ist die Abbildung nach Reaumurs Zeichnung. Die Wippe ist ein kleines Hammerwerk; z ist der Hammer, v der Amboss. In der oberen Fläche des stählernen Ambosses ist die Vertiefung ein- geschlagen, in welche der halbe Nadelknopf passt, die andere Hälfte ist in der unteren Fläche des Stempels z eingeschnitten; beide Höhlungen müssen genau aufeinander passen. Deshalb geht der Stempel und seine Verlängerung in doppelter Führung. Über dem Stempel befindet sich das runde Bleigewicht, welches das Niederfallen des Stempels bewirkt, sobald der Arbeiter, der mit einem Tritt das Gewicht aufgezogen hat, den Fuss aufhebt. Der ganze Apparat ist auf einem starken Holzklotz befestigt, vor dem der Arbeiter sitzt. Mit der linken Hand erfasst er eine Nadel und fährt mit der Spitze in einen Haufen aufgerollter Knöpfe, bis er einen aufgereiht hat. Dann nimmt er sie in die rechte Hand, schiebt den Knopfdraht von dem Amboss bis an das Ende des Schaftes, legt den Knopf in die Vertiefung und lässt den Hammer fallen. Er giebt dem Knopf vier bis fünf Schläge nebeneinander. Dann ist dieser rund und fest und er wirft ihn in eine Schachtel zu seiner Rechten. Währenddem war aber seine Linke nicht müssig, sondern hat einen neuen Knopf an eine Nadel gereiht. So sind die beiden Hände und ein Fuss des Arbeiters in fortwährender Thätigkeit und er macht auf diese Weise gewöhnlich 7000 bis 8000 Nadeln an einem Tage, einige bringen es sogar bis auf 12000.
Nun folgte das Verzinnen oder Sieden der Nadel. Dies war bei den Messingnadeln etwas anders als bei den eisernen. Bei letzteren geschah es so, dass man die Nadeln erst mit Kleie umrührte, damit sie ganz trocken wurden und sie dann in einen unglasierten, bauchigen Krug, die Verzinnkruke, warf. Diesen setzte man auf einen Drei- fuss über ein Feuer und erhitzte, bis die Nadeln zwischen gelb und blau anliefen. Sodann warf man zwei Lot Zinn in dünnen Stücken hinein und liess dieses schmelzen. War dies geschehen, so warf man ein Lot Salmiak darauf, verschloss den Krug mit einem Holzstöpsel, nahm ihn in beide Hände und schüttelte ihn hin und her, dass die Nadeln von einem Ende zum andern fielen. Hierauf öffnete man den Krug und schüttete sie in einen Zuber voll kalten Wassers, wobei sie aber erst ein grosses Sieb passierten, wodurch sie voneinander gesondert wurden. Hierauf nahm man sie wieder aus dem Wasser und that sie in einen Sack mit trockener Kleie, in dem sie von zwei Arbeitern geschüttelt wurden. Bei diesem Verfahren wurden die Spitzen, welche zerbrechlicher waren als bei den Messingnadeln,
Die Nadelfabrikation.
ist die Abbildung nach Reaumurs Zeichnung. Die Wippe ist ein kleines Hammerwerk; z ist der Hammer, v der Amboſs. In der oberen Fläche des stählernen Ambosses ist die Vertiefung ein- geschlagen, in welche der halbe Nadelknopf paſst, die andere Hälfte ist in der unteren Fläche des Stempels z eingeschnitten; beide Höhlungen müssen genau aufeinander passen. Deshalb geht der Stempel und seine Verlängerung in doppelter Führung. Über dem Stempel befindet sich das runde Bleigewicht, welches das Niederfallen des Stempels bewirkt, sobald der Arbeiter, der mit einem Tritt das Gewicht aufgezogen hat, den Fuſs aufhebt. Der ganze Apparat ist auf einem starken Holzklotz befestigt, vor dem der Arbeiter sitzt. Mit der linken Hand erfaſst er eine Nadel und fährt mit der Spitze in einen Haufen aufgerollter Knöpfe, bis er einen aufgereiht hat. Dann nimmt er sie in die rechte Hand, schiebt den Knopfdraht von dem Amboſs bis an das Ende des Schaftes, legt den Knopf in die Vertiefung und läſst den Hammer fallen. Er giebt dem Knopf vier bis fünf Schläge nebeneinander. Dann ist dieser rund und fest und er wirft ihn in eine Schachtel zu seiner Rechten. Währenddem war aber seine Linke nicht müſsig, sondern hat einen neuen Knopf an eine Nadel gereiht. So sind die beiden Hände und ein Fuſs des Arbeiters in fortwährender Thätigkeit und er macht auf diese Weise gewöhnlich 7000 bis 8000 Nadeln an einem Tage, einige bringen es sogar bis auf 12000.
Nun folgte das Verzinnen oder Sieden der Nadel. Dies war bei den Messingnadeln etwas anders als bei den eisernen. Bei letzteren geschah es so, daſs man die Nadeln erst mit Kleie umrührte, damit sie ganz trocken wurden und sie dann in einen unglasierten, bauchigen Krug, die Verzinnkruke, warf. Diesen setzte man auf einen Drei- fuſs über ein Feuer und erhitzte, bis die Nadeln zwischen gelb und blau anliefen. Sodann warf man zwei Lot Zinn in dünnen Stücken hinein und lieſs dieses schmelzen. War dies geschehen, so warf man ein Lot Salmiak darauf, verschloſs den Krug mit einem Holzstöpsel, nahm ihn in beide Hände und schüttelte ihn hin und her, daſs die Nadeln von einem Ende zum andern fielen. Hierauf öffnete man den Krug und schüttete sie in einen Zuber voll kalten Wassers, wobei sie aber erst ein groſses Sieb passierten, wodurch sie voneinander gesondert wurden. Hierauf nahm man sie wieder aus dem Wasser und that sie in einen Sack mit trockener Kleie, in dem sie von zwei Arbeitern geschüttelt wurden. Bei diesem Verfahren wurden die Spitzen, welche zerbrechlicher waren als bei den Messingnadeln,
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[268/0282]
Die Nadelfabrikation.
ist die Abbildung nach Reaumurs Zeichnung. Die Wippe ist
ein kleines Hammerwerk; z ist der Hammer, v der Amboſs. In
der oberen Fläche des stählernen Ambosses ist die Vertiefung ein-
geschlagen, in welche der halbe Nadelknopf paſst, die andere Hälfte
ist in der unteren Fläche des Stempels z eingeschnitten; beide
Höhlungen müssen genau aufeinander passen. Deshalb geht der
Stempel und seine Verlängerung in doppelter Führung. Über dem
Stempel befindet sich das runde Bleigewicht, welches das Niederfallen
des Stempels bewirkt, sobald der Arbeiter, der mit einem Tritt das
Gewicht aufgezogen hat, den Fuſs aufhebt. Der ganze Apparat ist
auf einem starken Holzklotz befestigt, vor dem der Arbeiter sitzt.
Mit der linken Hand erfaſst er eine Nadel und fährt mit der Spitze
in einen Haufen aufgerollter Knöpfe, bis er einen aufgereiht hat.
Dann nimmt er sie in die rechte Hand, schiebt den Knopfdraht von
dem Amboſs bis an das Ende des Schaftes, legt den Knopf in die
Vertiefung und läſst den Hammer fallen. Er giebt dem Knopf vier
bis fünf Schläge nebeneinander. Dann ist dieser rund und fest und
er wirft ihn in eine Schachtel zu seiner Rechten. Währenddem war
aber seine Linke nicht müſsig, sondern hat einen neuen Knopf an
eine Nadel gereiht. So sind die beiden Hände und ein Fuſs des
Arbeiters in fortwährender Thätigkeit und er macht auf diese Weise
gewöhnlich 7000 bis 8000 Nadeln an einem Tage, einige bringen es
sogar bis auf 12000.
Nun folgte das Verzinnen oder Sieden der Nadel. Dies war bei
den Messingnadeln etwas anders als bei den eisernen. Bei letzteren
geschah es so, daſs man die Nadeln erst mit Kleie umrührte, damit
sie ganz trocken wurden und sie dann in einen unglasierten, bauchigen
Krug, die Verzinnkruke, warf. Diesen setzte man auf einen Drei-
fuſs über ein Feuer und erhitzte, bis die Nadeln zwischen gelb
und blau anliefen. Sodann warf man zwei Lot Zinn in dünnen
Stücken hinein und lieſs dieses schmelzen. War dies geschehen, so
warf man ein Lot Salmiak darauf, verschloſs den Krug mit einem
Holzstöpsel, nahm ihn in beide Hände und schüttelte ihn hin und
her, daſs die Nadeln von einem Ende zum andern fielen. Hierauf
öffnete man den Krug und schüttete sie in einen Zuber voll kalten
Wassers, wobei sie aber erst ein groſses Sieb passierten, wodurch sie
voneinander gesondert wurden. Hierauf nahm man sie wieder aus dem
Wasser und that sie in einen Sack mit trockener Kleie, in dem sie
von zwei Arbeitern geschüttelt wurden. Bei diesem Verfahren wurden
die Spitzen, welche zerbrechlicher waren als bei den Messingnadeln,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/282>, abgerufen am 22.11.2024.
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