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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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England.
vilegien. Die Mannigfaltigkeit aller hier gemachten Waren ist eben-
so gross als die der Arbeiter, die sie verfertigen. Das geringste Feder-
messer geht durch die Hände sechs unterschiedlicher Fabrikanten,
ehe die Klinge fertig und zur Vollkommenheit gebracht ist, ungeachtet
man hier, wie zu Birmingham, eine Menge künstlicher, sehr sinn-
reicher und ausserhalb England unbekannter Maschinen antrifft, durch
welche die Arbeit ungemein verkürzt und viel Zeit gewonnen wird.
Besonders war eine durch Wasser getriebene Maschine merkwürdig, auf
welcher ein einziger Mann täglich soviele Feilen machte, als 50 Feilen-
hauer auf die gewöhnliche Art verfertigen können. Allein der Erfinder
und Eigentümer dieser Maschine, namens Thomas Lightowller,
zerstörte und zerbrach sie aus Eigensinn. -- Überhaupt ist zu merken,
dass in England der Flor aller Manufakturen nicht nur durch man-
cherlei künstliche Maschinen, sondern auch durch vortreffliches Hand-
werkszeug und viele sinnreiche Erfindungen und künstliche Instru-
mente unglaublich gefördert wird."

Immer eifriger wurde das Streben, die mechanischen Hülfsmittel
zu verbessern, und waren es besonders zwei Männer, die hierin für
die Eisenindustrie Grosses geleistet haben, Smeaton und Wilkinson.
Der Name Wilkinson ist mit den Fortschritten der englischen Eisen-
industrie in ähnlicher Weise verknüpft, wie der Name Darby. Es
war nicht nur ein einzelner dieses Namens, der sich auszeichnete,
sondern die ganze Familie, welche Eisenwerke betrieb, nahm an den
Fortschritten des Eisenhüttenwesens teil. Der berühmteste und ver-
dienstvollste derselben war allerdings John Wilkinson, der, wie
kaum ein anderer, das Eisenhüttenwesen durch zahlreiche eigene
Erfindungen und durch die praktische Anwendung fremder Erfindungen
gefördert hat. Er besass Eisenwerke mit bedeutender Giesserei zu
Broseley, welche er auf solche Höhe brachte, dass er die besten Dampf-
cylinder und sonstigen Maschinenteile goss; später besass er auch Werke
zu Bradley. 1788 bestellte die Stadt Paris bei Wilkinson gusseiserne
Wasserleitungsröhren für ihr Wasserwerk von 40 engl. Meilen Länge.
Er war Nachbar und Konkurrent von Coalbrookdale und in dieser
Schule des Eisenhüttenwesens, welche von Abraham Darby gegründet
war, hat er wohl seine Studien gemacht und die Grundlage seiner
technischen Ausbildung gelegt. Trotz der Konkurrenz stand er zu der
Familie Darby in enger, freundschaftlicher Beziehung und arbeitete mit
Abraham Darby (III), dem Enkel, den Plan für die erste guss-
eiserne Brücke, welche bei Coalbrookdale über den Severn gebaut
wurde, aus. Er hat grosse Verdienste um die Einführung der

England.
vilegien. Die Mannigfaltigkeit aller hier gemachten Waren ist eben-
so groſs als die der Arbeiter, die sie verfertigen. Das geringste Feder-
messer geht durch die Hände sechs unterschiedlicher Fabrikanten,
ehe die Klinge fertig und zur Vollkommenheit gebracht ist, ungeachtet
man hier, wie zu Birmingham, eine Menge künstlicher, sehr sinn-
reicher und auſserhalb England unbekannter Maschinen antrifft, durch
welche die Arbeit ungemein verkürzt und viel Zeit gewonnen wird.
Besonders war eine durch Wasser getriebene Maschine merkwürdig, auf
welcher ein einziger Mann täglich soviele Feilen machte, als 50 Feilen-
hauer auf die gewöhnliche Art verfertigen können. Allein der Erfinder
und Eigentümer dieser Maschine, namens Thomas Lightowller,
zerstörte und zerbrach sie aus Eigensinn. — Überhaupt ist zu merken,
daſs in England der Flor aller Manufakturen nicht nur durch man-
cherlei künstliche Maschinen, sondern auch durch vortreffliches Hand-
werkszeug und viele sinnreiche Erfindungen und künstliche Instru-
mente unglaublich gefördert wird.“

Immer eifriger wurde das Streben, die mechanischen Hülfsmittel
zu verbessern, und waren es besonders zwei Männer, die hierin für
die Eisenindustrie Groſses geleistet haben, Smeaton und Wilkinson.
Der Name Wilkinson ist mit den Fortschritten der englischen Eisen-
industrie in ähnlicher Weise verknüpft, wie der Name Darby. Es
war nicht nur ein einzelner dieses Namens, der sich auszeichnete,
sondern die ganze Familie, welche Eisenwerke betrieb, nahm an den
Fortschritten des Eisenhüttenwesens teil. Der berühmteste und ver-
dienstvollste derselben war allerdings John Wilkinson, der, wie
kaum ein anderer, das Eisenhüttenwesen durch zahlreiche eigene
Erfindungen und durch die praktische Anwendung fremder Erfindungen
gefördert hat. Er besaſs Eisenwerke mit bedeutender Gieſserei zu
Broseley, welche er auf solche Höhe brachte, daſs er die besten Dampf-
cylinder und sonstigen Maschinenteile goſs; später besass er auch Werke
zu Bradley. 1788 bestellte die Stadt Paris bei Wilkinson guſseiserne
Wasserleitungsröhren für ihr Wasserwerk von 40 engl. Meilen Länge.
Er war Nachbar und Konkurrent von Coalbrookdale und in dieser
Schule des Eisenhüttenwesens, welche von Abraham Darby gegründet
war, hat er wohl seine Studien gemacht und die Grundlage seiner
technischen Ausbildung gelegt. Trotz der Konkurrenz stand er zu der
Familie Darby in enger, freundschaftlicher Beziehung und arbeitete mit
Abraham Darby (III), dem Enkel, den Plan für die erste guſs-
eiserne Brücke, welche bei Coalbrookdale über den Severn gebaut
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[1077/1091] England. vilegien. Die Mannigfaltigkeit aller hier gemachten Waren ist eben- so groſs als die der Arbeiter, die sie verfertigen. Das geringste Feder- messer geht durch die Hände sechs unterschiedlicher Fabrikanten, ehe die Klinge fertig und zur Vollkommenheit gebracht ist, ungeachtet man hier, wie zu Birmingham, eine Menge künstlicher, sehr sinn- reicher und auſserhalb England unbekannter Maschinen antrifft, durch welche die Arbeit ungemein verkürzt und viel Zeit gewonnen wird. Besonders war eine durch Wasser getriebene Maschine merkwürdig, auf welcher ein einziger Mann täglich soviele Feilen machte, als 50 Feilen- hauer auf die gewöhnliche Art verfertigen können. Allein der Erfinder und Eigentümer dieser Maschine, namens Thomas Lightowller, zerstörte und zerbrach sie aus Eigensinn. — Überhaupt ist zu merken, daſs in England der Flor aller Manufakturen nicht nur durch man- cherlei künstliche Maschinen, sondern auch durch vortreffliches Hand- werkszeug und viele sinnreiche Erfindungen und künstliche Instru- mente unglaublich gefördert wird.“ Immer eifriger wurde das Streben, die mechanischen Hülfsmittel zu verbessern, und waren es besonders zwei Männer, die hierin für die Eisenindustrie Groſses geleistet haben, Smeaton und Wilkinson. Der Name Wilkinson ist mit den Fortschritten der englischen Eisen- industrie in ähnlicher Weise verknüpft, wie der Name Darby. Es war nicht nur ein einzelner dieses Namens, der sich auszeichnete, sondern die ganze Familie, welche Eisenwerke betrieb, nahm an den Fortschritten des Eisenhüttenwesens teil. Der berühmteste und ver- dienstvollste derselben war allerdings John Wilkinson, der, wie kaum ein anderer, das Eisenhüttenwesen durch zahlreiche eigene Erfindungen und durch die praktische Anwendung fremder Erfindungen gefördert hat. Er besaſs Eisenwerke mit bedeutender Gieſserei zu Broseley, welche er auf solche Höhe brachte, daſs er die besten Dampf- cylinder und sonstigen Maschinenteile goſs; später besass er auch Werke zu Bradley. 1788 bestellte die Stadt Paris bei Wilkinson guſseiserne Wasserleitungsröhren für ihr Wasserwerk von 40 engl. Meilen Länge. Er war Nachbar und Konkurrent von Coalbrookdale und in dieser Schule des Eisenhüttenwesens, welche von Abraham Darby gegründet war, hat er wohl seine Studien gemacht und die Grundlage seiner technischen Ausbildung gelegt. Trotz der Konkurrenz stand er zu der Familie Darby in enger, freundschaftlicher Beziehung und arbeitete mit Abraham Darby (III), dem Enkel, den Plan für die erste guſs- eiserne Brücke, welche bei Coalbrookdale über den Severn gebaut wurde, aus. Er hat groſse Verdienste um die Einführung der

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1077. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1091>, abgerufen am 21.11.2024.