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Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

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zu gewehnet sind/ vnd essen die speise vollends auff/ diese Raben haben grosse freyheit/ darff jhnen bey leib vnd leben niemands kein leyd thun/ sonder sie fliehen wohin sie wollen/ ohn alle scheuhung. Es halten die Indianer zu Calecut vnd andern Orten auch jr Gebet auff diese weise: am morgen gar früe gehen sie zu einem Teysch oder gruben mit fliessendem Wasser/ darauß waschen sie sich am gantzen Leib/ wenn sie sich nun also gewaschen/ dörffen sie keinen Menschen anrühren/ biß sie jhr Gebet verrichtet haben. Vnd solches thun sie in jhren Häusern solcher gestalt: Sie lige mit dem gantzen Leib auß geftreckt auff der Erden / halten sich gar still/ verkehren die Augen/ bewegen den Mund gar scheußlicher vnd abschewlicher massen/ vnd solchs wehret bey einer viertel stunde. Anderwerts seynd Indianer/ als in der Insel Baly oder Galle/ da betet der eine die Sonn an/ der ander eine Kuh/ vnnd ein jeder das jenige/ was jhme gefällig ist. Anbelangend den Ehestand / so lassen sich wol funff tzig Weiber eines Ehemanns halben verbrennen (denn die vornehmen Indianer haben viel Weiber) vnnd welche solches nicht thun will/ die wirdt von den andern Leuten für vnehrlich gehalten vnd verachtet. Solches C. Balbi im Königreich Cambaja/ wie er nel suo viagg o schreibet/ mit seinen Augen gesehen. So schreibt Linschot in seiner Schiffart/ daß solches vnter den Bramm[unleserliches Material] vnd Naerl/ das ist/ vnter den Priestern vnd Edelleuten/ wie denn auch vornehmen Kauffleuten gebräuchlich sey. Solches aber sey herkommen also: Die Weiber haben jhre Männer pflegen mit Gifft vmbzubringen/ so jhnen einer nicht gefällig/ damit sie andere bekommen möchten/ also daß der König zu Cambaja auff eine zeit aller seiner Obersten vnnd Kriegsleute solcher massen beraubet worden. Da habe gemeldter König ein solch Gesetz gemacht/ daß wenn ein Mann stürbe/ so soll sich das Weib mit jhme zu Aschen verbrennen lassen/ (denn jhre Leichnam verbrennen sie zu Aschen) zu beweisen/ sie sey vnschuldig an seinem Todt. So legt sie demnach jhre beste Kleider an/ wird durch jre Freunde mit Pfeiffen vnd Seitenspiel zum Rogo oder Feu werstätt/ darauff deß Ehemanns Cörper soll verbrennt werden/ geführet/ vnnd springet freywillig inn das Fewr hinein. Da werffen die vmbste hende Weiber allerley wolriechendes Holtz vnnd köstlich Oel auff die Cörper ins Fewr hinein. So sich aber eine nicht also mit jhrem Mann will verbrennen lassen/ wirdt jhr das haar abgeschnetten/ wird jhrer Kleinodien beraubt/ vnnd von jederman verachtet. Mahometisches Vnglaubens ist das Königreich Cambaja/ die Insel Sumatra/ Jaua Maior/ Ternate vnd andere.

Die Jesuiter aber/ so durch der Hispanischen Portugalleser Wandel vnnd Schutz zu Goa ein Collegiumhaben/ ziehen hin vnd wider im

zu gewehnet sind/ vnd essen die speise vollends auff/ diese Raben haben grosse freyheit/ darff jhnen bey leib vnd leben niemands kein leyd thun/ sonder sie fliehen wohin sie wollen/ ohn alle scheuhung. Es halten die Indianer zu Calecut vnd andern Orten auch jr Gebet auff diese weise: am morgen gar früe gehen sie zu einem Teysch oder gruben mit fliessendem Wasser/ darauß waschen sie sich am gantzen Leib/ weñ sie sich nun also gewaschen/ dörffen sie keinen Menschen anrühren/ biß sie jhr Gebet verrichtet haben. Vnd solches thun sie in jhren Häusern solcher gestalt: Sie ligë mit dem gantzen Leib auß geftreckt auff der Erden / halten sich gar still/ verkehren die Augen/ bewegen den Mund gar scheußlicher vnd abschewlicher massen/ vnd solchs wehret bey einer viertel stunde. Anderwerts seynd Indianer/ als in der Insel Baly oder Galle/ da betet der eine die Sonn an/ der ander eine Kuh/ vnnd ein jeder das jenige/ was jhme gefällig ist. Anbelangend den Ehestand / so lassen sich wol funff tzig Weiber eines Ehemanns halben verbrennen (denn die vornehmen Indianer haben viel Weiber) vnnd welche solches nicht thun will/ die wirdt von den andern Leuten für vnehrlich gehalten vnd verachtet. Solches C. Balbi im Königreich Cambaja/ wie er nel suo viagg o schreibet/ mit seinen Augen gesehen. So schreibt Linschot in seiner Schiffart/ daß solches vnter den Bramm[unleserliches Material] vnd Naerl/ das ist/ vnter den Priestern vnd Edelleuten/ wie denn auch vornehmen Kauffleuten gebräuchlich sey. Solches aber sey herkommen also: Die Weiber haben jhre Männer pflegen mit Gifft vmbzubringen/ so jhnen einer nicht gefällig/ damit sie andere bekommen möchten/ also daß der König zu Cambaja auff eine zeit aller seiner Obersten vnnd Kriegsleute solcher massen beraubet worden. Da habe gemeldter König ein solch Gesetz gemacht/ daß wenn ein Mann stürbe/ so soll sich das Weib mit jhme zu Aschen verbrennen lassen/ (denn jhre Leichnam verbrennen sie zu Aschen) zu beweisen/ sie sey vnschuldig an seinem Todt. So legt sie demnach jhre beste Kleider an/ wird durch jre Freunde mit Pfeiffen vnd Seitenspiel zum Rogo oder Feu werstätt/ darauff deß Ehemanns Cörper soll verbrennt werden/ geführet/ vnnd springet freywillig inn das Fewr hinein. Da werffen die vmbste hende Weiber allerley wolriechendes Holtz vnnd köstlich Oel auff die Cörper ins Fewr hinein. So sich aber eine nicht also mit jhrem Mann will verbrennen lassen/ wirdt jhr das haar abgeschnetten/ wird jhrer Kleinodien beraubt/ vnnd von jederman verachtet. Mahometisches Vnglaubens ist das Königreich Cambaja/ die Insel Sumatra/ Jaua Maior/ Ternate vnd andere.

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[375/0395] zu gewehnet sind/ vnd essen die speise vollends auff/ diese Raben haben grosse freyheit/ darff jhnen bey leib vnd leben niemands kein leyd thun/ sonder sie fliehen wohin sie wollen/ ohn alle scheuhung. Es halten die Indianer zu Calecut vnd andern Orten auch jr Gebet auff diese weise: am morgen gar früe gehen sie zu einem Teysch oder gruben mit fliessendem Wasser/ darauß waschen sie sich am gantzen Leib/ weñ sie sich nun also gewaschen/ dörffen sie keinen Menschen anrühren/ biß sie jhr Gebet verrichtet haben. Vnd solches thun sie in jhren Häusern solcher gestalt: Sie ligë mit dem gantzen Leib auß geftreckt auff der Erden / halten sich gar still/ verkehren die Augen/ bewegen den Mund gar scheußlicher vnd abschewlicher massen/ vnd solchs wehret bey einer viertel stunde. Anderwerts seynd Indianer/ als in der Insel Baly oder Galle/ da betet der eine die Sonn an/ der ander eine Kuh/ vnnd ein jeder das jenige/ was jhme gefällig ist. Anbelangend den Ehestand / so lassen sich wol funff tzig Weiber eines Ehemanns halben verbrennen (denn die vornehmen Indianer haben viel Weiber) vnnd welche solches nicht thun will/ die wirdt von den andern Leuten für vnehrlich gehalten vnd verachtet. Solches C. Balbi im Königreich Cambaja/ wie er nel suo viagg o schreibet/ mit seinen Augen gesehen. So schreibt Linschot in seiner Schiffart/ daß solches vnter den Bramm_ vnd Naerl/ das ist/ vnter den Priestern vnd Edelleuten/ wie denn auch vornehmen Kauffleuten gebräuchlich sey. Solches aber sey herkommen also: Die Weiber haben jhre Männer pflegen mit Gifft vmbzubringen/ so jhnen einer nicht gefällig/ damit sie andere bekommen möchten/ also daß der König zu Cambaja auff eine zeit aller seiner Obersten vnnd Kriegsleute solcher massen beraubet worden. Da habe gemeldter König ein solch Gesetz gemacht/ daß wenn ein Mann stürbe/ so soll sich das Weib mit jhme zu Aschen verbrennen lassen/ (denn jhre Leichnam verbrennen sie zu Aschen) zu beweisen/ sie sey vnschuldig an seinem Todt. So legt sie demnach jhre beste Kleider an/ wird durch jre Freunde mit Pfeiffen vnd Seitenspiel zum Rogo oder Feu werstätt/ darauff deß Ehemanns Cörper soll verbrennt werden/ geführet/ vnnd springet freywillig inn das Fewr hinein. Da werffen die vmbste hende Weiber allerley wolriechendes Holtz vnnd köstlich Oel auff die Cörper ins Fewr hinein. So sich aber eine nicht also mit jhrem Mann will verbrennen lassen/ wirdt jhr das haar abgeschnetten/ wird jhrer Kleinodien beraubt/ vnnd von jederman verachtet. Mahometisches Vnglaubens ist das Königreich Cambaja/ die Insel Sumatra/ Jaua Maior/ Ternate vnd andere. Die Jesuiter aber/ so durch der Hispanischen Portugalleser Wandel vnnd Schutz zu Goa ein Collegiumhaben/ ziehen hin vnd wider im

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Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/395>, abgerufen am 22.11.2024.