werke bei Acharsche im hohen Taurus. Das dortige Erz ist ein ocheriger Thoneisenstein, der lagerartig auftritt und unmittelbar unter der Dammerde liegt. Die Einwohner gewinnen die Erze im Herbst nach der Feldarbeit durch einfaches Abräumen des Bodens. Diese Erze werden nach Acharsche gebracht und dort im Laufe des Winters ver- schmolzen. Sie sind gutartig, enthalten nach einer Tiegelprobe 53 Proz. Roheisen. Bei der Art der Arbeit und bei den sehr mangelhaften Brech- werkzeugen gewinnt ein Mann pro Tag etwa 3 Zentner. In Acharsche stehen vier Öfen aus den gewöhnlichen Bausteinen, Serpentin und Kalkstein aufgemauert, der Schacht im Inneren ist mit Thon ausge- schmiert. Die Gicht ist kreisrund und der Ofen nach unten konisch zusammengezogen, oben 3,5 Fuss, unten 1,5 Fuss weit. Die Schacht- höhe beträgt 12 Fuss. Eine rastähnliche Zusammenziehung findet sich nur am untersten Viertel der Höhe. Unten am Boden ist auf einer Seite eine Öffnung von einem Fuss im Quadrat, durch welche am Ende jeder Schmelzung die Luppe herausgenommen wird. Während der Schmelzung wird sie erneuert und nur ganz dicht am Boden lässt man ein kleines Stichloch. Die Form aus Thon liegt 1 Fuss über der Ge- stellsohle. Die Öffnung ihres Rüssels ist ein Kreis von 21/2 Zoll Durch- messer. Sie ist so eingelegt, dass der Wind in der Mitte des Gestell- bodens aufstösst. Man bläst mit zwei Bälgen, die durch Menschenkraft bewegt werden. Eine Thonform pflegt bei anhaltendem Betriebe 11/2 Monate zu halten.
Der so konstruierte Ofen wird, nachdem er zuvor gehörig aus- gewärmt worden ist, zur Schmelzung mit Kien- oder Zedernholz an- gefüllt. Die Holzstücke erhalten, bei 2 bis 3 Zoll Dicke, eine Länge von 3,5 Fuss, gleich dem oberen Durchmesser des Ofens. Sie sind zuvor gut ausgetrocknet worden und werden so eingelegt, dass sie sich immer im Mittelpunkte kreuzen, infolgedessen die Lagen unter sich eine Spirale von unten nach oben bilden. Das Feuer wird unten ent- zündet und drei Tage hindurch unter beständigem Nachfüllen des Holzes erhalten. Am dritten Tage lässt man es 3 Fuss unter den Gicht- kranz des Ofens sinken und giebt dann eine schwere Gicht Erz in faustgrossen Stücken und ohne allen Zuschlag 1 Fuss hoch auf; die übrigen 2 Fuss im Schacht werden wieder mit Holz gefüllt und dieses selbst wieder 2 Fuss über den Gichtkranz des Ofens aufgetürmt. Bei gutem Gange kann das Aufgeben der Erzgichten alle zwei Stunden wiederholt werden; bei schlechterem nur alle drei. Die Schlacke fliesst durch das Stichloch von selbst ab, nur von Zeit zu Zeit muss nach- geholfen werden. Alle zwölf Stunden wird das Schürloch im Gestell
Turanier und Mongolen.
werke bei Acharsche im hohen Taurus. Das dortige Erz ist ein ocheriger Thoneisenstein, der lagerartig auftritt und unmittelbar unter der Dammerde liegt. Die Einwohner gewinnen die Erze im Herbst nach der Feldarbeit durch einfaches Abräumen des Bodens. Diese Erze werden nach Acharsche gebracht und dort im Laufe des Winters ver- schmolzen. Sie sind gutartig, enthalten nach einer Tiegelprobe 53 Proz. Roheisen. Bei der Art der Arbeit und bei den sehr mangelhaften Brech- werkzeugen gewinnt ein Mann pro Tag etwa 3 Zentner. In Acharsche stehen vier Öfen aus den gewöhnlichen Bausteinen, Serpentin und Kalkstein aufgemauert, der Schacht im Inneren ist mit Thon ausge- schmiert. Die Gicht ist kreisrund und der Ofen nach unten konisch zusammengezogen, oben 3,5 Fuſs, unten 1,5 Fuſs weit. Die Schacht- höhe beträgt 12 Fuſs. Eine rastähnliche Zusammenziehung findet sich nur am untersten Viertel der Höhe. Unten am Boden ist auf einer Seite eine Öffnung von einem Fuſs im Quadrat, durch welche am Ende jeder Schmelzung die Luppe herausgenommen wird. Während der Schmelzung wird sie erneuert und nur ganz dicht am Boden läſst man ein kleines Stichloch. Die Form aus Thon liegt 1 Fuſs über der Ge- stellsohle. Die Öffnung ihres Rüssels ist ein Kreis von 2½ Zoll Durch- messer. Sie ist so eingelegt, daſs der Wind in der Mitte des Gestell- bodens aufstöſst. Man bläst mit zwei Bälgen, die durch Menschenkraft bewegt werden. Eine Thonform pflegt bei anhaltendem Betriebe 1½ Monate zu halten.
Der so konstruierte Ofen wird, nachdem er zuvor gehörig aus- gewärmt worden ist, zur Schmelzung mit Kien- oder Zedernholz an- gefüllt. Die Holzstücke erhalten, bei 2 bis 3 Zoll Dicke, eine Länge von 3,5 Fuſs, gleich dem oberen Durchmesser des Ofens. Sie sind zuvor gut ausgetrocknet worden und werden so eingelegt, daſs sie sich immer im Mittelpunkte kreuzen, infolgedessen die Lagen unter sich eine Spirale von unten nach oben bilden. Das Feuer wird unten ent- zündet und drei Tage hindurch unter beständigem Nachfüllen des Holzes erhalten. Am dritten Tage läſst man es 3 Fuſs unter den Gicht- kranz des Ofens sinken und giebt dann eine schwere Gicht Erz in faustgroſsen Stücken und ohne allen Zuschlag 1 Fuſs hoch auf; die übrigen 2 Fuſs im Schacht werden wieder mit Holz gefüllt und dieses selbst wieder 2 Fuſs über den Gichtkranz des Ofens aufgetürmt. Bei gutem Gange kann das Aufgeben der Erzgichten alle zwei Stunden wiederholt werden; bei schlechterem nur alle drei. Die Schlacke flieſst durch das Stichloch von selbst ab, nur von Zeit zu Zeit muſs nach- geholfen werden. Alle zwölf Stunden wird das Schürloch im Gestell
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0309"n="287"/><fwplace="top"type="header">Turanier und Mongolen.</fw><lb/>
werke bei Acharsche im hohen Taurus. Das dortige Erz ist ein ocheriger<lb/>
Thoneisenstein, der lagerartig auftritt und unmittelbar unter der<lb/>
Dammerde liegt. Die Einwohner gewinnen die Erze im Herbst nach<lb/>
der Feldarbeit durch einfaches Abräumen des Bodens. Diese Erze<lb/>
werden nach Acharsche gebracht und dort im Laufe des Winters ver-<lb/>
schmolzen. Sie sind gutartig, enthalten nach einer Tiegelprobe 53 Proz.<lb/>
Roheisen. Bei der Art der Arbeit und bei den sehr mangelhaften Brech-<lb/>
werkzeugen gewinnt ein Mann pro Tag etwa 3 Zentner. In Acharsche<lb/>
stehen vier Öfen aus den gewöhnlichen Bausteinen, Serpentin und<lb/>
Kalkstein aufgemauert, der Schacht im Inneren ist mit Thon ausge-<lb/>
schmiert. Die Gicht ist kreisrund und der Ofen nach unten konisch<lb/>
zusammengezogen, oben 3,5 Fuſs, unten 1,5 Fuſs weit. Die Schacht-<lb/>
höhe beträgt 12 Fuſs. Eine rastähnliche Zusammenziehung findet sich<lb/>
nur am untersten Viertel der Höhe. Unten am Boden ist auf einer<lb/>
Seite eine Öffnung von einem Fuſs im Quadrat, durch welche am Ende<lb/>
jeder Schmelzung die Luppe herausgenommen wird. Während der<lb/>
Schmelzung wird sie erneuert und nur ganz dicht am Boden läſst man<lb/>
ein kleines Stichloch. Die Form aus Thon liegt 1 Fuſs über der Ge-<lb/>
stellsohle. Die Öffnung ihres Rüssels ist ein Kreis von 2½ Zoll Durch-<lb/>
messer. Sie ist so eingelegt, daſs der Wind in der Mitte des Gestell-<lb/>
bodens aufstöſst. Man bläst mit zwei Bälgen, die durch Menschenkraft<lb/>
bewegt werden. Eine Thonform pflegt bei anhaltendem Betriebe<lb/>
1½ Monate zu halten.</p><lb/><p>Der so konstruierte Ofen wird, nachdem er zuvor gehörig aus-<lb/>
gewärmt worden ist, zur Schmelzung mit Kien- oder Zedernholz an-<lb/>
gefüllt. Die Holzstücke erhalten, bei 2 bis 3 Zoll Dicke, eine Länge<lb/>
von 3,5 Fuſs, gleich dem oberen Durchmesser des Ofens. Sie sind<lb/>
zuvor gut ausgetrocknet worden und werden so eingelegt, daſs sie sich<lb/>
immer im Mittelpunkte kreuzen, infolgedessen die Lagen unter sich<lb/>
eine Spirale von unten nach oben bilden. Das Feuer wird unten ent-<lb/>
zündet und drei Tage hindurch unter beständigem Nachfüllen des<lb/>
Holzes erhalten. Am dritten Tage läſst man es 3 Fuſs unter den Gicht-<lb/>
kranz des Ofens sinken und giebt dann eine schwere Gicht Erz in<lb/>
faustgroſsen Stücken und ohne allen Zuschlag 1 Fuſs hoch auf; die<lb/>
übrigen 2 Fuſs im Schacht werden wieder mit Holz gefüllt und dieses<lb/>
selbst wieder 2 Fuſs über den Gichtkranz des Ofens aufgetürmt. Bei<lb/>
gutem Gange kann das Aufgeben der Erzgichten alle zwei Stunden<lb/>
wiederholt werden; bei schlechterem nur alle drei. Die Schlacke flieſst<lb/>
durch das Stichloch von selbst ab, nur von Zeit zu Zeit muſs nach-<lb/>
geholfen werden. Alle zwölf Stunden wird das Schürloch im Gestell<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[287/0309]
Turanier und Mongolen.
werke bei Acharsche im hohen Taurus. Das dortige Erz ist ein ocheriger
Thoneisenstein, der lagerartig auftritt und unmittelbar unter der
Dammerde liegt. Die Einwohner gewinnen die Erze im Herbst nach
der Feldarbeit durch einfaches Abräumen des Bodens. Diese Erze
werden nach Acharsche gebracht und dort im Laufe des Winters ver-
schmolzen. Sie sind gutartig, enthalten nach einer Tiegelprobe 53 Proz.
Roheisen. Bei der Art der Arbeit und bei den sehr mangelhaften Brech-
werkzeugen gewinnt ein Mann pro Tag etwa 3 Zentner. In Acharsche
stehen vier Öfen aus den gewöhnlichen Bausteinen, Serpentin und
Kalkstein aufgemauert, der Schacht im Inneren ist mit Thon ausge-
schmiert. Die Gicht ist kreisrund und der Ofen nach unten konisch
zusammengezogen, oben 3,5 Fuſs, unten 1,5 Fuſs weit. Die Schacht-
höhe beträgt 12 Fuſs. Eine rastähnliche Zusammenziehung findet sich
nur am untersten Viertel der Höhe. Unten am Boden ist auf einer
Seite eine Öffnung von einem Fuſs im Quadrat, durch welche am Ende
jeder Schmelzung die Luppe herausgenommen wird. Während der
Schmelzung wird sie erneuert und nur ganz dicht am Boden läſst man
ein kleines Stichloch. Die Form aus Thon liegt 1 Fuſs über der Ge-
stellsohle. Die Öffnung ihres Rüssels ist ein Kreis von 2½ Zoll Durch-
messer. Sie ist so eingelegt, daſs der Wind in der Mitte des Gestell-
bodens aufstöſst. Man bläst mit zwei Bälgen, die durch Menschenkraft
bewegt werden. Eine Thonform pflegt bei anhaltendem Betriebe
1½ Monate zu halten.
Der so konstruierte Ofen wird, nachdem er zuvor gehörig aus-
gewärmt worden ist, zur Schmelzung mit Kien- oder Zedernholz an-
gefüllt. Die Holzstücke erhalten, bei 2 bis 3 Zoll Dicke, eine Länge
von 3,5 Fuſs, gleich dem oberen Durchmesser des Ofens. Sie sind
zuvor gut ausgetrocknet worden und werden so eingelegt, daſs sie sich
immer im Mittelpunkte kreuzen, infolgedessen die Lagen unter sich
eine Spirale von unten nach oben bilden. Das Feuer wird unten ent-
zündet und drei Tage hindurch unter beständigem Nachfüllen des
Holzes erhalten. Am dritten Tage läſst man es 3 Fuſs unter den Gicht-
kranz des Ofens sinken und giebt dann eine schwere Gicht Erz in
faustgroſsen Stücken und ohne allen Zuschlag 1 Fuſs hoch auf; die
übrigen 2 Fuſs im Schacht werden wieder mit Holz gefüllt und dieses
selbst wieder 2 Fuſs über den Gichtkranz des Ofens aufgetürmt. Bei
gutem Gange kann das Aufgeben der Erzgichten alle zwei Stunden
wiederholt werden; bei schlechterem nur alle drei. Die Schlacke flieſst
durch das Stichloch von selbst ab, nur von Zeit zu Zeit muſs nach-
geholfen werden. Alle zwölf Stunden wird das Schürloch im Gestell
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/309>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.