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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Deutschland bis 1830.
aus England bezogen, die Aufstellung erfolgte unter Leitung des be-
kannten Oberbergrats Bückling. Im folgenden Jahre liess Freiherr
von Romberg zu Brüninghausen eine Dampfmaschine auf seiner
Grube Vollmond aufstellen, die in Schlesien gebaut war. Bei Auf-
stellung dieser Maschine half ein Zimmermann, Franz Dienenthal
von Horst im Kirchspiel Steele. Er war in seiner Jugend Schweine-
hirt gewesen, besass aber mechanisches Genie, so dass er, ohne Vor-
bildung und ohne Mittel, mit den mangelhaftesten Werkzeugen in den
folgenden Jahren eine ganze Anzahl Dampfmaschinen für Bergwerke
im Essener Bezirke baute und aufstellte. Die dafür erforderlichen
Gussstücke bezog er von der Gutenhoffnungshütte und zwar zuerst
1808 für eine Aachener Maschine, dann 1809 für die Zechen Rosen-
delle, Sälzer-Neuakt und Saline Königsbronn, 1810 für Zeche Dreck
und Herrenbank, 1811 für die Zeche Gewalt in Überruhr, 1812 für
die Zechen Wiesche, Karoline u. s. w. Dienenthal betrieb seinen
Maschinenbau empirisch und handwerksmässig. Alles dieses vollzog
sich noch unter der französischen Herrschaft.

Der erste, der in Westfalen nach dessen Wiedervereinigung mit
Preussen eine eigentliche Maschinenfabrik mit Dampfbetrieb und eng-
lischen Arbeitsmaschinen anlegte, war Friedrich Harkort im Jahre
1818. Dieser, der als der eigentliche Begründer der modernen Eisen-
und Maschinenfabrikation in Westfalen angesehen werden muss, war
am 22. Februar 1793 auf Harkorten, dem alten Stammsitze seiner
schon in der früheren Zeit um das märkische Eisenwesen verdienten
Familie, geboren. Von seinem Vater, Johann Kaspar Harkort, für
die Handlung bestimmt, besuchte er die Handelsschule in Hagen und
trat dann in die Lehre. Hierauf machte er als Soldat den Befreiungs-
krieg mit und wurde 1815 bei Jumet verwundet. Nachdem sein
Vater am 10. Mai 1818 gestorben war, legte er eine Gerberei an und
betrieb einen Kupferhammer. In demselben Jahre lernte er Hein-
rich Kamp
zu Elberfeld kennen und verband sich mit ihm zur Er-
richtung einer Maschinenfabrik nach englischer Weise. Sie erwarben
für diesen Zweck die alte Burg zu Wetter und gründeten das Ge-
schäft unter der Firma Harkort & Komp. Harkort reiste nach
England, teils zu seiner Belehrung, teils um englische Arbeiter an-
zuwerben. Es gelang ihm, zwei englische Mechaniker, Godwin und
Thomas, mit nach Wetter zu nehmen. Thomas hielt nicht lange
stand, aber Godwin blieb nicht nur treu, sondern liess auch nach
einigen Jahren seinen sehr geschickten Sohn George, der nach
Amerika ausgewandert war, von dort nachkommen. Auch der erste

Deutschland bis 1830.
aus England bezogen, die Aufstellung erfolgte unter Leitung des be-
kannten Oberbergrats Bückling. Im folgenden Jahre lieſs Freiherr
von Romberg zu Brüninghausen eine Dampfmaschine auf seiner
Grube Vollmond aufstellen, die in Schlesien gebaut war. Bei Auf-
stellung dieser Maschine half ein Zimmermann, Franz Dienenthal
von Horst im Kirchspiel Steele. Er war in seiner Jugend Schweine-
hirt gewesen, besaſs aber mechanisches Genie, so daſs er, ohne Vor-
bildung und ohne Mittel, mit den mangelhaftesten Werkzeugen in den
folgenden Jahren eine ganze Anzahl Dampfmaschinen für Bergwerke
im Essener Bezirke baute und aufstellte. Die dafür erforderlichen
Guſsstücke bezog er von der Gutenhoffnungshütte und zwar zuerst
1808 für eine Aachener Maschine, dann 1809 für die Zechen Rosen-
delle, Sälzer-Neuakt und Saline Königsbronn, 1810 für Zeche Dreck
und Herrenbank, 1811 für die Zeche Gewalt in Überruhr, 1812 für
die Zechen Wiesche, Karoline u. s. w. Dienenthal betrieb seinen
Maschinenbau empirisch und handwerksmäſsig. Alles dieses vollzog
sich noch unter der französischen Herrschaft.

Der erste, der in Westfalen nach dessen Wiedervereinigung mit
Preuſsen eine eigentliche Maschinenfabrik mit Dampfbetrieb und eng-
lischen Arbeitsmaschinen anlegte, war Friedrich Harkort im Jahre
1818. Dieser, der als der eigentliche Begründer der modernen Eisen-
und Maschinenfabrikation in Westfalen angesehen werden muſs, war
am 22. Februar 1793 auf Harkorten, dem alten Stammsitze seiner
schon in der früheren Zeit um das märkische Eisenwesen verdienten
Familie, geboren. Von seinem Vater, Johann Kaspar Harkort, für
die Handlung bestimmt, besuchte er die Handelsschule in Hagen und
trat dann in die Lehre. Hierauf machte er als Soldat den Befreiungs-
krieg mit und wurde 1815 bei Jumet verwundet. Nachdem sein
Vater am 10. Mai 1818 gestorben war, legte er eine Gerberei an und
betrieb einen Kupferhammer. In demselben Jahre lernte er Hein-
rich Kamp
zu Elberfeld kennen und verband sich mit ihm zur Er-
richtung einer Maschinenfabrik nach englischer Weise. Sie erwarben
für diesen Zweck die alte Burg zu Wetter und gründeten das Ge-
schäft unter der Firma Harkort & Komp. Harkort reiste nach
England, teils zu seiner Belehrung, teils um englische Arbeiter an-
zuwerben. Es gelang ihm, zwei englische Mechaniker, Godwin und
Thomas, mit nach Wetter zu nehmen. Thomas hielt nicht lange
stand, aber Godwin blieb nicht nur treu, sondern lieſs auch nach
einigen Jahren seinen sehr geschickten Sohn George, der nach
Amerika ausgewandert war, von dort nachkommen. Auch der erste

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[345/0361] Deutschland bis 1830. aus England bezogen, die Aufstellung erfolgte unter Leitung des be- kannten Oberbergrats Bückling. Im folgenden Jahre lieſs Freiherr von Romberg zu Brüninghausen eine Dampfmaschine auf seiner Grube Vollmond aufstellen, die in Schlesien gebaut war. Bei Auf- stellung dieser Maschine half ein Zimmermann, Franz Dienenthal von Horst im Kirchspiel Steele. Er war in seiner Jugend Schweine- hirt gewesen, besaſs aber mechanisches Genie, so daſs er, ohne Vor- bildung und ohne Mittel, mit den mangelhaftesten Werkzeugen in den folgenden Jahren eine ganze Anzahl Dampfmaschinen für Bergwerke im Essener Bezirke baute und aufstellte. Die dafür erforderlichen Guſsstücke bezog er von der Gutenhoffnungshütte und zwar zuerst 1808 für eine Aachener Maschine, dann 1809 für die Zechen Rosen- delle, Sälzer-Neuakt und Saline Königsbronn, 1810 für Zeche Dreck und Herrenbank, 1811 für die Zeche Gewalt in Überruhr, 1812 für die Zechen Wiesche, Karoline u. s. w. Dienenthal betrieb seinen Maschinenbau empirisch und handwerksmäſsig. Alles dieses vollzog sich noch unter der französischen Herrschaft. Der erste, der in Westfalen nach dessen Wiedervereinigung mit Preuſsen eine eigentliche Maschinenfabrik mit Dampfbetrieb und eng- lischen Arbeitsmaschinen anlegte, war Friedrich Harkort im Jahre 1818. Dieser, der als der eigentliche Begründer der modernen Eisen- und Maschinenfabrikation in Westfalen angesehen werden muſs, war am 22. Februar 1793 auf Harkorten, dem alten Stammsitze seiner schon in der früheren Zeit um das märkische Eisenwesen verdienten Familie, geboren. Von seinem Vater, Johann Kaspar Harkort, für die Handlung bestimmt, besuchte er die Handelsschule in Hagen und trat dann in die Lehre. Hierauf machte er als Soldat den Befreiungs- krieg mit und wurde 1815 bei Jumet verwundet. Nachdem sein Vater am 10. Mai 1818 gestorben war, legte er eine Gerberei an und betrieb einen Kupferhammer. In demselben Jahre lernte er Hein- rich Kamp zu Elberfeld kennen und verband sich mit ihm zur Er- richtung einer Maschinenfabrik nach englischer Weise. Sie erwarben für diesen Zweck die alte Burg zu Wetter und gründeten das Ge- schäft unter der Firma Harkort & Komp. Harkort reiste nach England, teils zu seiner Belehrung, teils um englische Arbeiter an- zuwerben. Es gelang ihm, zwei englische Mechaniker, Godwin und Thomas, mit nach Wetter zu nehmen. Thomas hielt nicht lange stand, aber Godwin blieb nicht nur treu, sondern lieſs auch nach einigen Jahren seinen sehr geschickten Sohn George, der nach Amerika ausgewandert war, von dort nachkommen. Auch der erste

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/361>, abgerufen am 22.11.2024.