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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.
spitzen fanden sich überhaupt nur zwei, beide waren von Eisen. Die
Messer, charakteristisch durch ihre geschweiften Klingen, waren teils
von Bronze, teils von Eisen. Daneben fanden sich Klumpen von Bronze
von ziemlich regelmässiger Gestalt, die man für "aes rude" hält. Die
Bronze bestand aus der normalen Mischung von Kupfer und Zinn.
Die Gräber von Villanova gelten als die ältesten der bei Bologna
eröffneten, und Contestabile nimmt an, dass sie aus der Zeit des 9. bis
10. Jahrhunderts v. Chr. stammen.

Jünger, der Zeit der etruskischen Herrschaft angehörig, sind die
Ausgrabungen von Marzobotto und des ausgedehnten Grabfeldes von
la Certosa, welches man für den Friedhof der alten Stadt Felsina hält.
Alle diese Funde sind jedenfalls älter als das Jahr 400 v. Chr., in
welchem Felsina von den keltischen Boyern erobert wurde. Auch hier
haben sich Schwerter, Dolche, Lanzenspitzen und Werkzeuge von Eisen
gefunden 1).

Nördlich vom Po haben sich bei Golasecca Gräber gefunden, die
denen von Villanova entsprechen, obgleich Eisen sich nur spärlich
darin gefunden hat.

Die italienischen Archäologen bezeichnen diese ganze Periode als
"die älteste Eisenzeit" und halten sie für voretruskisch. Sie ist, abgesehen
von den Fundobjekten, charakterisiert durch die Begräbnisweise. Die
verbrannten Gebeine der Verstorbenen finden sich in einer geräumigen
Urne, welche mit einer grossen Schale zugedeckt ist, beigesetzt. Bei
den altetruskischen Städten Veji und Präneste hat Pater Garucci
interessante Gegenstände ausgegraben, die man ebenfalls für voretrus-
kisch 2) hält. Mancherlei eiserne Gegenstände, namentlich Waffen, be-
finden sich darunter. Bemerkenswert ist die Ähnlichkeit der Dekora-
tion der Eisenwaffen, namentlich der Verzierung von Griff und Scheide
mit Elfenbein und Bernstein, mit den Waffen von Hallstadt. Nach-
stehende Abbildung (Fig. 81 a. f. S.) giebt die Zeichnung eines Dolches
mit Stahlklinge. Griff und Scheide sind von Elfenbein mit viereckigen
Stückchen Bernstein kunstvoll ausgelegt. Im Museum Barberini be-
finden sich Dolche und Schwerter von Eisen (Fig. 82 a. f. S.). Letztere
haben krumme Klingen, innen geschärft, ähnlich Yataganen; auch diese
Waffen sollen von Veji stammen. Eisen fand sich auch vielfach in Ver-

1) In der Nähe bei St. Francesco fanden sich in einem grossen Thongefässe
mehr als 14000 Stück Bronzen, meist von bekannten Formen, wie sie durch den
etruskischen Handel über ganz Europa verbreitet wurden.
2) Für pelasgisch
oder tyrrhenisch-pelasgisch s. Wylie, die Grabfunde von Veji und Präneste in
Archäologie Vol. XLI.

Italien und die Römer.
spitzen fanden sich überhaupt nur zwei, beide waren von Eisen. Die
Messer, charakteristisch durch ihre geschweiften Klingen, waren teils
von Bronze, teils von Eisen. Daneben fanden sich Klumpen von Bronze
von ziemlich regelmäſsiger Gestalt, die man für „aes rude“ hält. Die
Bronze bestand aus der normalen Mischung von Kupfer und Zinn.
Die Gräber von Villanova gelten als die ältesten der bei Bologna
eröffneten, und Contestabile nimmt an, daſs sie aus der Zeit des 9. bis
10. Jahrhunderts v. Chr. stammen.

Jünger, der Zeit der etruskischen Herrschaft angehörig, sind die
Ausgrabungen von Marzobotto und des ausgedehnten Grabfeldes von
la Certosa, welches man für den Friedhof der alten Stadt Felsina hält.
Alle diese Funde sind jedenfalls älter als das Jahr 400 v. Chr., in
welchem Felsina von den keltischen Boyern erobert wurde. Auch hier
haben sich Schwerter, Dolche, Lanzenspitzen und Werkzeuge von Eisen
gefunden 1).

Nördlich vom Po haben sich bei Golasecca Gräber gefunden, die
denen von Villanova entsprechen, obgleich Eisen sich nur spärlich
darin gefunden hat.

Die italienischen Archäologen bezeichnen diese ganze Periode als
„die älteste Eisenzeit“ und halten sie für voretruskisch. Sie ist, abgesehen
von den Fundobjekten, charakterisiert durch die Begräbnisweise. Die
verbrannten Gebeine der Verstorbenen finden sich in einer geräumigen
Urne, welche mit einer groſsen Schale zugedeckt ist, beigesetzt. Bei
den altetruskischen Städten Veji und Präneste hat Pater Garucci
interessante Gegenstände ausgegraben, die man ebenfalls für voretrus-
kisch 2) hält. Mancherlei eiserne Gegenstände, namentlich Waffen, be-
finden sich darunter. Bemerkenswert ist die Ähnlichkeit der Dekora-
tion der Eisenwaffen, namentlich der Verzierung von Griff und Scheide
mit Elfenbein und Bernstein, mit den Waffen von Hallstadt. Nach-
stehende Abbildung (Fig. 81 a. f. S.) giebt die Zeichnung eines Dolches
mit Stahlklinge. Griff und Scheide sind von Elfenbein mit viereckigen
Stückchen Bernstein kunstvoll ausgelegt. Im Museum Barberini be-
finden sich Dolche und Schwerter von Eisen (Fig. 82 a. f. S.). Letztere
haben krumme Klingen, innen geschärft, ähnlich Yataganen; auch diese
Waffen sollen von Veji stammen. Eisen fand sich auch vielfach in Ver-

1) In der Nähe bei St. Francesco fanden sich in einem groſsen Thongefäſse
mehr als 14000 Stück Bronzen, meist von bekannten Formen, wie sie durch den
etruskischen Handel über ganz Europa verbreitet wurden.
2) Für pelasgisch
oder tyrrhenisch-pelasgisch s. Wylie, die Grabfunde von Veji und Präneste in
Archäologie Vol. XLI.
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[471/0493] Italien und die Römer. spitzen fanden sich überhaupt nur zwei, beide waren von Eisen. Die Messer, charakteristisch durch ihre geschweiften Klingen, waren teils von Bronze, teils von Eisen. Daneben fanden sich Klumpen von Bronze von ziemlich regelmäſsiger Gestalt, die man für „aes rude“ hält. Die Bronze bestand aus der normalen Mischung von Kupfer und Zinn. Die Gräber von Villanova gelten als die ältesten der bei Bologna eröffneten, und Contestabile nimmt an, daſs sie aus der Zeit des 9. bis 10. Jahrhunderts v. Chr. stammen. Jünger, der Zeit der etruskischen Herrschaft angehörig, sind die Ausgrabungen von Marzobotto und des ausgedehnten Grabfeldes von la Certosa, welches man für den Friedhof der alten Stadt Felsina hält. Alle diese Funde sind jedenfalls älter als das Jahr 400 v. Chr., in welchem Felsina von den keltischen Boyern erobert wurde. Auch hier haben sich Schwerter, Dolche, Lanzenspitzen und Werkzeuge von Eisen gefunden 1). Nördlich vom Po haben sich bei Golasecca Gräber gefunden, die denen von Villanova entsprechen, obgleich Eisen sich nur spärlich darin gefunden hat. Die italienischen Archäologen bezeichnen diese ganze Periode als „die älteste Eisenzeit“ und halten sie für voretruskisch. Sie ist, abgesehen von den Fundobjekten, charakterisiert durch die Begräbnisweise. Die verbrannten Gebeine der Verstorbenen finden sich in einer geräumigen Urne, welche mit einer groſsen Schale zugedeckt ist, beigesetzt. Bei den altetruskischen Städten Veji und Präneste hat Pater Garucci interessante Gegenstände ausgegraben, die man ebenfalls für voretrus- kisch 2) hält. Mancherlei eiserne Gegenstände, namentlich Waffen, be- finden sich darunter. Bemerkenswert ist die Ähnlichkeit der Dekora- tion der Eisenwaffen, namentlich der Verzierung von Griff und Scheide mit Elfenbein und Bernstein, mit den Waffen von Hallstadt. Nach- stehende Abbildung (Fig. 81 a. f. S.) giebt die Zeichnung eines Dolches mit Stahlklinge. Griff und Scheide sind von Elfenbein mit viereckigen Stückchen Bernstein kunstvoll ausgelegt. Im Museum Barberini be- finden sich Dolche und Schwerter von Eisen (Fig. 82 a. f. S.). Letztere haben krumme Klingen, innen geschärft, ähnlich Yataganen; auch diese Waffen sollen von Veji stammen. Eisen fand sich auch vielfach in Ver- 1) In der Nähe bei St. Francesco fanden sich in einem groſsen Thongefäſse mehr als 14000 Stück Bronzen, meist von bekannten Formen, wie sie durch den etruskischen Handel über ganz Europa verbreitet wurden. 2) Für pelasgisch oder tyrrhenisch-pelasgisch s. Wylie, die Grabfunde von Veji und Präneste in Archäologie Vol. XLI.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/493>, abgerufen am 22.11.2024.