Deutschland der Hauptsitz dieser Industrie. Berühmte Büchsenschmiede waren auch zu Teschen in Schlesien und zu Essen in Westfalen. Die Wirren des 30 jährigen Krieges zwangen aber die Landesfürsten, Rohr- schmieden und Gewehrfabriken im eigenen Lande anzulegen. Die Büchsenschmiede, welche jedes einzelne Stück von Anfang bis zu Ende selbst fertigten, konnten dem Massenbedarf nicht genügen; sie ver- legten sich deshalb immer mehr auf die Herstellung von Luxus- und Kunstwaffen, wie z. B. das berühmte Rohr in der Dresdener Kunst-
[Abbildung]
Fig. 215.
kammer, welches man 40 mal losschiessen konnte, ohne es neu zu laden, und die Orgelbüchsen in Nürnberg (Weigel, S. 65), während die gewöhnlichen Feuergewehre in Fabriken hergestellt wurden.
Ganz ähnlich verhielt es sich mit den Klingenschmieden und der Herstellung von Schwertern, Degen, Säbeln u. s. w. Deutsch- land war im Beginn dieser Periode den übrigen Ländern Europas in der Waffenfabrikation noch voraus und hatte einen bedeutenden Ex- port von Waffen. Die übrigen europäischen Staaten suchten aber mit Eifer ihre heimische Waffenfabrikation zu fördern. Gustav Adolf legte Gewehrfabriken an. 1640 wurden in Stockholm 10000 neue Musketen mit Lunten, 141 mit Schnapphahn und 12000 Gabeln gefertigt.
Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert.
Deutschland der Hauptsitz dieser Industrie. Berühmte Büchsenschmiede waren auch zu Teschen in Schlesien und zu Essen in Westfalen. Die Wirren des 30 jährigen Krieges zwangen aber die Landesfürsten, Rohr- schmieden und Gewehrfabriken im eigenen Lande anzulegen. Die Büchsenschmiede, welche jedes einzelne Stück von Anfang bis zu Ende selbst fertigten, konnten dem Massenbedarf nicht genügen; sie ver- legten sich deshalb immer mehr auf die Herstellung von Luxus- und Kunstwaffen, wie z. B. das berühmte Rohr in der Dresdener Kunst-
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Fig. 215.
kammer, welches man 40 mal losschieſsen konnte, ohne es neu zu laden, und die Orgelbüchsen in Nürnberg (Weigel, S. 65), während die gewöhnlichen Feuergewehre in Fabriken hergestellt wurden.
Ganz ähnlich verhielt es sich mit den Klingenschmieden und der Herstellung von Schwertern, Degen, Säbeln u. s. w. Deutsch- land war im Beginn dieser Periode den übrigen Ländern Europas in der Waffenfabrikation noch voraus und hatte einen bedeutenden Ex- port von Waffen. Die übrigen europäischen Staaten suchten aber mit Eifer ihre heimische Waffenfabrikation zu fördern. Gustav Adolf legte Gewehrfabriken an. 1640 wurden in Stockholm 10000 neue Musketen mit Lunten, 141 mit Schnapphahn und 12000 Gabeln gefertigt.
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Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert.
Deutschland der Hauptsitz dieser Industrie. Berühmte Büchsenschmiede
waren auch zu Teschen in Schlesien und zu Essen in Westfalen. Die
Wirren des 30 jährigen Krieges zwangen aber die Landesfürsten, Rohr-
schmieden und Gewehrfabriken im eigenen Lande anzulegen. Die
Büchsenschmiede, welche jedes einzelne Stück von Anfang bis zu Ende
selbst fertigten, konnten dem Massenbedarf nicht genügen; sie ver-
legten sich deshalb immer mehr auf die Herstellung von Luxus- und
Kunstwaffen, wie z. B. das berühmte Rohr in der Dresdener Kunst-
[Abbildung Fig. 215.]
kammer, welches man 40 mal losschieſsen konnte, ohne es neu zu
laden, und die Orgelbüchsen in Nürnberg (Weigel, S. 65), während
die gewöhnlichen Feuergewehre in Fabriken hergestellt wurden.
Ganz ähnlich verhielt es sich mit den Klingenschmieden
und der Herstellung von Schwertern, Degen, Säbeln u. s. w. Deutsch-
land war im Beginn dieser Periode den übrigen Ländern Europas in
der Waffenfabrikation noch voraus und hatte einen bedeutenden Ex-
port von Waffen. Die übrigen europäischen Staaten suchten aber
mit Eifer ihre heimische Waffenfabrikation zu fördern. Gustav Adolf
legte Gewehrfabriken an. 1640 wurden in Stockholm 10000 neue
Musketen mit Lunten, 141 mit Schnapphahn und 12000 Gabeln
gefertigt.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 989. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1011>, abgerufen am 22.11.2024.
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