Rhökos wird wohl nur das Verdienst gebühren, die alte sidonische Kunst in Griechenland eingeführt zu haben. Durch die Anwendung des Gusses wurden die vielen störenden Nieten und Verbindungen der Teilstücke überflüssig. Demungeachtet pflegte man auch später noch vielfach die grösseren Bildwerke in Teilen herzustellen, die durch schwalbenschwanzförmige Hefte verbunden waren 1). Die Verbindung aus verschiedenen Metallen blieb dabei vielfach beliebt. Ein Beispiel derart bildet ein weibliches Brustbild im herkulanischen Museum mit angelöteten Locken. Die Lötung geschah mit Blei und Zinn.
Ein grösserer Künstler noch als Rhökos scheint sein Sohn Theo- doros von Samos gewesen zu sein. Ihm werden mancherlei Erfindungen zugeschrieben, so z. B. die des Drehstahles (der Drehbank?), der Thür- schlösser, des Winkelmasses und der Wasserwage. Es ist aber unwahr- scheinlich, dass ihm der Ruhm dieser Erfindungen gebührt, denn, wie z. B. das Winkelmass schon den alten Ägyptern bekannt war und beim Baue des salomonischen Tempels wiederholt erwähnt wird, so schreibt man die Erfindung des Schlosses sonst den Lacedämoniern zu. Eine andere angebliche Erfindung des Theodoros, die hier von grösserem Interesse ist, war die der eisernen Statuen. Durchaus unwahrscheinlich ist es, dass diese Statuen, wie häufig angenommen wird, gegossen waren, obgleich freilich die Stelle des Pausanias (III, 12) os protos diakheai sideron eure kai agalmata ap autou plasai", leicht so gedeutet werden kann. Wir wissen aber nicht anders, als dass die Alten mit dem Gusseisen unbekannt waren und schwerlich hätte eine solche Entdeckung des Theodoros später wieder spurlos verschwinden können. Es ist anzunehmen, dass Theodoros, wie schon sein Vater Rhökos und wie andere Künstler nach ihm Bildwerke aus Eisen trieben. Gewiss ist, dass er einer der grössten Künstler in der Verarbeitung der Metalle gewesen ist. Er stellte sich selber in einem höchst kunstvollen Erzbilde dar, wie er in der rechten Hand eine Feile hält, während er auf der linken ein kleines Viergespann von grosser Feinheit und Zier- lichkeit trägt.
Die griechischen Erzkünstler übertrafen bereits früh die klein- asiatischen. Schon 615 v. Chr. liess der König Alyattes von Lydien den kunstvollen eisernen Untersatz zu dem silbernen Mischgefässe, das er nach Delphi schenkte, durch Glaukos von Chios verfertigen, ebenso gossen Diponeus und Skylles von Kreta zwischen 600 und 560 eine eherne Statue für Krösus, die nachher übergoldet wurde. Auf dem
1) Winkelmanns Werke. Bd. V, S. 126 etc.
Griechenland.
Rhökos wird wohl nur das Verdienst gebühren, die alte sidonische Kunst in Griechenland eingeführt zu haben. Durch die Anwendung des Gusses wurden die vielen störenden Nieten und Verbindungen der Teilstücke überflüssig. Demungeachtet pflegte man auch später noch vielfach die gröſseren Bildwerke in Teilen herzustellen, die durch schwalbenschwanzförmige Hefte verbunden waren 1). Die Verbindung aus verschiedenen Metallen blieb dabei vielfach beliebt. Ein Beispiel derart bildet ein weibliches Brustbild im herkulanischen Museum mit angelöteten Locken. Die Lötung geschah mit Blei und Zinn.
Ein gröſserer Künstler noch als Rhökos scheint sein Sohn Theo- doros von Samos gewesen zu sein. Ihm werden mancherlei Erfindungen zugeschrieben, so z. B. die des Drehstahles (der Drehbank?), der Thür- schlösser, des Winkelmaſses und der Wasserwage. Es ist aber unwahr- scheinlich, daſs ihm der Ruhm dieser Erfindungen gebührt, denn, wie z. B. das Winkelmaſs schon den alten Ägyptern bekannt war und beim Baue des salomonischen Tempels wiederholt erwähnt wird, so schreibt man die Erfindung des Schlosses sonst den Lacedämoniern zu. Eine andere angebliche Erfindung des Theodoros, die hier von gröſserem Interesse ist, war die der eisernen Statuen. Durchaus unwahrscheinlich ist es, daſs diese Statuen, wie häufig angenommen wird, gegossen waren, obgleich freilich die Stelle des Pausanias (III, 12) ὅς πρῶτος διαχέαι σίδηρον εὗρε καὶ ἀγάλματα ἀπ̕ αὐτοῦ πλάσαι“, leicht so gedeutet werden kann. Wir wissen aber nicht anders, als daſs die Alten mit dem Guſseisen unbekannt waren und schwerlich hätte eine solche Entdeckung des Theodoros später wieder spurlos verschwinden können. Es ist anzunehmen, daſs Theodoros, wie schon sein Vater Rhökos und wie andere Künstler nach ihm Bildwerke aus Eisen trieben. Gewiſs ist, daſs er einer der gröſsten Künstler in der Verarbeitung der Metalle gewesen ist. Er stellte sich selber in einem höchst kunstvollen Erzbilde dar, wie er in der rechten Hand eine Feile hält, während er auf der linken ein kleines Viergespann von groſser Feinheit und Zier- lichkeit trägt.
Die griechischen Erzkünstler übertrafen bereits früh die klein- asiatischen. Schon 615 v. Chr. lieſs der König Alyattes von Lydien den kunstvollen eisernen Untersatz zu dem silbernen Mischgefäſse, das er nach Delphi schenkte, durch Glaukos von Chios verfertigen, ebenso gossen Diponeus und Skylles von Kreta zwischen 600 und 560 eine eherne Statue für Krösus, die nachher übergoldet wurde. Auf dem
1) Winkelmanns Werke. Bd. V, S. 126 etc.
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Griechenland.
Rhökos wird wohl nur das Verdienst gebühren, die alte sidonische
Kunst in Griechenland eingeführt zu haben. Durch die Anwendung
des Gusses wurden die vielen störenden Nieten und Verbindungen der
Teilstücke überflüssig. Demungeachtet pflegte man auch später noch
vielfach die gröſseren Bildwerke in Teilen herzustellen, die durch
schwalbenschwanzförmige Hefte verbunden waren 1). Die Verbindung
aus verschiedenen Metallen blieb dabei vielfach beliebt. Ein Beispiel
derart bildet ein weibliches Brustbild im herkulanischen Museum mit
angelöteten Locken. Die Lötung geschah mit Blei und Zinn.
Ein gröſserer Künstler noch als Rhökos scheint sein Sohn Theo-
doros von Samos gewesen zu sein. Ihm werden mancherlei Erfindungen
zugeschrieben, so z. B. die des Drehstahles (der Drehbank?), der Thür-
schlösser, des Winkelmaſses und der Wasserwage. Es ist aber unwahr-
scheinlich, daſs ihm der Ruhm dieser Erfindungen gebührt, denn, wie
z. B. das Winkelmaſs schon den alten Ägyptern bekannt war und beim
Baue des salomonischen Tempels wiederholt erwähnt wird, so schreibt
man die Erfindung des Schlosses sonst den Lacedämoniern zu. Eine
andere angebliche Erfindung des Theodoros, die hier von gröſserem
Interesse ist, war die der eisernen Statuen. Durchaus unwahrscheinlich
ist es, daſs diese Statuen, wie häufig angenommen wird, gegossen
waren, obgleich freilich die Stelle des Pausanias (III, 12) ὅς πρῶτος
διαχέαι σίδηρον εὗρε καὶ ἀγάλματα ἀπ̕ αὐτοῦ πλάσαι“, leicht
so gedeutet werden kann. Wir wissen aber nicht anders, als daſs die
Alten mit dem Guſseisen unbekannt waren und schwerlich hätte eine
solche Entdeckung des Theodoros später wieder spurlos verschwinden
können. Es ist anzunehmen, daſs Theodoros, wie schon sein Vater
Rhökos und wie andere Künstler nach ihm Bildwerke aus Eisen trieben.
Gewiſs ist, daſs er einer der gröſsten Künstler in der Verarbeitung der
Metalle gewesen ist. Er stellte sich selber in einem höchst kunstvollen
Erzbilde dar, wie er in der rechten Hand eine Feile hält, während er
auf der linken ein kleines Viergespann von groſser Feinheit und Zier-
lichkeit trägt.
Die griechischen Erzkünstler übertrafen bereits früh die klein-
asiatischen. Schon 615 v. Chr. lieſs der König Alyattes von Lydien
den kunstvollen eisernen Untersatz zu dem silbernen Mischgefäſse, das
er nach Delphi schenkte, durch Glaukos von Chios verfertigen, ebenso
gossen Diponeus und Skylles von Kreta zwischen 600 und 560 eine
eherne Statue für Krösus, die nachher übergoldet wurde. Auf dem
1) Winkelmanns Werke. Bd. V, S. 126 etc.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/456>, abgerufen am 22.11.2024.
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