samen Granitfelsen, der in die Uferbrandung bei Madras hinausragt -- dessen Erbauung er dem zehnten oder elften Jahrhundert zuschreibt -- sind leere Lager (sockets) für Tragbalken, ähnlich den angeführten. Die Tragbalken müssen von Eisen gewesen sein, da die Auflager derart sind, dass sie für Zimmerung bei der zu tragenden Last durchaus nutzlos gewesen sein würden.
Fig. 37 zeigt in einem skizzierten Querschnitt die allgemeine An- ordnung dieser Vimanas und die Anordnung der eisernen Träger, von denen in beiden vorerwähnten Fällen die Rede war. Es ist wahr- scheinlich, dass bei der Decke von Kanaruc die Träger, durch die Aus- dehnung und Zusammenziehung aus ihren Lagern wichen und dadurch das sogenannte "falsche Dach" zum Einsturz brachten, indessen bietet auch diese Baustelle schlechte Fundamentierung und ist Erdbeben aus- gesetzt. Doch betrifft ja unsere Frage über diese eisernen Träger nur
[Abbildung]
Fig. 37.
das metallurgische Interesse. In dieser Beziehung ist es Thatsache, dass in Dheli im Norden, ebenso wie in Madras im fernen Süden von Indien massive Schmiedestücke existieren, wie sie ganz Asien, soviel bekannt ist, bis zum heutigen Tage nicht hervorbringen konnte und von Dimensionen, die heute noch der Stolz Europas sein würden. Die ältesten datieren aus dem dritten und vierten, die spätesten aus dem elften bis zum vierzehnten Jahrhundert. In Hinblick auf solchen Zeit- unterschied von 900 bis 1000 Jahren und eine solche Verbreitung wie vom nördlichen bis zum südlichen Indien können wir nicht umhin zu schliessen, dass eine lange Zeit hindurch in Indien eine grossartige
Die Arier in Asien.
samen Granitfelsen, der in die Uferbrandung bei Madras hinausragt — dessen Erbauung er dem zehnten oder elften Jahrhundert zuschreibt — sind leere Lager (sockets) für Tragbalken, ähnlich den angeführten. Die Tragbalken müssen von Eisen gewesen sein, da die Auflager derart sind, daſs sie für Zimmerung bei der zu tragenden Last durchaus nutzlos gewesen sein würden.
Fig. 37 zeigt in einem skizzierten Querschnitt die allgemeine An- ordnung dieser Vimanas und die Anordnung der eisernen Träger, von denen in beiden vorerwähnten Fällen die Rede war. Es ist wahr- scheinlich, daſs bei der Decke von Kanaruc die Träger, durch die Aus- dehnung und Zusammenziehung aus ihren Lagern wichen und dadurch das sogenannte „falsche Dach“ zum Einsturz brachten, indessen bietet auch diese Baustelle schlechte Fundamentierung und ist Erdbeben aus- gesetzt. Doch betrifft ja unsere Frage über diese eisernen Träger nur
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Fig. 37.
das metallurgische Interesse. In dieser Beziehung ist es Thatsache, daſs in Dheli im Norden, ebenso wie in Madras im fernen Süden von Indien massive Schmiedestücke existieren, wie sie ganz Asien, soviel bekannt ist, bis zum heutigen Tage nicht hervorbringen konnte und von Dimensionen, die heute noch der Stolz Europas sein würden. Die ältesten datieren aus dem dritten und vierten, die spätesten aus dem elften bis zum vierzehnten Jahrhundert. In Hinblick auf solchen Zeit- unterschied von 900 bis 1000 Jahren und eine solche Verbreitung wie vom nördlichen bis zum südlichen Indien können wir nicht umhin zu schlieſsen, daſs eine lange Zeit hindurch in Indien eine groſsartige
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Die Arier in Asien.
samen Granitfelsen, der in die Uferbrandung bei Madras hinausragt —
dessen Erbauung er dem zehnten oder elften Jahrhundert zuschreibt —
sind leere Lager (sockets) für Tragbalken, ähnlich den angeführten.
Die Tragbalken müssen von Eisen gewesen sein, da die Auflager derart
sind, daſs sie für Zimmerung bei der zu tragenden Last durchaus nutzlos
gewesen sein würden.
Fig. 37 zeigt in einem skizzierten Querschnitt die allgemeine An-
ordnung dieser Vimanas und die Anordnung der eisernen Träger, von
denen in beiden vorerwähnten Fällen die Rede war. Es ist wahr-
scheinlich, daſs bei der Decke von Kanaruc die Träger, durch die Aus-
dehnung und Zusammenziehung aus ihren Lagern wichen und dadurch
das sogenannte „falsche Dach“ zum Einsturz brachten, indessen bietet
auch diese Baustelle schlechte Fundamentierung und ist Erdbeben aus-
gesetzt. Doch betrifft ja unsere Frage über diese eisernen Träger nur
[Abbildung Fig. 37.]
das metallurgische Interesse. In dieser Beziehung ist es Thatsache,
daſs in Dheli im Norden, ebenso wie in Madras im fernen Süden von
Indien massive Schmiedestücke existieren, wie sie ganz Asien, soviel
bekannt ist, bis zum heutigen Tage nicht hervorbringen konnte und
von Dimensionen, die heute noch der Stolz Europas sein würden. Die
ältesten datieren aus dem dritten und vierten, die spätesten aus dem
elften bis zum vierzehnten Jahrhundert. In Hinblick auf solchen Zeit-
unterschied von 900 bis 1000 Jahren und eine solche Verbreitung
wie vom nördlichen bis zum südlichen Indien können wir nicht umhin
zu schlieſsen, daſs eine lange Zeit hindurch in Indien eine groſsartige
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/246>, abgerufen am 23.11.2024.
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