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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Schweden.
die Eisenindustrie Schwedens förderte, so waren die Verhältnisse nach
aussen, der Handel und die zunehmende Ausfuhr ein weiterer Faktor
hierfür. Der Bedarf Englands nahm von Jahr zu Jahr zu. Im
Jahre 1700 musste England schon 395000 Ctr. fremdes Eisen ein-
führen, von denen der grösste Teil von Schweden kam. Obgleich
mit der Regierung des genialen Abenteurers, Karls XII., schwere
Zeiten für die Industrie über Schweden hereinbrachen, so hatte doch
die Eisenindustrie am wenigsten darunter zu leiden. Freilich trat
grosser Arbeitermangel ein, denn alles, was Waffen tragen konnte,
musste ins Feld, nur Alte und Krüppel blieben zurück. Auch waren
die Preise unsicher und grossen Schwankungen unterworfen. Von
1703 bis 1711, wo man allein von Gothenburg aus jährlich 149000 Ctr.
verschifft hatte, war der Preis 41/2 Thlr. Silber pro Centner gewesen.
1718 fiel er bei geringer Ausfuhr auf 3 Thlr., dann stieg er 1725 auf
6 Thlr., 1737 stand er wieder auf 43/4 Thlr. Um bei den schwanken-
den Exportmengen die Hüttenbesitzer vor Verlegenheiten zu schützen
und einen Vorrat zum Ausgleich zu schaffen, wurde es erlaubt, gegen
Pfandscheine auf hinterlegtes Eisen Anleihen bei der Bank zu machen
(Warrants). Diese Begünstigung, die sich erhielt, gab zu vielen Miss-
bräuchen Veranlassung. Die Besitzungen fingen selbst an, Gegen-
stand des Tauschhandels zu werden und kamen mit den Hütten in
schlechte Hände; der Eisenhandel wurde fast nur durch Agenten
fremder Häuser betrieben, die den Preis unter sich nach Belieben
feststellten. Die schädlichen Wirkungen zeigten sich Anfang der 40 er
Jahre so deutlich, dass alle Patrioten (darunter auch Polhem) auf
Mittel zur Abwehr sannen. Ein solches wurde von der Hütten-
Gesellschaft (Bruks-Societät) in Verbindung mit der Regierung gefunden.
Vom Reichstag wurde nämlich 1745 der Beschluss gefasst, die Hütten-
besitzer zu veranlassen, unter sich Summen zusammenzuschiessen
und, auf diese gestützt, sich gegenseitig einen gewissen niedrigsten
Verkaufspreis zu garantieren (Syndikat, Ring). Zur Verwaltung der
Fonds und Ausführung der Massnahmen, welche zur Erhaltung und
Durchführung dieses Abkommens nötig waren, wurde ein Ausschuss
mit dem bleibenden Sitze in Stockholm erwählt. Das ganze Institut
erhielt den Namen Eisen-Kontor (Jernkontor)1). Die Abgabe zur
Bildung des Fonds wurde auf 1 Kupferthaler (10 Pfge.) von jedem
Schiffspfund, das zur Wage gebracht wurde, festgesetzt; nach einem
späteren Abkommen musste der Käufer diese Abgaben erlegen. Mit

1) Siehe Dr. M. Meyer, Eisenhüttenwesen in Schweden, 1829, S. 21.

Schweden.
die Eisenindustrie Schwedens förderte, so waren die Verhältnisse nach
auſsen, der Handel und die zunehmende Ausfuhr ein weiterer Faktor
hierfür. Der Bedarf Englands nahm von Jahr zu Jahr zu. Im
Jahre 1700 muſste England schon 395000 Ctr. fremdes Eisen ein-
führen, von denen der gröſste Teil von Schweden kam. Obgleich
mit der Regierung des genialen Abenteurers, Karls XII., schwere
Zeiten für die Industrie über Schweden hereinbrachen, so hatte doch
die Eisenindustrie am wenigsten darunter zu leiden. Freilich trat
groſser Arbeitermangel ein, denn alles, was Waffen tragen konnte,
muſste ins Feld, nur Alte und Krüppel blieben zurück. Auch waren
die Preise unsicher und groſsen Schwankungen unterworfen. Von
1703 bis 1711, wo man allein von Gothenburg aus jährlich 149000 Ctr.
verschifft hatte, war der Preis 4½ Thlr. Silber pro Centner gewesen.
1718 fiel er bei geringer Ausfuhr auf 3 Thlr., dann stieg er 1725 auf
6 Thlr., 1737 stand er wieder auf 4¾ Thlr. Um bei den schwanken-
den Exportmengen die Hüttenbesitzer vor Verlegenheiten zu schützen
und einen Vorrat zum Ausgleich zu schaffen, wurde es erlaubt, gegen
Pfandscheine auf hinterlegtes Eisen Anleihen bei der Bank zu machen
(Warrants). Diese Begünstigung, die sich erhielt, gab zu vielen Miſs-
bräuchen Veranlassung. Die Besitzungen fingen selbst an, Gegen-
stand des Tauschhandels zu werden und kamen mit den Hütten in
schlechte Hände; der Eisenhandel wurde fast nur durch Agenten
fremder Häuser betrieben, die den Preis unter sich nach Belieben
feststellten. Die schädlichen Wirkungen zeigten sich Anfang der 40 er
Jahre so deutlich, daſs alle Patrioten (darunter auch Polhem) auf
Mittel zur Abwehr sannen. Ein solches wurde von der Hütten-
Gesellschaft (Bruks-Societät) in Verbindung mit der Regierung gefunden.
Vom Reichstag wurde nämlich 1745 der Beschluſs gefaſst, die Hütten-
besitzer zu veranlassen, unter sich Summen zusammenzuschieſsen
und, auf diese gestützt, sich gegenseitig einen gewissen niedrigsten
Verkaufspreis zu garantieren (Syndikat, Ring). Zur Verwaltung der
Fonds und Ausführung der Maſsnahmen, welche zur Erhaltung und
Durchführung dieses Abkommens nötig waren, wurde ein Ausschuſs
mit dem bleibenden Sitze in Stockholm erwählt. Das ganze Institut
erhielt den Namen Eisen-Kontor (Jernkontor)1). Die Abgabe zur
Bildung des Fonds wurde auf 1 Kupferthaler (10 Pfge.) von jedem
Schiffspfund, das zur Wage gebracht wurde, festgesetzt; nach einem
späteren Abkommen muſste der Käufer diese Abgaben erlegen. Mit

1) Siehe Dr. M. Meyer, Eisenhüttenwesen in Schweden, 1829, S. 21.
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[1103/1117] Schweden. die Eisenindustrie Schwedens förderte, so waren die Verhältnisse nach auſsen, der Handel und die zunehmende Ausfuhr ein weiterer Faktor hierfür. Der Bedarf Englands nahm von Jahr zu Jahr zu. Im Jahre 1700 muſste England schon 395000 Ctr. fremdes Eisen ein- führen, von denen der gröſste Teil von Schweden kam. Obgleich mit der Regierung des genialen Abenteurers, Karls XII., schwere Zeiten für die Industrie über Schweden hereinbrachen, so hatte doch die Eisenindustrie am wenigsten darunter zu leiden. Freilich trat groſser Arbeitermangel ein, denn alles, was Waffen tragen konnte, muſste ins Feld, nur Alte und Krüppel blieben zurück. Auch waren die Preise unsicher und groſsen Schwankungen unterworfen. Von 1703 bis 1711, wo man allein von Gothenburg aus jährlich 149000 Ctr. verschifft hatte, war der Preis 4½ Thlr. Silber pro Centner gewesen. 1718 fiel er bei geringer Ausfuhr auf 3 Thlr., dann stieg er 1725 auf 6 Thlr., 1737 stand er wieder auf 4¾ Thlr. Um bei den schwanken- den Exportmengen die Hüttenbesitzer vor Verlegenheiten zu schützen und einen Vorrat zum Ausgleich zu schaffen, wurde es erlaubt, gegen Pfandscheine auf hinterlegtes Eisen Anleihen bei der Bank zu machen (Warrants). Diese Begünstigung, die sich erhielt, gab zu vielen Miſs- bräuchen Veranlassung. Die Besitzungen fingen selbst an, Gegen- stand des Tauschhandels zu werden und kamen mit den Hütten in schlechte Hände; der Eisenhandel wurde fast nur durch Agenten fremder Häuser betrieben, die den Preis unter sich nach Belieben feststellten. Die schädlichen Wirkungen zeigten sich Anfang der 40 er Jahre so deutlich, daſs alle Patrioten (darunter auch Polhem) auf Mittel zur Abwehr sannen. Ein solches wurde von der Hütten- Gesellschaft (Bruks-Societät) in Verbindung mit der Regierung gefunden. Vom Reichstag wurde nämlich 1745 der Beschluſs gefaſst, die Hütten- besitzer zu veranlassen, unter sich Summen zusammenzuschieſsen und, auf diese gestützt, sich gegenseitig einen gewissen niedrigsten Verkaufspreis zu garantieren (Syndikat, Ring). Zur Verwaltung der Fonds und Ausführung der Maſsnahmen, welche zur Erhaltung und Durchführung dieses Abkommens nötig waren, wurde ein Ausschuſs mit dem bleibenden Sitze in Stockholm erwählt. Das ganze Institut erhielt den Namen Eisen-Kontor (Jernkontor) 1). Die Abgabe zur Bildung des Fonds wurde auf 1 Kupferthaler (10 Pfge.) von jedem Schiffspfund, das zur Wage gebracht wurde, festgesetzt; nach einem späteren Abkommen muſste der Käufer diese Abgaben erlegen. Mit 1) Siehe Dr. M. Meyer, Eisenhüttenwesen in Schweden, 1829, S. 21.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1117>, abgerufen am 21.11.2024.