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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Seelen-Weißheit.
sen Menge/ so in dem Krieg erschlagen wird/
und umbkommt.

Die Polygamie ist/ wann ein Mann viel
Weiber hat/ ist sowol im Alten Testament/ als
noch gegenwärtig jeder Zeit in Orient im
schwang gewesen/ werden auch die Christen
schwehrlich die Asiatische Völcker bekehren/ wann
sie ihnen die Polygamie nicht gestatten/ dann
das Weibs-Volck ist in Asien und Orient sehr
unfruchtbar/ es wird ein Mann wohl zehen
Weiber haben/ und doch nicht so viel Kinder
zielen/ als mit einer Frauen in Teutschland. Dan-
nenhero sie beweisen/ daß die Polygamie ein
Grund. Regul zur Erhaltung der Volckreichheit
sey/ auch dorten so schändlich nur ein Weib zu
haben/ als hieraussen sträfflich ist/ viel zu
nehmen.

Coelibatus ist/ wann man gar ohne Frau/ ent-
weder im Witwen-Stande/ oder im alten jungen-
Gesellen-Stande lebt.

Concubinatus ist/ wann Mann und Weib bey-
sammen leben als Eheleute Lebenslang/ oder
auff eine Zeit/ einander eheliche Pflicht und
Treu zusagen und halten/ auch sich der Kinder
Erziehung und Versorgung halben vergleichen/
aber vom Priester nicht zusammen geben worden
seynd/ ist sehr in Jtalien/ auch anderer Orten
im Gebrauch.

Di-
M ij

Seelen-Weißheit.
ſen Menge/ ſo in dem Krieg erſchlagen wird/
und umbkom̃t.

Die Polygamie iſt/ wann ein Mann viel
Weiber hat/ iſt ſowol im Alten Teſtament/ als
noch gegenwaͤrtig jeder Zeit in Orient im
ſchwang geweſen/ werden auch die Chriſten
ſchwehrlich die Aſiatiſche Voͤlcker bekehren/ wann
ſie ihnen die Polygamie nicht geſtatten/ dann
das Weibs-Volck iſt in Aſien und Orient ſehr
unfruchtbar/ es wird ein Mann wohl zehen
Weiber haben/ und doch nicht ſo viel Kinder
zielen/ als mit einer Frauen in Teutſchland. Dan-
nenhero ſie beweiſen/ daß die Polygamie ein
Grund. Regul zur Erhaltung der Volckreichheit
ſey/ auch dorten ſo ſchaͤndlich nur ein Weib zu
haben/ als hierauſſen ſtraͤfflich iſt/ viel zu
nehmen.

Cœlibatus iſt/ wann man gar ohne Frau/ ent-
weder im Witwen-Stande/ oder im alten jungen-
Geſellen-Stande lebt.

Concubinatus iſt/ wañ Mañ und Weib bey-
ſammen leben als Eheleute Lebenslang/ oder
auff eine Zeit/ einander eheliche Pflicht und
Treu zuſagen und halten/ auch ſich der Kinder
Erziehung und Verſorgung halben vergleichen/
aber vom Prieſter nicht zuſammen geben worden
ſeynd/ iſt ſehr in Jtalien/ auch anderer Orten
im Gebrauch.

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[267/0325] Seelen-Weißheit. ſen Menge/ ſo in dem Krieg erſchlagen wird/ und umbkom̃t. Die Polygamie iſt/ wann ein Mann viel Weiber hat/ iſt ſowol im Alten Teſtament/ als noch gegenwaͤrtig jeder Zeit in Orient im ſchwang geweſen/ werden auch die Chriſten ſchwehrlich die Aſiatiſche Voͤlcker bekehren/ wann ſie ihnen die Polygamie nicht geſtatten/ dann das Weibs-Volck iſt in Aſien und Orient ſehr unfruchtbar/ es wird ein Mann wohl zehen Weiber haben/ und doch nicht ſo viel Kinder zielen/ als mit einer Frauen in Teutſchland. Dan- nenhero ſie beweiſen/ daß die Polygamie ein Grund. Regul zur Erhaltung der Volckreichheit ſey/ auch dorten ſo ſchaͤndlich nur ein Weib zu haben/ als hierauſſen ſtraͤfflich iſt/ viel zu nehmen. Cœlibatus iſt/ wann man gar ohne Frau/ ent- weder im Witwen-Stande/ oder im alten jungen- Geſellen-Stande lebt. Concubinatus iſt/ wañ Mañ und Weib bey- ſammen leben als Eheleute Lebenslang/ oder auff eine Zeit/ einander eheliche Pflicht und Treu zuſagen und halten/ auch ſich der Kinder Erziehung und Verſorgung halben vergleichen/ aber vom Prieſter nicht zuſammen geben worden ſeynd/ iſt ſehr in Jtalien/ auch anderer Orten im Gebrauch. Di- M ij

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/325>, abgerufen am 22.11.2024.