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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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England.
Es wird hier eine ungeheure Menge von eisernen Töpfen, Zucker-
kesseln, Walzen zu Kohlenwerken, Kanonen und anderes Eisengerät
verfertigt. Die Kanonen werden alle gebohrt und sind seit einiger
Zeit in grosser Menge auswärts, vorzüglich nach Spanien verschickt
worden." -- Es waren dies die von General Melville 1752 erfundenen
Carronaden.

Der grosse Kanal, der Carron mit dem Clyde verband, war 1786
von Smeaton begonnen und in den darauffolgenden Jahren ausgeführt
worden. Zu Carron wurde auch eine der ersten Dampfmaschinen
Watts aufgestellt, welche aber nicht die Arbeitsmaschinen direkt
bewegte, sondern nur das Abfallwasser der Wasserräder wieder in die
Sammelteiche zurückpumpte, weil die vorhandene Wassermenge nicht
mehr ausreichte, den Betrieb zu bewältigen.

Die ausserordentlichen Fortschritte der Eisenindustrie Englands
zogen die Blicke der übrigen europäischen Industriestaaten auf sich.
Die französische Regierung schickte 1765 Gabriel Jars nach Eng-
land und Schottland, um die Eisenindustrie, namentlich die Stahl-
fabrikation und die Verwendung der Steinkohlen, zu studieren.

Den ersten Kokshochofen in Nordengland hatte L. Cookson zu
Whitehill, nahe bei Chester-le-Street, erbaut. Er war 35 Fuss hoch,
hatte 12 Fuss im Kohlensack und produzierte 25 Tons die Woche. Die
Bälge wurden durch ein Wasserrad getrieben, und Wassermangel
machte dem Unternehmen ein Ende.

Englands Eisenindustrie hatte die der übrigen Staaten bereits
damals in vielen Beziehungen überflügelt. Ganz besonders war dies
der Fall in Bezug auf die mechanischen Hülfsmittel. Man wendete
Newcomens Feuermaschine als Kraftmaschine in der Weise an, dass
man sie Wasser heben liess und dieses als Aufschlagwasser auf grosse
Wasserräder benutzte. Erscheint uns dies auch nur als ein unvoll-
kommenes Auskunftsmittel gegenüber der späteren Verwendung der
Dampfmaschine als Motor, so war es trotzdem ein grosser Fortschritt.
Dadurch fingen die Eisenwerke an, von den natürlichen Wassergefällen
unabhängig zu werden.

Das zweite wichtige mechanische Hülfsmittel waren die Walz-
werke, welche zuerst 1728 zum Walzen der dünnen Bleche für die
Weissblechfabrikation, später aber auch für die Herstellung von Stab-
eisen, namentlich für Rundeisen und Formeisen, angewendet wurden.
Swedenborg berichtete schon, dass man in England das Eisen zu
Blechen auswalze, welche dann verzinnt würden. Auch meldete er,
dass es in England viele Schneidwerke gäbe, auf denen man Ruten

England.
Es wird hier eine ungeheure Menge von eisernen Töpfen, Zucker-
kesseln, Walzen zu Kohlenwerken, Kanonen und anderes Eisengerät
verfertigt. Die Kanonen werden alle gebohrt und sind seit einiger
Zeit in groſser Menge auswärts, vorzüglich nach Spanien verschickt
worden.“ — Es waren dies die von General Melville 1752 erfundenen
Carronaden.

Der groſse Kanal, der Carron mit dem Clyde verband, war 1786
von Smeaton begonnen und in den darauffolgenden Jahren ausgeführt
worden. Zu Carron wurde auch eine der ersten Dampfmaschinen
Watts aufgestellt, welche aber nicht die Arbeitsmaschinen direkt
bewegte, sondern nur das Abfallwasser der Wasserräder wieder in die
Sammelteiche zurückpumpte, weil die vorhandene Wassermenge nicht
mehr ausreichte, den Betrieb zu bewältigen.

Die auſserordentlichen Fortschritte der Eisenindustrie Englands
zogen die Blicke der übrigen europäischen Industriestaaten auf sich.
Die französische Regierung schickte 1765 Gabriel Jars nach Eng-
land und Schottland, um die Eisenindustrie, namentlich die Stahl-
fabrikation und die Verwendung der Steinkohlen, zu studieren.

Den ersten Kokshochofen in Nordengland hatte L. Cookson zu
Whitehill, nahe bei Chester-le-Street, erbaut. Er war 35 Fuſs hoch,
hatte 12 Fuſs im Kohlensack und produzierte 25 Tons die Woche. Die
Bälge wurden durch ein Wasserrad getrieben, und Wassermangel
machte dem Unternehmen ein Ende.

Englands Eisenindustrie hatte die der übrigen Staaten bereits
damals in vielen Beziehungen überflügelt. Ganz besonders war dies
der Fall in Bezug auf die mechanischen Hülfsmittel. Man wendete
Newcomens Feuermaschine als Kraftmaschine in der Weise an, daſs
man sie Wasser heben lieſs und dieses als Aufschlagwasser auf groſse
Wasserräder benutzte. Erscheint uns dies auch nur als ein unvoll-
kommenes Auskunftsmittel gegenüber der späteren Verwendung der
Dampfmaschine als Motor, so war es trotzdem ein groſser Fortschritt.
Dadurch fingen die Eisenwerke an, von den natürlichen Wassergefällen
unabhängig zu werden.

Das zweite wichtige mechanische Hülfsmittel waren die Walz-
werke, welche zuerst 1728 zum Walzen der dünnen Bleche für die
Weiſsblechfabrikation, später aber auch für die Herstellung von Stab-
eisen, namentlich für Rundeisen und Formeisen, angewendet wurden.
Swedenborg berichtete schon, daſs man in England das Eisen zu
Blechen auswalze, welche dann verzinnt würden. Auch meldete er,
daſs es in England viele Schneidwerke gäbe, auf denen man Ruten

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[1074/1088] England. Es wird hier eine ungeheure Menge von eisernen Töpfen, Zucker- kesseln, Walzen zu Kohlenwerken, Kanonen und anderes Eisengerät verfertigt. Die Kanonen werden alle gebohrt und sind seit einiger Zeit in groſser Menge auswärts, vorzüglich nach Spanien verschickt worden.“ — Es waren dies die von General Melville 1752 erfundenen Carronaden. Der groſse Kanal, der Carron mit dem Clyde verband, war 1786 von Smeaton begonnen und in den darauffolgenden Jahren ausgeführt worden. Zu Carron wurde auch eine der ersten Dampfmaschinen Watts aufgestellt, welche aber nicht die Arbeitsmaschinen direkt bewegte, sondern nur das Abfallwasser der Wasserräder wieder in die Sammelteiche zurückpumpte, weil die vorhandene Wassermenge nicht mehr ausreichte, den Betrieb zu bewältigen. Die auſserordentlichen Fortschritte der Eisenindustrie Englands zogen die Blicke der übrigen europäischen Industriestaaten auf sich. Die französische Regierung schickte 1765 Gabriel Jars nach Eng- land und Schottland, um die Eisenindustrie, namentlich die Stahl- fabrikation und die Verwendung der Steinkohlen, zu studieren. Den ersten Kokshochofen in Nordengland hatte L. Cookson zu Whitehill, nahe bei Chester-le-Street, erbaut. Er war 35 Fuſs hoch, hatte 12 Fuſs im Kohlensack und produzierte 25 Tons die Woche. Die Bälge wurden durch ein Wasserrad getrieben, und Wassermangel machte dem Unternehmen ein Ende. Englands Eisenindustrie hatte die der übrigen Staaten bereits damals in vielen Beziehungen überflügelt. Ganz besonders war dies der Fall in Bezug auf die mechanischen Hülfsmittel. Man wendete Newcomens Feuermaschine als Kraftmaschine in der Weise an, daſs man sie Wasser heben lieſs und dieses als Aufschlagwasser auf groſse Wasserräder benutzte. Erscheint uns dies auch nur als ein unvoll- kommenes Auskunftsmittel gegenüber der späteren Verwendung der Dampfmaschine als Motor, so war es trotzdem ein groſser Fortschritt. Dadurch fingen die Eisenwerke an, von den natürlichen Wassergefällen unabhängig zu werden. Das zweite wichtige mechanische Hülfsmittel waren die Walz- werke, welche zuerst 1728 zum Walzen der dünnen Bleche für die Weiſsblechfabrikation, später aber auch für die Herstellung von Stab- eisen, namentlich für Rundeisen und Formeisen, angewendet wurden. Swedenborg berichtete schon, daſs man in England das Eisen zu Blechen auswalze, welche dann verzinnt würden. Auch meldete er, daſs es in England viele Schneidwerke gäbe, auf denen man Ruten

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1074. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1088>, abgerufen am 21.11.2024.