des (Mariotischen) Katzenellenbogener Berg- und Hüttenwerks ge- nannt. Gegen diesen "Hüttenadministrator" Pauli klagt aber 1762 bis 1766 der Erbleihträger der Mariotischen Eisenwerke, Bankier von der Nülle zu Köln, weil derselbe zu seinem Nachteil Eisenstein ausser Landes verkaufe; von der Nülle war also rechtmässiger Besitzer geworden.
1761 schreibt Joseph Anton v. Mariot, dass die Werke mit vielen darauf haftenden Schulden durch Erbschaft von seinem Vetter Anthon v. Mariot auf ihn übergegangen seien. Die Verschuldung der Familie muss gross gewesen sein, der Konkurs brach aus und der ganze Besitz wurde in einen grossartigen Prozess verstrickt, an dem die ganze niederrheinische Reichsritterschaft beteiligt war. Nach des Hochfreiherrlich v. Mariotischen Erbteilungs-Recess de dato Nassau den 27. November 1756 sollten die Werke gerichtlich taxiert und ver- steigert werden. Dies geschah 1762 und bei der Subhastation kaufte der Bankier von der Nülle die obengenannten Werke. 1794 suppli- zieren die von der Nülleschen Kinder um Erneuerung des Erbleihens. Diese erfolgte am 19. November 1802. Der letzte Mariot starb 1847. Die Besitzungen fielen an die Gräfin v. Giech.
Über die Haarmühler Eisenschmelze, wie die Hütte bei Katzen- ellenbogen damals hiess, liegt noch ein Bericht vom 31. Oktober 1760 vor. Danach hatte sie im Winter zwar nur 271/2 Wochen geblasen, "hätte aber wegen des starken Vorrats an Kohlen, so sich an 400 Fuder beläuffet, wohl bis Pfingsten fortgetrieben werden können. Dermassen aber wegen der vielen Fourage -- Mehl -- und anderen Kriegsfährten die Unterthanen keinen Eisenstein beyfahren können, hat man solche vor der Zeit ausgeblasen".
Wir teilen noch folgende archivalische Nachrichten über nas- sauische Eisenwerke im 18. Jahrhundert mit. Graf Johann Ernst von Nassau-Weilburg, welcher von 1703 bis 1713 den Schlossbau zu Weil- burg ausführte, legte dafür eine grosse Wasserleitung aus Thon- und Eisenrohren an. Die gusseisernen Rohre bezog er grösstenteils von dem Hüttenwerk Audenschmiede, nämlich 442 Stück, welche 1411/4 Ctr. wogen. Ein Centner kostete 9 Gulden.
1718 suchen die Besitzer resp. Erbbeständer der Rheinböller Hütte im Oberamt Simmern in der Pfalz bei dem Erzbischof und Kurfürsten von Mainz um die Erlaubnis zur Erbauung eines Eisenhammers bei Lorch a. d. Wisper nach, das Gesuch wird aber abgeschlagen, weil das Land Rheingau keinen Überfluss an Holz habe und die Waldwege dadurch ruiniert würden.
Nassau und das Siegerland.
des (Mariotischen) Katzenellenbogener Berg- und Hüttenwerks ge- nannt. Gegen diesen „Hüttenadministrator“ Pauli klagt aber 1762 bis 1766 der Erbleihträger der Mariotischen Eisenwerke, Bankier von der Nülle zu Köln, weil derselbe zu seinem Nachteil Eisenstein auſser Landes verkaufe; von der Nülle war also rechtmäſsiger Besitzer geworden.
1761 schreibt Joseph Anton v. Mariot, daſs die Werke mit vielen darauf haftenden Schulden durch Erbschaft von seinem Vetter Anthon v. Mariot auf ihn übergegangen seien. Die Verschuldung der Familie muſs groſs gewesen sein, der Konkurs brach aus und der ganze Besitz wurde in einen groſsartigen Prozeſs verstrickt, an dem die ganze niederrheinische Reichsritterschaft beteiligt war. Nach des Hochfreiherrlich v. Mariotischen Erbteilungs-Receſs de dato Nassau den 27. November 1756 sollten die Werke gerichtlich taxiert und ver- steigert werden. Dies geschah 1762 und bei der Subhastation kaufte der Bankier von der Nülle die obengenannten Werke. 1794 suppli- zieren die von der Nülleschen Kinder um Erneuerung des Erbleihens. Diese erfolgte am 19. November 1802. Der letzte Mariot starb 1847. Die Besitzungen fielen an die Gräfin v. Giech.
Über die Haarmühler Eisenschmelze, wie die Hütte bei Katzen- ellenbogen damals hieſs, liegt noch ein Bericht vom 31. Oktober 1760 vor. Danach hatte sie im Winter zwar nur 27½ Wochen geblasen, „hätte aber wegen des starken Vorrats an Kohlen, so sich an 400 Fuder beläuffet, wohl bis Pfingsten fortgetrieben werden können. Dermaſsen aber wegen der vielen Fourage — Mehl — und anderen Kriegsfährten die Unterthanen keinen Eisenstein beyfahren können, hat man solche vor der Zeit ausgeblasen“.
Wir teilen noch folgende archivalische Nachrichten über nas- sauische Eisenwerke im 18. Jahrhundert mit. Graf Johann Ernst von Nassau-Weilburg, welcher von 1703 bis 1713 den Schloſsbau zu Weil- burg ausführte, legte dafür eine groſse Wasserleitung aus Thon- und Eisenrohren an. Die guſseisernen Rohre bezog er gröſstenteils von dem Hüttenwerk Audenschmiede, nämlich 442 Stück, welche 141¼ Ctr. wogen. Ein Centner kostete 9 Gulden.
1718 suchen die Besitzer resp. Erbbeständer der Rheinböller Hütte im Oberamt Simmern in der Pfalz bei dem Erzbischof und Kurfürsten von Mainz um die Erlaubnis zur Erbauung eines Eisenhammers bei Lorch a. d. Wisper nach, das Gesuch wird aber abgeschlagen, weil das Land Rheingau keinen Überfluſs an Holz habe und die Waldwege dadurch ruiniert würden.
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bis 1766 der Erbleihträger der Mariotischen Eisenwerke, Bankier
von der Nülle zu Köln, weil derselbe zu seinem Nachteil Eisenstein
auſser Landes verkaufe; von der Nülle war also rechtmäſsiger
Besitzer geworden.
1761 schreibt Joseph Anton v. Mariot, daſs die Werke mit
vielen darauf haftenden Schulden durch Erbschaft von seinem Vetter
Anthon v. Mariot auf ihn übergegangen seien. Die Verschuldung
der Familie muſs groſs gewesen sein, der Konkurs brach aus und der
ganze Besitz wurde in einen groſsartigen Prozeſs verstrickt, an dem
die ganze niederrheinische Reichsritterschaft beteiligt war. Nach des
Hochfreiherrlich v. Mariotischen Erbteilungs-Receſs de dato Nassau
den 27. November 1756 sollten die Werke gerichtlich taxiert und ver-
steigert werden. Dies geschah 1762 und bei der Subhastation kaufte
der Bankier von der Nülle die obengenannten Werke. 1794 suppli-
zieren die von der Nülleschen Kinder um Erneuerung des Erbleihens.
Diese erfolgte am 19. November 1802. Der letzte Mariot starb 1847.
Die Besitzungen fielen an die Gräfin v. Giech.
Über die Haarmühler Eisenschmelze, wie die Hütte bei Katzen-
ellenbogen damals hieſs, liegt noch ein Bericht vom 31. Oktober 1760 vor.
Danach hatte sie im Winter zwar nur 27½ Wochen geblasen, „hätte
aber wegen des starken Vorrats an Kohlen, so sich an 400 Fuder
beläuffet, wohl bis Pfingsten fortgetrieben werden können. Dermaſsen
aber wegen der vielen Fourage — Mehl — und anderen Kriegsfährten
die Unterthanen keinen Eisenstein beyfahren können, hat man solche
vor der Zeit ausgeblasen“.
Wir teilen noch folgende archivalische Nachrichten über nas-
sauische Eisenwerke im 18. Jahrhundert mit. Graf Johann Ernst von
Nassau-Weilburg, welcher von 1703 bis 1713 den Schloſsbau zu Weil-
burg ausführte, legte dafür eine groſse Wasserleitung aus Thon- und
Eisenrohren an. Die guſseisernen Rohre bezog er gröſstenteils von
dem Hüttenwerk Audenschmiede, nämlich 442 Stück, welche 141¼ Ctr.
wogen. Ein Centner kostete 9 Gulden.
1718 suchen die Besitzer resp. Erbbeständer der Rheinböller Hütte
im Oberamt Simmern in der Pfalz bei dem Erzbischof und Kurfürsten
von Mainz um die Erlaubnis zur Erbauung eines Eisenhammers bei
Lorch a. d. Wisper nach, das Gesuch wird aber abgeschlagen, weil das
Land Rheingau keinen Überfluſs an Holz habe und die Waldwege
dadurch ruiniert würden.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 834. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/848>, abgerufen am 22.11.2024.
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