blätterige Eisen Gruppe 1 und 2. Nach Reaumurs Auffassung saugen diese zu rasch den Schwefel und das Salz ein, so dass die äusseren Teile schon übersättigt sind, ehe bei den inneren nur die Einwirkung beginnt. Die verschiedenen Eisengruppen behalten eine Verschieden- heit auch nach der Cementation, welche sich besonders in der Grösse der Blättchen und im Glanz zeigt; so zeigt das schwedische Eisen oder das der Gruppe 4 nach dem Brennen lebhafteren Glanz als das von Gruppe 1, 2 und 5. Als Regel lässt sich sagen, das zuverlässigste Eisen ist das, welches bei gleichem Grade der Cementation die grössten Blätter zeigt. Das schwedische hat auch diesen Vorzug.
Das Äussere der cementierten Stäbe zeigt häufig Erhöhungen, Fig. 36, die man als Blasen bezeichnet, weil man sie einem inneren Kochen zuschreibt. Von diesen nennt man den Cementstahl auch Blasenstahl (blister-steel im Englischen).
Diese Blasen sind meist länglich, von verschiedener Grösse und finden sich auch im Inneren. Reaumur, der geneigt war, diese Blasenbildung einer stärkeren Einwirkung des Salzes zuzuschreiben, überzeugte sich durch Versuche, dass dies nicht der Fall war. In der Regel sind die Blasen Zeichen, dass der Stahl lange genug ge- brannt war. Sie sind aber ebenso sehr Zeugen der Heftigkeit als der Dauer der Einwirkung. Bei schwacher Hitze entstehen sie auch bei langem Brennen nicht. Neben diesem sichtbaren Aufblähen hat ein unsichtbares in der ganzen Masse statt, welches durch eine Volum- vermehrung sich anzeigt. Sie beträgt nahezu 10 Proz., wie Reaumur durch Längenmessungen feststellte. Aber nicht nur das Volum der Eisenstange nimmt bei der Cementation zu, sondern auch das Ge- wicht, und zwar ermittelte Reaumur eine Zunahme von 0,39 Proz. Obgleich der rohe Cementstahl so brüchig ist wie abgelöschter Stahl, so hat er doch durchaus nicht die Härte desselben. Er ist nur wenig härter wie Schmiedeeisen. Erhitzt man ihn aber und löscht ihn ab, so wird er ebenso hart wie gehärteter Stahl. Zieht man eine Stange glühend aus dem Ofen und wirft sie in das Wasser, so wird sie hart und im Bruche feinkörnig, aber nicht so schön und gleichmässig, als wenn man sie vorher überschmiedet hat. Dies benutzt man beim Probeziehen. Hat man die Proben in verschiedenen Höhen des Ofens genommen und hat man sich überzeugt, dass die Cementation in der gewünschten Weise stattgefunden hat, so hört man auf zu feuern und zieht, wenn der Ofen dazu eingerichtet ist, die Stäbe heraus oder lässt sie in dem Ofen und mit demselben erkalten. Alsdann erwärmt man die Stäbe wieder in einem Schmiedeherd und schmiedet sie vor-
Die Cementstahlfabrikation.
blätterige Eisen Gruppe 1 und 2. Nach Reaumurs Auffassung saugen diese zu rasch den Schwefel und das Salz ein, so daſs die äuſseren Teile schon übersättigt sind, ehe bei den inneren nur die Einwirkung beginnt. Die verschiedenen Eisengruppen behalten eine Verschieden- heit auch nach der Cementation, welche sich besonders in der Gröſse der Blättchen und im Glanz zeigt; so zeigt das schwedische Eisen oder das der Gruppe 4 nach dem Brennen lebhafteren Glanz als das von Gruppe 1, 2 und 5. Als Regel läſst sich sagen, das zuverlässigste Eisen ist das, welches bei gleichem Grade der Cementation die gröſsten Blätter zeigt. Das schwedische hat auch diesen Vorzug.
Das Äuſsere der cementierten Stäbe zeigt häufig Erhöhungen, Fig. 36, die man als Blasen bezeichnet, weil man sie einem inneren Kochen zuschreibt. Von diesen nennt man den Cementstahl auch Blasenstahl (blister-steel im Englischen).
Diese Blasen sind meist länglich, von verschiedener Gröſse und finden sich auch im Inneren. Reaumur, der geneigt war, diese Blasenbildung einer stärkeren Einwirkung des Salzes zuzuschreiben, überzeugte sich durch Versuche, daſs dies nicht der Fall war. In der Regel sind die Blasen Zeichen, daſs der Stahl lange genug ge- brannt war. Sie sind aber ebenso sehr Zeugen der Heftigkeit als der Dauer der Einwirkung. Bei schwacher Hitze entstehen sie auch bei langem Brennen nicht. Neben diesem sichtbaren Aufblähen hat ein unsichtbares in der ganzen Masse statt, welches durch eine Volum- vermehrung sich anzeigt. Sie beträgt nahezu 10 Proz., wie Reaumur durch Längenmessungen feststellte. Aber nicht nur das Volum der Eisenstange nimmt bei der Cementation zu, sondern auch das Ge- wicht, und zwar ermittelte Reaumur eine Zunahme von 0,39 Proz. Obgleich der rohe Cementstahl so brüchig ist wie abgelöschter Stahl, so hat er doch durchaus nicht die Härte desselben. Er ist nur wenig härter wie Schmiedeeisen. Erhitzt man ihn aber und löscht ihn ab, so wird er ebenso hart wie gehärteter Stahl. Zieht man eine Stange glühend aus dem Ofen und wirft sie in das Wasser, so wird sie hart und im Bruche feinkörnig, aber nicht so schön und gleichmäſsig, als wenn man sie vorher überschmiedet hat. Dies benutzt man beim Probeziehen. Hat man die Proben in verschiedenen Höhen des Ofens genommen und hat man sich überzeugt, daſs die Cementation in der gewünschten Weise stattgefunden hat, so hört man auf zu feuern und zieht, wenn der Ofen dazu eingerichtet ist, die Stäbe heraus oder läſst sie in dem Ofen und mit demselben erkalten. Alsdann erwärmt man die Stäbe wieder in einem Schmiedeherd und schmiedet sie vor-
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Die Cementstahlfabrikation.
blätterige Eisen Gruppe 1 und 2. Nach Reaumurs Auffassung saugen
diese zu rasch den Schwefel und das Salz ein, so daſs die äuſseren
Teile schon übersättigt sind, ehe bei den inneren nur die Einwirkung
beginnt. Die verschiedenen Eisengruppen behalten eine Verschieden-
heit auch nach der Cementation, welche sich besonders in der Gröſse
der Blättchen und im Glanz zeigt; so zeigt das schwedische Eisen
oder das der Gruppe 4 nach dem Brennen lebhafteren Glanz als das
von Gruppe 1, 2 und 5. Als Regel läſst sich sagen, das zuverlässigste
Eisen ist das, welches bei gleichem Grade der Cementation die
gröſsten Blätter zeigt. Das schwedische hat auch diesen Vorzug.
Das Äuſsere der cementierten Stäbe zeigt häufig Erhöhungen,
Fig. 36, die man als Blasen bezeichnet, weil man sie einem inneren
Kochen zuschreibt. Von diesen nennt man den Cementstahl auch
Blasenstahl (blister-steel im Englischen).
Diese Blasen sind meist länglich, von verschiedener Gröſse und
finden sich auch im Inneren. Reaumur, der geneigt war, diese
Blasenbildung einer stärkeren Einwirkung des Salzes zuzuschreiben,
überzeugte sich durch Versuche, daſs dies nicht der Fall war. In
der Regel sind die Blasen Zeichen, daſs der Stahl lange genug ge-
brannt war. Sie sind aber ebenso sehr Zeugen der Heftigkeit als
der Dauer der Einwirkung. Bei schwacher Hitze entstehen sie auch
bei langem Brennen nicht. Neben diesem sichtbaren Aufblähen hat
ein unsichtbares in der ganzen Masse statt, welches durch eine Volum-
vermehrung sich anzeigt. Sie beträgt nahezu 10 Proz., wie Reaumur
durch Längenmessungen feststellte. Aber nicht nur das Volum der
Eisenstange nimmt bei der Cementation zu, sondern auch das Ge-
wicht, und zwar ermittelte Reaumur eine Zunahme von 0,39 Proz.
Obgleich der rohe Cementstahl so brüchig ist wie abgelöschter Stahl,
so hat er doch durchaus nicht die Härte desselben. Er ist nur wenig
härter wie Schmiedeeisen. Erhitzt man ihn aber und löscht ihn ab,
so wird er ebenso hart wie gehärteter Stahl. Zieht man eine Stange
glühend aus dem Ofen und wirft sie in das Wasser, so wird sie hart
und im Bruche feinkörnig, aber nicht so schön und gleichmäſsig, als
wenn man sie vorher überschmiedet hat. Dies benutzt man beim
Probeziehen. Hat man die Proben in verschiedenen Höhen des Ofens
genommen und hat man sich überzeugt, daſs die Cementation in der
gewünschten Weise stattgefunden hat, so hört man auf zu feuern und
zieht, wenn der Ofen dazu eingerichtet ist, die Stäbe heraus oder
läſst sie in dem Ofen und mit demselben erkalten. Alsdann erwärmt
man die Stäbe wieder in einem Schmiedeherd und schmiedet sie vor-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/235>, abgerufen am 26.11.2024.
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