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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.

Auch wenn unter den Zünften zur Zeit des Königs Numa die
Schmiede als Erzschmiede aufgeführt werden, so kann uns dies nur
auf die griechische Bezeichnung khalkeus zurückführen, worunter, wie
wir erwiesen haben, ebensowohl Kupfer- wie Eisenschmiede gemeint
waren. Es ist ja richtig, Kupfer und Eisen mussten in der Periode der
Könige und der Anfänge der Republik importiert werden, und gerade
diese Zeit fällt in die Epoche des Aufschwunges der Bronzeindustrie
Westasiens und Griechenlands. Dennoch haben wir für die frühere
Verwendung des Eisens bei den Römern gewichtigere Beweise als für
die der Bronze. Eine der ältesten nationalen Gewohnheiten der Römer
war es, eiserne Ringe zu tragen. Schon die Statuen der Könige
Numa Pompilius und Servius Tullius trugen solche Ringe. Plinius
lässt sich über diese Gewohnheit weitläufig aus 1).

Nach seinen Angaben trugen die zum Manne herangereiften Römer
eiserne Ringe als Zeichen der Tapferkeit. Der alte Name dafür war
unjulus (später annulus). Goldene Ringe zu tragen galt als eine
fremde Sitte, als grosser Luxus und war ursprünglich nur besonderen
Personen gestattet. Selbst die Senatoren trugen in alter Zeit keine
Goldringe, nur diejenigen, welche als Gesandte zu fremden Völkern
geschickt wurden, wegen des höheren Ansehens, das die Goldringe
verliehen 2). "Auch war es Sitte, dass keine anderen sich derselben
bedienten als solche, welche sie aus dem genannten Grunde vom Staate
erhalten hatten, selbst nicht die Triumphatoren, so dass, während ein
etruskischer Kranz von Gold über den Triumphirenden gehalten wurde,
dieser doch an den Fingern eben so gut einen eisernen Ring trug als
der Sklave, der den Kranz hielt. In dieser Weise triumphierte Marius
über Jugurtha, und er soll vor seinem dritten Konsulat keinen goldenen
Ring angenommen haben. Diejenigen sogar, welche wegen einer Ge-
sandtschaft goldene Ringe erhalten hatten, bedienten sich derselben nur
im öffentlichen Leben, zu Hause aber eiserner. Ebenso wurde der
Braut als Geschenk ein eiserner Ring (der Ehering, annulus pronubus)
und zwar ohne Edelstein überschickt." Die eisernen Ringe waren ge-
schmiedet, man trug sie nicht an der linken Hand, wie die Goldringe,
sondern an der rechten. Sie dienten als Siegelringe zu vielen Rechts-
handlungen, vor allem zum Besiegeln, d. h. Verschliessen von Truhen,
Thüren u. s. w.

Die eisernen Ringe waren ursprünglich das Zeichen des freien
Römers. Als Cnejus Flavius, der Sohn eines Freigelassenen und selbst

1) Plinius XXXIII, IV u. V, VI.
2) Plinius XXXIII, 4, 4.
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Italien und die Römer.

Auch wenn unter den Zünften zur Zeit des Königs Numa die
Schmiede als Erzschmiede aufgeführt werden, so kann uns dies nur
auf die griechische Bezeichnung χαλκεύς zurückführen, worunter, wie
wir erwiesen haben, ebensowohl Kupfer- wie Eisenschmiede gemeint
waren. Es ist ja richtig, Kupfer und Eisen muſsten in der Periode der
Könige und der Anfänge der Republik importiert werden, und gerade
diese Zeit fällt in die Epoche des Aufschwunges der Bronzeindustrie
Westasiens und Griechenlands. Dennoch haben wir für die frühere
Verwendung des Eisens bei den Römern gewichtigere Beweise als für
die der Bronze. Eine der ältesten nationalen Gewohnheiten der Römer
war es, eiserne Ringe zu tragen. Schon die Statuen der Könige
Numa Pompilius und Servius Tullius trugen solche Ringe. Plinius
läſst sich über diese Gewohnheit weitläufig aus 1).

Nach seinen Angaben trugen die zum Manne herangereiften Römer
eiserne Ringe als Zeichen der Tapferkeit. Der alte Name dafür war
unjulus (später annulus). Goldene Ringe zu tragen galt als eine
fremde Sitte, als groſser Luxus und war ursprünglich nur besonderen
Personen gestattet. Selbst die Senatoren trugen in alter Zeit keine
Goldringe, nur diejenigen, welche als Gesandte zu fremden Völkern
geschickt wurden, wegen des höheren Ansehens, das die Goldringe
verliehen 2). „Auch war es Sitte, daſs keine anderen sich derselben
bedienten als solche, welche sie aus dem genannten Grunde vom Staate
erhalten hatten, selbst nicht die Triumphatoren, so daſs, während ein
etruskischer Kranz von Gold über den Triumphirenden gehalten wurde,
dieser doch an den Fingern eben so gut einen eisernen Ring trug als
der Sklave, der den Kranz hielt. In dieser Weise triumphierte Marius
über Jugurtha, und er soll vor seinem dritten Konsulat keinen goldenen
Ring angenommen haben. Diejenigen sogar, welche wegen einer Ge-
sandtschaft goldene Ringe erhalten hatten, bedienten sich derselben nur
im öffentlichen Leben, zu Hause aber eiserner. Ebenso wurde der
Braut als Geschenk ein eiserner Ring (der Ehering, annulus pronubus)
und zwar ohne Edelstein überschickt.“ Die eisernen Ringe waren ge-
schmiedet, man trug sie nicht an der linken Hand, wie die Goldringe,
sondern an der rechten. Sie dienten als Siegelringe zu vielen Rechts-
handlungen, vor allem zum Besiegeln, d. h. Verschlieſsen von Truhen,
Thüren u. s. w.

Die eisernen Ringe waren ursprünglich das Zeichen des freien
Römers. Als Cnejus Flavius, der Sohn eines Freigelassenen und selbst

1) Plinius XXXIII, IV u. V, VI.
2) Plinius XXXIII, 4, 4.
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[483/0505] Italien und die Römer. Auch wenn unter den Zünften zur Zeit des Königs Numa die Schmiede als Erzschmiede aufgeführt werden, so kann uns dies nur auf die griechische Bezeichnung χαλκεύς zurückführen, worunter, wie wir erwiesen haben, ebensowohl Kupfer- wie Eisenschmiede gemeint waren. Es ist ja richtig, Kupfer und Eisen muſsten in der Periode der Könige und der Anfänge der Republik importiert werden, und gerade diese Zeit fällt in die Epoche des Aufschwunges der Bronzeindustrie Westasiens und Griechenlands. Dennoch haben wir für die frühere Verwendung des Eisens bei den Römern gewichtigere Beweise als für die der Bronze. Eine der ältesten nationalen Gewohnheiten der Römer war es, eiserne Ringe zu tragen. Schon die Statuen der Könige Numa Pompilius und Servius Tullius trugen solche Ringe. Plinius läſst sich über diese Gewohnheit weitläufig aus 1). Nach seinen Angaben trugen die zum Manne herangereiften Römer eiserne Ringe als Zeichen der Tapferkeit. Der alte Name dafür war unjulus (später annulus). Goldene Ringe zu tragen galt als eine fremde Sitte, als groſser Luxus und war ursprünglich nur besonderen Personen gestattet. Selbst die Senatoren trugen in alter Zeit keine Goldringe, nur diejenigen, welche als Gesandte zu fremden Völkern geschickt wurden, wegen des höheren Ansehens, das die Goldringe verliehen 2). „Auch war es Sitte, daſs keine anderen sich derselben bedienten als solche, welche sie aus dem genannten Grunde vom Staate erhalten hatten, selbst nicht die Triumphatoren, so daſs, während ein etruskischer Kranz von Gold über den Triumphirenden gehalten wurde, dieser doch an den Fingern eben so gut einen eisernen Ring trug als der Sklave, der den Kranz hielt. In dieser Weise triumphierte Marius über Jugurtha, und er soll vor seinem dritten Konsulat keinen goldenen Ring angenommen haben. Diejenigen sogar, welche wegen einer Ge- sandtschaft goldene Ringe erhalten hatten, bedienten sich derselben nur im öffentlichen Leben, zu Hause aber eiserner. Ebenso wurde der Braut als Geschenk ein eiserner Ring (der Ehering, annulus pronubus) und zwar ohne Edelstein überschickt.“ Die eisernen Ringe waren ge- schmiedet, man trug sie nicht an der linken Hand, wie die Goldringe, sondern an der rechten. Sie dienten als Siegelringe zu vielen Rechts- handlungen, vor allem zum Besiegeln, d. h. Verschlieſsen von Truhen, Thüren u. s. w. Die eisernen Ringe waren ursprünglich das Zeichen des freien Römers. Als Cnejus Flavius, der Sohn eines Freigelassenen und selbst 1) Plinius XXXIII, IV u. V, VI. 2) Plinius XXXIII, 4, 4. 31*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/505>, abgerufen am 22.11.2024.