber steht. Durch das Umrühren kom-
men die leichten tauben Körner oben auf und werden mit einem Siebe abgeschöpft.
Man thut gut, das Wasser jeden Tag durch frisches zu ersetzen. Während dieses
Prozesses, welcher 2 Tage und darüber dauert, quillt die Mehlsubstanz auf und wird
zum Keimen gebracht. Daher darf das Einweichen auch nicht zu lange dauern,
weil sonst die Keimkraft erstickt oder weil zu viel Zucker auf die Keimung verwendet

gereinigt und abgekühlt werden, und dies geſchieht, indem man ſie
auf irgend eine Art aus dem Braukeſſel in einen Seiher (die
Seiherbutte, den Hopfenkorb oder Hopfenſeiher), und durch
dieſen hindurch in einen großen flachen offenen Behälter (das
Kühlſchiff, den Kühlſtock) ſchafft9), wo ſie bis zu 10–14°
Reaum. abkühlt. Endlich fehlt nur noch die Einleitung der Gäh-
rung. Zu dieſem Behufe kommt die Würze jetzt in den ſogenannten
Stellbottich, der von verſchiedener Größe ſein kann, aber für
die Gährung um ſo beſſer, je größer er iſt. Man verſetzt ſie zu
dieſem Behufe mit Hefe10), und es zeigen ſich dabei die gewöhn-
lichen Erſcheinungen wie bei der Weingährung. Die Nachgäh-
rung wird bewirkt, wenn man das Bier jetzt in Flaſchen oder
Krüge einſperrt; ſie findet ſogar noch in verpichten Fäſſern Statt,
weßhalb man dieſe nicht feſt verſchließen darf. Nach vollendeter
Gährung läßt man aber das Bier ab, und hebt es in Lagerfäſſern
einige Zeit auf. Es gibt verſchiedene Arten von Bier11); aber
ein Nebenprodukt der Bierbrauerei iſt die Bierhefe, welche man
an einem kühlen Orte aufbewahrt, und, um ſie zu erhalten, täg-
lich mit friſchem Waſſer begießt, nachdem man das alte abge-
laſſen hat.

1) Zur Literatur: Prechtl Encyclopädie. II. 96. Poppe Handbuch. II. 362.
Beckmann Anleitung zur Technologie. S. 178. v. Keeß Darſtellung. II. 315.
Hermbſtädt Technologie. II. §. 529. Außer den beſondern älteren Werken dar-
über von Simon (Dresden 1771), Heun (Leipzig 1777), Richardſon (aus
dem Engliſchen überſetzt von Crell. Berlin 1788), Waeſer (Berlin 1793),
Jordan (Hannover 1799), ſind folgende neuere Werke darüber beſonders zu
bemerken: Schaal, Beſchreibung der Bierbrauerei. München 1814. Hermbſtädt,
Chemiſche Grundſätze der Kunſt Bier zu brauen. Berlin 1826. 3te Aufl. II Abthlgn.
Muntz, das Bierbrauen in allen ſeinen Zweigen. Neuſtadt a. d. Orla 1827.
Meyer, die bairiſche Bierbrauerei. Ansbach 1830. IIte Auflage 1832. Accum,
Abhandl. über die Kunſt zu brauen. Hannover 1831. Kögel, Anweiſung zum
Bierbrauen. Quedlinburg 1831. Leuchs, Vollſtändige Braukunde. Nürnberg 1831.
Auch führt Hermbſtädt folgende zwei engliſche Werke an: On the Preparation,
Perservation and Restauration of Malt-Liquors. London 1773. A. Morrice, A
Treatise on Brewing ........ London-portir, Brown-stout, Reading-beer,
Amber, Hock, London-Ale, souwy Grasi-Ale, Table-beer and shipping-beer.
London 1802.
S. auch: Der Porterbrauer oder Anweiſung ꝛc. Berlin 1829.
IIIte Auflage.
2) Sie hat in 1000 Theilen Mehl 100 Theile Waſſer, 12,3 Theile Eiweißſtoff,
56 Theile Zucker, 50 Thle. Schleim, 37,6 Thle. Kleber, 720 Thle. Stärkmehl,
2,5 Thle. phosphorſauren Kalk. Prechtl. II. 97.
3) Daſſelbe zerfällt in zwei Operationen: a) Das Einweichen in Waſſer im
ſogenannten Quellbottiche von Holz oder in einer ausgemauerten Erdgrube, ſo
daß das Waſſer noch eine Spanne hoch darüber ſteht. Durch das Umrühren kom-
men die leichten tauben Körner oben auf und werden mit einem Siebe abgeſchöpft.
Man thut gut, das Waſſer jeden Tag durch friſches zu erſetzen. Während dieſes
Prozeſſes, welcher 2 Tage und darüber dauert, quillt die Mehlſubſtanz auf und wird
zum Keimen gebracht. Daher darf das Einweichen auch nicht zu lange dauern,
weil ſonſt die Keimkraft erſtickt oder weil zu viel Zucker auf die Keimung verwendet
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[399/0421] gereinigt und abgekühlt werden, und dies geſchieht, indem man ſie auf irgend eine Art aus dem Braukeſſel in einen Seiher (die Seiherbutte, den Hopfenkorb oder Hopfenſeiher), und durch dieſen hindurch in einen großen flachen offenen Behälter (das Kühlſchiff, den Kühlſtock) ſchafft9), wo ſie bis zu 10–14° Reaum. abkühlt. Endlich fehlt nur noch die Einleitung der Gäh- rung. Zu dieſem Behufe kommt die Würze jetzt in den ſogenannten Stellbottich, der von verſchiedener Größe ſein kann, aber für die Gährung um ſo beſſer, je größer er iſt. Man verſetzt ſie zu dieſem Behufe mit Hefe10), und es zeigen ſich dabei die gewöhn- lichen Erſcheinungen wie bei der Weingährung. Die Nachgäh- rung wird bewirkt, wenn man das Bier jetzt in Flaſchen oder Krüge einſperrt; ſie findet ſogar noch in verpichten Fäſſern Statt, weßhalb man dieſe nicht feſt verſchließen darf. Nach vollendeter Gährung läßt man aber das Bier ab, und hebt es in Lagerfäſſern einige Zeit auf. Es gibt verſchiedene Arten von Bier11); aber ein Nebenprodukt der Bierbrauerei iſt die Bierhefe, welche man an einem kühlen Orte aufbewahrt, und, um ſie zu erhalten, täg- lich mit friſchem Waſſer begießt, nachdem man das alte abge- laſſen hat. ¹⁾ Zur Literatur: Prechtl Encyclopädie. II. 96. Poppe Handbuch. II. 362. Beckmann Anleitung zur Technologie. S. 178. v. Keeß Darſtellung. II. 315. Hermbſtädt Technologie. II. §. 529. Außer den beſondern älteren Werken dar- über von Simon (Dresden 1771), Heun (Leipzig 1777), Richardſon (aus dem Engliſchen überſetzt von Crell. Berlin 1788), Waeſer (Berlin 1793), Jordan (Hannover 1799), ſind folgende neuere Werke darüber beſonders zu bemerken: Schaal, Beſchreibung der Bierbrauerei. München 1814. Hermbſtädt, Chemiſche Grundſätze der Kunſt Bier zu brauen. Berlin 1826. 3te Aufl. II Abthlgn. Muntz, das Bierbrauen in allen ſeinen Zweigen. Neuſtadt a. d. Orla 1827. Meyer, die bairiſche Bierbrauerei. Ansbach 1830. IIte Auflage 1832. Accum, Abhandl. über die Kunſt zu brauen. Hannover 1831. Kögel, Anweiſung zum Bierbrauen. Quedlinburg 1831. Leuchs, Vollſtändige Braukunde. Nürnberg 1831. Auch führt Hermbſtädt folgende zwei engliſche Werke an: On the Preparation, Perservation and Restauration of Malt-Liquors. London 1773. A. Morrice, A Treatise on Brewing ........ London-portir, Brown-stout, Reading-beer, Amber, Hock, London-Ale, souwy Grasi-Ale, Table-beer and shipping-beer. London 1802. S. auch: Der Porterbrauer oder Anweiſung ꝛc. Berlin 1829. IIIte Auflage. ²⁾ Sie hat in 1000 Theilen Mehl 100 Theile Waſſer, 12,3 Theile Eiweißſtoff, 56 Theile Zucker, 50 Thle. Schleim, 37,6 Thle. Kleber, 720 Thle. Stärkmehl, 2,5 Thle. phosphorſauren Kalk. Prechtl. II. 97. ³⁾ Daſſelbe zerfällt in zwei Operationen: a) Das Einweichen in Waſſer im ſogenannten Quellbottiche von Holz oder in einer ausgemauerten Erdgrube, ſo daß das Waſſer noch eine Spanne hoch darüber ſteht. Durch das Umrühren kom- men die leichten tauben Körner oben auf und werden mit einem Siebe abgeſchöpft. Man thut gut, das Waſſer jeden Tag durch friſches zu erſetzen. Während dieſes Prozeſſes, welcher 2 Tage und darüber dauert, quillt die Mehlſubſtanz auf und wird zum Keimen gebracht. Daher darf das Einweichen auch nicht zu lange dauern, weil ſonſt die Keimkraft erſtickt oder weil zu viel Zucker auf die Keimung verwendet

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/421>, abgerufen am 22.11.2024.