Ars quia naturae perfectrix, atque laborum Vestrorum, nostra semper egebit ope. Omnibus heic ferri de fortis acumine robis Egregia tenues arte paramus acus. Mille quibus vestes et purpura pingitur omnis, Cunctaque, solerti stamina ducta manu. Mille sed indigeant nostris licis artibus urbes, Semperque egestatis vi tamen ipse premor.
Zu meiner Bude lauft eilig herbei, alle ihr Flickschneider! Und über unsre Schwelle schreite, Schuster, wenn du deine Felle zurecht machen willst. Eure Kunst, der Natur Vollenderin, sowie Eure Arbeit Werden immer unsres Beistandes bedürfen. Euch allen bereiten wir hier mit Kunst die vorzüglich dünnen Nadeln mit starken Stahlspitzen. Tausenden sind die Gewänder über und über mit Purpur bestickt mit von geschickter Hand geschlungenen Fäden. Tausend Städte aber entbehren des Angebotes unsrer Künste Und werden immer leiden unter dem Drucke des Mangels.
Nicol. Monardo preist in seinem Dialogo del Hierro 1580 die Tugenden der Nähnadeln folgendermassen: "Sehet an, was das ehren- und tugendreiche Frawenzimmer durch die Nadel täglich verrichtet, wie manche schöne Arbeit, Gestick und Geflick, sie damit macht, mit Seide von allerlei Farben, mit Zwirn und Garn, auf Leinen und seidenen Tüchern, dass man sich darüber verwundern muss, denn sie nähen allerlei Blumenwerk, Früchte, Tiere vielerlei Art, Geflügel, Fische und andere seltsame Meerwunder so artig und künstlich, dass wegen der natürlichen Farben, welche sie jedem Stücke geben, man nicht anders meint, als es lebte alles .... Für alle diese wunder- bare Arbeit ist die Nadel das Werkzeug, so ein kleines, subtiles Stücklein Stahl, welches man zwischen den Fingern halten und ver- bergen kann."
"Die Völker der neuen Welt kaufen diese Nadeln gern und geben viel Gold dafür, obgleich sie dort rasch rostig werden."
"Eine andere Art von Nadeln ist die der Schiffsleute, durch welche die ganze neue Welt entdeckt wurde. Sie sind von Stahl und an der einen Spitze mit Magnetstein gestrichen. Diese seltsame Nadel soll ein wälscher Schiffsmann zuerst erdacht haben."
Draht- und Nadelfabrikation.
Ars quia naturae perfectrix, atque laborum Vestrorum, nostra semper egebit ope. Omnibus hîc ferri de fortis acumine robis Egregia tenues arte paramus acus. Mille quibus vestes et purpura pingitur omnis, Cunctaque, solerti stamina ducta manu. Mille sed indigeant nostris licis artibus urbes, Semperque egestatis vi tamen ipse premor.
Zu meiner Bude lauft eilig herbei, alle ihr Flickschneider! Und über unsre Schwelle schreite, Schuster, wenn du deine Felle zurecht machen willst. Eure Kunst, der Natur Vollenderin, sowie Eure Arbeit Werden immer unsres Beistandes bedürfen. Euch allen bereiten wir hier mit Kunst die vorzüglich dünnen Nadeln mit starken Stahlspitzen. Tausenden sind die Gewänder über und über mit Purpur bestickt mit von geschickter Hand geschlungenen Fäden. Tausend Städte aber entbehren des Angebotes unsrer Künste Und werden immer leiden unter dem Drucke des Mangels.
Nicol. Monardo preist in seinem Dialogo del Hierro 1580 die Tugenden der Nähnadeln folgendermaſsen: „Sehet an, was das ehren- und tugendreiche Frawenzimmer durch die Nadel täglich verrichtet, wie manche schöne Arbeit, Gestick und Geflick, sie damit macht, mit Seide von allerlei Farben, mit Zwirn und Garn, auf Leinen und seidenen Tüchern, daſs man sich darüber verwundern muſs, denn sie nähen allerlei Blumenwerk, Früchte, Tiere vielerlei Art, Geflügel, Fische und andere seltsame Meerwunder so artig und künstlich, daſs wegen der natürlichen Farben, welche sie jedem Stücke geben, man nicht anders meint, als es lebte alles .... Für alle diese wunder- bare Arbeit ist die Nadel das Werkzeug, so ein kleines, subtiles Stücklein Stahl, welches man zwischen den Fingern halten und ver- bergen kann.“
„Die Völker der neuen Welt kaufen diese Nadeln gern und geben viel Gold dafür, obgleich sie dort rasch rostig werden.“
„Eine andere Art von Nadeln ist die der Schiffsleute, durch welche die ganze neue Welt entdeckt wurde. Sie sind von Stahl und an der einen Spitze mit Magnetstein gestrichen. Diese seltsame Nadel soll ein wälscher Schiffsmann zuerst erdacht haben.“
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Draht- und Nadelfabrikation.
Ars quia naturae perfectrix, atque laborum
Vestrorum, nostra semper egebit ope.
Omnibus hîc ferri de fortis acumine robis
Egregia tenues arte paramus acus.
Mille quibus vestes et purpura pingitur omnis,
Cunctaque, solerti stamina ducta manu.
Mille sed indigeant nostris licis artibus urbes,
Semperque egestatis vi tamen ipse premor.
Zu meiner Bude lauft eilig herbei, alle ihr Flickschneider!
Und über unsre Schwelle schreite, Schuster, wenn du deine Felle
zurecht machen willst.
Eure Kunst, der Natur Vollenderin, sowie Eure Arbeit
Werden immer unsres Beistandes bedürfen.
Euch allen bereiten wir hier mit Kunst die
vorzüglich dünnen Nadeln mit starken Stahlspitzen.
Tausenden sind die Gewänder über und über mit Purpur
bestickt mit von geschickter Hand geschlungenen Fäden.
Tausend Städte aber entbehren des Angebotes unsrer Künste
Und werden immer leiden unter dem Drucke des Mangels.
Nicol. Monardo preist in seinem Dialogo del Hierro 1580 die
Tugenden der Nähnadeln folgendermaſsen: „Sehet an, was das ehren-
und tugendreiche Frawenzimmer durch die Nadel täglich verrichtet,
wie manche schöne Arbeit, Gestick und Geflick, sie damit macht, mit
Seide von allerlei Farben, mit Zwirn und Garn, auf Leinen und
seidenen Tüchern, daſs man sich darüber verwundern muſs, denn sie
nähen allerlei Blumenwerk, Früchte, Tiere vielerlei Art, Geflügel,
Fische und andere seltsame Meerwunder so artig und künstlich, daſs
wegen der natürlichen Farben, welche sie jedem Stücke geben, man
nicht anders meint, als es lebte alles .... Für alle diese wunder-
bare Arbeit ist die Nadel das Werkzeug, so ein kleines, subtiles
Stücklein Stahl, welches man zwischen den Fingern halten und ver-
bergen kann.“
„Die Völker der neuen Welt kaufen diese Nadeln gern und geben
viel Gold dafür, obgleich sie dort rasch rostig werden.“
„Eine andere Art von Nadeln ist die der Schiffsleute, durch
welche die ganze neue Welt entdeckt wurde. Sie sind von Stahl
und an der einen Spitze mit Magnetstein gestrichen. Diese seltsame
Nadel soll ein wälscher Schiffsmann zuerst erdacht haben.“
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/538>, abgerufen am 22.11.2024.
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