Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:
<< vorherige Seite

Seelen-Weißheit.
Lebens-Geist eine Nahrung gibt. Neben dem nun
das Geblüth also in qualitate bestellet ist/ so hat es
auch in Substantia zweyerley Zufälle; dann es
wird zu dick oder zu dünn/ ist sehr flüssig und zu
subtil/ oder zu sehr schleimicht und zu grob/
woraus allerhand Verstopffungen/ oder im Ge-
gentheil/ fliegende Hitze und Entzündungen/
als wie in den Rothlauffen/ entstehen. Weiter/ so
hat das Geblüth auch in quantitate einen Exceß/
und kan zu viel oder zu wenig seyn/ beyderseits viel
Kranckheiten und Ungelegenheiten verursachen.
Die Ursachen nun solcher Alterationen und
Kranckheiten in dem menschlichen Leib zugeben/
so ist zu wissen/ daß solche unterschiedlich seyn/
dann einige rühren immediate her von GOtt/
welcher den Menschen strafen und mit Kranck-
heit heimsuchen wil: Andere rühren her von
Geistern und Gespenstern/ welche den
Menschen erschrecken können: Andere kommen
her aus dem Gestirn/ als/ Wind/ Pest und
Lunationen: Andere kommen her von der
Seelen selbst/
welche durch zu starcke Appre-
hension/ den Leib kräncken kan/ worzu dann
auch die Passionen zu rechnen/ welche das Ge-
müth hat: Andere kommen her von den umb-
stehenden Elementen/
Feuer/ Lufft/ Was-
ser und Erden/ worinnen der Mensch lebet: An-
dere entstehen von Speiß und Tranck/ wel-

che
H vj

Seelen-Weißheit.
Lebens-Geiſt eine Nahrung gibt. Neben dem nun
das Gebluͤth alſo in qualitate beſtellet iſt/ ſo hat es
auch in Subſtantia zweyerley Zufaͤlle; dann es
wird zu dick oder zu duͤnn/ iſt ſehr fluͤſſig und zu
ſubtil/ oder zu ſehr ſchleimicht und zu grob/
woraus allerhand Verſtopffungen/ oder im Ge-
gentheil/ fliegende Hitze und Entzuͤndungen/
als wie in den Rothlauffen/ entſtehen. Weiter/ ſo
hat das Gebluͤth auch in quantitate einen Exceß/
und kan zu viel oder zu wenig ſeyn/ beyderſeits viel
Kranckheiten und Ungelegenheiten verurſachen.
Die Urſachen nun ſolcher Alterationen und
Kranckheiten in dem menſchlichen Leib zugeben/
ſo iſt zu wiſſen/ daß ſolche unterſchiedlich ſeyn/
dann einige ruͤhren immediatè her von GOtt/
welcher den Menſchen ſtrafen und mit Kranck-
heit heimſuchen wil: Andere ruͤhren her von
Geiſtern und Geſpenſtern/ welche den
Menſchen erſchrecken koͤnnen: Andere kommen
her aus dem Geſtirn/ als/ Wind/ Peſt und
Lunationen: Andere kommen her von der
Seelen ſelbſt/
welche durch zu ſtarcke Appre-
henſion/ den Leib kraͤncken kan/ worzu dann
auch die Paſſionen zu rechnen/ welche das Ge-
muͤth hat: Andere kommen her von den umb-
ſtehenden Elementen/
Feuer/ Lufft/ Waſ-
ſer und Erden/ worinnen der Menſch lebet: An-
dere entſtehen von Speiß und Tranck/ wel-

che
H vj
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0237" n="179"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Seelen-Weißheit.</hi></fw><lb/>
Lebens-Gei&#x017F;t eine Nahrung gibt. Neben dem nun<lb/>
das Geblu&#x0364;th al&#x017F;o <hi rendition="#aq">in qualitate</hi> be&#x017F;tellet i&#x017F;t/ &#x017F;o hat es<lb/>
auch <hi rendition="#aq">in Sub&#x017F;tantia</hi> zweyerley Zufa&#x0364;lle; dann es<lb/>
wird zu dick oder zu du&#x0364;nn/ i&#x017F;t &#x017F;ehr <hi rendition="#fr">flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig</hi> und zu<lb/>
&#x017F;ubtil/ oder zu &#x017F;ehr <hi rendition="#fr">&#x017F;chleimicht</hi> und zu <hi rendition="#fr">grob/</hi><lb/>
woraus allerhand Ver&#x017F;topffungen/ oder im Ge-<lb/>
gentheil/ fliegende Hitze und Entzu&#x0364;ndungen/<lb/>
als wie in den Rothlauffen/ ent&#x017F;tehen. Weiter/ &#x017F;o<lb/>
hat das Geblu&#x0364;th auch <hi rendition="#aq">in quantitate</hi> einen Exceß/<lb/>
und kan zu viel oder zu wenig &#x017F;eyn/ beyder&#x017F;eits viel<lb/>
Kranckheiten und <hi rendition="#fr">U</hi>ngelegenheiten verur&#x017F;achen.<lb/>
Die <hi rendition="#fr">U</hi>r&#x017F;achen nun &#x017F;olcher Alterationen und<lb/>
Kranckheiten in dem men&#x017F;chlichen Leib zugeben/<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t zu wi&#x017F;&#x017F;en/ daß &#x017F;olche unter&#x017F;chiedlich &#x017F;eyn/<lb/>
dann einige ru&#x0364;hren <hi rendition="#aq">immediatè</hi> her von <hi rendition="#fr">GOtt/</hi><lb/>
welcher den Men&#x017F;chen &#x017F;trafen und mit Kranck-<lb/>
heit heim&#x017F;uchen wil: Andere ru&#x0364;hren her von<lb/><hi rendition="#fr">Gei&#x017F;tern und Ge&#x017F;pen&#x017F;tern/</hi> welche den<lb/>
Men&#x017F;chen er&#x017F;chrecken ko&#x0364;nnen: Andere kommen<lb/>
her <hi rendition="#fr">aus dem Ge&#x017F;tirn/</hi> als/ Wind/ Pe&#x017F;t und<lb/>
Lunationen: Andere kommen her <hi rendition="#fr">von der<lb/>
Seelen &#x017F;elb&#x017F;t/</hi> welche durch zu &#x017F;tarcke Appre-<lb/>
hen&#x017F;ion/ den Leib kra&#x0364;ncken kan/ worzu dann<lb/>
auch die Pa&#x017F;&#x017F;ionen zu rechnen/ welche das Ge-<lb/>
mu&#x0364;th hat: Andere kommen her <hi rendition="#fr">von den umb-<lb/>
&#x017F;tehenden Elementen/</hi> Feuer/ Lufft/ Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er und Erden/ worinnen der Men&#x017F;ch lebet: An-<lb/>
dere ent&#x017F;tehen <hi rendition="#fr">von Speiß und Tranck/</hi> wel-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H vj</fw><fw place="bottom" type="catch">che</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0237] Seelen-Weißheit. Lebens-Geiſt eine Nahrung gibt. Neben dem nun das Gebluͤth alſo in qualitate beſtellet iſt/ ſo hat es auch in Subſtantia zweyerley Zufaͤlle; dann es wird zu dick oder zu duͤnn/ iſt ſehr fluͤſſig und zu ſubtil/ oder zu ſehr ſchleimicht und zu grob/ woraus allerhand Verſtopffungen/ oder im Ge- gentheil/ fliegende Hitze und Entzuͤndungen/ als wie in den Rothlauffen/ entſtehen. Weiter/ ſo hat das Gebluͤth auch in quantitate einen Exceß/ und kan zu viel oder zu wenig ſeyn/ beyderſeits viel Kranckheiten und Ungelegenheiten verurſachen. Die Urſachen nun ſolcher Alterationen und Kranckheiten in dem menſchlichen Leib zugeben/ ſo iſt zu wiſſen/ daß ſolche unterſchiedlich ſeyn/ dann einige ruͤhren immediatè her von GOtt/ welcher den Menſchen ſtrafen und mit Kranck- heit heimſuchen wil: Andere ruͤhren her von Geiſtern und Geſpenſtern/ welche den Menſchen erſchrecken koͤnnen: Andere kommen her aus dem Geſtirn/ als/ Wind/ Peſt und Lunationen: Andere kommen her von der Seelen ſelbſt/ welche durch zu ſtarcke Appre- henſion/ den Leib kraͤncken kan/ worzu dann auch die Paſſionen zu rechnen/ welche das Ge- muͤth hat: Andere kommen her von den umb- ſtehenden Elementen/ Feuer/ Lufft/ Waſ- ſer und Erden/ worinnen der Menſch lebet: An- dere entſtehen von Speiß und Tranck/ wel- che H vj

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/237
Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/237>, abgerufen am 21.11.2024.