Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Frankreich.
52000 Ctr. Erz erforderlich waren, da dieses nur 19 bis 191/2 Proz.
Eisen enthielt. Aus diesem Roheisen machten die Hämmer ca. 6000 Ctr.
Schmiedeeisen aller Art zum Preise von 140 bis 200 Liv. die 1000 Pfd.
Der Absatz, der 120000 Liv. einbrachte, war bequem durch die Saar,
welche das Eisen sowohl nach Frankreich als nach Holland brachte.
Das Dillinger Eisen war weich, sehnig und sehr geeignet zur Umwand-
lung in Stahl. Die 10000 Ctr. Eisen erbrachten 6000 Liv. für marque
des fers und weitere 3000 bis 4000 Liv. Zoll bei der Einfuhr nach
Frankreich. Gewöhnliches Stabeisen erzielte 140 Liv. für 1000 Pfd.,
ebensoviel der Poterieguss, der Sandguss dagegen nur 90 Liv. Die
Hütten hatten eine beträchtliche Holzzuweisung in dem grossen Walde
von la Houve-Merten, doch mussten sie noch viel Holz kaufen.

Die Stahlfabrik von Remmelsdorf im Amtsbezirk Bouzonville
war von Soller jun., dem Sohne des Besitzers von Dillingen, ge-
gründet und bezog ihr Eisen von Dillingen. Sie besass 2 Frischfeuer
mit Hammer, 4 Schweissfeuer mit 2 Schwanzhämmern und 1 Stahlcemen-
tierofen. Die Stahlfabrikation wurde aber infolge eines Prozesses ein-
gestellt und nach Bisten verlegt. Es wurden etwa 2000 Ctr. Eisen
für 30000 Liv. fabriziert.

Zu Castel in der Herrschaft Schaumburg lagen Eisenwerke, die
1785 Herrn de Bourson gehörten. Sie enthielten 1 Hochofen,
6 Frischfeuer, 2 Plattenhämmer, 1 Giesserei, Pochwerk, Scheren u. s. w.
In einer Reise von 9 Monaten wurden 6500 Ctr. Roheisen meist aus Erzen
der Nachbarschaft erblasen. Die Hämmer konnten 4000 Ctr. Schmiede-
eisen machen. 1785 lag das Werk kalt. Das Eisen wurde grösstentheils
nach Trier und Zweibrücken verkauft. Grobeisen erzielte 120, Reck-
eisen 130 bis 132 Liv. für 1000 Pfd.

Ein bedeutendes Werk war das der königl. Domäne gehörige
Eisenwerk von Moyeuvre an der Orne. Es war mit grossen Wald-
nutzungen ausgestattet und umfasste 2 zusammengebaute Hochöfen
und 7 verschiedene Feuer unter demselben Dach. Es waren 2 deutsche,
2 wallonische Frischfeuer und 3 Schweiss- und Reckfeuer. Ausserdem
besass die Hütte 1 Eisenschneidwerk mit 2 Glühöfen. 1 Hochofen,
2 Frisch- und 1 Reckfeuer lagen kalt, das Schneidwerk arbeitete nur
6 Monate. In den Hochöfen schmolz man aus 45000 Ctr. Erz, das
meist in der Nähe gewonnen wurde, 15000 Ctr. Roheisen. Der Holz-
verbrauch betrug 7500 Klftr., also 5 Klftr. auf 1000 Pfd. Erz. Alles
Roheisen wurde verfrischt und daraus 10000 Ctr. Schmiedeeisen er-
zeugt. 5000 Klftr. Holz wurden zum Frischen und Ausschmieden,
400 Klftr. zum Heizen der Wärmöfen gebraucht, so dass der gesamte

Frankreich.
52000 Ctr. Erz erforderlich waren, da dieses nur 19 bis 19½ Proz.
Eisen enthielt. Aus diesem Roheisen machten die Hämmer ca. 6000 Ctr.
Schmiedeeisen aller Art zum Preise von 140 bis 200 Liv. die 1000 Pfd.
Der Absatz, der 120000 Liv. einbrachte, war bequem durch die Saar,
welche das Eisen sowohl nach Frankreich als nach Holland brachte.
Das Dillinger Eisen war weich, sehnig und sehr geeignet zur Umwand-
lung in Stahl. Die 10000 Ctr. Eisen erbrachten 6000 Liv. für marque
des fers und weitere 3000 bis 4000 Liv. Zoll bei der Einfuhr nach
Frankreich. Gewöhnliches Stabeisen erzielte 140 Liv. für 1000 Pfd.,
ebensoviel der Poterieguſs, der Sandguſs dagegen nur 90 Liv. Die
Hütten hatten eine beträchtliche Holzzuweisung in dem groſsen Walde
von la Houve-Merten, doch muſsten sie noch viel Holz kaufen.

Die Stahlfabrik von Remmelsdorf im Amtsbezirk Bouzonville
war von Soller jun., dem Sohne des Besitzers von Dillingen, ge-
gründet und bezog ihr Eisen von Dillingen. Sie besaſs 2 Frischfeuer
mit Hammer, 4 Schweiſsfeuer mit 2 Schwanzhämmern und 1 Stahlcemen-
tierofen. Die Stahlfabrikation wurde aber infolge eines Prozesses ein-
gestellt und nach Bisten verlegt. Es wurden etwa 2000 Ctr. Eisen
für 30000 Liv. fabriziert.

Zu Castel in der Herrschaft Schaumburg lagen Eisenwerke, die
1785 Herrn de Bourson gehörten. Sie enthielten 1 Hochofen,
6 Frischfeuer, 2 Plattenhämmer, 1 Gieſserei, Pochwerk, Scheren u. s. w.
In einer Reise von 9 Monaten wurden 6500 Ctr. Roheisen meist aus Erzen
der Nachbarschaft erblasen. Die Hämmer konnten 4000 Ctr. Schmiede-
eisen machen. 1785 lag das Werk kalt. Das Eisen wurde gröſstentheils
nach Trier und Zweibrücken verkauft. Grobeisen erzielte 120, Reck-
eisen 130 bis 132 Liv. für 1000 Pfd.

Ein bedeutendes Werk war das der königl. Domäne gehörige
Eisenwerk von Moyeuvre an der Orne. Es war mit groſsen Wald-
nutzungen ausgestattet und umfaſste 2 zusammengebaute Hochöfen
und 7 verschiedene Feuer unter demselben Dach. Es waren 2 deutsche,
2 wallonische Frischfeuer und 3 Schweiſs- und Reckfeuer. Auſserdem
besaſs die Hütte 1 Eisenschneidwerk mit 2 Glühöfen. 1 Hochofen,
2 Frisch- und 1 Reckfeuer lagen kalt, das Schneidwerk arbeitete nur
6 Monate. In den Hochöfen schmolz man aus 45000 Ctr. Erz, das
meist in der Nähe gewonnen wurde, 15000 Ctr. Roheisen. Der Holz-
verbrauch betrug 7500 Klftr., also 5 Klftr. auf 1000 Pfd. Erz. Alles
Roheisen wurde verfrischt und daraus 10000 Ctr. Schmiedeeisen er-
zeugt. 5000 Klftr. Holz wurden zum Frischen und Ausschmieden,
400 Klftr. zum Heizen der Wärmöfen gebraucht, so daſs der gesamte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f1033" n="1019"/><fw place="top" type="header">Frankreich.</fw><lb/>
52000 Ctr. Erz erforderlich waren, da dieses nur 19 bis 19½ Proz.<lb/>
Eisen enthielt. Aus diesem Roheisen machten die Hämmer ca. 6000 Ctr.<lb/>
Schmiedeeisen aller Art zum Preise von 140 bis 200 Liv. die 1000 Pfd.<lb/>
Der Absatz, der 120000 Liv. einbrachte, war bequem durch die Saar,<lb/>
welche das Eisen sowohl nach Frankreich als nach Holland brachte.<lb/>
Das Dillinger Eisen war weich, sehnig und sehr geeignet zur Umwand-<lb/>
lung in Stahl. Die 10000 Ctr. Eisen erbrachten 6000 Liv. für marque<lb/>
des fers und weitere 3000 bis 4000 Liv. Zoll bei der Einfuhr nach<lb/>
Frankreich. Gewöhnliches Stabeisen erzielte 140 Liv. für 1000 Pfd.,<lb/>
ebensoviel der Poteriegu&#x017F;s, der Sandgu&#x017F;s dagegen nur 90 Liv. Die<lb/>
Hütten hatten eine beträchtliche Holzzuweisung in dem gro&#x017F;sen Walde<lb/>
von la Houve-Merten, doch mu&#x017F;sten sie noch viel Holz kaufen.</p><lb/>
            <p>Die Stahlfabrik von <hi rendition="#g">Remmelsdorf</hi> im Amtsbezirk Bouzonville<lb/>
war von <hi rendition="#g">Soller jun</hi>., dem Sohne des Besitzers von Dillingen, ge-<lb/>
gründet und bezog ihr Eisen von Dillingen. Sie besa&#x017F;s 2 Frischfeuer<lb/>
mit Hammer, 4 Schwei&#x017F;sfeuer mit 2 Schwanzhämmern und 1 Stahlcemen-<lb/>
tierofen. Die Stahlfabrikation wurde aber infolge eines Prozesses ein-<lb/>
gestellt und nach Bisten verlegt. Es wurden etwa 2000 Ctr. Eisen<lb/>
für 30000 Liv. fabriziert.</p><lb/>
            <p>Zu <hi rendition="#g">Castel</hi> in der Herrschaft Schaumburg lagen Eisenwerke, die<lb/>
1785 Herrn <hi rendition="#g">de Bourson</hi> gehörten. Sie enthielten 1 Hochofen,<lb/>
6 Frischfeuer, 2 Plattenhämmer, 1 Gie&#x017F;serei, Pochwerk, Scheren u. s. w.<lb/>
In einer Reise von 9 Monaten wurden 6500 Ctr. Roheisen meist aus Erzen<lb/>
der Nachbarschaft erblasen. Die Hämmer konnten 4000 Ctr. Schmiede-<lb/>
eisen machen. 1785 lag das Werk kalt. Das Eisen wurde grö&#x017F;stentheils<lb/>
nach Trier und Zweibrücken verkauft. Grobeisen erzielte 120, Reck-<lb/>
eisen 130 bis 132 Liv. für 1000 Pfd.</p><lb/>
            <p>Ein bedeutendes Werk war das der königl. Domäne gehörige<lb/>
Eisenwerk von <hi rendition="#g">Moyeuvre</hi> an der Orne. Es war mit gro&#x017F;sen Wald-<lb/>
nutzungen ausgestattet und umfa&#x017F;ste 2 zusammengebaute Hochöfen<lb/>
und 7 verschiedene Feuer unter demselben Dach. Es waren 2 deutsche,<lb/>
2 wallonische Frischfeuer und 3 Schwei&#x017F;s- und Reckfeuer. Au&#x017F;serdem<lb/>
besa&#x017F;s die Hütte 1 Eisenschneidwerk mit 2 Glühöfen. 1 Hochofen,<lb/>
2 Frisch- und 1 Reckfeuer lagen kalt, das Schneidwerk arbeitete nur<lb/>
6 Monate. In den Hochöfen schmolz man aus 45000 Ctr. Erz, das<lb/>
meist in der Nähe gewonnen wurde, 15000 Ctr. Roheisen. Der Holz-<lb/>
verbrauch betrug 7500 Klftr., also 5 Klftr. auf 1000 Pfd. Erz. Alles<lb/>
Roheisen wurde verfrischt und daraus 10000 Ctr. Schmiedeeisen er-<lb/>
zeugt. 5000 Klftr. Holz wurden zum Frischen und Ausschmieden,<lb/>
400 Klftr. zum Heizen der Wärmöfen gebraucht, so da&#x017F;s der gesamte<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1019/1033] Frankreich. 52000 Ctr. Erz erforderlich waren, da dieses nur 19 bis 19½ Proz. Eisen enthielt. Aus diesem Roheisen machten die Hämmer ca. 6000 Ctr. Schmiedeeisen aller Art zum Preise von 140 bis 200 Liv. die 1000 Pfd. Der Absatz, der 120000 Liv. einbrachte, war bequem durch die Saar, welche das Eisen sowohl nach Frankreich als nach Holland brachte. Das Dillinger Eisen war weich, sehnig und sehr geeignet zur Umwand- lung in Stahl. Die 10000 Ctr. Eisen erbrachten 6000 Liv. für marque des fers und weitere 3000 bis 4000 Liv. Zoll bei der Einfuhr nach Frankreich. Gewöhnliches Stabeisen erzielte 140 Liv. für 1000 Pfd., ebensoviel der Poterieguſs, der Sandguſs dagegen nur 90 Liv. Die Hütten hatten eine beträchtliche Holzzuweisung in dem groſsen Walde von la Houve-Merten, doch muſsten sie noch viel Holz kaufen. Die Stahlfabrik von Remmelsdorf im Amtsbezirk Bouzonville war von Soller jun., dem Sohne des Besitzers von Dillingen, ge- gründet und bezog ihr Eisen von Dillingen. Sie besaſs 2 Frischfeuer mit Hammer, 4 Schweiſsfeuer mit 2 Schwanzhämmern und 1 Stahlcemen- tierofen. Die Stahlfabrikation wurde aber infolge eines Prozesses ein- gestellt und nach Bisten verlegt. Es wurden etwa 2000 Ctr. Eisen für 30000 Liv. fabriziert. Zu Castel in der Herrschaft Schaumburg lagen Eisenwerke, die 1785 Herrn de Bourson gehörten. Sie enthielten 1 Hochofen, 6 Frischfeuer, 2 Plattenhämmer, 1 Gieſserei, Pochwerk, Scheren u. s. w. In einer Reise von 9 Monaten wurden 6500 Ctr. Roheisen meist aus Erzen der Nachbarschaft erblasen. Die Hämmer konnten 4000 Ctr. Schmiede- eisen machen. 1785 lag das Werk kalt. Das Eisen wurde gröſstentheils nach Trier und Zweibrücken verkauft. Grobeisen erzielte 120, Reck- eisen 130 bis 132 Liv. für 1000 Pfd. Ein bedeutendes Werk war das der königl. Domäne gehörige Eisenwerk von Moyeuvre an der Orne. Es war mit groſsen Wald- nutzungen ausgestattet und umfaſste 2 zusammengebaute Hochöfen und 7 verschiedene Feuer unter demselben Dach. Es waren 2 deutsche, 2 wallonische Frischfeuer und 3 Schweiſs- und Reckfeuer. Auſserdem besaſs die Hütte 1 Eisenschneidwerk mit 2 Glühöfen. 1 Hochofen, 2 Frisch- und 1 Reckfeuer lagen kalt, das Schneidwerk arbeitete nur 6 Monate. In den Hochöfen schmolz man aus 45000 Ctr. Erz, das meist in der Nähe gewonnen wurde, 15000 Ctr. Roheisen. Der Holz- verbrauch betrug 7500 Klftr., also 5 Klftr. auf 1000 Pfd. Erz. Alles Roheisen wurde verfrischt und daraus 10000 Ctr. Schmiedeeisen er- zeugt. 5000 Klftr. Holz wurden zum Frischen und Ausschmieden, 400 Klftr. zum Heizen der Wärmöfen gebraucht, so daſs der gesamte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1033
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1019. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1033>, abgerufen am 20.05.2024.