Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.von gleichem Werthe, -- ein unbestreitbarer Satz, der Arbeiter mag dafür einen höheren oder niederern Lohn erhalten, denn nicht die Arbeit, sondern der Lohn wechselt; A. Smith zeigt besser als jeder andere die Ungleichheit des Arbeitslohns (Inquiry. I. 104. 176. 210.); endlich darf nicht vergessen werden, daß er nicht vom Maaßstabe des Gebrauchswerthes, worüber ihn Lotz angreift, sondern von jenem des Tauschwerthes spricht. So ist die Ansicht der Smith'schen Schule zu beurtheilen. Dieser tritt die Ricardo'sche Schule entgegen (Ricardo Principles. chap. I. XXVIII. Mac-Culloch Principles. p. 214. 261. 313. 318. Uebers. von v. Weber. S. 170. 208. 251. 256. Mill Elements. pag. 92. Torrens On the production. p. 24. Auch Read Polit. Economy p. 236. soll, nach Hermann, derselben Ansicht sein.) Ricardo (p. 8-14.) stimmt der Ansicht von A. Smith bei, daß das Verhältniß zwischen den umzutauschenden Arbeitsmengen die richtige Regel für den Tausch abgebe oder umgekehrt rückwärts geschlossen, daß die ver- glichene Productenmenge einer Arbeit den relativen Werth der Letzteren bestimme, daß der Wechsel in der zu einer Arbeit nöthigen Geschicklichkeit, Anlage und Zeit, sei sie ursprünglich auch noch so ungleich, von Jahr zu Jahr sehr unbeträchtlich sei, folglich auf den relativen Werth der Waaren für kurze Perioden wenig Einfluß habe, und daß, wenn man die Arbeit als Tauschmaaß gebrauche, nicht blos ihre Menge, sondern auch die dazu erforderliche Geschicklichkeit und die Intensität der- selben zu berechnen sei. Allein er greift denselben (p. 4-6.) damit an, daß nicht die für eine Arbeit im Verkehre einzutauschende Gütermenge den Werth derselben bestimme oder umgekehrt, daß die Productions- und Herbeischaffungsarbeit, aber keineswegs diejenige Arbeit, über die es auf dem Markte verfügen kann, den Tauschwerth eines Gutes bestimme; denn diese Letztere ist fluctuirend, dagegen die Erstere unveränderlich. Diese äußerst scharfsinnige Entgegnung ist nicht blos richtig, sondern sie zeigt auch wieder sehr genau, wie man zwischen Tauschwerth und Preis unterscheiden muß, welche beiden Begriffe A. Smith hier offenbar verwechselt hat, indem er den Preis der Arbeit für den Maaßstab ihres Tauschwerthes annahm. In anderer Hinsicht möchte aber Ricardo Unrecht haben. Er bemerkt mit ge- wohnter Schärfe (p. 8-10.), wenn eine noch so große Arbeitsmenge als früher zur Production gewisser Lebensmittel gesucht werde, so könne sich die Vergütung des Arbeiters ein klein wenig verändern, und wenn diese früher eine gewisse Quantität Lebensmittel gewesen sei, so könne derselbe jetzt nicht mehr leben; die Lebensmittel seien jetzt im Werthe, nach der Productionsarbeit, gestiegen, aber im Werthe, nach der einzutauschenden Arbeit, äußerst wenig gestiegen. A. Smith's Ansicht könne daher nicht richtig sein, da er behaupte, nicht der Werth der Arbeit, sondern jener der dafür eingetauschten Güter habe sich verändert, wenn jene manch- mal mehr oder weniger Güter ertausche. Denn Ricardo übersah wohl dabei, daß A. Smith nicht von dem Werthe der Arbeit für Andere, sondern von jenem für den Arbeitenden selbst spricht. Für diesen bleibt gleiche Arbeit an sich stets in gleichem Werthe, obschon der Preis dafür wechseln kann, und wenn dies geschieht, so liegt der Grund davon im Urtheile Anderer über den Werth der Arbeit und über jenen der hinzugebenden Güter. Mac-Culloch stellt diese Sätze auch zu- sammen, indem er sehr interessant zeigt, daß, wenn dasjenige, was gleiche Mühe koste, sich im Werthe gleich sei und Producte von gleicher Arbeit auch gegen ein- ander vertauscht würden, damit noch nicht gesagt sei, daß das Letztere auch immer Statt finden müsse und im Gegentheile vielmehr schon des Gewinnes willen mehr Arbeit eingetauscht werden müsse. Man ersieht hieraus leicht, wie wenig Rau's Einwendungen gegen diese Behauptungen entscheiden. Denn, daß es kein Gut von unveränderlichen Kosten gebe und daß sich die Preise von den Productionskosten ent- fernen, gibt die Ricardo'sche Schule jedenfalls zu, ohne sich zu widersprechen. Daß aber die Productionskosten nicht blos in Arbeit, sondern auch in Capital be- stehen und außer diesen beiden auch die Natur mitwirkt, das gibt sie eben so entschieden zu, allein sie sagt, das Capital sei aufgehäufte Arbeit, und ohne diese sei die von selbst vorhandene Natur nutzlos. Tiefer als die so eben genannten sind die Einwendungen von Hermann (Untersuch. S. 132.), indem er sagt, die Capitalnutzung in zwei Producten könne nicht wohl gleich sein, wenn es aber doch so wäre, so vermöge doch die verschiedene Arbeit nicht allein den Preis zu bestim- men, und wenn diese Sätze der Ricardo'schen Schule richtig wären, so könne es von gleichem Werthe, — ein unbeſtreitbarer Satz, der Arbeiter mag dafür einen höheren oder niederern Lohn erhalten, denn nicht die Arbeit, ſondern der Lohn wechſelt; A. Smith zeigt beſſer als jeder andere die Ungleichheit des Arbeitslohns (Inquiry. I. 104. 176. 210.); endlich darf nicht vergeſſen werden, daß er nicht vom Maaßſtabe des Gebrauchswerthes, worüber ihn Lotz angreift, ſondern von jenem des Tauſchwerthes ſpricht. So iſt die Anſicht der Smith'ſchen Schule zu beurtheilen. Dieſer tritt die Ricardo'ſche Schule entgegen (Ricardo Principles. chap. I. XXVIII. Mac-Culloch Principles. p. 214. 261. 313. 318. Ueberſ. von v. Weber. S. 170. 208. 251. 256. Mill Elements. pag. 92. Torrens On the production. p. 24. Auch Read Polit. Economy p. 236. ſoll, nach Hermann, derſelben Anſicht ſein.) Ricardo (p. 8–14.) ſtimmt der Anſicht von A. Smith bei, daß das Verhältniß zwiſchen den umzutauſchenden Arbeitsmengen die richtige Regel für den Tauſch abgebe oder umgekehrt rückwärts geſchloſſen, daß die ver- glichene Productenmenge einer Arbeit den relativen Werth der Letzteren beſtimme, daß der Wechſel in der zu einer Arbeit nöthigen Geſchicklichkeit, Anlage und Zeit, ſei ſie urſprünglich auch noch ſo ungleich, von Jahr zu Jahr ſehr unbeträchtlich ſei, folglich auf den relativen Werth der Waaren für kurze Perioden wenig Einfluß habe, und daß, wenn man die Arbeit als Tauſchmaaß gebrauche, nicht blos ihre Menge, ſondern auch die dazu erforderliche Geſchicklichkeit und die Intenſität der- ſelben zu berechnen ſei. Allein er greift denſelben (p. 4–6.) damit an, daß nicht die für eine Arbeit im Verkehre einzutauſchende Gütermenge den Werth derſelben beſtimme oder umgekehrt, daß die Productions- und Herbeiſchaffungsarbeit, aber keineswegs diejenige Arbeit, über die es auf dem Markte verfügen kann, den Tauſchwerth eines Gutes beſtimme; denn dieſe Letztere iſt fluctuirend, dagegen die Erſtere unveränderlich. Dieſe äußerſt ſcharfſinnige Entgegnung iſt nicht blos richtig, ſondern ſie zeigt auch wieder ſehr genau, wie man zwiſchen Tauſchwerth und Preis unterſcheiden muß, welche beiden Begriffe A. Smith hier offenbar verwechſelt hat, indem er den Preis der Arbeit für den Maaßſtab ihres Tauſchwerthes annahm. In anderer Hinſicht möchte aber Ricardo Unrecht haben. Er bemerkt mit ge- wohnter Schärfe (p. 8–10.), wenn eine noch ſo große Arbeitsmenge als früher zur Production gewiſſer Lebensmittel geſucht werde, ſo könne ſich die Vergütung des Arbeiters ein klein wenig verändern, und wenn dieſe früher eine gewiſſe Quantität Lebensmittel geweſen ſei, ſo könne derſelbe jetzt nicht mehr leben; die Lebensmittel ſeien jetzt im Werthe, nach der Productionsarbeit, geſtiegen, aber im Werthe, nach der einzutauſchenden Arbeit, äußerſt wenig geſtiegen. A. Smith's Anſicht könne daher nicht richtig ſein, da er behaupte, nicht der Werth der Arbeit, ſondern jener der dafür eingetauſchten Güter habe ſich verändert, wenn jene manch- mal mehr oder weniger Güter ertauſche. Denn Ricardo überſah wohl dabei, daß A. Smith nicht von dem Werthe der Arbeit für Andere, ſondern von jenem für den Arbeitenden ſelbſt ſpricht. Für dieſen bleibt gleiche Arbeit an ſich ſtets in gleichem Werthe, obſchon der Preis dafür wechſeln kann, und wenn dies geſchieht, ſo liegt der Grund davon im Urtheile Anderer über den Werth der Arbeit und über jenen der hinzugebenden Güter. Mac-Culloch ſtellt dieſe Sätze auch zu- ſammen, indem er ſehr intereſſant zeigt, daß, wenn dasjenige, was gleiche Mühe koſte, ſich im Werthe gleich ſei und Producte von gleicher Arbeit auch gegen ein- ander vertauſcht würden, damit noch nicht geſagt ſei, daß das Letztere auch immer Statt finden müſſe und im Gegentheile vielmehr ſchon des Gewinnes willen mehr Arbeit eingetauſcht werden müſſe. Man erſieht hieraus leicht, wie wenig Rau's Einwendungen gegen dieſe Behauptungen entſcheiden. Denn, daß es kein Gut von unveränderlichen Koſten gebe und daß ſich die Preiſe von den Productionskoſten ent- fernen, gibt die Ricardo'ſche Schule jedenfalls zu, ohne ſich zu widerſprechen. Daß aber die Productionskoſten nicht blos in Arbeit, ſondern auch in Capital be- ſtehen und außer dieſen beiden auch die Natur mitwirkt, das gibt ſie eben ſo entſchieden zu, allein ſie ſagt, das Capital ſei aufgehäufte Arbeit, und ohne dieſe ſei die von ſelbſt vorhandene Natur nutzlos. Tiefer als die ſo eben genannten ſind die Einwendungen von Hermann (Unterſuch. S. 132.), indem er ſagt, die Capitalnutzung in zwei Producten könne nicht wohl gleich ſein, wenn es aber doch ſo wäre, ſo vermöge doch die verſchiedene Arbeit nicht allein den Preis zu beſtim- men, und wenn dieſe Sätze der Ricardo'ſchen Schule richtig wären, ſo könne es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <div n="8"> <div n="9"> <note place="end" n="3)"><pb facs="#f0595" n="573"/> von gleichem Werthe, — ein unbeſtreitbarer Satz, der Arbeiter mag dafür einen<lb/> höheren oder niederern Lohn erhalten, denn nicht die Arbeit, ſondern der Lohn<lb/> wechſelt; A. <hi rendition="#g">Smith</hi> zeigt beſſer als jeder andere die Ungleichheit des Arbeitslohns<lb/><hi rendition="#aq">(Inquiry. I. 104. 176. 210.);</hi> endlich darf nicht vergeſſen werden, daß er nicht<lb/> vom Maaßſtabe des Gebrauchswerthes, worüber ihn <hi rendition="#g">Lotz</hi> angreift, ſondern von<lb/> jenem des Tauſchwerthes ſpricht. 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³⁾ von gleichem Werthe, — ein unbeſtreitbarer Satz, der Arbeiter mag dafür einen
höheren oder niederern Lohn erhalten, denn nicht die Arbeit, ſondern der Lohn
wechſelt; A. Smith zeigt beſſer als jeder andere die Ungleichheit des Arbeitslohns
(Inquiry. I. 104. 176. 210.); endlich darf nicht vergeſſen werden, daß er nicht
vom Maaßſtabe des Gebrauchswerthes, worüber ihn Lotz angreift, ſondern von
jenem des Tauſchwerthes ſpricht. So iſt die Anſicht der Smith'ſchen Schule zu
beurtheilen. Dieſer tritt die Ricardo'ſche Schule entgegen (Ricardo Principles.
chap. I. XXVIII. Mac-Culloch Principles. p. 214. 261. 313. 318. Ueberſ. von
v. Weber. S. 170. 208. 251. 256. Mill Elements. pag. 92. Torrens On the
production. p. 24. Auch Read Polit. Economy p. 236. ſoll, nach Hermann,
derſelben Anſicht ſein.) Ricardo (p. 8–14.) ſtimmt der Anſicht von A. Smith
bei, daß das Verhältniß zwiſchen den umzutauſchenden Arbeitsmengen die richtige
Regel für den Tauſch abgebe oder umgekehrt rückwärts geſchloſſen, daß die ver-
glichene Productenmenge einer Arbeit den relativen Werth der Letzteren beſtimme,
daß der Wechſel in der zu einer Arbeit nöthigen Geſchicklichkeit, Anlage und Zeit,
ſei ſie urſprünglich auch noch ſo ungleich, von Jahr zu Jahr ſehr unbeträchtlich ſei,
folglich auf den relativen Werth der Waaren für kurze Perioden wenig Einfluß
habe, und daß, wenn man die Arbeit als Tauſchmaaß gebrauche, nicht blos ihre
Menge, ſondern auch die dazu erforderliche Geſchicklichkeit und die Intenſität der-
ſelben zu berechnen ſei. Allein er greift denſelben (p. 4–6.) damit an, daß nicht
die für eine Arbeit im Verkehre einzutauſchende Gütermenge den Werth derſelben
beſtimme oder umgekehrt, daß die Productions- und Herbeiſchaffungsarbeit, aber
keineswegs diejenige Arbeit, über die es auf dem Markte verfügen kann, den
Tauſchwerth eines Gutes beſtimme; denn dieſe Letztere iſt fluctuirend, dagegen die
Erſtere unveränderlich. Dieſe äußerſt ſcharfſinnige Entgegnung iſt nicht blos richtig,
ſondern ſie zeigt auch wieder ſehr genau, wie man zwiſchen Tauſchwerth und Preis
unterſcheiden muß, welche beiden Begriffe A. Smith hier offenbar verwechſelt
hat, indem er den Preis der Arbeit für den Maaßſtab ihres Tauſchwerthes annahm.
In anderer Hinſicht möchte aber Ricardo Unrecht haben. Er bemerkt mit ge-
wohnter Schärfe (p. 8–10.), wenn eine noch ſo große Arbeitsmenge als früher
zur Production gewiſſer Lebensmittel geſucht werde, ſo könne ſich die Vergütung
des Arbeiters ein klein wenig verändern, und wenn dieſe früher eine gewiſſe
Quantität Lebensmittel geweſen ſei, ſo könne derſelbe jetzt nicht mehr leben;
die Lebensmittel ſeien jetzt im Werthe, nach der Productionsarbeit, geſtiegen, aber im
Werthe, nach der einzutauſchenden Arbeit, äußerſt wenig geſtiegen. A. Smith's
Anſicht könne daher nicht richtig ſein, da er behaupte, nicht der Werth der Arbeit,
ſondern jener der dafür eingetauſchten Güter habe ſich verändert, wenn jene manch-
mal mehr oder weniger Güter ertauſche. Denn Ricardo überſah wohl dabei, daß
A. Smith nicht von dem Werthe der Arbeit für Andere, ſondern von jenem für
den Arbeitenden ſelbſt ſpricht. Für dieſen bleibt gleiche Arbeit an ſich ſtets in
gleichem Werthe, obſchon der Preis dafür wechſeln kann, und wenn dies geſchieht,
ſo liegt der Grund davon im Urtheile Anderer über den Werth der Arbeit und
über jenen der hinzugebenden Güter. Mac-Culloch ſtellt dieſe Sätze auch zu-
ſammen, indem er ſehr intereſſant zeigt, daß, wenn dasjenige, was gleiche Mühe
koſte, ſich im Werthe gleich ſei und Producte von gleicher Arbeit auch gegen ein-
ander vertauſcht würden, damit noch nicht geſagt ſei, daß das Letztere auch immer
Statt finden müſſe und im Gegentheile vielmehr ſchon des Gewinnes willen mehr
Arbeit eingetauſcht werden müſſe. Man erſieht hieraus leicht, wie wenig Rau's
Einwendungen gegen dieſe Behauptungen entſcheiden. Denn, daß es kein Gut von
unveränderlichen Koſten gebe und daß ſich die Preiſe von den Productionskoſten ent-
fernen, gibt die Ricardo'ſche Schule jedenfalls zu, ohne ſich zu widerſprechen.
Daß aber die Productionskoſten nicht blos in Arbeit, ſondern auch in Capital be-
ſtehen und außer dieſen beiden auch die Natur mitwirkt, das gibt ſie eben ſo
entſchieden zu, allein ſie ſagt, das Capital ſei aufgehäufte Arbeit, und ohne dieſe
ſei die von ſelbſt vorhandene Natur nutzlos. Tiefer als die ſo eben genannten ſind
die Einwendungen von Hermann (Unterſuch. S. 132.), indem er ſagt, die
Capitalnutzung in zwei Producten könne nicht wohl gleich ſein, wenn es aber doch
ſo wäre, ſo vermöge doch die verſchiedene Arbeit nicht allein den Preis zu beſtim-
men, und wenn dieſe Sätze der Ricardo'ſchen Schule richtig wären, ſo könne es
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