zwischen geschaltet, an welchen das Leder -- gewöhnlich Ochsenleder -- ebenfalls angenagelt war. In die vordere Fläche des Balghauptes war die Düse eingelassen.
Die ganz aus Holz konstruierten grossen Bälge, wie sie später auf den Hütten gebräuchlich waren, wurden erst in der Mitte des 16. Jahr- hunderts erfunden.
Wie man im 14. Jahrhundert die Wasserkraft zu mancherlei neuen Arbeiten zu gebrauchen, wie zum Sägen von Brettern, zum Draht- ziehen u. s. w., angefangen hatte, so war es wohl auch in diesem Jahr- hundert, dass man mittels Wasserräder Pochwerke, Hämmer und Blasebälge in Bewegung setzte.
Es ist vorläufig noch nicht möglich, hierfür auch nur einigermassen bestimmte Zeitangaben zu machen. Unsere Annahme stützt sich haupt- sächlich darauf, dass wir von Anfang des 15. Jahrhunderts an viele Waldschmiede ihre Schmelzhütten und Schmieden an Flüsse verlegen sehen, unzweifelhaft nur wegen der Wasserkraft.
Über die Waldschmiede, ihre Beschäftigung und ihre Stellung haben wir wiederholt gelegentlich Mitteilungen gemacht.
Wurde das Gewerbe ursprünglich in nur kleinem Massstabe be- trieben, so galt es doch als ein freies. Das Erz wurde gelesen, das Kohlholz durfte sich der Schmied im Gemeindewald schlagen. Nach- dem aber die Eisenerze ebenfalls Regal wurden und die Wälder mehr und mehr in die Hände des Adels kamen, wurden auch die Wald- schmieden von den Grundherren abhängig und waren gezwungen, sich von diesen Konzessionen oder Beleihungen zu erwerben. Die natürliche Folge war, dass der Waldschmied mehr wie früher sesshaft wurde. Er suchte seine Konzession nach Kräften auszunutzen und dies führte zur Erbauung umfassenderer und massiverer Anlagen als dies früher der Fall gewesen war. Den Namen "Waldschmiede" behielten sie bei, ob- gleich sie vielfach aus dem Wald ins Thal, ja in die unmittelbare Nähe von Städtchen und Dörfern verzogen waren. Die Benutzung der Wasser- kraft führte dann zur weiteren Arbeitsteilung.
Über die Stellung der Waldschmiede im Anfange des 15. Jahrhun- derts liegen eine Reihe interessanter Aktenstücke aus dem nassauischen Archiv zu Idstein, jetzt zu Wiesbaden, vor 1).
Das erste ist die Verleihungsurkunde einer Waldschmiede zu Weil-
1) Veröffentlicht von Dr. Becker in einem Aufsatze: Geschichte des Bergbaues und des Bergrechtes im vormaligen nassauischen Amte Weilmünster in der Zeit- schrift für Bergbau Bd. XVIII, 4, 428.
Waldschmiede.
zwischen geschaltet, an welchen das Leder — gewöhnlich Ochsenleder — ebenfalls angenagelt war. In die vordere Fläche des Balghauptes war die Düse eingelassen.
Die ganz aus Holz konstruierten groſsen Bälge, wie sie später auf den Hütten gebräuchlich waren, wurden erst in der Mitte des 16. Jahr- hunderts erfunden.
Wie man im 14. Jahrhundert die Wasserkraft zu mancherlei neuen Arbeiten zu gebrauchen, wie zum Sägen von Brettern, zum Draht- ziehen u. s. w., angefangen hatte, so war es wohl auch in diesem Jahr- hundert, daſs man mittels Wasserräder Pochwerke, Hämmer und Blasebälge in Bewegung setzte.
Es ist vorläufig noch nicht möglich, hierfür auch nur einigermaſsen bestimmte Zeitangaben zu machen. Unsere Annahme stützt sich haupt- sächlich darauf, daſs wir von Anfang des 15. Jahrhunderts an viele Waldschmiede ihre Schmelzhütten und Schmieden an Flüsse verlegen sehen, unzweifelhaft nur wegen der Wasserkraft.
Über die Waldschmiede, ihre Beschäftigung und ihre Stellung haben wir wiederholt gelegentlich Mitteilungen gemacht.
Wurde das Gewerbe ursprünglich in nur kleinem Maſsstabe be- trieben, so galt es doch als ein freies. Das Erz wurde gelesen, das Kohlholz durfte sich der Schmied im Gemeindewald schlagen. Nach- dem aber die Eisenerze ebenfalls Regal wurden und die Wälder mehr und mehr in die Hände des Adels kamen, wurden auch die Wald- schmieden von den Grundherren abhängig und waren gezwungen, sich von diesen Konzessionen oder Beleihungen zu erwerben. Die natürliche Folge war, daſs der Waldschmied mehr wie früher seſshaft wurde. Er suchte seine Konzession nach Kräften auszunutzen und dies führte zur Erbauung umfassenderer und massiverer Anlagen als dies früher der Fall gewesen war. Den Namen „Waldschmiede“ behielten sie bei, ob- gleich sie vielfach aus dem Wald ins Thal, ja in die unmittelbare Nähe von Städtchen und Dörfern verzogen waren. Die Benutzung der Wasser- kraft führte dann zur weiteren Arbeitsteilung.
Über die Stellung der Waldschmiede im Anfange des 15. Jahrhun- derts liegen eine Reihe interessanter Aktenstücke aus dem nassauischen Archiv zu Idstein, jetzt zu Wiesbaden, vor 1).
Das erste ist die Verleihungsurkunde einer Waldschmiede zu Weil-
1) Veröffentlicht von Dr. Becker in einem Aufsatze: Geschichte des Bergbaues und des Bergrechtes im vormaligen nassauischen Amte Weilmünster in der Zeit- schrift für Bergbau Bd. XVIII, 4, 428.
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Waldschmiede.
zwischen geschaltet, an welchen das Leder — gewöhnlich Ochsenleder —
ebenfalls angenagelt war. In die vordere Fläche des Balghauptes war
die Düse eingelassen.
Die ganz aus Holz konstruierten groſsen Bälge, wie sie später auf
den Hütten gebräuchlich waren, wurden erst in der Mitte des 16. Jahr-
hunderts erfunden.
Wie man im 14. Jahrhundert die Wasserkraft zu mancherlei neuen
Arbeiten zu gebrauchen, wie zum Sägen von Brettern, zum Draht-
ziehen u. s. w., angefangen hatte, so war es wohl auch in diesem Jahr-
hundert, daſs man mittels Wasserräder Pochwerke, Hämmer und
Blasebälge in Bewegung setzte.
Es ist vorläufig noch nicht möglich, hierfür auch nur einigermaſsen
bestimmte Zeitangaben zu machen. Unsere Annahme stützt sich haupt-
sächlich darauf, daſs wir von Anfang des 15. Jahrhunderts an viele
Waldschmiede ihre Schmelzhütten und Schmieden an Flüsse verlegen
sehen, unzweifelhaft nur wegen der Wasserkraft.
Über die Waldschmiede, ihre Beschäftigung und ihre Stellung
haben wir wiederholt gelegentlich Mitteilungen gemacht.
Wurde das Gewerbe ursprünglich in nur kleinem Maſsstabe be-
trieben, so galt es doch als ein freies. Das Erz wurde gelesen, das
Kohlholz durfte sich der Schmied im Gemeindewald schlagen. Nach-
dem aber die Eisenerze ebenfalls Regal wurden und die Wälder
mehr und mehr in die Hände des Adels kamen, wurden auch die Wald-
schmieden von den Grundherren abhängig und waren gezwungen, sich
von diesen Konzessionen oder Beleihungen zu erwerben. Die natürliche
Folge war, daſs der Waldschmied mehr wie früher seſshaft wurde. Er
suchte seine Konzession nach Kräften auszunutzen und dies führte zur
Erbauung umfassenderer und massiverer Anlagen als dies früher der
Fall gewesen war. Den Namen „Waldschmiede“ behielten sie bei, ob-
gleich sie vielfach aus dem Wald ins Thal, ja in die unmittelbare Nähe
von Städtchen und Dörfern verzogen waren. Die Benutzung der Wasser-
kraft führte dann zur weiteren Arbeitsteilung.
Über die Stellung der Waldschmiede im Anfange des 15. Jahrhun-
derts liegen eine Reihe interessanter Aktenstücke aus dem nassauischen
Archiv zu Idstein, jetzt zu Wiesbaden, vor 1).
Das erste ist die Verleihungsurkunde einer Waldschmiede zu Weil-
1) Veröffentlicht von Dr. Becker in einem Aufsatze: Geschichte des Bergbaues
und des Bergrechtes im vormaligen nassauischen Amte Weilmünster in der Zeit-
schrift für Bergbau Bd. XVIII, 4, 428.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 959. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/981>, abgerufen am 22.11.2024.
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