Masseleisen. Dasselbe wurde auf den Stabhämmern mit Zusatz von Bendorfer Eisen nach der Kleinfrischmethode verarbeitet. 100 Pfd. Masseleisen gaben 64 bis 65 Pfd. Stabeisen; zu 100 Pfd. Stab- eisen war 1 Mass = 150 Pfd. Kohlen erforderlich. Die Weissblech- fabrik hatte 4 Hämmer, den Sturz-, Gleich-, Breit- und Plötz-Hammer; letzterer gab den Blechen eine schöne Fläche. In der Verzinnerei machte man dunkle Bleche für Dachrinnen und helle Bleche für Küchengeschirr. Die verzinnten Bleche wurden in halben Kisten zu 150 Blatt verpackt. Sie gingen nach Paris und Metz in die Maga- zine. -- Dillingen, das einer Gesellschaft gehörte, war sehr erweitert worden. Es wurden hier alle möglichen Schneidwaren: Sensen, Stroh- messer, Hobeleisen, Äxte, Sägen, ferner rundes und eckiges Zaineisen, Ambosse, Winden, Schraubstöcke und dergl. gemacht. Ausser einem Stabhammer enthielt das Werk eine grosse Giesserei, in der 6 Flamm- öfen standen. Das Roheisen kam von den Nachbarhütten und von Bendorf. -- Der Gaffontainer Stahlhammer am Scheiderbach, Govy gehörig, hatte 4 Rohstahlfeuer und 5 Raffinierfeuer und bezog sein Roheisen meist von Bendorf. Es wurde mit altem Eisen (Schraat) verfrischt, indem man zu 100 Pfd. Roheisen 80 Pfd. Schraat setzte und daraus 135 bis 140 Pfd. Rohstahl erhielt. Der Stahl ging ebenfalls nach Paris und Metz.
Belgien.
Die Eisenindustrie in Belgien entwickelte sich im 18. Jahr- hundert auf der gegebenen Grundlage stetig weiter. Grosse Neue- rungen sind nicht zu erwähnen.
In Lüttich, dem wichtigsten Platz für das Eisengewerbe, hielten die zünftigen Schmiede (Corps des Ferons) an ihren alten Privi- legien und ihren alten Vorurteilen fest. Die Gewehrfabrikation und die Nagelfabrikation waren die wichtigsten Zweige der Lütticher In- dustrie. Erstere dehnte sich immer mehr aus, für letztere wurde die Zahl der Schneidwerke vermehrt. Swedenborg meldet, dass es in der Provinz Lüttich "vor einigen Jahren", also etwa um 1730, 8 Hoch- öfen gegeben habe. Andere seien bei Huy und Namur, wo auch vier Frischfeuer und Eisenhämmer betrieben würden. Ferner gäbe es solche bei Limburg, Metz und Luxemburg, und werde das Eisen auf
Belgien.
Masseleisen. Dasselbe wurde auf den Stabhämmern mit Zusatz von Bendorfer Eisen nach der Kleinfrischmethode verarbeitet. 100 Pfd. Masseleisen gaben 64 bis 65 Pfd. Stabeisen; zu 100 Pfd. Stab- eisen war 1 Maſs = 150 Pfd. Kohlen erforderlich. Die Weiſsblech- fabrik hatte 4 Hämmer, den Sturz-, Gleich-, Breit- und Plötz-Hammer; letzterer gab den Blechen eine schöne Fläche. In der Verzinnerei machte man dunkle Bleche für Dachrinnen und helle Bleche für Küchengeschirr. Die verzinnten Bleche wurden in halben Kisten zu 150 Blatt verpackt. Sie gingen nach Paris und Metz in die Maga- zine. — Dillingen, das einer Gesellschaft gehörte, war sehr erweitert worden. Es wurden hier alle möglichen Schneidwaren: Sensen, Stroh- messer, Hobeleisen, Äxte, Sägen, ferner rundes und eckiges Zaineisen, Ambosse, Winden, Schraubstöcke und dergl. gemacht. Auſser einem Stabhammer enthielt das Werk eine groſse Gieſserei, in der 6 Flamm- öfen standen. Das Roheisen kam von den Nachbarhütten und von Bendorf. — Der Gaffontainer Stahlhammer am Scheiderbach, Govy gehörig, hatte 4 Rohstahlfeuer und 5 Raffinierfeuer und bezog sein Roheisen meist von Bendorf. Es wurde mit altem Eisen (Schraat) verfrischt, indem man zu 100 Pfd. Roheisen 80 Pfd. Schraat setzte und daraus 135 bis 140 Pfd. Rohstahl erhielt. Der Stahl ging ebenfalls nach Paris und Metz.
Belgien.
Die Eisenindustrie in Belgien entwickelte sich im 18. Jahr- hundert auf der gegebenen Grundlage stetig weiter. Groſse Neue- rungen sind nicht zu erwähnen.
In Lüttich, dem wichtigsten Platz für das Eisengewerbe, hielten die zünftigen Schmiede (Corps des Ferons) an ihren alten Privi- legien und ihren alten Vorurteilen fest. Die Gewehrfabrikation und die Nagelfabrikation waren die wichtigsten Zweige der Lütticher In- dustrie. Erstere dehnte sich immer mehr aus, für letztere wurde die Zahl der Schneidwerke vermehrt. Swedenborg meldet, daſs es in der Provinz Lüttich „vor einigen Jahren“, also etwa um 1730, 8 Hoch- öfen gegeben habe. Andere seien bei Huy und Namur, wo auch vier Frischfeuer und Eisenhämmer betrieben würden. Ferner gäbe es solche bei Limburg, Metz und Luxemburg, und werde das Eisen auf
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[990/1004]
Belgien.
Masseleisen. Dasselbe wurde auf den Stabhämmern mit Zusatz von
Bendorfer Eisen nach der Kleinfrischmethode verarbeitet. 100 Pfd.
Masseleisen gaben 64 bis 65 Pfd. Stabeisen; zu 100 Pfd. Stab-
eisen war 1 Maſs = 150 Pfd. Kohlen erforderlich. Die Weiſsblech-
fabrik hatte 4 Hämmer, den Sturz-, Gleich-, Breit- und Plötz-Hammer;
letzterer gab den Blechen eine schöne Fläche. In der Verzinnerei
machte man dunkle Bleche für Dachrinnen und helle Bleche für
Küchengeschirr. Die verzinnten Bleche wurden in halben Kisten zu
150 Blatt verpackt. Sie gingen nach Paris und Metz in die Maga-
zine. — Dillingen, das einer Gesellschaft gehörte, war sehr erweitert
worden. Es wurden hier alle möglichen Schneidwaren: Sensen, Stroh-
messer, Hobeleisen, Äxte, Sägen, ferner rundes und eckiges Zaineisen,
Ambosse, Winden, Schraubstöcke und dergl. gemacht. Auſser einem
Stabhammer enthielt das Werk eine groſse Gieſserei, in der 6 Flamm-
öfen standen. Das Roheisen kam von den Nachbarhütten und von
Bendorf. — Der Gaffontainer Stahlhammer am Scheiderbach, Govy
gehörig, hatte 4 Rohstahlfeuer und 5 Raffinierfeuer und bezog sein
Roheisen meist von Bendorf. Es wurde mit altem Eisen (Schraat)
verfrischt, indem man zu 100 Pfd. Roheisen 80 Pfd. Schraat setzte
und daraus 135 bis 140 Pfd. Rohstahl erhielt. Der Stahl ging
ebenfalls nach Paris und Metz.
Belgien.
Die Eisenindustrie in Belgien entwickelte sich im 18. Jahr-
hundert auf der gegebenen Grundlage stetig weiter. Groſse Neue-
rungen sind nicht zu erwähnen.
In Lüttich, dem wichtigsten Platz für das Eisengewerbe, hielten
die zünftigen Schmiede (Corps des Ferons) an ihren alten Privi-
legien und ihren alten Vorurteilen fest. Die Gewehrfabrikation und
die Nagelfabrikation waren die wichtigsten Zweige der Lütticher In-
dustrie. Erstere dehnte sich immer mehr aus, für letztere wurde die
Zahl der Schneidwerke vermehrt. Swedenborg meldet, daſs es in
der Provinz Lüttich „vor einigen Jahren“, also etwa um 1730, 8 Hoch-
öfen gegeben habe. Andere seien bei Huy und Namur, wo auch vier
Frischfeuer und Eisenhämmer betrieben würden. Ferner gäbe es
solche bei Limburg, Metz und Luxemburg, und werde das Eisen auf
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 990. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1004>, abgerufen am 21.11.2024.
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