Die Ankerfabrikation blühte in den französischen Seehäfen, besonders zu Brest und Rochefort. 1733 wurde unter dem Minister Grafen Maurepas eine Ankerfabrik zu Cosne von M. de Chaussade angelegt. Unter dem Minister de Pontchatrin wurde die Anker- fabrik zu Imphy in Nivernais von Tresaguet verbessert. Das Eisen von Berry war wegen seiner sehnigen Beschaffenheit bei den Anker- schmieden besonders beliebt.
Die Versuche, schmiedbaren Guss nach Reaumurs Vorschrift zu erzeugen, hatten keinen Erfolg (s. S. 236), dagegen blühte die Eisengiesserei in Frankreich.
Bedeutende Röhrengiessereien waren 1760 zu Dampierre und Senonge in der Perge, 5 bis 6 Meilen von Dreux. Nach Depar- cieux goss man dort Krümmer und Verbindungsstücke mit geraden und schiefen Flanschen. Auch goss man hier alle Teile für die Feuermaschine zu Creci. 1785 hatten Eisenhändler zu Autun eine Eisengiesserei errichtet, deren Bälge mit Pferden getrieben wurden.
Die Eisendrahtfabrikation entwickelte sich in Frankreich spät und langsam. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es keine nennenswerte Drahtfabrikation in Frankreich. Die ersten Versuche wurden im Elsass gemacht; was Fleur hierüber und über die Erfin- dung eines Drahtwalzwerkes zu Essonne bei Corbeil veröffentlicht hat, wurde bereits mitgeteilt (S. 502). Zu erwähnen ist, dass Duhamel einem Schlosser Chopidal zu Paris die Ausführung dieses interessanten Walzwerkes zuschreibt.
Um die Nadelfabrikation in Frankreich hatte sich ebenfalls Reaumur bemüht. Dieselbe nahm im Laufe des Jahrhunderts einen grossen Aufschwung. Der wichtigste Fabrikationsplatz war Laigle. Hier wurde 1760 die vierfache Menge wie 30 Jahre zuvor gemacht, nämlich für 11/2 Millionen Francs. Laigle hatte die übrigen fran- zösischen Fabriken weit überflügelt und machte mit Erfolg den hol- ländischen Konkurrenz; es hatte bedeutenden Absatz nach Spanien und Portugal. Den Aufschwung verdankte die Stadt und Umgegend der Geschicklichkeit der Fabrikanten und Kaufleute. Diese hatten früher ihren Draht aus den Magazinen in Rouen und Paris gekauft; jetzt bezogen sie ihn direkt aus Schweden. Sie erlangten dabei besondere Vorteile, weil sie den Fabrikanten schon ein Aufgeld vorausbezahlten; hierdurch sicherten sie sich den Bezug und erlangten billigere Preise.
Ferner hatten sie früher ihre Waren nach Paris und Rouen an die Magazine und nach Caen und Guibray auf die Jahrmärkte ge- schickt; jetzt aber handelten sie direkt mit Italien, Spanien, Por-
Frankreich.
Die Ankerfabrikation blühte in den französischen Seehäfen, besonders zu Brest und Rochefort. 1733 wurde unter dem Minister Grafen Maurepas eine Ankerfabrik zu Cosne von M. de Chaussade angelegt. Unter dem Minister de Pontchatrin wurde die Anker- fabrik zu Imphy in Nivernais von Tresaguet verbessert. Das Eisen von Berry war wegen seiner sehnigen Beschaffenheit bei den Anker- schmieden besonders beliebt.
Die Versuche, schmiedbaren Guſs nach Reaumurs Vorschrift zu erzeugen, hatten keinen Erfolg (s. S. 236), dagegen blühte die Eisengieſserei in Frankreich.
Bedeutende Röhrengieſsereien waren 1760 zu Dampierre und Senonge in der Perge, 5 bis 6 Meilen von Dreux. Nach Depar- cieux goſs man dort Krümmer und Verbindungsstücke mit geraden und schiefen Flanschen. Auch goſs man hier alle Teile für die Feuermaschine zu Creci. 1785 hatten Eisenhändler zu Autun eine Eisengieſserei errichtet, deren Bälge mit Pferden getrieben wurden.
Die Eisendrahtfabrikation entwickelte sich in Frankreich spät und langsam. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es keine nennenswerte Drahtfabrikation in Frankreich. Die ersten Versuche wurden im Elsaſs gemacht; was Fleur hierüber und über die Erfin- dung eines Drahtwalzwerkes zu Essonne bei Corbeil veröffentlicht hat, wurde bereits mitgeteilt (S. 502). Zu erwähnen ist, daſs Duhamel einem Schlosser Chopidal zu Paris die Ausführung dieses interessanten Walzwerkes zuschreibt.
Um die Nadelfabrikation in Frankreich hatte sich ebenfalls Reaumur bemüht. Dieselbe nahm im Laufe des Jahrhunderts einen groſsen Aufschwung. Der wichtigste Fabrikationsplatz war Laigle. Hier wurde 1760 die vierfache Menge wie 30 Jahre zuvor gemacht, nämlich für 1½ Millionen Francs. Laigle hatte die übrigen fran- zösischen Fabriken weit überflügelt und machte mit Erfolg den hol- ländischen Konkurrenz; es hatte bedeutenden Absatz nach Spanien und Portugal. Den Aufschwung verdankte die Stadt und Umgegend der Geschicklichkeit der Fabrikanten und Kaufleute. Diese hatten früher ihren Draht aus den Magazinen in Rouen und Paris gekauft; jetzt bezogen sie ihn direkt aus Schweden. Sie erlangten dabei besondere Vorteile, weil sie den Fabrikanten schon ein Aufgeld vorausbezahlten; hierdurch sicherten sie sich den Bezug und erlangten billigere Preise.
Ferner hatten sie früher ihre Waren nach Paris und Rouen an die Magazine und nach Caen und Guibray auf die Jahrmärkte ge- schickt; jetzt aber handelten sie direkt mit Italien, Spanien, Por-
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Frankreich.
Die Ankerfabrikation blühte in den französischen Seehäfen,
besonders zu Brest und Rochefort. 1733 wurde unter dem Minister
Grafen Maurepas eine Ankerfabrik zu Cosne von M. de Chaussade
angelegt. Unter dem Minister de Pontchatrin wurde die Anker-
fabrik zu Imphy in Nivernais von Tresaguet verbessert. Das Eisen
von Berry war wegen seiner sehnigen Beschaffenheit bei den Anker-
schmieden besonders beliebt.
Die Versuche, schmiedbaren Guſs nach Reaumurs Vorschrift
zu erzeugen, hatten keinen Erfolg (s. S. 236), dagegen blühte die
Eisengieſserei in Frankreich.
Bedeutende Röhrengieſsereien waren 1760 zu Dampierre und
Senonge in der Perge, 5 bis 6 Meilen von Dreux. Nach Depar-
cieux goſs man dort Krümmer und Verbindungsstücke mit geraden
und schiefen Flanschen. Auch goſs man hier alle Teile für die
Feuermaschine zu Creci. 1785 hatten Eisenhändler zu Autun eine
Eisengieſserei errichtet, deren Bälge mit Pferden getrieben wurden.
Die Eisendrahtfabrikation entwickelte sich in Frankreich spät
und langsam. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es keine
nennenswerte Drahtfabrikation in Frankreich. Die ersten Versuche
wurden im Elsaſs gemacht; was Fleur hierüber und über die Erfin-
dung eines Drahtwalzwerkes zu Essonne bei Corbeil veröffentlicht
hat, wurde bereits mitgeteilt (S. 502). Zu erwähnen ist, daſs
Duhamel einem Schlosser Chopidal zu Paris die Ausführung
dieses interessanten Walzwerkes zuschreibt.
Um die Nadelfabrikation in Frankreich hatte sich ebenfalls
Reaumur bemüht. Dieselbe nahm im Laufe des Jahrhunderts einen
groſsen Aufschwung. Der wichtigste Fabrikationsplatz war Laigle.
Hier wurde 1760 die vierfache Menge wie 30 Jahre zuvor gemacht,
nämlich für 1½ Millionen Francs. Laigle hatte die übrigen fran-
zösischen Fabriken weit überflügelt und machte mit Erfolg den hol-
ländischen Konkurrenz; es hatte bedeutenden Absatz nach Spanien
und Portugal. Den Aufschwung verdankte die Stadt und Umgegend der
Geschicklichkeit der Fabrikanten und Kaufleute. Diese hatten früher
ihren Draht aus den Magazinen in Rouen und Paris gekauft; jetzt
bezogen sie ihn direkt aus Schweden. Sie erlangten dabei besondere
Vorteile, weil sie den Fabrikanten schon ein Aufgeld vorausbezahlten;
hierdurch sicherten sie sich den Bezug und erlangten billigere Preise.
Ferner hatten sie früher ihre Waren nach Paris und Rouen an
die Magazine und nach Caen und Guibray auf die Jahrmärkte ge-
schickt; jetzt aber handelten sie direkt mit Italien, Spanien, Por-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1050. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1064>, abgerufen am 21.11.2024.
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