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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Schmiedekunst im Mittelalter.
Schweissnäte verdecken (Fig. 261 a.v.S.). Jedenfalls sind diese berühmten
Thürbeschläge Meisterwerke der Schmiedekunst, insbesondere der
Kunst zu schweissen. Die meisten Dekorationen sind flach gehalten
und die Flächen nur durch Linien und Löcher gegliedert. Einzelne
Dekorationen scheinen indes bereits im Gesenken geschmiedet zu sein.

Aus derselben Zeit stammen die berühmten Gitter der Abteien
von St. Denis, Braise (Braisne) und Westminster, die Thürbeschläge
der Kirche von Gens, Noyon und Rouen. Diese Arbeiten sind als die
höchsten Leistungen der Flachschmiederei zu betrachten, bei der sich
noch alles aus einem Stabe entwickelt, nichts aufgesetzt oder auf-
genietet wird, alles durch Treiben und Schweissen erreicht wird. In
diesem Sinne sind diese Arbeiten unerreichte Meisterwerke und können

[Abbildung] Fig. 262.
[Abbildung] Fig. 263.
wohl den weit reicher getriebenen und geschlagenen Arbeiten des 15.
und 16. Jahrhunderts zur Seite gesetzt werden.

Zu Ende des 13. Jahrhunderts machte sich eine neue Richtung
in der Kunstschmiederei geltend. Man fing an, die einzelnen Teile
nicht mehr durch Schweissung in der Hitze, sondern durch Nieten im
kalten Zustande zu verbinden. Ferner ging man dazu über, die deko-
rativen Stücke, statt sie aus dem Stabe mit der Hand zu treiben,
in Gesenken für sich herzustellen oder sie aus Blech auszuschneiden
und diese ebenfalls aufzunieten. Dadurch gewannen die Formen an
plastischer Schönheit und Mannigfaltigkeit. Die Solidität aber erlitt
Einbusse. Das Gesenke und der Grabstichel wurden die unentbehr-
lichen Werkzeuge des Feinschmiedes, wie es heutzutage die Feile ist.
Die Treibkunst machte im 14. und 15. Jahrhundert grosse Fortschritte
durch die allgemeinere Verbreitung der Plattenharnische und damit
der Plattnerarbeit überhaupt. So fing man an, das Blattwerk der

Schmiedekunst im Mittelalter.
Schweiſsnäte verdecken (Fig. 261 a.v.S.). Jedenfalls sind diese berühmten
Thürbeschläge Meisterwerke der Schmiedekunst, insbesondere der
Kunst zu schweiſsen. Die meisten Dekorationen sind flach gehalten
und die Flächen nur durch Linien und Löcher gegliedert. Einzelne
Dekorationen scheinen indes bereits im Gesenken geschmiedet zu sein.

Aus derselben Zeit stammen die berühmten Gitter der Abteien
von St. Denis, Braise (Braisne) und Westminster, die Thürbeschläge
der Kirche von Gens, Noyon und Rouen. Diese Arbeiten sind als die
höchsten Leistungen der Flachschmiederei zu betrachten, bei der sich
noch alles aus einem Stabe entwickelt, nichts aufgesetzt oder auf-
genietet wird, alles durch Treiben und Schweiſsen erreicht wird. In
diesem Sinne sind diese Arbeiten unerreichte Meisterwerke und können

[Abbildung] Fig. 262.
[Abbildung] Fig. 263.
wohl den weit reicher getriebenen und geschlagenen Arbeiten des 15.
und 16. Jahrhunderts zur Seite gesetzt werden.

Zu Ende des 13. Jahrhunderts machte sich eine neue Richtung
in der Kunstschmiederei geltend. Man fing an, die einzelnen Teile
nicht mehr durch Schweiſsung in der Hitze, sondern durch Nieten im
kalten Zustande zu verbinden. Ferner ging man dazu über, die deko-
rativen Stücke, statt sie aus dem Stabe mit der Hand zu treiben,
in Gesenken für sich herzustellen oder sie aus Blech auszuschneiden
und diese ebenfalls aufzunieten. Dadurch gewannen die Formen an
plastischer Schönheit und Mannigfaltigkeit. Die Solidität aber erlitt
Einbuſse. Das Gesenke und der Grabstichel wurden die unentbehr-
lichen Werkzeuge des Feinschmiedes, wie es heutzutage die Feile ist.
Die Treibkunst machte im 14. und 15. Jahrhundert groſse Fortschritte
durch die allgemeinere Verbreitung der Plattenharnische und damit
der Plattnerarbeit überhaupt. So fing man an, das Blattwerk der

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[842/0864] Schmiedekunst im Mittelalter. Schweiſsnäte verdecken (Fig. 261 a.v.S.). Jedenfalls sind diese berühmten Thürbeschläge Meisterwerke der Schmiedekunst, insbesondere der Kunst zu schweiſsen. Die meisten Dekorationen sind flach gehalten und die Flächen nur durch Linien und Löcher gegliedert. Einzelne Dekorationen scheinen indes bereits im Gesenken geschmiedet zu sein. Aus derselben Zeit stammen die berühmten Gitter der Abteien von St. Denis, Braise (Braisne) und Westminster, die Thürbeschläge der Kirche von Gens, Noyon und Rouen. Diese Arbeiten sind als die höchsten Leistungen der Flachschmiederei zu betrachten, bei der sich noch alles aus einem Stabe entwickelt, nichts aufgesetzt oder auf- genietet wird, alles durch Treiben und Schweiſsen erreicht wird. In diesem Sinne sind diese Arbeiten unerreichte Meisterwerke und können [Abbildung Fig. 262.] [Abbildung Fig. 263.] wohl den weit reicher getriebenen und geschlagenen Arbeiten des 15. und 16. Jahrhunderts zur Seite gesetzt werden. Zu Ende des 13. Jahrhunderts machte sich eine neue Richtung in der Kunstschmiederei geltend. Man fing an, die einzelnen Teile nicht mehr durch Schweiſsung in der Hitze, sondern durch Nieten im kalten Zustande zu verbinden. Ferner ging man dazu über, die deko- rativen Stücke, statt sie aus dem Stabe mit der Hand zu treiben, in Gesenken für sich herzustellen oder sie aus Blech auszuschneiden und diese ebenfalls aufzunieten. Dadurch gewannen die Formen an plastischer Schönheit und Mannigfaltigkeit. Die Solidität aber erlitt Einbuſse. Das Gesenke und der Grabstichel wurden die unentbehr- lichen Werkzeuge des Feinschmiedes, wie es heutzutage die Feile ist. Die Treibkunst machte im 14. und 15. Jahrhundert groſse Fortschritte durch die allgemeinere Verbreitung der Plattenharnische und damit der Plattnerarbeit überhaupt. So fing man an, das Blattwerk der

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 842. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/864>, abgerufen am 22.11.2024.