mit der Reckstahl (shear steel)-Fabrikation auf das engste zusammen. In Hunters Hallamshire wird erwähnt, man habe um 1750 15 Reck- hämmer (tilt-hämmer) oder Stahlraffinierhämmer zu Sheffield errich- tet, um nach deutscher Art Eisen in kleinere Dimensionen umzu- wandeln.
Benj. Huntsman, der Erfinder des Gussstahls, hat bekanntlich niemals ein Patent genommen; dagegen erhielt James Goodjer 1771 ein Patent auf ein Verfahren, Stahl aus Roheisen zu erzeugen, welches aber nichts anderes war, als das in Deutschland allgemein gebräuch- liche Stahlfrischen.
Die Eisenschneidwerke in England hatten (1785) das Eigentüm- liche, dass das Eisen, welches noch rotglühend aus den Walzen kam, direkt zwischen den dicht dahinterstehenden Schneidrollen geschnitten wurde, während man in Schweden den gewalzten Schienen erst noch- mals eine Hitze gab.
Um 1785 gab es in Birmingham bereits Nagelgiessereien (siehe S. 447). 1796 erfand Guppy seine Maschinen zum Schmieden und Anköpfen der Nägel.
In Schottland wuchs die Eisenindustrie seit 1770. In den 70er Jahren entstanden die Devonshire-Iron-Works, eine Hochofenanlage, und die Crammond-Works, welche schwedisches Stangeneisen zu Stahl verarbeiteten. 1779 gründeten zwei schwedische Kaufleute die Wilson- town-Works. 1786 wurden das Clyde-Eisenwerk und 1791 die Bal- gonie-Werke von Losh und Wilson gegründet. Am Ende des Jahrhunderts entstanden die Calder-Eisenwerke; ausserdem noch Hoch- öfen zu Glenbuck, Muirkirk und Omoa in Lanarkshire.
1796 waren in Schottland bereits 17 Hochöfen im Betriebe, welche 18000 Tonnen Roheisen produzierten.
Trotz der immer wachsenden Eisenerzeugung Gross-Britanniens im Lande selbst blieb die Einfuhr fremden Eisens andauernd hoch. Der Hauptbezug war aus Schweden und Russland, welche nach wie vor das Rohmaterial für die Cement- und Gusstahlfabrikation lieferten. 1737 betrug diese Einfuhr an 20000 Tons, wovon Schweden 15000 Tons lieferte. 1781 hatte die Einfuhr aus diesen Ländern die ausserordent- liche Höhe von 50000 Tonnen erreicht, indem namentlich der Bezug aus Russland bedeutend zugenommen hatte. Derselbe hatte den aus Schweden überflügelt, nach Anderson in den letzten 12 Jahren des Jahrhunderts im Verhältnis von 26000 Tons zu 16000 Tons.
England.
mit der Reckstahl (shear steel)-Fabrikation auf das engste zusammen. In Hunters Hallamshire wird erwähnt, man habe um 1750 15 Reck- hämmer (tilt-hämmer) oder Stahlraffinierhämmer zu Sheffield errich- tet, um nach deutscher Art Eisen in kleinere Dimensionen umzu- wandeln.
Benj. Huntsman, der Erfinder des Guſsstahls, hat bekanntlich niemals ein Patent genommen; dagegen erhielt James Goodjer 1771 ein Patent auf ein Verfahren, Stahl aus Roheisen zu erzeugen, welches aber nichts anderes war, als das in Deutschland allgemein gebräuch- liche Stahlfrischen.
Die Eisenschneidwerke in England hatten (1785) das Eigentüm- liche, daſs das Eisen, welches noch rotglühend aus den Walzen kam, direkt zwischen den dicht dahinterstehenden Schneidrollen geschnitten wurde, während man in Schweden den gewalzten Schienen erst noch- mals eine Hitze gab.
Um 1785 gab es in Birmingham bereits Nagelgieſsereien (siehe S. 447). 1796 erfand Guppy seine Maschinen zum Schmieden und Anköpfen der Nägel.
In Schottland wuchs die Eisenindustrie seit 1770. In den 70er Jahren entstanden die Devonshire-Iron-Works, eine Hochofenanlage, und die Crammond-Works, welche schwedisches Stangeneisen zu Stahl verarbeiteten. 1779 gründeten zwei schwedische Kaufleute die Wilson- town-Works. 1786 wurden das Clyde-Eisenwerk und 1791 die Bal- gonie-Werke von Losh und Wilson gegründet. Am Ende des Jahrhunderts entstanden die Calder-Eisenwerke; auſserdem noch Hoch- öfen zu Glenbuck, Muirkirk und Omoa in Lanarkshire.
1796 waren in Schottland bereits 17 Hochöfen im Betriebe, welche 18000 Tonnen Roheisen produzierten.
Trotz der immer wachsenden Eisenerzeugung Groſs-Britanniens im Lande selbst blieb die Einfuhr fremden Eisens andauernd hoch. Der Hauptbezug war aus Schweden und Ruſsland, welche nach wie vor das Rohmaterial für die Cement- und Guſstahlfabrikation lieferten. 1737 betrug diese Einfuhr an 20000 Tons, wovon Schweden 15000 Tons lieferte. 1781 hatte die Einfuhr aus diesen Ländern die auſserordent- liche Höhe von 50000 Tonnen erreicht, indem namentlich der Bezug aus Ruſsland bedeutend zugenommen hatte. Derselbe hatte den aus Schweden überflügelt, nach Anderson in den letzten 12 Jahren des Jahrhunderts im Verhältnis von 26000 Tons zu 16000 Tons.
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England.
mit der Reckstahl (shear steel)-Fabrikation auf das engste zusammen.
In Hunters Hallamshire wird erwähnt, man habe um 1750 15 Reck-
hämmer (tilt-hämmer) oder Stahlraffinierhämmer zu Sheffield errich-
tet, um nach deutscher Art Eisen in kleinere Dimensionen umzu-
wandeln.
Benj. Huntsman, der Erfinder des Guſsstahls, hat bekanntlich
niemals ein Patent genommen; dagegen erhielt James Goodjer 1771
ein Patent auf ein Verfahren, Stahl aus Roheisen zu erzeugen, welches
aber nichts anderes war, als das in Deutschland allgemein gebräuch-
liche Stahlfrischen.
Die Eisenschneidwerke in England hatten (1785) das Eigentüm-
liche, daſs das Eisen, welches noch rotglühend aus den Walzen kam,
direkt zwischen den dicht dahinterstehenden Schneidrollen geschnitten
wurde, während man in Schweden den gewalzten Schienen erst noch-
mals eine Hitze gab.
Um 1785 gab es in Birmingham bereits Nagelgieſsereien (siehe
S. 447). 1796 erfand Guppy seine Maschinen zum Schmieden und
Anköpfen der Nägel.
In Schottland wuchs die Eisenindustrie seit 1770. In den 70er
Jahren entstanden die Devonshire-Iron-Works, eine Hochofenanlage,
und die Crammond-Works, welche schwedisches Stangeneisen zu Stahl
verarbeiteten. 1779 gründeten zwei schwedische Kaufleute die Wilson-
town-Works. 1786 wurden das Clyde-Eisenwerk und 1791 die Bal-
gonie-Werke von Losh und Wilson gegründet. Am Ende des
Jahrhunderts entstanden die Calder-Eisenwerke; auſserdem noch Hoch-
öfen zu Glenbuck, Muirkirk und Omoa in Lanarkshire.
1796 waren in Schottland bereits 17 Hochöfen im Betriebe, welche
18000 Tonnen Roheisen produzierten.
Trotz der immer wachsenden Eisenerzeugung Groſs-Britanniens
im Lande selbst blieb die Einfuhr fremden Eisens andauernd hoch.
Der Hauptbezug war aus Schweden und Ruſsland, welche nach wie
vor das Rohmaterial für die Cement- und Guſstahlfabrikation lieferten.
1737 betrug diese Einfuhr an 20000 Tons, wovon Schweden 15000 Tons
lieferte. 1781 hatte die Einfuhr aus diesen Ländern die auſserordent-
liche Höhe von 50000 Tonnen erreicht, indem namentlich der Bezug
aus Ruſsland bedeutend zugenommen hatte. Derselbe hatte den
aus Schweden überflügelt, nach Anderson in den letzten 12 Jahren
des Jahrhunderts im Verhältnis von 26000 Tons zu 16000 Tons.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1084. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1098>, abgerufen am 24.11.2024.
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