Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].Seelen-Weißheit. weil aber der allgemeine Zeuger/ der untern Din-ge der Himmel ist/ so ist nöthig/ daß alle untere Dinge des Himmels Natur und Wesen theil- hafftig werden. Und also ist der Himmel in allen Dingen inwendig verborgen/ welcher ausser allen Dingen außwendig offenbar ist. Und gleich- wie er mit seinem Leibe in dem Umkreiß dieser Welt weit und breit offen stehet/ also ist er gar eng/ durch seinen Geist in der Welt Mittelpunct zusammen gezogen/ und ist das höchste aller Dinge mit seinem Leibe. Der Himmel ist in der Höhe gestellet/ und ist wiederumb das allertieffste aller Dinge in seinem innersten Geiste verborgen/ und wie er durch seinen Leib alles schliesset und regie- ret/ also durchgehet und erfüllet er alles durch seinen Geist. Denn der Himmel ist überall sichtbar in seiner Gestalt/ und wiederumb ist der Himmel allenthalben durch seine Krafft/ und gleichwie/ durchgehends/ nichts offenbar ist als der Himmel/ also ist wiederum in allen Sachen nichts verborgener als der Himmel. Du aber/ der du den Himmel ausser allen allezeit siehest/ ge- dencke/ daß der Himmel in allen verborgen sey/ und mache/ daß dieser verborgene Himmel offen- bahr sey/ alsdann wird dir keine Krafft des offen- bahren Himmels mehr verborgen seyn: Dieser Himmel oder Philosophische Stern ist in allen Sachen/ und gehet durch alle Sachen der gan- tzen J ij
Seelen-Weißheit. weil aber der allgemeine Zeuger/ der untern Din-ge der Himmel iſt/ ſo iſt noͤthig/ daß alle untere Dinge des Himmels Natur und Weſen theil- hafftig werden. Und alſo iſt der Himmel in allen Dingen inwendig verborgen/ welcher auſſer allen Dingen außwendig offenbar iſt. Und gleich- wie er mit ſeinem Leibe in dem Umkreiß dieſer Welt weit und breit offen ſtehet/ alſo iſt er gar eng/ durch ſeinen Geiſt in der Welt Mittelpunct zuſammen gezogen/ und iſt das hoͤchſte aller Dinge mit ſeinem Leibe. Der Himmel iſt in der Hoͤhe geſtellet/ und iſt wiederumb das allertieffſte aller Dinge in ſeinem innerſten Geiſte verborgen/ und wie er durch ſeinen Leib alles ſchlieſſet und regie- ret/ alſo durchgehet und erfuͤllet er alles durch ſeinen Geiſt. Denn der Himmel iſt uͤberall ſichtbar in ſeiner Geſtalt/ und wiederumb iſt der Himmel allenthalben durch ſeine Krafft/ und gleichwie/ durchgehends/ nichts offenbar iſt als der Himmel/ alſo iſt wiederum in allen Sachen nichts verborgener als der Himmel. Du aber/ der du den Himmel auſſer allen allezeit ſieheſt/ ge- dencke/ daß der Himmel in allen verborgen ſey/ und mache/ daß dieſer verborgene Himmel offen- bahr ſey/ alsdann wird dir keine Krafft des offen- bahren Himmels mehr verborgen ſeyn: Dieſer Himmel oder Philoſophiſche Stern iſt in allen Sachen/ und gehet durch alle Sachen der gan- tzen J ij
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Seelen-Weißheit.
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hafftig werden. Und alſo iſt der Himmel in allen
Dingen inwendig verborgen/ welcher auſſer allen
Dingen außwendig offenbar iſt. Und gleich-
wie er mit ſeinem Leibe in dem Umkreiß dieſer
Welt weit und breit offen ſtehet/ alſo iſt er gar
eng/ durch ſeinen Geiſt in der Welt Mittelpunct
zuſammen gezogen/ und iſt das hoͤchſte aller Dinge
mit ſeinem Leibe. Der Himmel iſt in der Hoͤhe
geſtellet/ und iſt wiederumb das allertieffſte aller
Dinge in ſeinem innerſten Geiſte verborgen/ und
wie er durch ſeinen Leib alles ſchlieſſet und regie-
ret/ alſo durchgehet und erfuͤllet er alles durch
ſeinen Geiſt. Denn der Himmel iſt uͤberall
ſichtbar in ſeiner Geſtalt/ und wiederumb iſt der
Himmel allenthalben durch ſeine Krafft/ und
gleichwie/ durchgehends/ nichts offenbar iſt als
der Himmel/ alſo iſt wiederum in allen Sachen
nichts verborgener als der Himmel. Du aber/
der du den Himmel auſſer allen allezeit ſieheſt/ ge-
dencke/ daß der Himmel in allen verborgen ſey/
und mache/ daß dieſer verborgene Himmel offen-
bahr ſey/ alsdann wird dir keine Krafft des offen-
bahren Himmels mehr verborgen ſeyn: Dieſer
Himmel oder Philoſophiſche Stern iſt in allen
Sachen/ und gehet durch alle Sachen der gan-
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