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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Erfindung des Gussstahls.
sagte 1817 1), die Verfertigung des englischen Gussstahls werde noch
geheim gehalten, und dass er nichts davon wusste, dokumentiert er
vollständig dadurch, dass er eine ganz falsche Schilderung eines
französischen Hütteninspektors Vandenbrock abdruckte. So hat
denn Jars kurzer Bericht von 1765 2) aus der Zeit, da Benjamin
Huntsman
noch selbst seine Gussstahlfabrik in Handsworth leitete,
ganz besonderen Wert. Er sagt, die Schmelzöfen seien ähnlich wie
Messingschmelzöfen, nur kleiner, und der Luftzug zu denselben laufe
unter der Erde her. Ein viereckiger Fuchs führe in Bodenhöhe aus
dem Ofen in den Schornstein. In diesem Ofen habe nur ein Schmelztiegel,
welcher 9 bis 10 Zoll hoch und bis 6 Zoll weit sei, Platz. "In den-
selben wird der Stahl mit einem Fluss, aus dem man aber ein Ge-
heimnis macht, eingesetzt, der Tiegel aber auf einen runden Back-
stein (sogenannten Käse), welcher auf dem Roste liegt, gestellt. Man
legt alsdann rund um den Tiegel Cinders (Koks) und füllt auch den
ganzen Ofen damit voll, lässt das Feuer an und legt die obere Mün-
dung des Ofens mit einer Thür von Backsteinen, welche durch einen
eisernen Rahmen zusammengehalten werden, zu, worauf die Flamme
in den Schornstein spielt.

Der Tiegel muss fünf Stunden im Ofen stehen, ehe der Stahl
völlig geschmolzen ist; alsdann wird derselbe in vierkantige Formen
von gegossenem Eisen, welche aus zwei Stücken bestehen, deren eines
auf das andere gelegt wird, gegossen. Der Einguss geschieht an dem
einen Ende.

Ich habe Ingots von dergleichem Stahl gesehen, welche wie Roh-
eisen aussahen. Dieser Stahl wird auf eben die Art, wie der Cement-
stahl, unter dem Hammer ausgereckt, er muss aber gelinder und mit
mehr Vorsicht ausgewärmt werden, weil er sonst leicht zerspringen
würde. Die Absicht bei diesem Prozess geht bloss dahin, die Stahl-
teilchen so nahe wie möglich aneinander zu bringen, so dass er keine
faule Flecken, wie der deutsche Stahl, habe, und man will behaupten,
dass dies bloss durch die Schmelzung zu erreichen sei."

Zur Einleitung hatte Jars schon bemerkt, dass der Prozess dazu
diene, den Cementstahl noch mehr zu verfeinern. Wenn er danach
sagt, es werden Abfälle von Stahlwaren eingeschmolzen, so war das
nur für ganz geringe Stahlsorten richtig; der gute Gussstahl wurde
aus Stücken des besten Cementstahls geschmolzen.


1) Blumhof, Encyklopädie der Eisenhüttenkunde. Bd. II, S. 498.
2) Siehe Gabriel Jars, Metallurgische Reisen, deutsch von Gerhard
Bd. II, S. 422.

Die Erfindung des Guſsstahls.
sagte 1817 1), die Verfertigung des englischen Guſsstahls werde noch
geheim gehalten, und daſs er nichts davon wuſste, dokumentiert er
vollständig dadurch, daſs er eine ganz falsche Schilderung eines
französischen Hütteninspektors Vandenbrock abdruckte. So hat
denn Jars kurzer Bericht von 1765 2) aus der Zeit, da Benjamin
Huntsman
noch selbst seine Guſsstahlfabrik in Handsworth leitete,
ganz besonderen Wert. Er sagt, die Schmelzöfen seien ähnlich wie
Messingschmelzöfen, nur kleiner, und der Luftzug zu denselben laufe
unter der Erde her. Ein viereckiger Fuchs führe in Bodenhöhe aus
dem Ofen in den Schornstein. In diesem Ofen habe nur ein Schmelztiegel,
welcher 9 bis 10 Zoll hoch und bis 6 Zoll weit sei, Platz. „In den-
selben wird der Stahl mit einem Fluſs, aus dem man aber ein Ge-
heimnis macht, eingesetzt, der Tiegel aber auf einen runden Back-
stein (sogenannten Käse), welcher auf dem Roste liegt, gestellt. Man
legt alsdann rund um den Tiegel Cinders (Koks) und füllt auch den
ganzen Ofen damit voll, läſst das Feuer an und legt die obere Mün-
dung des Ofens mit einer Thür von Backsteinen, welche durch einen
eisernen Rahmen zusammengehalten werden, zu, worauf die Flamme
in den Schornstein spielt.

Der Tiegel muſs fünf Stunden im Ofen stehen, ehe der Stahl
völlig geschmolzen ist; alsdann wird derselbe in vierkantige Formen
von gegossenem Eisen, welche aus zwei Stücken bestehen, deren eines
auf das andere gelegt wird, gegossen. Der Einguſs geschieht an dem
einen Ende.

Ich habe Ingots von dergleichem Stahl gesehen, welche wie Roh-
eisen aussahen. Dieser Stahl wird auf eben die Art, wie der Cement-
stahl, unter dem Hammer ausgereckt, er muſs aber gelinder und mit
mehr Vorsicht ausgewärmt werden, weil er sonst leicht zerspringen
würde. Die Absicht bei diesem Prozeſs geht bloſs dahin, die Stahl-
teilchen so nahe wie möglich aneinander zu bringen, so daſs er keine
faule Flecken, wie der deutsche Stahl, habe, und man will behaupten,
daſs dies bloſs durch die Schmelzung zu erreichen sei.“

Zur Einleitung hatte Jars schon bemerkt, daſs der Prozeſs dazu
diene, den Cementstahl noch mehr zu verfeinern. Wenn er danach
sagt, es werden Abfälle von Stahlwaren eingeschmolzen, so war das
nur für ganz geringe Stahlsorten richtig; der gute Guſsstahl wurde
aus Stücken des besten Cementstahls geschmolzen.


1) Blumhof, Encyklopädie der Eisenhüttenkunde. Bd. II, S. 498.
2) Siehe Gabriel Jars, Metallurgische Reisen, deutsch von Gerhard
Bd. II, S. 422.
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[279/0293] Die Erfindung des Guſsstahls. sagte 1817 1), die Verfertigung des englischen Guſsstahls werde noch geheim gehalten, und daſs er nichts davon wuſste, dokumentiert er vollständig dadurch, daſs er eine ganz falsche Schilderung eines französischen Hütteninspektors Vandenbrock abdruckte. So hat denn Jars kurzer Bericht von 1765 2) aus der Zeit, da Benjamin Huntsman noch selbst seine Guſsstahlfabrik in Handsworth leitete, ganz besonderen Wert. Er sagt, die Schmelzöfen seien ähnlich wie Messingschmelzöfen, nur kleiner, und der Luftzug zu denselben laufe unter der Erde her. Ein viereckiger Fuchs führe in Bodenhöhe aus dem Ofen in den Schornstein. In diesem Ofen habe nur ein Schmelztiegel, welcher 9 bis 10 Zoll hoch und bis 6 Zoll weit sei, Platz. „In den- selben wird der Stahl mit einem Fluſs, aus dem man aber ein Ge- heimnis macht, eingesetzt, der Tiegel aber auf einen runden Back- stein (sogenannten Käse), welcher auf dem Roste liegt, gestellt. Man legt alsdann rund um den Tiegel Cinders (Koks) und füllt auch den ganzen Ofen damit voll, läſst das Feuer an und legt die obere Mün- dung des Ofens mit einer Thür von Backsteinen, welche durch einen eisernen Rahmen zusammengehalten werden, zu, worauf die Flamme in den Schornstein spielt. Der Tiegel muſs fünf Stunden im Ofen stehen, ehe der Stahl völlig geschmolzen ist; alsdann wird derselbe in vierkantige Formen von gegossenem Eisen, welche aus zwei Stücken bestehen, deren eines auf das andere gelegt wird, gegossen. Der Einguſs geschieht an dem einen Ende. Ich habe Ingots von dergleichem Stahl gesehen, welche wie Roh- eisen aussahen. Dieser Stahl wird auf eben die Art, wie der Cement- stahl, unter dem Hammer ausgereckt, er muſs aber gelinder und mit mehr Vorsicht ausgewärmt werden, weil er sonst leicht zerspringen würde. Die Absicht bei diesem Prozeſs geht bloſs dahin, die Stahl- teilchen so nahe wie möglich aneinander zu bringen, so daſs er keine faule Flecken, wie der deutsche Stahl, habe, und man will behaupten, daſs dies bloſs durch die Schmelzung zu erreichen sei.“ Zur Einleitung hatte Jars schon bemerkt, daſs der Prozeſs dazu diene, den Cementstahl noch mehr zu verfeinern. Wenn er danach sagt, es werden Abfälle von Stahlwaren eingeschmolzen, so war das nur für ganz geringe Stahlsorten richtig; der gute Guſsstahl wurde aus Stücken des besten Cementstahls geschmolzen. 1) Blumhof, Encyklopädie der Eisenhüttenkunde. Bd. II, S. 498. 2) Siehe Gabriel Jars, Metallurgische Reisen, deutsch von Gerhard Bd. II, S. 422.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/293>, abgerufen am 22.11.2024.