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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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wegen zu Coalbrookdale befestigen. Diese Neuerung bewährte sich
so vorzüglich, dass sie bald Nachahmung fand. Benjamin Curr
führte im Jahre 1776 die gusseisernen Schienen auf der Bahn der
Sheffield-Kohlenwerke ein. Während Reynolds Schienen flache
Schienen mit wenig konkaver Oberfläche waren, welche die Karren
leicht verlassen konnten, führte Curr Schienen mit angegossenem
Rand an, welche die Räder auf der Bahn festhielten. Reynolds
und Currs Eisenbahnschienen lagen auf Langhölzern. 1793
führte Ch. Outram eine weitere Verbesserung der Eisenbahn-
schienen dadurch ein, dass er die etwa 1 m langen Schienenstücke
nach unten zu mit einer Rippe versah, so dass er dieselben an ihren
Enden auf einzelnen Steinblöcken auflegen und darauf mit eisernen
Nägeln in Holzdübeln befestigen konnte.

Abraham Darby III. und John Wilkinson erbauten die erste
gusseiserne Brücke (1779). John Wilkinson, der die Cylinderbohr-
maschine verbesserte, baute auch das erste eiserne Schiff. Rennie
war der Erste, der ganz eiserne Wasserräder, und zwar zu Albion-
Mill anwendete.

Coalbrookdale, das von Abraham Darby im Anfang des Jahr-
hunderts gegründete Eisenwerk, welches im Besitz der Familie Darby
blieb und sich ausserordentlich vergrösserte, war der Ausgangspunkt
vieler Erfindungen und Verbesserungen und das Musterwerk und die
hohe Schule für Eisentechniker im vorigen Jahrhundert. 1784 waren
daselbst 16 Dampfmaschinen, 8 Hochöfen, 9 grosse Hämmer, zahlreiche
Flammöfen, Walzen und eine grosse Giesserei. Das Werk hatte über
20 Meilen eiserne Schienenbahnen im Betrieb. Richard Reynolds
bekämpfte damals die von dem Ministerium Pitt in Aussicht genom-
mene Steuer auf Steinkohlen und stellte der Regierung vor, wie
schwer die aufblühende Eisenindustrie durch eine solche Massregel
betroffen werden würde. In seinem Schreiben sagt er1): Die Fort-
schritte des Eisenhüttenwesens in den letzten Jahren waren riesig.
Man dachte, und mit Recht, dass die Darstellung des Roheisens mit
Steinkohle ein grosser Gewinn für dieses Land sein würde, wegen der
Ersparung an Holz und dem Ersatz desselben durch ein anderes
Material für Fabriken, deren Produktion infolge der Vernützung alles
Holzes im Lande hinter dem Bedarf zurückgeblieben war. So wäre
die Nagelschmiederei, vielleicht das umfangreichste Gewerbe, für das
Land verloren gewesen, wäre man nicht darauf verfallen, Nägel aus

1) Siehe Smiles, Industrial Biographies, p. 93.

England.
wegen zu Coalbrookdale befestigen. Diese Neuerung bewährte sich
so vorzüglich, daſs sie bald Nachahmung fand. Benjamin Curr
führte im Jahre 1776 die guſseisernen Schienen auf der Bahn der
Sheffield-Kohlenwerke ein. Während Reynolds Schienen flache
Schienen mit wenig konkaver Oberfläche waren, welche die Karren
leicht verlassen konnten, führte Curr Schienen mit angegossenem
Rand an, welche die Räder auf der Bahn festhielten. Reynolds
und Currs Eisenbahnschienen lagen auf Langhölzern. 1793
führte Ch. Outram eine weitere Verbesserung der Eisenbahn-
schienen dadurch ein, daſs er die etwa 1 m langen Schienenstücke
nach unten zu mit einer Rippe versah, so daſs er dieselben an ihren
Enden auf einzelnen Steinblöcken auflegen und darauf mit eisernen
Nägeln in Holzdübeln befestigen konnte.

Abraham Darby III. und John Wilkinson erbauten die erste
guſseiserne Brücke (1779). John Wilkinson, der die Cylinderbohr-
maschine verbesserte, baute auch das erste eiserne Schiff. Rennie
war der Erste, der ganz eiserne Wasserräder, und zwar zu Albion-
Mill anwendete.

Coalbrookdale, das von Abraham Darby im Anfang des Jahr-
hunderts gegründete Eisenwerk, welches im Besitz der Familie Darby
blieb und sich auſserordentlich vergröſserte, war der Ausgangspunkt
vieler Erfindungen und Verbesserungen und das Musterwerk und die
hohe Schule für Eisentechniker im vorigen Jahrhundert. 1784 waren
daselbst 16 Dampfmaschinen, 8 Hochöfen, 9 groſse Hämmer, zahlreiche
Flammöfen, Walzen und eine groſse Gieſserei. Das Werk hatte über
20 Meilen eiserne Schienenbahnen im Betrieb. Richard Reynolds
bekämpfte damals die von dem Ministerium Pitt in Aussicht genom-
mene Steuer auf Steinkohlen und stellte der Regierung vor, wie
schwer die aufblühende Eisenindustrie durch eine solche Maſsregel
betroffen werden würde. In seinem Schreiben sagt er1): Die Fort-
schritte des Eisenhüttenwesens in den letzten Jahren waren riesig.
Man dachte, und mit Recht, daſs die Darstellung des Roheisens mit
Steinkohle ein groſser Gewinn für dieses Land sein würde, wegen der
Ersparung an Holz und dem Ersatz desselben durch ein anderes
Material für Fabriken, deren Produktion infolge der Vernützung alles
Holzes im Lande hinter dem Bedarf zurückgeblieben war. So wäre
die Nagelschmiederei, vielleicht das umfangreichste Gewerbe, für das
Land verloren gewesen, wäre man nicht darauf verfallen, Nägel aus

1) Siehe Smiles, Industrial Biographies, p. 93.
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[1081/1095] England. wegen zu Coalbrookdale befestigen. Diese Neuerung bewährte sich so vorzüglich, daſs sie bald Nachahmung fand. Benjamin Curr führte im Jahre 1776 die guſseisernen Schienen auf der Bahn der Sheffield-Kohlenwerke ein. Während Reynolds Schienen flache Schienen mit wenig konkaver Oberfläche waren, welche die Karren leicht verlassen konnten, führte Curr Schienen mit angegossenem Rand an, welche die Räder auf der Bahn festhielten. Reynolds und Currs Eisenbahnschienen lagen auf Langhölzern. 1793 führte Ch. Outram eine weitere Verbesserung der Eisenbahn- schienen dadurch ein, daſs er die etwa 1 m langen Schienenstücke nach unten zu mit einer Rippe versah, so daſs er dieselben an ihren Enden auf einzelnen Steinblöcken auflegen und darauf mit eisernen Nägeln in Holzdübeln befestigen konnte. Abraham Darby III. und John Wilkinson erbauten die erste guſseiserne Brücke (1779). John Wilkinson, der die Cylinderbohr- maschine verbesserte, baute auch das erste eiserne Schiff. Rennie war der Erste, der ganz eiserne Wasserräder, und zwar zu Albion- Mill anwendete. Coalbrookdale, das von Abraham Darby im Anfang des Jahr- hunderts gegründete Eisenwerk, welches im Besitz der Familie Darby blieb und sich auſserordentlich vergröſserte, war der Ausgangspunkt vieler Erfindungen und Verbesserungen und das Musterwerk und die hohe Schule für Eisentechniker im vorigen Jahrhundert. 1784 waren daselbst 16 Dampfmaschinen, 8 Hochöfen, 9 groſse Hämmer, zahlreiche Flammöfen, Walzen und eine groſse Gieſserei. Das Werk hatte über 20 Meilen eiserne Schienenbahnen im Betrieb. Richard Reynolds bekämpfte damals die von dem Ministerium Pitt in Aussicht genom- mene Steuer auf Steinkohlen und stellte der Regierung vor, wie schwer die aufblühende Eisenindustrie durch eine solche Maſsregel betroffen werden würde. In seinem Schreiben sagt er 1): Die Fort- schritte des Eisenhüttenwesens in den letzten Jahren waren riesig. Man dachte, und mit Recht, daſs die Darstellung des Roheisens mit Steinkohle ein groſser Gewinn für dieses Land sein würde, wegen der Ersparung an Holz und dem Ersatz desselben durch ein anderes Material für Fabriken, deren Produktion infolge der Vernützung alles Holzes im Lande hinter dem Bedarf zurückgeblieben war. So wäre die Nagelschmiederei, vielleicht das umfangreichste Gewerbe, für das Land verloren gewesen, wäre man nicht darauf verfallen, Nägel aus 1) Siehe Smiles, Industrial Biographies, p. 93.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1081. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1095>, abgerufen am 21.11.2024.