auch stehen, und welche runde Zuglöcher in Reihen geordnet haben, damit, wenn man Kohlen zwischen und auf die Kisten legt, der Ofen 8 bis 10 Tage brennen kann. Doch richtet sich die Brennzeit nach den Öfen, die man gross oder klein machen kann. Die grossen sind ökonomischer. Der gebrannte Stahl ist grob und undicht, wird aber durch Ausschmieden und Gärben dicht. Einmal gegärbt, ist er für grobes Schmiedezeug tauglich; zu Messern, Scheeren und Werzeug etc. schweisst man ihn vierfach. Auch hierbei ist die Art der Kohlen wichtig. Alte Kohlen sind dem Stahl sehr nachteilig; vorsichtige Schmiede glühen sie deshalb erst aus.
Dass die Anlauffarben des Stahls von einer dünnen Oxydations- schicht -- "Sinter" -- herrühren, den man durch Essig, Salz u. s. w. entfernen kann, ist Polhem bereits bekannt.
Schmiedbarer Guss (nach Reaumur 1721).
Ein anderer Zweig der Eisenindustrie, um dessen Entwickelung sich Reaumur das grösste Verdienst erworben hat, war die Her- stellung des schmiedbaren Eisengusses (fer adoucis, fonte mal- leable, engl. malleable cast iron). Reaumur war nicht der erste Erfinder dieses Verfahrens. Ein Unbekannter hatte, wie er selbst erzählt, um 1701 in Cone und in der Vorstadt St. Marceau in Paris bereits die fabrikmässige Anfertigung aduzierter Gusswaren begonnen, allerdings ohne nachhaltigen Erfolg. Reaumur gebührt dagegen das Verdienst, das Verfahren und den Vorgang, auf dem es gegründet ist, zuerst wissenschaftlich untersucht und erklärt und dadurch dieser Fabrikation die richtige Grundlage gegeben zu haben. Aus diesem Grunde ist man berechtigt, Reaumur, ebenso wie bei der Cement- stahlfabrikation, einen wesentlichen Anteil an der Erfindung dieser Industrie zuzuschreiben. Er hat seine Arbeit über den schmiedbaren Guss gleichzeitig mit seiner Abhandlung über die Cementstahlfabrikation in sechs Memoiren unter dem Titel "L'art d'adoucir le fer fondu, ou l'art de faire des ouvrages de fer fondu aussi finis que de fer forge" im Jahre 1722 veröffentlicht. Er hat sie dann später noch mit Nach- trägen und Zusätzen bereichert und in dieser erweiterten Form wurde sie nach seinem Tode von Duhamel de Monceau in den Descrip- tions des Arts et Metiers veröffentlicht.
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Schmiedbarer Guſs.
auch stehen, und welche runde Zuglöcher in Reihen geordnet haben, damit, wenn man Kohlen zwischen und auf die Kisten legt, der Ofen 8 bis 10 Tage brennen kann. Doch richtet sich die Brennzeit nach den Öfen, die man groſs oder klein machen kann. Die groſsen sind ökonomischer. Der gebrannte Stahl ist grob und undicht, wird aber durch Ausschmieden und Gärben dicht. Einmal gegärbt, ist er für grobes Schmiedezeug tauglich; zu Messern, Scheeren und Werzeug etc. schweiſst man ihn vierfach. Auch hierbei ist die Art der Kohlen wichtig. Alte Kohlen sind dem Stahl sehr nachteilig; vorsichtige Schmiede glühen sie deshalb erst aus.
Daſs die Anlauffarben des Stahls von einer dünnen Oxydations- schicht — „Sinter“ — herrühren, den man durch Essig, Salz u. s. w. entfernen kann, ist Polhem bereits bekannt.
Schmiedbarer Guſs (nach Reaumur 1721).
Ein anderer Zweig der Eisenindustrie, um dessen Entwickelung sich Reaumur das gröſste Verdienst erworben hat, war die Her- stellung des schmiedbaren Eisengusses (fer adoucis, fonte mal- leable, engl. malleable cast iron). Reaumur war nicht der erste Erfinder dieses Verfahrens. Ein Unbekannter hatte, wie er selbst erzählt, um 1701 in Cône und in der Vorstadt St. Marceau in Paris bereits die fabrikmäſsige Anfertigung aduzierter Guſswaren begonnen, allerdings ohne nachhaltigen Erfolg. Reaumur gebührt dagegen das Verdienst, das Verfahren und den Vorgang, auf dem es gegründet ist, zuerst wissenschaftlich untersucht und erklärt und dadurch dieser Fabrikation die richtige Grundlage gegeben zu haben. Aus diesem Grunde ist man berechtigt, Reaumur, ebenso wie bei der Cement- stahlfabrikation, einen wesentlichen Anteil an der Erfindung dieser Industrie zuzuschreiben. Er hat seine Arbeit über den schmiedbaren Guſs gleichzeitig mit seiner Abhandlung über die Cementstahlfabrikation in sechs Memoiren unter dem Titel „L’art d’adoucir le fer fondu, ou l’art de faire des ouvrages de fer fondu aussi finis que de fer forgé“ im Jahre 1722 veröffentlicht. Er hat sie dann später noch mit Nach- trägen und Zusätzen bereichert und in dieser erweiterten Form wurde sie nach seinem Tode von Duhamel de Monceau in den Descrip- tions des Arts et Métiers veröffentlicht.
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Schmiedbarer Guſs.
auch stehen, und welche runde Zuglöcher in Reihen geordnet haben,
damit, wenn man Kohlen zwischen und auf die Kisten legt, der Ofen
8 bis 10 Tage brennen kann. Doch richtet sich die Brennzeit nach
den Öfen, die man groſs oder klein machen kann. Die groſsen sind
ökonomischer. Der gebrannte Stahl ist grob und undicht, wird aber
durch Ausschmieden und Gärben dicht. Einmal gegärbt, ist er für
grobes Schmiedezeug tauglich; zu Messern, Scheeren und Werzeug etc.
schweiſst man ihn vierfach. Auch hierbei ist die Art der Kohlen
wichtig. Alte Kohlen sind dem Stahl sehr nachteilig; vorsichtige
Schmiede glühen sie deshalb erst aus.
Daſs die Anlauffarben des Stahls von einer dünnen Oxydations-
schicht — „Sinter“ — herrühren, den man durch Essig, Salz u. s. w.
entfernen kann, ist Polhem bereits bekannt.
Schmiedbarer Guſs (nach Reaumur 1721).
Ein anderer Zweig der Eisenindustrie, um dessen Entwickelung
sich Reaumur das gröſste Verdienst erworben hat, war die Her-
stellung des schmiedbaren Eisengusses (fer adoucis, fonte mal-
leable, engl. malleable cast iron). Reaumur war nicht der erste
Erfinder dieses Verfahrens. Ein Unbekannter hatte, wie er selbst
erzählt, um 1701 in Cône und in der Vorstadt St. Marceau in Paris
bereits die fabrikmäſsige Anfertigung aduzierter Guſswaren begonnen,
allerdings ohne nachhaltigen Erfolg. Reaumur gebührt dagegen
das Verdienst, das Verfahren und den Vorgang, auf dem es gegründet
ist, zuerst wissenschaftlich untersucht und erklärt und dadurch dieser
Fabrikation die richtige Grundlage gegeben zu haben. Aus diesem
Grunde ist man berechtigt, Reaumur, ebenso wie bei der Cement-
stahlfabrikation, einen wesentlichen Anteil an der Erfindung dieser
Industrie zuzuschreiben. Er hat seine Arbeit über den schmiedbaren
Guſs gleichzeitig mit seiner Abhandlung über die Cementstahlfabrikation
in sechs Memoiren unter dem Titel „L’art d’adoucir le fer fondu, ou
l’art de faire des ouvrages de fer fondu aussi finis que de fer forgé“
im Jahre 1722 veröffentlicht. Er hat sie dann später noch mit Nach-
trägen und Zusätzen bereichert und in dieser erweiterten Form wurde
sie nach seinem Tode von Duhamel de Monceau in den Descrip-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/241>, abgerufen am 27.11.2024.
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