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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Griechenland.
gingen mit dem Erblühen der Selbständigkeit der Griechen nach und
nach in deren Hände über und auch hier schickten sich die phönizi-
schen Kaufleute umsomehr in den Zwang der Verhältnisse, als sie von
ihrem Vaterlande in jener Periode nur geringen Beistand erwarten
konnten. Die Griechen führten den Betrieb der Bergwerke ganz in der
Weise der Phönizier fort und haben in technischer Beziehung nur
wenig Verbesserungen eingeführt. Dagegen befleissigten sie sich eines
geordneteren Grubenhaushaltes, während die phönizischen Unternehmer
vielfach Raubbau getrieben hatten. Am vorzüglichsten wurden in
dieser Beziehung die laurischen Silberbergwerke in Attika verwaltet.
Die Geschichte dieser Gruben, die dem athenischen Staate als Eigentum
gehörten, ist eng verflochten mit der politischen Geschichte Athens 1).
Obgleich von hohem Alter und nicht unwahrscheinlich anfangs von
Phöniziern erschürft, wurden die laurischen Silberbergwerke doch erst
seit Themistokles Zeit von hervorragender Bedeutung. Der Grubenbau,
der nach Xenophons Angaben seit undenklicher Zeit im Umgange war,
wurde fast ausschliesslich auf Gängen silberhaltigen Bleiglanzes geführt,
während das reichlich mit vorkommende Eisenerz gar nicht oder nur
ganz wenig ausgenutzt wurde. Die Formation ist talkiger Glimmer-
und Thonschiefer, bedeckt von schieferigem und krystallinischem
Kalke. Beide Gesteinsarten führen auf Lagern und kontemporären
Gangspalten, sowie in Nestern und Putzen Brauneisenstein, Eisenspat,
mit etwas Roteisenstein und silberhaltigem Bleiglanz, welcher teils die
Eisenerzlager an ihren Grenzen begleitet, teils auf untergeordneten
Klüften dieselben durchsetzt oder in Nestern für sich ausgeschieden ist.
Nur auf das silberhaltige Erz war der Bergbau der Alten gerichtet.
Die Eisenerze dagegen liessen sie teils anstehen, teils verstürzten sie
dieselben in die Halden und wenn sie solche überhaupt je zur Eisen-
gewinnung benutzt haben, so geschah dies doch sicherlich nicht an
Ort und Stelle, wo der Mangel an Brennmaterial dem Verschmelzen
im Wege stand. Der laurische Grubenbesitz war Staatseigentum und
wurde in Loosen in Erbpacht gegeben. Die Einkünfte, welche hieraus
dem Staate zuflossen, wurden bis zur Zeit der Perserkriege unter die
freien Bürger der Stadt verteilt. Gegen diesen Gebrauch trat zuerst
Themistokles auf, der es denn auch durchsetzte, dass die Einkünfte
aus den Bergwerken in die Staatskasse flossen und zu Staatszwecken
verwendet wurden. Die Staatseinnahme aus den laurischen Bergwerken
belief sich zu Themistokles Zeit schon auf 138000 Mark, was einer

1) Boekh, Die Staatshaushaltung der Athener.

Griechenland.
gingen mit dem Erblühen der Selbständigkeit der Griechen nach und
nach in deren Hände über und auch hier schickten sich die phönizi-
schen Kaufleute umsomehr in den Zwang der Verhältnisse, als sie von
ihrem Vaterlande in jener Periode nur geringen Beistand erwarten
konnten. Die Griechen führten den Betrieb der Bergwerke ganz in der
Weise der Phönizier fort und haben in technischer Beziehung nur
wenig Verbesserungen eingeführt. Dagegen befleiſsigten sie sich eines
geordneteren Grubenhaushaltes, während die phönizischen Unternehmer
vielfach Raubbau getrieben hatten. Am vorzüglichsten wurden in
dieser Beziehung die laurischen Silberbergwerke in Attika verwaltet.
Die Geschichte dieser Gruben, die dem athenischen Staate als Eigentum
gehörten, ist eng verflochten mit der politischen Geschichte Athens 1).
Obgleich von hohem Alter und nicht unwahrscheinlich anfangs von
Phöniziern erschürft, wurden die laurischen Silberbergwerke doch erst
seit Themistokles Zeit von hervorragender Bedeutung. Der Grubenbau,
der nach Xenophons Angaben seit undenklicher Zeit im Umgange war,
wurde fast ausschlieſslich auf Gängen silberhaltigen Bleiglanzes geführt,
während das reichlich mit vorkommende Eisenerz gar nicht oder nur
ganz wenig ausgenutzt wurde. Die Formation ist talkiger Glimmer-
und Thonschiefer, bedeckt von schieferigem und krystallinischem
Kalke. Beide Gesteinsarten führen auf Lagern und kontemporären
Gangspalten, sowie in Nestern und Putzen Brauneisenstein, Eisenspat,
mit etwas Roteisenstein und silberhaltigem Bleiglanz, welcher teils die
Eisenerzlager an ihren Grenzen begleitet, teils auf untergeordneten
Klüften dieselben durchsetzt oder in Nestern für sich ausgeschieden ist.
Nur auf das silberhaltige Erz war der Bergbau der Alten gerichtet.
Die Eisenerze dagegen lieſsen sie teils anstehen, teils verstürzten sie
dieselben in die Halden und wenn sie solche überhaupt je zur Eisen-
gewinnung benutzt haben, so geschah dies doch sicherlich nicht an
Ort und Stelle, wo der Mangel an Brennmaterial dem Verschmelzen
im Wege stand. Der laurische Grubenbesitz war Staatseigentum und
wurde in Loosen in Erbpacht gegeben. Die Einkünfte, welche hieraus
dem Staate zuflossen, wurden bis zur Zeit der Perserkriege unter die
freien Bürger der Stadt verteilt. Gegen diesen Gebrauch trat zuerst
Themistokles auf, der es denn auch durchsetzte, daſs die Einkünfte
aus den Bergwerken in die Staatskasse flossen und zu Staatszwecken
verwendet wurden. Die Staatseinnahme aus den laurischen Bergwerken
belief sich zu Themistokles Zeit schon auf 138000 Mark, was einer

1) Boekh, Die Staatshaushaltung der Athener.
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[438/0460] Griechenland. gingen mit dem Erblühen der Selbständigkeit der Griechen nach und nach in deren Hände über und auch hier schickten sich die phönizi- schen Kaufleute umsomehr in den Zwang der Verhältnisse, als sie von ihrem Vaterlande in jener Periode nur geringen Beistand erwarten konnten. Die Griechen führten den Betrieb der Bergwerke ganz in der Weise der Phönizier fort und haben in technischer Beziehung nur wenig Verbesserungen eingeführt. Dagegen befleiſsigten sie sich eines geordneteren Grubenhaushaltes, während die phönizischen Unternehmer vielfach Raubbau getrieben hatten. Am vorzüglichsten wurden in dieser Beziehung die laurischen Silberbergwerke in Attika verwaltet. Die Geschichte dieser Gruben, die dem athenischen Staate als Eigentum gehörten, ist eng verflochten mit der politischen Geschichte Athens 1). Obgleich von hohem Alter und nicht unwahrscheinlich anfangs von Phöniziern erschürft, wurden die laurischen Silberbergwerke doch erst seit Themistokles Zeit von hervorragender Bedeutung. Der Grubenbau, der nach Xenophons Angaben seit undenklicher Zeit im Umgange war, wurde fast ausschlieſslich auf Gängen silberhaltigen Bleiglanzes geführt, während das reichlich mit vorkommende Eisenerz gar nicht oder nur ganz wenig ausgenutzt wurde. Die Formation ist talkiger Glimmer- und Thonschiefer, bedeckt von schieferigem und krystallinischem Kalke. Beide Gesteinsarten führen auf Lagern und kontemporären Gangspalten, sowie in Nestern und Putzen Brauneisenstein, Eisenspat, mit etwas Roteisenstein und silberhaltigem Bleiglanz, welcher teils die Eisenerzlager an ihren Grenzen begleitet, teils auf untergeordneten Klüften dieselben durchsetzt oder in Nestern für sich ausgeschieden ist. Nur auf das silberhaltige Erz war der Bergbau der Alten gerichtet. Die Eisenerze dagegen lieſsen sie teils anstehen, teils verstürzten sie dieselben in die Halden und wenn sie solche überhaupt je zur Eisen- gewinnung benutzt haben, so geschah dies doch sicherlich nicht an Ort und Stelle, wo der Mangel an Brennmaterial dem Verschmelzen im Wege stand. Der laurische Grubenbesitz war Staatseigentum und wurde in Loosen in Erbpacht gegeben. Die Einkünfte, welche hieraus dem Staate zuflossen, wurden bis zur Zeit der Perserkriege unter die freien Bürger der Stadt verteilt. Gegen diesen Gebrauch trat zuerst Themistokles auf, der es denn auch durchsetzte, daſs die Einkünfte aus den Bergwerken in die Staatskasse flossen und zu Staatszwecken verwendet wurden. Die Staatseinnahme aus den laurischen Bergwerken belief sich zu Themistokles Zeit schon auf 138000 Mark, was einer 1) Boekh, Die Staatshaushaltung der Athener.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/460>, abgerufen am 22.11.2024.