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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Frankreich.

In Burgund lieferten die Orte Charbonieres, Blancy und Creusot
im Bezirk von Montcenis seit undenklicher Zeit Steinkohlen, die auch
für die Eisenwerke verwendbar waren. M. de Morveau hat diese
Kohlen zuerst verkokt und Erze damit verschmolzen, ohne Zusatz
von Holzkohlen. -- Die burgundischen Erze wurden unterschieden
1. in Mine de chasse rouge, feinkörnige Raseneisensteine, die ver-
waschen wurden; sie waren sehr verbreitet, aber arm; auf 1 Pfd. Roheisen
verarbeitete man 10 bis 11 Pfd. Eisenerde, aus der man 41/2 Pfd. Erz
auswusch; 2. Mine de fer gris, eine Art Bohnerz in erbsengrossen
Körnern, und 3. Bergerz.

Im Charolais gab es Eisenhütten und Hämmer zu Perrecy,
Guerion, le Verderat, wo man fast nur Zain- oder Nageleisen (fer
fenderie) für die Nagelschmiede von Forez machte. Handelseisen
(fer marchant) schmiedete man auf dem Hütten- und Hammerwerk von
la Motte-sur-Dehune, welches um 1765 gegründet worden war zur
besseren Verwertung der Waldungen. Es gab ferner eine Hütte zu
Mervin und einen Eisenhammer la Motte bei Autun. Zu Pellerie und
Bouilland, nicht weit von Nuys, sowie zu la Canche wurde nur Sandguss
(de la sablerie) gegossen und zwar Töpfe, Marmiten, Mörser, Kamin-
platten und Öfen. Der Hammer zu Veuvey-sur-Ouche verarbeitete
früher das Roheisen von Canche zu Nageleisen für die Fabriken in
Forez, jetzt nur zu Handelseisen. Herr von Buffon, gleich ausge-
zeichnet in den Künsten wie in den Wissenschaften, hatte auf seinen
Gütern in Burgund ein Eisenwerk, bestehend aus Hochofen und
Hammer, erbaut, das als ein Musterwerk galt und alle Sorten Eisen
1. Qualität machte. Die nahe gelegene Hütte von Aisy-sous-Rouge-
mont lieferte dagegen viel geringere Ware.

In der Gegend von Chatillon-sur-Seine lag eine grosse Zahl Eisen-
hämmer, wie z. B. bei Vauvey, Villote, Clamecon, Rochefort, Ampilly,
Volaines, Eparoy, Vuxolles, Lignerolles, Gurgy, Cour l'Eveque, Saint-
Colombe etc., deren Eisen meist hart war. Nur das von Clamecon
und Rochefort war gut und weich, während das von Gurgy und Vil-
lote besonders hart und spröde war.

Sehr gutes Eisen lieferten die Eisenhämmer von Villars und be-
sonders Marcy. Auch die Hämmer von Abeyement, Moloy, Courtivron,
Compasseur, Ville-Comte und Dienay gaben gutes Eisen. Pellerey
bei St. Seine hatte mit ungünstigeren Verhältnissen zu kämpfen.
Geschätzt war das Eisen der Schmieden von Beze, Montigny, Saint
Seine-sur-Vingeanne, Drambon und Berguotte, doch lagen sie weniger
günstig für den Holzbezug. Gutes Handels- und Nageleisen machte

Frankreich.

In Burgund lieferten die Orte Charbonières, Blancy und Creusot
im Bezirk von Montcénis seit undenklicher Zeit Steinkohlen, die auch
für die Eisenwerke verwendbar waren. M. de Morveau hat diese
Kohlen zuerst verkokt und Erze damit verschmolzen, ohne Zusatz
von Holzkohlen. — Die burgundischen Erze wurden unterschieden
1. in Mine de chasse rouge, feinkörnige Raseneisensteine, die ver-
waschen wurden; sie waren sehr verbreitet, aber arm; auf 1 Pfd. Roheisen
verarbeitete man 10 bis 11 Pfd. Eisenerde, aus der man 4½ Pfd. Erz
auswusch; 2. Mine de fer gris, eine Art Bohnerz in erbsengroſsen
Körnern, und 3. Bergerz.

Im Charolais gab es Eisenhütten und Hämmer zu Perrecy,
Guerion, le Verderat, wo man fast nur Zain- oder Nageleisen (fer
fenderie) für die Nagelschmiede von Forez machte. Handelseisen
(fer marchant) schmiedete man auf dem Hütten- und Hammerwerk von
la Motte-sur-Dehune, welches um 1765 gegründet worden war zur
besseren Verwertung der Waldungen. Es gab ferner eine Hütte zu
Mervin und einen Eisenhammer la Motte bei Autun. Zu Pellerie und
Bouilland, nicht weit von Nuys, sowie zu la Canche wurde nur Sandguſs
(de la sablerie) gegossen und zwar Töpfe, Marmiten, Mörser, Kamin-
platten und Öfen. Der Hammer zu Veuvey-sur-Ouche verarbeitete
früher das Roheisen von Canche zu Nageleisen für die Fabriken in
Forez, jetzt nur zu Handelseisen. Herr von Buffon, gleich ausge-
zeichnet in den Künsten wie in den Wissenschaften, hatte auf seinen
Gütern in Burgund ein Eisenwerk, bestehend aus Hochofen und
Hammer, erbaut, das als ein Musterwerk galt und alle Sorten Eisen
1. Qualität machte. Die nahe gelegene Hütte von Aisy-sous-Rouge-
mont lieferte dagegen viel geringere Ware.

In der Gegend von Châtillon-sur-Seine lag eine groſse Zahl Eisen-
hämmer, wie z. B. bei Vauvey, Villote, Clameçon, Rochefort, Ampilly,
Volaines, Eparoy, Vuxolles, Lignerolles, Gurgy, Cour l’Eveque, Saint-
Colombe etc., deren Eisen meist hart war. Nur das von Clameçon
und Rochefort war gut und weich, während das von Gurgy und Vil-
lote besonders hart und spröde war.

Sehr gutes Eisen lieferten die Eisenhämmer von Villars und be-
sonders Marcy. Auch die Hämmer von Abeyement, Moloy, Courtivron,
Compasseur, Ville-Comte und Diénay gaben gutes Eisen. Pellerey
bei St. Seine hatte mit ungünstigeren Verhältnissen zu kämpfen.
Geschätzt war das Eisen der Schmieden von Beze, Montigny, Saint
Seine-sur-Vingeanne, Drambon und Berguotte, doch lagen sie weniger
günstig für den Holzbezug. Gutes Handels- und Nageleisen machte

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[1006/1020] Frankreich. In Burgund lieferten die Orte Charbonières, Blancy und Creusot im Bezirk von Montcénis seit undenklicher Zeit Steinkohlen, die auch für die Eisenwerke verwendbar waren. M. de Morveau hat diese Kohlen zuerst verkokt und Erze damit verschmolzen, ohne Zusatz von Holzkohlen. — Die burgundischen Erze wurden unterschieden 1. in Mine de chasse rouge, feinkörnige Raseneisensteine, die ver- waschen wurden; sie waren sehr verbreitet, aber arm; auf 1 Pfd. Roheisen verarbeitete man 10 bis 11 Pfd. Eisenerde, aus der man 4½ Pfd. Erz auswusch; 2. Mine de fer gris, eine Art Bohnerz in erbsengroſsen Körnern, und 3. Bergerz. Im Charolais gab es Eisenhütten und Hämmer zu Perrecy, Guerion, le Verderat, wo man fast nur Zain- oder Nageleisen (fer fenderie) für die Nagelschmiede von Forez machte. Handelseisen (fer marchant) schmiedete man auf dem Hütten- und Hammerwerk von la Motte-sur-Dehune, welches um 1765 gegründet worden war zur besseren Verwertung der Waldungen. Es gab ferner eine Hütte zu Mervin und einen Eisenhammer la Motte bei Autun. Zu Pellerie und Bouilland, nicht weit von Nuys, sowie zu la Canche wurde nur Sandguſs (de la sablerie) gegossen und zwar Töpfe, Marmiten, Mörser, Kamin- platten und Öfen. Der Hammer zu Veuvey-sur-Ouche verarbeitete früher das Roheisen von Canche zu Nageleisen für die Fabriken in Forez, jetzt nur zu Handelseisen. Herr von Buffon, gleich ausge- zeichnet in den Künsten wie in den Wissenschaften, hatte auf seinen Gütern in Burgund ein Eisenwerk, bestehend aus Hochofen und Hammer, erbaut, das als ein Musterwerk galt und alle Sorten Eisen 1. Qualität machte. Die nahe gelegene Hütte von Aisy-sous-Rouge- mont lieferte dagegen viel geringere Ware. In der Gegend von Châtillon-sur-Seine lag eine groſse Zahl Eisen- hämmer, wie z. B. bei Vauvey, Villote, Clameçon, Rochefort, Ampilly, Volaines, Eparoy, Vuxolles, Lignerolles, Gurgy, Cour l’Eveque, Saint- Colombe etc., deren Eisen meist hart war. Nur das von Clameçon und Rochefort war gut und weich, während das von Gurgy und Vil- lote besonders hart und spröde war. Sehr gutes Eisen lieferten die Eisenhämmer von Villars und be- sonders Marcy. Auch die Hämmer von Abeyement, Moloy, Courtivron, Compasseur, Ville-Comte und Diénay gaben gutes Eisen. Pellerey bei St. Seine hatte mit ungünstigeren Verhältnissen zu kämpfen. Geschätzt war das Eisen der Schmieden von Beze, Montigny, Saint Seine-sur-Vingeanne, Drambon und Berguotte, doch lagen sie weniger günstig für den Holzbezug. Gutes Handels- und Nageleisen machte

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1006. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1020>, abgerufen am 20.05.2024.