Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite
Rheinpfalz.

Das Bergrecht basierte auf der alten Bergordnung, die Herzog
Siegmund von Tirol 1408 erlassen hatte.

Die Eisenerzgruben und Hammerwerke des Frickthals und am Ober-
rhein standen, wie oben erwähnt, zu Anfang des 16. Jahrhunderts
in Blüte. Die frickthalischen Erzgruben zu Wölfliswyl gehörten zu
der vorderösterreichischen Herrschaft Rheinfelden.



Rheinpfalz.

Das nördliche Baden umfasst früher pfälzische Gebiete, weshalb
wir hier die Nachrichten über die Eisenindustrie der Rheinpfalz
anknüpfen.

Heidelberg, die Hauptstadt der Rheinpfalz, am Neckar gelegen,
war ein wichtiger Zollplatz. Es war eine "Freistätte", d. h. ein Frei-
hafen. Im Jahre 1465 werden 40 isen als zu verzollende Artikel der
Stadt genannt 1). Vielleicht kam das Eisen von Gammelsbach, wo
später eine Eisenhütte war. Nach dem Zolltarife von 1480 wurde es
auf der Achse eingeführt und nach der Wagenlast, bestehend in
12 Wagen zu 1440 Pfund, verzollt.

Eine Hammerschmiede zu Winnweiler wird in einem Schutzbriefe
des Pfalzgrafen Philipp vom 22. Jan. 1485 erwähnt; derselbe lautet:

Wir Philips etc. bekennen etc., das wir Elsenhennen den hammer-
schmitt uff der ysenschmitten zu Wennwiler in unsern sunderlichen
schirm und verspruch uffgenommen han, ine und das sin zu schirmen
und zu versprechen glich unsern eigen angehorigen luten, wo in des
rechten zu nemen, zu geben, zugeben und zu nemen fur uns, unsern
reten, unsern Hofgericht oder amptluten, oder wohin wir das iglich
zytt wisen, genugt und dem nachkommen will; und daruff hat uns
der genant Elsenhenn gelobt, getruwe und holt zu sin, unsern schaden
zu warnen, fromen und bestes zu werben, als eyn schirmgewanter
schuldig und pflichtig ist, und er soll uns eyns jeden jars fur
schirmgelt eyn halb wage ysens
2) in unser kellerey zu Altzey
geben und antworten on hindernis. Darumbe so befehlen wir allen
und iglichen unsern amptluten, dienern und den unsern, das ir den

1) Siehe Mone, Zeitschrift für den Oberrhein, Bd. IV, S. 399.
2) = 60 Pfund.
Rheinpfalz.

Das Bergrecht basierte auf der alten Bergordnung, die Herzog
Siegmund von Tirol 1408 erlassen hatte.

Die Eisenerzgruben und Hammerwerke des Frickthals und am Ober-
rhein standen, wie oben erwähnt, zu Anfang des 16. Jahrhunderts
in Blüte. Die frickthalischen Erzgruben zu Wölfliswyl gehörten zu
der vorderösterreichischen Herrschaft Rheinfelden.



Rheinpfalz.

Das nördliche Baden umfaſst früher pfälzische Gebiete, weshalb
wir hier die Nachrichten über die Eisenindustrie der Rheinpfalz
anknüpfen.

Heidelberg, die Hauptstadt der Rheinpfalz, am Neckar gelegen,
war ein wichtiger Zollplatz. Es war eine „Freistätte“, d. h. ein Frei-
hafen. Im Jahre 1465 werden 40 isen als zu verzollende Artikel der
Stadt genannt 1). Vielleicht kam das Eisen von Gammelsbach, wo
später eine Eisenhütte war. Nach dem Zolltarife von 1480 wurde es
auf der Achse eingeführt und nach der Wagenlast, bestehend in
12 Wagen zu 1440 Pfund, verzollt.

Eine Hammerschmiede zu Winnweiler wird in einem Schutzbriefe
des Pfalzgrafen Philipp vom 22. Jan. 1485 erwähnt; derselbe lautet:

Wir Philips etc. bekennen etc., das wir Elsenhennen den hammer-
schmitt uff der ysenschmitten zu Wennwiler in unsern sunderlichen
schirm und verspruch uffgenommen han, ine und das sin zu schirmen
und zu versprechen glich unsern eigen angehorigen luten, wo in des
rechten zu nemen, zu geben, zugeben und zu nemen fur uns, unsern
reten, unsern Hofgericht oder amptluten, oder wohin wir das iglich
zytt wisen, genugt und dem nachkommen will; und daruff hat uns
der genant Elsenhenn gelobt, getruwe und holt zu sin, unsern schaden
zu warnen, fromen und bestes zu werben, als eyn schirmgewanter
schuldig und pflichtig ist, und er soll uns eyns jeden jars fur
schirmgelt eyn halb wage ysens
2) in unser kellerey zu Altzey
geben und antworten on hindernis. Darumbe so befehlen wir allen
und iglichen unsern amptluten, dienern und den unsern, das ir den

1) Siehe Mone, Zeitschrift für den Oberrhein, Bd. IV, S. 399.
2) = 60 Pfund.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0729" n="709"/>
              <fw place="top" type="header">Rheinpfalz.</fw><lb/>
              <p>Das Bergrecht basierte auf der alten Bergordnung, die Herzog<lb/>
Siegmund von Tirol 1408 erlassen hatte.</p><lb/>
              <p>Die Eisenerzgruben und Hammerwerke des Frickthals und am Ober-<lb/>
rhein standen, wie oben erwähnt, zu Anfang des 16. Jahrhunderts<lb/>
in Blüte. Die frickthalischen Erzgruben zu Wölfliswyl gehörten zu<lb/>
der vorderösterreichischen Herrschaft Rheinfelden.</p>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Rheinpfalz</hi>.</hi> </head><lb/>
              <p>Das nördliche Baden umfa&#x017F;st früher pfälzische Gebiete, weshalb<lb/>
wir hier die Nachrichten über die Eisenindustrie der <hi rendition="#g">Rheinpfalz</hi><lb/>
anknüpfen.</p><lb/>
              <p>Heidelberg, die Hauptstadt der Rheinpfalz, am Neckar gelegen,<lb/>
war ein wichtiger Zollplatz. Es war eine &#x201E;Freistätte&#x201C;, d. h. ein Frei-<lb/>
hafen. Im Jahre 1465 werden 40 isen als zu verzollende Artikel der<lb/>
Stadt genannt <note place="foot" n="1)">Siehe <hi rendition="#g">Mone</hi>, Zeitschrift für den Oberrhein, Bd. IV, S. 399.</note>. Vielleicht kam das Eisen von Gammelsbach, wo<lb/>
später eine Eisenhütte war. Nach dem Zolltarife von 1480 wurde es<lb/>
auf der Achse eingeführt und nach der Wagenlast, bestehend in<lb/>
12 Wagen zu 1440 Pfund, verzollt.</p><lb/>
              <p>Eine Hammerschmiede zu Winnweiler wird in einem Schutzbriefe<lb/>
des Pfalzgrafen Philipp vom 22. Jan. 1485 erwähnt; derselbe lautet:</p><lb/>
              <p>Wir Philips etc. bekennen etc., das wir Elsenhennen den hammer-<lb/>
schmitt uff der ysenschmitten zu Wennwiler in unsern sunderlichen<lb/>
schirm und verspruch uffgenommen han, ine und das sin zu schirmen<lb/>
und zu versprechen glich unsern eigen angehorigen luten, wo in des<lb/>
rechten zu nemen, zu geben, zugeben und zu nemen fur uns, unsern<lb/>
reten, unsern Hofgericht oder amptluten, oder wohin wir das iglich<lb/>
zytt wisen, genugt und dem nachkommen will; und daruff hat uns<lb/>
der genant Elsenhenn gelobt, getruwe und holt zu sin, unsern schaden<lb/>
zu warnen, fromen und bestes zu werben, als eyn schirmgewanter<lb/>
schuldig und pflichtig ist, und er <hi rendition="#g">soll uns eyns jeden jars fur<lb/>
schirmgelt eyn halb wage ysens</hi> <note place="foot" n="2)">= 60 Pfund.</note> in unser kellerey zu Altzey<lb/>
geben und antworten on hindernis. Darumbe so befehlen wir allen<lb/>
und iglichen unsern amptluten, dienern und den unsern, das ir den<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[709/0729] Rheinpfalz. Das Bergrecht basierte auf der alten Bergordnung, die Herzog Siegmund von Tirol 1408 erlassen hatte. Die Eisenerzgruben und Hammerwerke des Frickthals und am Ober- rhein standen, wie oben erwähnt, zu Anfang des 16. Jahrhunderts in Blüte. Die frickthalischen Erzgruben zu Wölfliswyl gehörten zu der vorderösterreichischen Herrschaft Rheinfelden. Rheinpfalz. Das nördliche Baden umfaſst früher pfälzische Gebiete, weshalb wir hier die Nachrichten über die Eisenindustrie der Rheinpfalz anknüpfen. Heidelberg, die Hauptstadt der Rheinpfalz, am Neckar gelegen, war ein wichtiger Zollplatz. Es war eine „Freistätte“, d. h. ein Frei- hafen. Im Jahre 1465 werden 40 isen als zu verzollende Artikel der Stadt genannt 1). Vielleicht kam das Eisen von Gammelsbach, wo später eine Eisenhütte war. Nach dem Zolltarife von 1480 wurde es auf der Achse eingeführt und nach der Wagenlast, bestehend in 12 Wagen zu 1440 Pfund, verzollt. Eine Hammerschmiede zu Winnweiler wird in einem Schutzbriefe des Pfalzgrafen Philipp vom 22. Jan. 1485 erwähnt; derselbe lautet: Wir Philips etc. bekennen etc., das wir Elsenhennen den hammer- schmitt uff der ysenschmitten zu Wennwiler in unsern sunderlichen schirm und verspruch uffgenommen han, ine und das sin zu schirmen und zu versprechen glich unsern eigen angehorigen luten, wo in des rechten zu nemen, zu geben, zugeben und zu nemen fur uns, unsern reten, unsern Hofgericht oder amptluten, oder wohin wir das iglich zytt wisen, genugt und dem nachkommen will; und daruff hat uns der genant Elsenhenn gelobt, getruwe und holt zu sin, unsern schaden zu warnen, fromen und bestes zu werben, als eyn schirmgewanter schuldig und pflichtig ist, und er soll uns eyns jeden jars fur schirmgelt eyn halb wage ysens 2) in unser kellerey zu Altzey geben und antworten on hindernis. Darumbe so befehlen wir allen und iglichen unsern amptluten, dienern und den unsern, das ir den 1) Siehe Mone, Zeitschrift für den Oberrhein, Bd. IV, S. 399. 2) = 60 Pfund.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/729
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 709. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/729>, abgerufen am 22.11.2024.