Noch ausführlicher handelt Vanuccio Biringuccio in seiner Pyrotechnia über den Guss der Kanonen. Stammt dieses Werk auch erst aus dem Jahre 1540 und gehört dasselbe also eigentlich in unsere zweite Abteilung, so glauben wir doch das wichtigste, was sich auf die Kunst des Gusses bezieht, hier umsomehr anführen zu dürfen, weil einerseits andere technische Berichte nicht vorhanden sind, ander- seits wir annehmen dürfen, dass die Kunst im 15. Jahrhundert, wenn auch geheim gehalten, nicht anders geübt wurde, als in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Man kannte damals, wie es scheint, nur Lehm- formerei. Der sandhaltige Thon, den man verwendete, war ziemlich fett, zart anzufühlen, von feinem Korn, sehr gleichmässig und das Trocknen vertragend ohne zu reissen und feuerbeständig. Man stellte dieses Mate- rial durch Mischen von reinem Sand und Thon künstlich her. Nach- dem man es mit Wasser genetzt und mit einem eisernen Spiess
[Abbildung]
Fig. 297.
gehörig durcheinander gearbeitet hatte, vermischte man diesen Form- sand mit dem 2/3 fachen seines Volumens mit Tuchscheerabschnitzeln, getrocknetem Kuhmist, Werg, mit Haaren oder dem Mist von Pferden oder Eseln oder mit kurzgehacktem Stroh (Spreu). Das Modell be- stand aus Tannenholz (sapin) mit angefügten Gusszapfen von einem Fuss Höhe. Grosse Kernnägel, die durch Modell und Überzug gingen, hielten die Ausladungen und Verzierungen. Man hob diese für sich ab, ehe man das Modell herausnahm. Diese Einsatzstücke wurden in zartestem Sand (Masse) hergestellt.
Man bediente sich auch eines in Lehm hergestellten Modells, Fig. 297, das auf ein Rundholz, welches mit Stroh umwickelt war, in verschiedenen Lagen mit Hilfe einer Schablone aufgedreht wurde. Dieses Modell, in Holz oder Lehm, das an seinen beiden Enden schwebend gestützt war, wurde mit gewaschener Holzkohlenasche und Talg bestrichen, darauf wurden wiederholt Lagen von geschlemmtem Thon aufgetragen, die
Geschützguſs.
Noch ausführlicher handelt Vanuccio Biringuccio in seiner Pyrotechnia über den Guſs der Kanonen. Stammt dieses Werk auch erst aus dem Jahre 1540 und gehört dasſelbe also eigentlich in unsere zweite Abteilung, so glauben wir doch das wichtigste, was sich auf die Kunst des Gusses bezieht, hier umsomehr anführen zu dürfen, weil einerseits andere technische Berichte nicht vorhanden sind, ander- seits wir annehmen dürfen, daſs die Kunst im 15. Jahrhundert, wenn auch geheim gehalten, nicht anders geübt wurde, als in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Man kannte damals, wie es scheint, nur Lehm- formerei. Der sandhaltige Thon, den man verwendete, war ziemlich fett, zart anzufühlen, von feinem Korn, sehr gleichmäſsig und das Trocknen vertragend ohne zu reiſsen und feuerbeständig. Man stellte dieses Mate- rial durch Mischen von reinem Sand und Thon künstlich her. Nach- dem man es mit Wasser genetzt und mit einem eisernen Spieſs
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Fig. 297.
gehörig durcheinander gearbeitet hatte, vermischte man diesen Form- sand mit dem ⅔ fachen seines Volumens mit Tuchscheerabschnitzeln, getrocknetem Kuhmist, Werg, mit Haaren oder dem Mist von Pferden oder Eseln oder mit kurzgehacktem Stroh (Spreu). Das Modell be- stand aus Tannenholz (sapin) mit angefügten Guſszapfen von einem Fuſs Höhe. Groſse Kernnägel, die durch Modell und Überzug gingen, hielten die Ausladungen und Verzierungen. Man hob diese für sich ab, ehe man das Modell herausnahm. Diese Einsatzstücke wurden in zartestem Sand (Masse) hergestellt.
Man bediente sich auch eines in Lehm hergestellten Modells, Fig. 297, das auf ein Rundholz, welches mit Stroh umwickelt war, in verschiedenen Lagen mit Hilfe einer Schablone aufgedreht wurde. Dieses Modell, in Holz oder Lehm, das an seinen beiden Enden schwebend gestützt war, wurde mit gewaschener Holzkohlenasche und Talg bestrichen, darauf wurden wiederholt Lagen von geschlemmtem Thon aufgetragen, die
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Geschützguſs.
Noch ausführlicher handelt Vanuccio Biringuccio in seiner
Pyrotechnia über den Guſs der Kanonen. Stammt dieses Werk
auch erst aus dem Jahre 1540 und gehört dasſelbe also eigentlich in
unsere zweite Abteilung, so glauben wir doch das wichtigste, was sich
auf die Kunst des Gusses bezieht, hier umsomehr anführen zu dürfen,
weil einerseits andere technische Berichte nicht vorhanden sind, ander-
seits wir annehmen dürfen, daſs die Kunst im 15. Jahrhundert, wenn
auch geheim gehalten, nicht anders geübt wurde, als in der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts. Man kannte damals, wie es scheint, nur Lehm-
formerei. Der sandhaltige Thon, den man verwendete, war ziemlich fett,
zart anzufühlen, von feinem Korn, sehr gleichmäſsig und das Trocknen
vertragend ohne zu reiſsen und feuerbeständig. Man stellte dieses Mate-
rial durch Mischen von reinem Sand und Thon künstlich her. Nach-
dem man es mit Wasser genetzt und mit einem eisernen Spieſs
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gehörig durcheinander gearbeitet hatte, vermischte man diesen Form-
sand mit dem ⅔ fachen seines Volumens mit Tuchscheerabschnitzeln,
getrocknetem Kuhmist, Werg, mit Haaren oder dem Mist von Pferden
oder Eseln oder mit kurzgehacktem Stroh (Spreu). Das Modell be-
stand aus Tannenholz (sapin) mit angefügten Guſszapfen von einem
Fuſs Höhe. Groſse Kernnägel, die durch Modell und Überzug gingen,
hielten die Ausladungen und Verzierungen. Man hob diese für sich
ab, ehe man das Modell herausnahm. Diese Einsatzstücke wurden in
zartestem Sand (Masse) hergestellt.
Man bediente sich auch eines in Lehm hergestellten Modells, Fig. 297,
das auf ein Rundholz, welches mit Stroh umwickelt war, in verschiedenen
Lagen mit Hilfe einer Schablone aufgedreht wurde. Dieses Modell, in
Holz oder Lehm, das an seinen beiden Enden schwebend gestützt war,
wurde mit gewaschener Holzkohlenasche und Talg bestrichen, darauf
wurden wiederholt Lagen von geschlemmtem Thon aufgetragen, die
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 943. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/965>, abgerufen am 22.11.2024.
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