schmelzöfen aufgedeckt, die wahrscheinlich noch aus Römerzeiten her- stammen 1). Fig. 110 zeigt einen solchen von Quiquerez rekonstruierten Ofen von Faverjeatre.
Ähnliche Öfen in den Berner Alpen werden wir später beschreiben. Bei Lustin in der Nähe von Namur hat man uralte Schmelzöfen ent- deckt. Der Schmelzraum zeigt die Gestalt eines umgekehrten Kegels von 1 m Höhe. Er war ellyptisch. Der grössere obere Durchmesser betrug 4,30 m aussen, 3,20 m innen. Am Boden befand sich gegen die Windseite, d. h. nach S W ein rechtwinkeliges Loch von 0,20 m Durch- messer. Der Boden unter der Schmelzsohle bestand aus Eisenschlacken oder richtiger aus einem Gemenge von unvollständig reduziertem Erz, Eisenschlacken und Holzkohlenstückchen.
[Abbildung]
Fig. 110.
Anders gestaltet waren die Öfen von Libourt bei Chenonceaux. Sie waren cylindrisch, oben in einen Kegel auslaufend und hatten sechs enge Windöffnungen senkrecht zur Cylinderachse. Ebenso fand man bei den Öfen von Dordogne deutlich enge Windöffnungen zum Ein- legen enger Windröhren. Reste alter Schmelzöfen hat man noch an verschiedenen Orten in Frankreich aufgefunden. Erwähnung verdient hier auch der Schmelzofen von Wansdford in Northhamptonshire in England, den Rich beschrieben hat. Es war dies zwar unzweifelhaft ein Bleischmelzofen, wie dies aus den deutlich erhaltenen Planschen- formen unmittelbar vor dem Stichloch erhellt, er ist aber so wohl
1) Liger, la ferronerie II, 98 etc.
34*
Italien und die Römer.
schmelzöfen aufgedeckt, die wahrscheinlich noch aus Römerzeiten her- stammen 1). Fig. 110 zeigt einen solchen von Quiquerez rekonstruierten Ofen von Faverjeatre.
Ähnliche Öfen in den Berner Alpen werden wir später beschreiben. Bei Lustin in der Nähe von Namur hat man uralte Schmelzöfen ent- deckt. Der Schmelzraum zeigt die Gestalt eines umgekehrten Kegels von 1 m Höhe. Er war ellyptisch. Der gröſsere obere Durchmesser betrug 4,30 m auſsen, 3,20 m innen. Am Boden befand sich gegen die Windseite, d. h. nach S W ein rechtwinkeliges Loch von 0,20 m Durch- messer. Der Boden unter der Schmelzsohle bestand aus Eisenschlacken oder richtiger aus einem Gemenge von unvollständig reduziertem Erz, Eisenschlacken und Holzkohlenstückchen.
[Abbildung]
Fig. 110.
Anders gestaltet waren die Öfen von Libourt bei Chenonceaux. Sie waren cylindrisch, oben in einen Kegel auslaufend und hatten sechs enge Windöffnungen senkrecht zur Cylinderachse. Ebenso fand man bei den Öfen von Dordogne deutlich enge Windöffnungen zum Ein- legen enger Windröhren. Reste alter Schmelzöfen hat man noch an verschiedenen Orten in Frankreich aufgefunden. Erwähnung verdient hier auch der Schmelzofen von Wansdford in Northhamptonshire in England, den Rich beschrieben hat. Es war dies zwar unzweifelhaft ein Bleischmelzofen, wie dies aus den deutlich erhaltenen Planschen- formen unmittelbar vor dem Stichloch erhellt, er ist aber so wohl
1) Liger, la ferronerie II, 98 etc.
34*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0553"n="531"/><fwplace="top"type="header">Italien und die Römer.</fw><lb/>
schmelzöfen aufgedeckt, die wahrscheinlich noch aus Römerzeiten her-<lb/>
stammen <noteplace="foot"n="1)">Liger, la ferronerie II, 98 etc.</note>. Fig. 110 zeigt einen solchen von Quiquerez rekonstruierten<lb/>
Ofen von Faverjeatre.</p><lb/><p>Ähnliche Öfen in den Berner Alpen werden wir später beschreiben.<lb/>
Bei Lustin in der Nähe von Namur hat man uralte Schmelzöfen ent-<lb/>
deckt. Der Schmelzraum zeigt die Gestalt eines umgekehrten Kegels<lb/>
von 1 m Höhe. Er war ellyptisch. Der gröſsere obere Durchmesser<lb/>
betrug 4,30 m auſsen, 3,20 m innen. Am Boden befand sich gegen die<lb/>
Windseite, d. h. nach S W ein rechtwinkeliges Loch von 0,20 m Durch-<lb/>
messer. Der Boden unter der Schmelzsohle bestand aus Eisenschlacken<lb/>
oder richtiger aus einem Gemenge von unvollständig reduziertem Erz,<lb/>
Eisenschlacken und Holzkohlenstückchen.</p><lb/><figure><head>Fig. 110.</head></figure><lb/><p>Anders gestaltet waren die Öfen von Libourt bei Chenonceaux.<lb/>
Sie waren cylindrisch, oben in einen Kegel auslaufend und hatten sechs<lb/>
enge Windöffnungen senkrecht zur Cylinderachse. Ebenso fand man<lb/>
bei den Öfen von Dordogne deutlich enge Windöffnungen zum Ein-<lb/>
legen enger Windröhren. Reste alter Schmelzöfen hat man noch an<lb/>
verschiedenen Orten in Frankreich aufgefunden. Erwähnung verdient<lb/>
hier auch der Schmelzofen von Wansdford in Northhamptonshire in<lb/>
England, den Rich beschrieben hat. Es war dies zwar unzweifelhaft<lb/>
ein Bleischmelzofen, wie dies aus den deutlich erhaltenen Planschen-<lb/>
formen unmittelbar vor dem Stichloch erhellt, er ist aber so wohl<lb/><fwplace="bottom"type="sig">34*</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[531/0553]
Italien und die Römer.
schmelzöfen aufgedeckt, die wahrscheinlich noch aus Römerzeiten her-
stammen 1). Fig. 110 zeigt einen solchen von Quiquerez rekonstruierten
Ofen von Faverjeatre.
Ähnliche Öfen in den Berner Alpen werden wir später beschreiben.
Bei Lustin in der Nähe von Namur hat man uralte Schmelzöfen ent-
deckt. Der Schmelzraum zeigt die Gestalt eines umgekehrten Kegels
von 1 m Höhe. Er war ellyptisch. Der gröſsere obere Durchmesser
betrug 4,30 m auſsen, 3,20 m innen. Am Boden befand sich gegen die
Windseite, d. h. nach S W ein rechtwinkeliges Loch von 0,20 m Durch-
messer. Der Boden unter der Schmelzsohle bestand aus Eisenschlacken
oder richtiger aus einem Gemenge von unvollständig reduziertem Erz,
Eisenschlacken und Holzkohlenstückchen.
[Abbildung Fig. 110.]
Anders gestaltet waren die Öfen von Libourt bei Chenonceaux.
Sie waren cylindrisch, oben in einen Kegel auslaufend und hatten sechs
enge Windöffnungen senkrecht zur Cylinderachse. Ebenso fand man
bei den Öfen von Dordogne deutlich enge Windöffnungen zum Ein-
legen enger Windröhren. Reste alter Schmelzöfen hat man noch an
verschiedenen Orten in Frankreich aufgefunden. Erwähnung verdient
hier auch der Schmelzofen von Wansdford in Northhamptonshire in
England, den Rich beschrieben hat. Es war dies zwar unzweifelhaft
ein Bleischmelzofen, wie dies aus den deutlich erhaltenen Planschen-
formen unmittelbar vor dem Stichloch erhellt, er ist aber so wohl
1) Liger, la ferronerie II, 98 etc.
34*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/553>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.