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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Von den Blasebälgen.
aber gehört es zur Vervollständigung unseres Geschichtsbildes, die
Formen der Verwendung der lebenden und der toten motorischen
Kräfte in jener Periode übersichtlich vorzuführen, um so mehr, da
alle Fortschritte auf diesem Gebiete unmittelbare Fortschritte der
Eisenindustrie veranlasst haben.

Die direkte Bewegung des Balgdeckels mit der Hand kommt bei
den gewöhnlichen Hüttenbälgen, wie wir sie oben beschrieben haben,
nicht vor, wohl aber finden wir diese Art der Kraftübertragung bei

[Abbildung] Fig. 34.
[Abbildung] Fig. 35.
den früher beschriebenen cylindrischen
Bälgen (siehe Bd. I, S. 957) in Anwen-
dung. Die einfache Umsetzung der Kraft
mittels Hebel und Zugstange (Fig. 30,
a. S. 130), wie wir sie bei den Schmieden
noch meistens sehen, war bei den grossen
Hüttenbälgen nicht wohl anwendbar, wohl aber bei den Bälgen kleiner
Frisch- und namentlich der Zerennfeuer. Da aber auch bei diesen
die Bewegung durch die Zugstange auf die Dauer zu anstrengend war
und nicht die nötige Sicherheit für einen kontinuierlichen, gleich-
mässigen Luftstrom, wie er erforderlich war, bot, so unterstützte man
die Arbeit des Menschen entweder durch ein Tretwerk, ähnlich wie
bei einer Orgel, oder durch das Tretrad. Ein solches Tretwerk, in
Verbindung mit einem System von drei Blasebälgen zur Grubenventi-
lation und sehr primitiver Kraftüberleitung mittels Lederschnur, giebt
die Abbildung des Agricola, Fig. 31 (a. S. 130). Die Treträder waren

Von den Blasebälgen.
aber gehört es zur Vervollständigung unseres Geschichtsbildes, die
Formen der Verwendung der lebenden und der toten motorischen
Kräfte in jener Periode übersichtlich vorzuführen, um so mehr, da
alle Fortschritte auf diesem Gebiete unmittelbare Fortschritte der
Eisenindustrie veranlaſst haben.

Die direkte Bewegung des Balgdeckels mit der Hand kommt bei
den gewöhnlichen Hüttenbälgen, wie wir sie oben beschrieben haben,
nicht vor, wohl aber finden wir diese Art der Kraftübertragung bei

[Abbildung] Fig. 34.
[Abbildung] Fig. 35.
den früher beschriebenen cylindrischen
Bälgen (siehe Bd. I, S. 957) in Anwen-
dung. Die einfache Umsetzung der Kraft
mittels Hebel und Zugstange (Fig. 30,
a. S. 130), wie wir sie bei den Schmieden
noch meistens sehen, war bei den groſsen
Hüttenbälgen nicht wohl anwendbar, wohl aber bei den Bälgen kleiner
Frisch- und namentlich der Zerennfeuer. Da aber auch bei diesen
die Bewegung durch die Zugstange auf die Dauer zu anstrengend war
und nicht die nötige Sicherheit für einen kontinuierlichen, gleich-
mäſsigen Luftstrom, wie er erforderlich war, bot, so unterstützte man
die Arbeit des Menschen entweder durch ein Tretwerk, ähnlich wie
bei einer Orgel, oder durch das Tretrad. Ein solches Tretwerk, in
Verbindung mit einem System von drei Blasebälgen zur Grubenventi-
lation und sehr primitiver Kraftüberleitung mittels Lederschnur, giebt
die Abbildung des Agricola, Fig. 31 (a. S. 130). Die Treträder waren

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[132/0152] Von den Blasebälgen. aber gehört es zur Vervollständigung unseres Geschichtsbildes, die Formen der Verwendung der lebenden und der toten motorischen Kräfte in jener Periode übersichtlich vorzuführen, um so mehr, da alle Fortschritte auf diesem Gebiete unmittelbare Fortschritte der Eisenindustrie veranlaſst haben. Die direkte Bewegung des Balgdeckels mit der Hand kommt bei den gewöhnlichen Hüttenbälgen, wie wir sie oben beschrieben haben, nicht vor, wohl aber finden wir diese Art der Kraftübertragung bei [Abbildung Fig. 34.] [Abbildung Fig. 35.] den früher beschriebenen cylindrischen Bälgen (siehe Bd. I, S. 957) in Anwen- dung. Die einfache Umsetzung der Kraft mittels Hebel und Zugstange (Fig. 30, a. S. 130), wie wir sie bei den Schmieden noch meistens sehen, war bei den groſsen Hüttenbälgen nicht wohl anwendbar, wohl aber bei den Bälgen kleiner Frisch- und namentlich der Zerennfeuer. Da aber auch bei diesen die Bewegung durch die Zugstange auf die Dauer zu anstrengend war und nicht die nötige Sicherheit für einen kontinuierlichen, gleich- mäſsigen Luftstrom, wie er erforderlich war, bot, so unterstützte man die Arbeit des Menschen entweder durch ein Tretwerk, ähnlich wie bei einer Orgel, oder durch das Tretrad. Ein solches Tretwerk, in Verbindung mit einem System von drei Blasebälgen zur Grubenventi- lation und sehr primitiver Kraftüberleitung mittels Lederschnur, giebt die Abbildung des Agricola, Fig. 31 (a. S. 130). Die Treträder waren

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/152>, abgerufen am 21.11.2024.