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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Erfindung des Gussstahls.

Er sagt zum Schluss, der Gussstahl werde nicht sehr häufig,
sondern nur zu solchen Arbeiten, die eine sehr schöne Politur er-
forderten, gebraucht, und es würden die besten Rasiermesser, ver-
schiedene Arten Federmesser, die schönsten stählernen Ketten, Uhr-
federn und kleine Uhrmacherfeilen daraus angefertigt.

Die Nachfrage nach Gussstahl nahm aber von Jahr zu Jahr zu.
Infolge dessen verlegte Huntsman 1770 noch einmal sein Geschäft in
eine grosse, neu von ihm erbaute Fabrik zu Attercliffe, nördlich von
Sheffield, welche für seinen Betrieb günstiger gelegen war. Dort
wirkte er noch sechs Jahre als Stahlfabrikant und als Wohlthäter.
Denn wie die Darbys und Reynolds war er ein würdiges und hoch-
angesehenes Mitglied der Sekte der Quäker (society of friends). Er war
bewandert in dem Wissen seiner Zeit, und besonders in der Chemie,
welche ihm bei seinen Versuchen von Nutzen war. Dass er dabei
von grosser Beharrlichkeit war, geht aus den Schwierigkeiten, welche
er bei der Ausführung und Vervollkommnung seiner Erfindung zu
überwinden hatte, hervor. Aber wie viele originelle Charaktere, war er
ein Sonderling in seinen Gewohnheiten und verschlossen. Die Akademie
(Royal Society) wünschte ihn als Mitglied aufzunehmen, sowohl wegen
seiner erfolgreichen Erfindung als wegen seiner chemischen Kennt-
nisse, aber er lehnte die Ehre ab, weil er fürchtete, aus seiner Ein-
samkeit herausgerissen zu werden und weil es ihm gegen die Grund-
sätze der Quäker zu sein schien. Er starb 1776 im 72. Lebensjahre
und wurde auf dem Kirchhofe von Attercliffe beigesetzt. Le Play
suchte 1842 seinen Grabstein auf, welcher die Inschrift trägt: Sacred
to the memory of Benjamin Huntsman, of Attercliffe, steel-refiner,
who died June 20th. 1776, aged 72 years 1). Sein Sohn führte das
Geschäft fort und dehnte es immer mehr aus. Die Gussstahlmarke
Huntsman wurde in der ganzen Welt bekannt und erhielt ihren
Ruhm länger als ein Jahrhundert und Le Play schreibt 1846, "der
Käufer, der dafür einen höheren Preis zahlt, folgt nicht blinder
Routine, sondern giebt damit einen vernünftigen, wohlverdienten
Tribut an alle die materiellen und moralischen Eigenschaften, für
welche die Marke Huntsman seit einem Jahrhundert die Garantie
geboten hat".

Neben Huntsman war Marschall (Marshall, Martial) die berühm-
teste Marke für englischen Gussstahl zu Ende des vorigen Jahrhunderts.

Die Fabrikation des Tiegelgussstahls darf nicht verwechselt werden

1) Siehe Percy, Iron and Steel, p. 829.
Die Erfindung des Guſsstahls.

Er sagt zum Schluſs, der Guſsstahl werde nicht sehr häufig,
sondern nur zu solchen Arbeiten, die eine sehr schöne Politur er-
forderten, gebraucht, und es würden die besten Rasiermesser, ver-
schiedene Arten Federmesser, die schönsten stählernen Ketten, Uhr-
federn und kleine Uhrmacherfeilen daraus angefertigt.

Die Nachfrage nach Guſsstahl nahm aber von Jahr zu Jahr zu.
Infolge dessen verlegte Huntsman 1770 noch einmal sein Geschäft in
eine groſse, neu von ihm erbaute Fabrik zu Attercliffe, nördlich von
Sheffield, welche für seinen Betrieb günstiger gelegen war. Dort
wirkte er noch sechs Jahre als Stahlfabrikant und als Wohlthäter.
Denn wie die Darbys und Reynolds war er ein würdiges und hoch-
angesehenes Mitglied der Sekte der Quäker (society of friends). Er war
bewandert in dem Wissen seiner Zeit, und besonders in der Chemie,
welche ihm bei seinen Versuchen von Nutzen war. Daſs er dabei
von groſser Beharrlichkeit war, geht aus den Schwierigkeiten, welche
er bei der Ausführung und Vervollkommnung seiner Erfindung zu
überwinden hatte, hervor. Aber wie viele originelle Charaktere, war er
ein Sonderling in seinen Gewohnheiten und verschlossen. Die Akademie
(Royal Society) wünschte ihn als Mitglied aufzunehmen, sowohl wegen
seiner erfolgreichen Erfindung als wegen seiner chemischen Kennt-
nisse, aber er lehnte die Ehre ab, weil er fürchtete, aus seiner Ein-
samkeit herausgerissen zu werden und weil es ihm gegen die Grund-
sätze der Quäker zu sein schien. Er starb 1776 im 72. Lebensjahre
und wurde auf dem Kirchhofe von Attercliffe beigesetzt. Le Play
suchte 1842 seinen Grabstein auf, welcher die Inschrift trägt: Sacred
to the memory of Benjamin Huntsman, of Attercliffe, steel-refiner,
who died June 20th. 1776, aged 72 years 1). Sein Sohn führte das
Geschäft fort und dehnte es immer mehr aus. Die Guſsstahlmarke
Huntsman wurde in der ganzen Welt bekannt und erhielt ihren
Ruhm länger als ein Jahrhundert und Le Play schreibt 1846, „der
Käufer, der dafür einen höheren Preis zahlt, folgt nicht blinder
Routine, sondern giebt damit einen vernünftigen, wohlverdienten
Tribut an alle die materiellen und moralischen Eigenschaften, für
welche die Marke Huntsman seit einem Jahrhundert die Garantie
geboten hat“.

Neben Huntsman war Marschall (Marshall, Martial) die berühm-
teste Marke für englischen Guſsstahl zu Ende des vorigen Jahrhunderts.

Die Fabrikation des Tiegelguſsstahls darf nicht verwechselt werden

1) Siehe Percy, Iron and Steel, p. 829.
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[280/0294] Die Erfindung des Guſsstahls. Er sagt zum Schluſs, der Guſsstahl werde nicht sehr häufig, sondern nur zu solchen Arbeiten, die eine sehr schöne Politur er- forderten, gebraucht, und es würden die besten Rasiermesser, ver- schiedene Arten Federmesser, die schönsten stählernen Ketten, Uhr- federn und kleine Uhrmacherfeilen daraus angefertigt. Die Nachfrage nach Guſsstahl nahm aber von Jahr zu Jahr zu. Infolge dessen verlegte Huntsman 1770 noch einmal sein Geschäft in eine groſse, neu von ihm erbaute Fabrik zu Attercliffe, nördlich von Sheffield, welche für seinen Betrieb günstiger gelegen war. Dort wirkte er noch sechs Jahre als Stahlfabrikant und als Wohlthäter. Denn wie die Darbys und Reynolds war er ein würdiges und hoch- angesehenes Mitglied der Sekte der Quäker (society of friends). Er war bewandert in dem Wissen seiner Zeit, und besonders in der Chemie, welche ihm bei seinen Versuchen von Nutzen war. Daſs er dabei von groſser Beharrlichkeit war, geht aus den Schwierigkeiten, welche er bei der Ausführung und Vervollkommnung seiner Erfindung zu überwinden hatte, hervor. Aber wie viele originelle Charaktere, war er ein Sonderling in seinen Gewohnheiten und verschlossen. Die Akademie (Royal Society) wünschte ihn als Mitglied aufzunehmen, sowohl wegen seiner erfolgreichen Erfindung als wegen seiner chemischen Kennt- nisse, aber er lehnte die Ehre ab, weil er fürchtete, aus seiner Ein- samkeit herausgerissen zu werden und weil es ihm gegen die Grund- sätze der Quäker zu sein schien. Er starb 1776 im 72. Lebensjahre und wurde auf dem Kirchhofe von Attercliffe beigesetzt. Le Play suchte 1842 seinen Grabstein auf, welcher die Inschrift trägt: Sacred to the memory of Benjamin Huntsman, of Attercliffe, steel-refiner, who died June 20th. 1776, aged 72 years 1). Sein Sohn führte das Geschäft fort und dehnte es immer mehr aus. Die Guſsstahlmarke Huntsman wurde in der ganzen Welt bekannt und erhielt ihren Ruhm länger als ein Jahrhundert und Le Play schreibt 1846, „der Käufer, der dafür einen höheren Preis zahlt, folgt nicht blinder Routine, sondern giebt damit einen vernünftigen, wohlverdienten Tribut an alle die materiellen und moralischen Eigenschaften, für welche die Marke Huntsman seit einem Jahrhundert die Garantie geboten hat“. Neben Huntsman war Marschall (Marshall, Martial) die berühm- teste Marke für englischen Guſsstahl zu Ende des vorigen Jahrhunderts. Die Fabrikation des Tiegelguſsstahls darf nicht verwechselt werden 1) Siehe Percy, Iron and Steel, p. 829.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/294>, abgerufen am 22.11.2024.