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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Geschützgiesser.
meister selbst vielfach mit dieser Kunst. Wir geben in folgendem ein
Verzeichnis der berühmtesten Geschützgiesser aus dieser Periode (bis
um 1500).

1346. Peter von Brügge, Zinngiesser zu Tournay, fertigt ein Geschütz
"tonoille" (oder canaillos), das zweipfündige Bleikugeln schoss.
1356 erhält Meister Sänger in Nürnberg Löhnung für Anfertigung
von Geschützen, ob diese aber gegossen waren, ist ungewiss.
1372 giesst der Glockengiesser Wenzel Kundschafter in Prag
Geschütze.
1372. Johann von Aarau giesst im Hofe von St. Ulrich in Augsburg
drei Donnerbüchsen von 127, 70 und 50 Pfund Gewicht, die
Kugeln auf 1000 Schritt schossen und lehrt die Patrizier Johann
Vend, Johann Ilsung und Johann Flinsbach das Büchsen-
schiessen 1).
1373. Meister Walther in Augsburg erhält vom Rat 160 Gulden
und eine Ehrung von Tuch für Vollendung einer Büchse.
Heinrich Schütz, dem Kandelgiesser in Nürnberg, wird eine
Rechnung über 5 Büchsen bezahlt.
1377. Meister Ulrich von Eystetten.
1379. Meister Arles giesst zwei Büchsen für Passau.
1383 wird in Nürnberg eine grosse Büchse für Herzog Stephan von
Bayern gegossen.
1388. Ulrich Grünwald zu Nürnberg.
Ulrich Beham giesst zu Memmingen Kugeln von Blei und
Eisen.
1405 tritt Meister Martin als Geschützgiesser in Dienst des Herzogs
Ludwig von Bayern 2).
1406 wurden in Speier, 1408 in München und 1411 in Braunschweig 3)
grosse Büchsen gegossen.
1414. Abraham von Memmingen.
1425 goss Hans der Orgelmeister eine grosse Büchse von 4333 Pfund
Gewicht, die sich im alten Zeughaus zu Nürnberg befindet.
1428. Wilhelm Duivy goss ein grosses Stück, "Rifflard" (Zerreisser)
genannt, für Orleans.

1) Gassarius Annales ad an. 1373.
2) Nachdem er Leib und Leben für das
Gelingen des Gusses einer Büchse eingesetzt hatte, welche dennoch verunglückt
war, musste er geloben, keine Büchsen zu giessen, die schwerer als 50 Pfund
waren, das Land des Herzogs nicht zu verlassen und mit dem neuangenommenen
Meister Frieden zu halten.
3) Die faule Mette.

Geschützgieſser.
meister selbst vielfach mit dieser Kunst. Wir geben in folgendem ein
Verzeichnis der berühmtesten Geschützgieſser aus dieser Periode (bis
um 1500).

1346. Peter von Brügge, Zinngieſser zu Tournay, fertigt ein Geschütz
„tonoille“ (oder canaillos), das zweipfündige Bleikugeln schoſs.
1356 erhält Meister Sänger in Nürnberg Löhnung für Anfertigung
von Geschützen, ob diese aber gegossen waren, ist ungewiſs.
1372 gieſst der Glockengieſser Wenzel Kundschafter in Prag
Geschütze.
1372. Johann von Aarau gieſst im Hofe von St. Ulrich in Augsburg
drei Donnerbüchsen von 127, 70 und 50 Pfund Gewicht, die
Kugeln auf 1000 Schritt schossen und lehrt die Patrizier Johann
Vend, Johann Ilsung und Johann Flinsbach das Büchsen-
schieſsen 1).
1373. Meister Walther in Augsburg erhält vom Rat 160 Gulden
und eine Ehrung von Tuch für Vollendung einer Büchse.
Heinrich Schütz, dem Kandelgieſser in Nürnberg, wird eine
Rechnung über 5 Büchsen bezahlt.
1377. Meister Ulrich von Eystetten.
1379. Meister Arles gieſst zwei Büchsen für Passau.
1383 wird in Nürnberg eine groſse Büchse für Herzog Stephan von
Bayern gegossen.
1388. Ulrich Grünwald zu Nürnberg.
Ulrich Beham gieſst zu Memmingen Kugeln von Blei und
Eisen.
1405 tritt Meister Martin als Geschützgieſser in Dienst des Herzogs
Ludwig von Bayern 2).
1406 wurden in Speier, 1408 in München und 1411 in Braunschweig 3)
groſse Büchsen gegossen.
1414. Abraham von Memmingen.
1425 goſs Hans der Orgelmeister eine groſse Büchse von 4333 Pfund
Gewicht, die sich im alten Zeughaus zu Nürnberg befindet.
1428. Wilhelm Duivy goſs ein groſses Stück, „Rifflard“ (Zerreiſser)
genannt, für Orleans.

1) Gassarius Annales ad an. 1373.
2) Nachdem er Leib und Leben für das
Gelingen des Gusses einer Büchse eingesetzt hatte, welche dennoch verunglückt
war, muſste er geloben, keine Büchsen zu gieſsen, die schwerer als 50 Pfund
waren, das Land des Herzogs nicht zu verlassen und mit dem neuangenommenen
Meister Frieden zu halten.
3) Die faule Mette.
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[932/0954] Geschützgieſser. meister selbst vielfach mit dieser Kunst. Wir geben in folgendem ein Verzeichnis der berühmtesten Geschützgieſser aus dieser Periode (bis um 1500). 1346. Peter von Brügge, Zinngieſser zu Tournay, fertigt ein Geschütz „tonoille“ (oder canaillos), das zweipfündige Bleikugeln schoſs. 1356 erhält Meister Sänger in Nürnberg Löhnung für Anfertigung von Geschützen, ob diese aber gegossen waren, ist ungewiſs. 1372 gieſst der Glockengieſser Wenzel Kundschafter in Prag Geschütze. 1372. Johann von Aarau gieſst im Hofe von St. Ulrich in Augsburg drei Donnerbüchsen von 127, 70 und 50 Pfund Gewicht, die Kugeln auf 1000 Schritt schossen und lehrt die Patrizier Johann Vend, Johann Ilsung und Johann Flinsbach das Büchsen- schieſsen 1). 1373. Meister Walther in Augsburg erhält vom Rat 160 Gulden und eine Ehrung von Tuch für Vollendung einer Büchse. Heinrich Schütz, dem Kandelgieſser in Nürnberg, wird eine Rechnung über 5 Büchsen bezahlt. 1377. Meister Ulrich von Eystetten. 1379. Meister Arles gieſst zwei Büchsen für Passau. 1383 wird in Nürnberg eine groſse Büchse für Herzog Stephan von Bayern gegossen. 1388. Ulrich Grünwald zu Nürnberg. Ulrich Beham gieſst zu Memmingen Kugeln von Blei und Eisen. 1405 tritt Meister Martin als Geschützgieſser in Dienst des Herzogs Ludwig von Bayern 2). 1406 wurden in Speier, 1408 in München und 1411 in Braunschweig 3) groſse Büchsen gegossen. 1414. Abraham von Memmingen. 1425 goſs Hans der Orgelmeister eine groſse Büchse von 4333 Pfund Gewicht, die sich im alten Zeughaus zu Nürnberg befindet. 1428. Wilhelm Duivy goſs ein groſses Stück, „Rifflard“ (Zerreiſser) genannt, für Orleans. 1) Gassarius Annales ad an. 1373. 2) Nachdem er Leib und Leben für das Gelingen des Gusses einer Büchse eingesetzt hatte, welche dennoch verunglückt war, muſste er geloben, keine Büchsen zu gieſsen, die schwerer als 50 Pfund waren, das Land des Herzogs nicht zu verlassen und mit dem neuangenommenen Meister Frieden zu halten. 3) Die faule Mette.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 932. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/954>, abgerufen am 16.05.2024.