Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].Vorrede. dienet/ was ich vermeyne oder wil.Denn es gehet mir leider auch/ wie der H. Augustinus klaget und zu GOtt ruf- fet: Aliquando intromittis me in affectum, multum inusitatum, introtsus ad nescio quam dulcedinem, quae si perficiatur in me, nescio quid erit quod vita ista non erit, sed recido in haec, aerumnosis ponderibus, & resorbeor so- litis, & multum fleo, sed multum tentor, tan- tum consuetudinis sarcina haec digna est, hic esse valeo, nec volo, illic volo, nec valeo, miser utrobique. Das ist: Bißweilen führestu mich in eine ungewöhnliche Empfind- lichkeit/ innerlich/ ich weiß nicht zu was für einer Süssigkeit/ welche/ da- fern sie in mir wird vollkommen ge- macht werden/ machet/ daß ich nicht weiß/ was dieses Leben nicht seyn würde. Aber ich falle wiederum auff diese Dinge/ durch die elende Lasten/ und würde von der gewöhnlichen ver- schlungen. Jch weine viel/ und werde sehr angefochten. So vieler Gewon- heit ist diese Last werth/ ich kan hier seyn/ und wil nicht/ dort wil ich seyn/ und kan nicht/ Elend an beyden Or- ten. Worauß zu schliessen/ daß ich noch unter die A. B. C. Schüler ge- höre/
Vorrede. dienet/ was ich vermeyne oder wil.Denn es gehet mir leider auch/ wie der H. Auguſtinus klaget und zu GOtt ruf- fet: Aliquando intromittis me in affectum, multum inuſitatum, introtſus ad neſcio quam dulcedinem, quæ ſi perficiatur in me, neſcio quid erit quod vita iſta non erit, ſed recido in hæc, ærumnoſis ponderibus, & reſorbeor ſo- litis, & multum fleo, ſed multum tentor, tan- tum conſuetudinis ſarcina hæc digna eſt, hic eſſe valeo, nec volo, illic volo, nec valeo, miſer utrobique. Das iſt: Bißweilen fuͤhreſtu mich in eine ungewoͤhnliche Empfind- lichkeit/ innerlich/ ich weiß nicht zu was fuͤr einer Suͤſſigkeit/ welche/ da- fern ſie in mir wird vollkommen ge- macht werden/ machet/ daß ich nicht weiß/ was dieſes Leben nicht ſeyn wuͤrde. Aber ich falle wiederum auff dieſe Dinge/ durch die elende Laſten/ und wuͤrde von der gewoͤhnlichen ver- ſchlungen. Jch weine viel/ und werde ſehr angefochten. So vieler Gewon- heit iſt dieſe Laſt werth/ ich kan hier ſeyn/ und wil nicht/ dort wil ich ſeyn/ und kan nicht/ Elend an beyden Or- ten. Worauß zu ſchlieſſen/ daß ich noch unter die A. B. C. Schuͤler ge- hoͤre/
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Vorrede.
dienet/ was ich vermeyne oder wil.
Denn es gehet mir leider auch/ wie der
H. Auguſtinus klaget und zu GOtt ruf-
fet: Aliquando intromittis me in affectum,
multum inuſitatum, introtſus ad neſcio quam
dulcedinem, quæ ſi perficiatur in me, neſcio
quid erit quod vita iſta non erit, ſed recido in
hæc, ærumnoſis ponderibus, & reſorbeor ſo-
litis, & multum fleo, ſed multum tentor, tan-
tum conſuetudinis ſarcina hæc digna eſt, hic
eſſe valeo, nec volo, illic volo, nec valeo, miſer
utrobique. Das iſt: Bißweilen fuͤhreſtu
mich in eine ungewoͤhnliche Empfind-
lichkeit/ innerlich/ ich weiß nicht zu
was fuͤr einer Suͤſſigkeit/ welche/ da-
fern ſie in mir wird vollkommen ge-
macht werden/ machet/ daß ich nicht
weiß/ was dieſes Leben nicht ſeyn
wuͤrde. Aber ich falle wiederum auff
dieſe Dinge/ durch die elende Laſten/
und wuͤrde von der gewoͤhnlichen ver-
ſchlungen. Jch weine viel/ und werde
ſehr angefochten. So vieler Gewon-
heit iſt dieſe Laſt werth/ ich kan hier
ſeyn/ und wil nicht/ dort wil ich ſeyn/
und kan nicht/ Elend an beyden Or-
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