Schutzzölle. Diese betrugen beispielsweise im Jahre 1806 für den Centner Schweiss- und Cementstahl 9,90 Frcs., für verarbeiteten Stahl 22,44 bis 84,15 Frcs.
Die Gesellschaft zur Aufmunterung der nationalen Industrie setzte hohe Preise für Verbesserungen der Eisenindustrie aus, so z. B. 1806 unter anderen 3000 Frcs. für Herstellung des besten Drahtes zur Kratzen- und Nagelfabrikation; 3000 Frcs. für die Herstellung von Gussstahl, welcher dem besten englischen gleich käme; dieser Preis wurde später auf 4000 Frcs. erhöht; ferner 3000 Frcs. für ein vor- teilhaftes Verfahren, rot- und kaltbrüchiges Eisen zu verbessern, wel- cher Preis 1809 geteilt und auf 8000 Frcs. erhöht wurde; sodann 1807 6000 Frcs. für das beste bis zum Jahre 1809 einzuliefernde Modell einer Dampfmaschine, deren Wirkung gleich der Kraft sein sollte, welche erfordert würde, um in einer Zeit von zwölf Stunden eine Last von einer Million Kilogramm auf die Höhe eines Meters zu heben, dabei sollten sich die täglichen Betriebskosten der Maschine nicht über 71/2 Frcs. einschliesslich der Verzinsung belaufen.
Die französische Regierung suchte auch dadurch die Eisenindustrie des Landes zu heben, dass sie die Eisen- und Stahlarbeiter der be- nachbarten abhängigen Grenzländer durch Prämien und sonstige Vorteile zur Einwanderung veranlasste, wie sie dies gegenüber den Stahlarbeitern von Remscheid und Solingen that, welche sie im Saargebiet ansiedelte.
Die wichtigsten Fabriken für Schwarz- und Weissblech waren zu Bains, Geislautern und Dillingen; für blanke Waffen zu Klingenthal; für Feuerwaffen zu Versailles, Charleville, Lüttich, Maubruge und St. Etienne; für Messerschmiede zu St. Etienne, Thiers, Moulins, Chatellerault, Paris und Langres; für Nadeln zu Aachen; für Draht in den Departements du Doubs und de l'Orne u. s. w.
Die Sensenfabrikation wurde direkt von Kärnten nach Frankreich verpflanzt. Im Jahre 1805 schickte Marschall Marmont, welcher die Occupationstruppen in Österreich befehligte, auf Ersuchen der fran- zösischen Regierung Sensenarbeiter aus den österreichischen Alpen- ländern nach Frankreich. Bald fand man auch den kärntnerischen ähnliche Erze im Departement Arriege. Die Sensenfabrikation hatte sich, von der Regierung ermuntert, in den Departements Vogesen, Jura, Oberrhein, Mosel, Doubs und Hochalpen ausgebreitet; die grösste Produktion hatte allerdings das annektierte Departement Sesia in Piemont, welches (1806) 30000 Dutzend im Jahre lieferte. -- In Blüte standen damals die Gewehrfabriken zu St. Etienne, Roanne, Tulle,
Frankreich 1801 bis 1815.
Schutzzölle. Diese betrugen beispielsweise im Jahre 1806 für den Centner Schweiſs- und Cementstahl 9,90 Frcs., für verarbeiteten Stahl 22,44 bis 84,15 Frcs.
Die Gesellschaft zur Aufmunterung der nationalen Industrie setzte hohe Preise für Verbesserungen der Eisenindustrie aus, so z. B. 1806 unter anderen 3000 Frcs. für Herstellung des besten Drahtes zur Kratzen- und Nagelfabrikation; 3000 Frcs. für die Herstellung von Guſsstahl, welcher dem besten englischen gleich käme; dieser Preis wurde später auf 4000 Frcs. erhöht; ferner 3000 Frcs. für ein vor- teilhaftes Verfahren, rot- und kaltbrüchiges Eisen zu verbessern, wel- cher Preis 1809 geteilt und auf 8000 Frcs. erhöht wurde; sodann 1807 6000 Frcs. für das beste bis zum Jahre 1809 einzuliefernde Modell einer Dampfmaschine, deren Wirkung gleich der Kraft sein sollte, welche erfordert würde, um in einer Zeit von zwölf Stunden eine Last von einer Million Kilogramm auf die Höhe eines Meters zu heben, dabei sollten sich die täglichen Betriebskosten der Maschine nicht über 7½ Frcs. einschlieſslich der Verzinsung belaufen.
Die französische Regierung suchte auch dadurch die Eisenindustrie des Landes zu heben, daſs sie die Eisen- und Stahlarbeiter der be- nachbarten abhängigen Grenzländer durch Prämien und sonstige Vorteile zur Einwanderung veranlaſste, wie sie dies gegenüber den Stahlarbeitern von Remscheid und Solingen that, welche sie im Saargebiet ansiedelte.
Die wichtigsten Fabriken für Schwarz- und Weiſsblech waren zu Bains, Geislautern und Dillingen; für blanke Waffen zu Klingenthal; für Feuerwaffen zu Versailles, Charleville, Lüttich, Maubruge und St. Etienne; für Messerschmiede zu St. Etienne, Thiers, Moulins, Châtellerault, Paris und Langres; für Nadeln zu Aachen; für Draht in den Departements du Doubs und de l’Orne u. s. w.
Die Sensenfabrikation wurde direkt von Kärnten nach Frankreich verpflanzt. Im Jahre 1805 schickte Marschall Marmont, welcher die Occupationstruppen in Österreich befehligte, auf Ersuchen der fran- zösischen Regierung Sensenarbeiter aus den österreichischen Alpen- ländern nach Frankreich. Bald fand man auch den kärntnerischen ähnliche Erze im Departement Arriège. Die Sensenfabrikation hatte sich, von der Regierung ermuntert, in den Departements Vogesen, Jura, Oberrhein, Mosel, Doubs und Hochalpen ausgebreitet; die gröſste Produktion hatte allerdings das annektierte Departement Sesia in Piemont, welches (1806) 30000 Dutzend im Jahre lieferte. — In Blüte standen damals die Gewehrfabriken zu St. Etienne, Roanne, Tulle,
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Frankreich 1801 bis 1815.
Schutzzölle. Diese betrugen beispielsweise im Jahre 1806 für den
Centner Schweiſs- und Cementstahl 9,90 Frcs., für verarbeiteten Stahl
22,44 bis 84,15 Frcs.
Die Gesellschaft zur Aufmunterung der nationalen Industrie setzte
hohe Preise für Verbesserungen der Eisenindustrie aus, so z. B. 1806
unter anderen 3000 Frcs. für Herstellung des besten Drahtes zur
Kratzen- und Nagelfabrikation; 3000 Frcs. für die Herstellung von
Guſsstahl, welcher dem besten englischen gleich käme; dieser Preis
wurde später auf 4000 Frcs. erhöht; ferner 3000 Frcs. für ein vor-
teilhaftes Verfahren, rot- und kaltbrüchiges Eisen zu verbessern, wel-
cher Preis 1809 geteilt und auf 8000 Frcs. erhöht wurde; sodann
1807 6000 Frcs. für das beste bis zum Jahre 1809 einzuliefernde
Modell einer Dampfmaschine, deren Wirkung gleich der Kraft sein
sollte, welche erfordert würde, um in einer Zeit von zwölf Stunden
eine Last von einer Million Kilogramm auf die Höhe eines Meters zu
heben, dabei sollten sich die täglichen Betriebskosten der Maschine
nicht über 7½ Frcs. einschlieſslich der Verzinsung belaufen.
Die französische Regierung suchte auch dadurch die Eisenindustrie
des Landes zu heben, daſs sie die Eisen- und Stahlarbeiter der be-
nachbarten abhängigen Grenzländer durch Prämien und sonstige
Vorteile zur Einwanderung veranlaſste, wie sie dies gegenüber den
Stahlarbeitern von Remscheid und Solingen that, welche sie im
Saargebiet ansiedelte.
Die wichtigsten Fabriken für Schwarz- und Weiſsblech waren zu
Bains, Geislautern und Dillingen; für blanke Waffen zu Klingenthal;
für Feuerwaffen zu Versailles, Charleville, Lüttich, Maubruge und
St. Etienne; für Messerschmiede zu St. Etienne, Thiers, Moulins,
Châtellerault, Paris und Langres; für Nadeln zu Aachen; für Draht
in den Departements du Doubs und de l’Orne u. s. w.
Die Sensenfabrikation wurde direkt von Kärnten nach Frankreich
verpflanzt. Im Jahre 1805 schickte Marschall Marmont, welcher die
Occupationstruppen in Österreich befehligte, auf Ersuchen der fran-
zösischen Regierung Sensenarbeiter aus den österreichischen Alpen-
ländern nach Frankreich. Bald fand man auch den kärntnerischen
ähnliche Erze im Departement Arriège. Die Sensenfabrikation hatte
sich, von der Regierung ermuntert, in den Departements Vogesen,
Jura, Oberrhein, Mosel, Doubs und Hochalpen ausgebreitet; die gröſste
Produktion hatte allerdings das annektierte Departement Sesia in
Piemont, welches (1806) 30000 Dutzend im Jahre lieferte. — In Blüte
standen damals die Gewehrfabriken zu St. Etienne, Roanne, Tulle,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/183>, abgerufen am 21.11.2024.
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