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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
Stadt kaufen durfte, selbst nicht auf Märkten und Messen. Es ent-
standen förmliche Verbände einheimischer Eisenhändler, wie z. B. in
Köln "die Gesellschaft vom Eisenmarkt", welche besonders im 14. Jahr-
hundert eine grosse Rolle in der Geschichte der Stadt spielte. End-
lich wurde aus dem Stapelrecht der Anspruch hergeleitet, dass die
niedergelegten Waren nur von den Bürgern der Stapelstadt weiter
transportiert werden durften; was sehr vorteilhaft für die ein-
heimischen Fuhrherren und Schiffer, aber sehr lästig für die Waren-
eigentümer war.

Gedenken wir ferner noch der vielen Nebenabgaben, wie Hafen-
geld, Krahnengeld, Kontogeld, Marktgeld u. s. w., so bekommen wir
ein ungefähres Bild von der Umständlichkeit und Beschwerlichkeit
des damaligen Handels.

Dass aber trotz aller dieser Erschwerungen Erstaunliches auf dem
Gebiete des Warenhandels geleistet werden konnte, hat vor allem
die deutsche Hansa bewiesen.

Der grosse Hansabund, der so viel zur inneren Einigung
Deutschlands beigetragen hat, der Nord und Süd, Ost und West zu-
sammenführte, der den hohen Begriff einer "Germania", einer
deutschen Nation in alle Länder Europas trug, wurde durchaus nicht
auf dem weitgehenden, grossartigen Programme, das uns in seiner
Blütezeit imponierend entgegentritt, aufgebaut, sondern er entstand
aus kleinen Anfängen durch lokale Bedürfnisse hervorgerufen. Diese
waren in erster Linie Schutz zur See gegen Piraten und Strandräuber
und Schutz der Handelsstrassen zu Land gegen Überfälle aller Art.
Zu diesem Zwecke vereinigten sich zuerst Nachbarstädte, welche in
Handelsverbindung traten. Solche Verbindungen hatten im Süden
und Norden schon bestanden, ehe die eigentliche Hansa ins Leben
trat. So hatte Lübeck, die Gründerin der Hansa, verschiedenen
Städtevereinigungen angehört, ehe es an die Spitze des grossen Bundes
trat. Das Bedürfnis für diesen entstand erst, als die Produkte des
Nordens und Ostens von dem reichen, kaufkräftigen Westen, ins-
besondere von Westdeutschland und den Niederlanden, gesucht wurden.
Hierfür aber war Lübeck durch seine Lage der natürliche Umschlags-
und Vermittelungsplatz, denn hier lief der Handel Dänemarks, Skan-
dinaviens und der Ostseeländer einerseits, sowie der Landhandel mit
Süd- und Westdeutschland und den Niederlanden anderseits natur-
gemäss zusammen, und dadurch wurde Lübeck der Vorort. Der
grosse Bund entwickelte sich erst allmählich, und es ist schwierig,
den eigentlichen Entstehungsmoment anzugeben. Manche erblicken

Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
Stadt kaufen durfte, selbst nicht auf Märkten und Messen. Es ent-
standen förmliche Verbände einheimischer Eisenhändler, wie z. B. in
Köln „die Gesellschaft vom Eisenmarkt“, welche besonders im 14. Jahr-
hundert eine groſse Rolle in der Geschichte der Stadt spielte. End-
lich wurde aus dem Stapelrecht der Anspruch hergeleitet, daſs die
niedergelegten Waren nur von den Bürgern der Stapelstadt weiter
transportiert werden durften; was sehr vorteilhaft für die ein-
heimischen Fuhrherren und Schiffer, aber sehr lästig für die Waren-
eigentümer war.

Gedenken wir ferner noch der vielen Nebenabgaben, wie Hafen-
geld, Krahnengeld, Kontogeld, Marktgeld u. s. w., so bekommen wir
ein ungefähres Bild von der Umständlichkeit und Beschwerlichkeit
des damaligen Handels.

Daſs aber trotz aller dieser Erschwerungen Erstaunliches auf dem
Gebiete des Warenhandels geleistet werden konnte, hat vor allem
die deutsche Hansa bewiesen.

Der groſse Hansabund, der so viel zur inneren Einigung
Deutschlands beigetragen hat, der Nord und Süd, Ost und West zu-
sammenführte, der den hohen Begriff einer „Germania“, einer
deutschen Nation in alle Länder Europas trug, wurde durchaus nicht
auf dem weitgehenden, groſsartigen Programme, das uns in seiner
Blütezeit imponierend entgegentritt, aufgebaut, sondern er entstand
aus kleinen Anfängen durch lokale Bedürfnisse hervorgerufen. Diese
waren in erster Linie Schutz zur See gegen Piraten und Strandräuber
und Schutz der Handelsstraſsen zu Land gegen Überfälle aller Art.
Zu diesem Zwecke vereinigten sich zuerst Nachbarstädte, welche in
Handelsverbindung traten. Solche Verbindungen hatten im Süden
und Norden schon bestanden, ehe die eigentliche Hansa ins Leben
trat. So hatte Lübeck, die Gründerin der Hansa, verschiedenen
Städtevereinigungen angehört, ehe es an die Spitze des groſsen Bundes
trat. Das Bedürfnis für diesen entstand erst, als die Produkte des
Nordens und Ostens von dem reichen, kaufkräftigen Westen, ins-
besondere von Westdeutschland und den Niederlanden, gesucht wurden.
Hierfür aber war Lübeck durch seine Lage der natürliche Umschlags-
und Vermittelungsplatz, denn hier lief der Handel Dänemarks, Skan-
dinaviens und der Ostseeländer einerseits, sowie der Landhandel mit
Süd- und Westdeutschland und den Niederlanden anderseits natur-
gemäſs zusammen, und dadurch wurde Lübeck der Vorort. Der
groſse Bund entwickelte sich erst allmählich, und es ist schwierig,
den eigentlichen Entstehungsmoment anzugeben. Manche erblicken

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[572/0592] Der Eisenhandel und die deutsche Hansa. Stadt kaufen durfte, selbst nicht auf Märkten und Messen. Es ent- standen förmliche Verbände einheimischer Eisenhändler, wie z. B. in Köln „die Gesellschaft vom Eisenmarkt“, welche besonders im 14. Jahr- hundert eine groſse Rolle in der Geschichte der Stadt spielte. End- lich wurde aus dem Stapelrecht der Anspruch hergeleitet, daſs die niedergelegten Waren nur von den Bürgern der Stapelstadt weiter transportiert werden durften; was sehr vorteilhaft für die ein- heimischen Fuhrherren und Schiffer, aber sehr lästig für die Waren- eigentümer war. Gedenken wir ferner noch der vielen Nebenabgaben, wie Hafen- geld, Krahnengeld, Kontogeld, Marktgeld u. s. w., so bekommen wir ein ungefähres Bild von der Umständlichkeit und Beschwerlichkeit des damaligen Handels. Daſs aber trotz aller dieser Erschwerungen Erstaunliches auf dem Gebiete des Warenhandels geleistet werden konnte, hat vor allem die deutsche Hansa bewiesen. Der groſse Hansabund, der so viel zur inneren Einigung Deutschlands beigetragen hat, der Nord und Süd, Ost und West zu- sammenführte, der den hohen Begriff einer „Germania“, einer deutschen Nation in alle Länder Europas trug, wurde durchaus nicht auf dem weitgehenden, groſsartigen Programme, das uns in seiner Blütezeit imponierend entgegentritt, aufgebaut, sondern er entstand aus kleinen Anfängen durch lokale Bedürfnisse hervorgerufen. Diese waren in erster Linie Schutz zur See gegen Piraten und Strandräuber und Schutz der Handelsstraſsen zu Land gegen Überfälle aller Art. Zu diesem Zwecke vereinigten sich zuerst Nachbarstädte, welche in Handelsverbindung traten. Solche Verbindungen hatten im Süden und Norden schon bestanden, ehe die eigentliche Hansa ins Leben trat. So hatte Lübeck, die Gründerin der Hansa, verschiedenen Städtevereinigungen angehört, ehe es an die Spitze des groſsen Bundes trat. Das Bedürfnis für diesen entstand erst, als die Produkte des Nordens und Ostens von dem reichen, kaufkräftigen Westen, ins- besondere von Westdeutschland und den Niederlanden, gesucht wurden. Hierfür aber war Lübeck durch seine Lage der natürliche Umschlags- und Vermittelungsplatz, denn hier lief der Handel Dänemarks, Skan- dinaviens und der Ostseeländer einerseits, sowie der Landhandel mit Süd- und Westdeutschland und den Niederlanden anderseits natur- gemäſs zusammen, und dadurch wurde Lübeck der Vorort. Der groſse Bund entwickelte sich erst allmählich, und es ist schwierig, den eigentlichen Entstehungsmoment anzugeben. Manche erblicken

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/592>, abgerufen am 22.11.2024.