nach unten gekehrter, etwas über die Mauerung hervorragender trichter- förmiger Überdachung, welche in den Ableitungskanal ausliefe, ab- zuleiten. Die Einsenkung eines von oben herab in die Gicht einge- senkten Rohres empfiehlt er dagegen nicht.
Bunsen wirft dann noch die Frage auf: "Der wievielste Teil der im Hochofen erzeugten Wärme ist bei der bisherigen Nichtbenutzung der Gichtgase verloren gegangen?" Die Rechnung ergiebt 49,55 Proz. Also ungefähr die Hälfte des Brennstoffes entweicht mit den Hoch- ofengasen unbenutzt, abgesehen von der Wärme, welche zu ihrer Er- hitzung erforderlich war. Diese letztere beträgt nach Bunsens Be- rechnung nochmals 25 Proz., so dass im ganzen 75 Proz. des ursprünglichen Brennstoffes mit den Gasen aus der Gicht entweichen.
Die ganze entwickelte Wärme verteilt sich folgendermassen:
Wärmeverlust durch die Gicht 75,0 Proz.
Wärmebedarf im "Brenn- und Trockenraum" 2,1 "
Wärmebedarf im "Reduktionsraum" 4,3 "
Wärmebedarf im "Schmelzraum" 18,6 "
100,0 Proz.
Bunsen untersuchte nun, ob und wie sich die Gichtgase zum Schmelzen des Roheisens verwenden liessen. Die Quantität der Wärme, welche in den Hochofengasen enthalten ist, wäre reichlich ausreichend, um Roheisen im Flammofen zu schmelzen, nicht aber die Intensität, wenn die Verbrennung der abgekühlten Gase mit kalter Luft geschieht, denn diese würde nur 1180° C. betragen, während Roheisen nach Pouillet erst bei 1200° C. flüssig wird. Auch mit erhitzter Luft von 200° C. würde dieser Zweck noch nicht erreicht, da hierbei nur eine Verbrennungswärme von 1280° C. entstünde, welcher Überschuss für den Zweck nicht hinreicht; dagegen würde genügende Hitze erzeugt, wenn man die heissen Gase (deren Temperatur Bunsen allerdings zu hoch auf 1000° annimmt) mit erhitztem Winde verbrennen würde.
Viel günstiger aber würden sich die Gase zur Dampferzeugung verwenden lassen, indem nach Bunsens Berechnung schon 1/12 des entweichenden Brennstoffes ausreichen würde, eine für den Betrieb des Hochofengebläses ausreichende Dampfkraft zu erzeugen.
"Die Vorteile, welche im Eisenhüttenwesen aus dieser letzteren Anwendung der Gichtgase erwachsen werden, dürften sehr erheblich sein, indem dadurch die Anlagen nicht mehr an das Vorkommen von Gefällen gebunden bleiben." Man sieht, Bunsens Untersuchung gab Aufschluss und Anregung für die wichtigsten theoretischen und prak- tischen Fragen des Hochofenbetriebes.
Die chemische Untersuchung der Hochofengase.
nach unten gekehrter, etwas über die Mauerung hervorragender trichter- förmiger Überdachung, welche in den Ableitungskanal ausliefe, ab- zuleiten. Die Einsenkung eines von oben herab in die Gicht einge- senkten Rohres empfiehlt er dagegen nicht.
Bunsen wirft dann noch die Frage auf: „Der wievielste Teil der im Hochofen erzeugten Wärme ist bei der bisherigen Nichtbenutzung der Gichtgase verloren gegangen?“ Die Rechnung ergiebt 49,55 Proz. Also ungefähr die Hälfte des Brennstoffes entweicht mit den Hoch- ofengasen unbenutzt, abgesehen von der Wärme, welche zu ihrer Er- hitzung erforderlich war. Diese letztere beträgt nach Bunsens Be- rechnung nochmals 25 Proz., so daſs im ganzen 75 Proz. des ursprünglichen Brennstoffes mit den Gasen aus der Gicht entweichen.
Die ganze entwickelte Wärme verteilt sich folgendermaſsen:
Wärmeverlust durch die Gicht 75,0 Proz.
Wärmebedarf im „Brenn- und Trockenraum“ 2,1 „
Wärmebedarf im „Reduktionsraum“ 4,3 „
Wärmebedarf im „Schmelzraum“ 18,6 „
100,0 Proz.
Bunsen untersuchte nun, ob und wie sich die Gichtgase zum Schmelzen des Roheisens verwenden lieſsen. Die Quantität der Wärme, welche in den Hochofengasen enthalten ist, wäre reichlich ausreichend, um Roheisen im Flammofen zu schmelzen, nicht aber die Intensität, wenn die Verbrennung der abgekühlten Gase mit kalter Luft geschieht, denn diese würde nur 1180° C. betragen, während Roheisen nach Pouillet erst bei 1200° C. flüssig wird. Auch mit erhitzter Luft von 200° C. würde dieser Zweck noch nicht erreicht, da hierbei nur eine Verbrennungswärme von 1280° C. entstünde, welcher Überschuſs für den Zweck nicht hinreicht; dagegen würde genügende Hitze erzeugt, wenn man die heiſsen Gase (deren Temperatur Bunsen allerdings zu hoch auf 1000° annimmt) mit erhitztem Winde verbrennen würde.
Viel günstiger aber würden sich die Gase zur Dampferzeugung verwenden lassen, indem nach Bunsens Berechnung schon 1/12 des entweichenden Brennstoffes ausreichen würde, eine für den Betrieb des Hochofengebläses ausreichende Dampfkraft zu erzeugen.
„Die Vorteile, welche im Eisenhüttenwesen aus dieser letzteren Anwendung der Gichtgase erwachsen werden, dürften sehr erheblich sein, indem dadurch die Anlagen nicht mehr an das Vorkommen von Gefällen gebunden bleiben.“ Man sieht, Bunsens Untersuchung gab Aufschluſs und Anregung für die wichtigsten theoretischen und prak- tischen Fragen des Hochofenbetriebes.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0458"n="442"/><fwplace="top"type="header">Die chemische Untersuchung der Hochofengase.</fw><lb/>
nach unten gekehrter, etwas über die Mauerung hervorragender trichter-<lb/>
förmiger Überdachung, welche in den Ableitungskanal ausliefe, ab-<lb/>
zuleiten. Die Einsenkung eines von oben herab in die Gicht einge-<lb/>
senkten Rohres empfiehlt er dagegen nicht.</p><lb/><p><hirendition="#g">Bunsen</hi> wirft dann noch die Frage auf: „Der wievielste Teil der<lb/>
im Hochofen erzeugten Wärme ist bei der bisherigen Nichtbenutzung<lb/>
der Gichtgase verloren gegangen?“ Die Rechnung ergiebt 49,55 Proz.<lb/>
Also ungefähr die Hälfte des Brennstoffes entweicht mit den Hoch-<lb/>
ofengasen unbenutzt, abgesehen von der Wärme, welche zu ihrer Er-<lb/>
hitzung erforderlich war. Diese letztere beträgt nach <hirendition="#g">Bunsens</hi> Be-<lb/>
rechnung nochmals 25 Proz., so daſs im ganzen 75 Proz. des<lb/>
ursprünglichen Brennstoffes mit den Gasen aus der Gicht entweichen.</p><lb/><p>Die ganze entwickelte Wärme verteilt sich folgendermaſsen:</p><lb/><list><item>Wärmeverlust durch die Gicht <spacedim="horizontal"/> 75,0 Proz.</item><lb/><item>Wärmebedarf im „Brenn- und Trockenraum“<spacedim="horizontal"/> 2,1 „</item><lb/><item>Wärmebedarf im „Reduktionsraum“<spacedim="horizontal"/> 4,3 „</item><lb/><item>Wärmebedarf im „Schmelzraum“<spacedim="horizontal"/><hirendition="#u">18,6 „</hi></item><lb/><item><hirendition="#et">100,0 Proz.</hi></item></list><lb/><p><hirendition="#g">Bunsen</hi> untersuchte nun, ob und wie sich die Gichtgase zum<lb/>
Schmelzen des Roheisens verwenden lieſsen. Die Quantität der Wärme,<lb/>
welche in den Hochofengasen enthalten ist, wäre reichlich ausreichend,<lb/>
um Roheisen im Flammofen zu schmelzen, nicht aber die Intensität,<lb/>
wenn die Verbrennung der abgekühlten Gase mit kalter Luft geschieht,<lb/>
denn diese würde nur 1180° C. betragen, während Roheisen nach<lb/><hirendition="#g">Pouillet</hi> erst bei 1200° C. flüssig wird. Auch mit erhitzter Luft von<lb/>
200° C. würde dieser Zweck noch nicht erreicht, da hierbei nur eine<lb/>
Verbrennungswärme von 1280° C. entstünde, welcher Überschuſs für<lb/>
den Zweck nicht hinreicht; dagegen würde genügende Hitze erzeugt,<lb/>
wenn man die heiſsen Gase (deren Temperatur <hirendition="#g">Bunsen</hi> allerdings<lb/>
zu hoch auf 1000° annimmt) mit erhitztem Winde verbrennen würde.</p><lb/><p>Viel günstiger aber würden sich die Gase zur Dampferzeugung<lb/>
verwenden lassen, indem nach <hirendition="#g">Bunsens</hi> Berechnung schon 1/12 des<lb/>
entweichenden Brennstoffes ausreichen würde, eine für den Betrieb<lb/>
des Hochofengebläses ausreichende Dampfkraft zu erzeugen.</p><lb/><p>„Die Vorteile, welche im Eisenhüttenwesen aus dieser letzteren<lb/>
Anwendung der Gichtgase erwachsen werden, dürften sehr erheblich<lb/>
sein, indem dadurch die Anlagen nicht mehr an das Vorkommen von<lb/>
Gefällen gebunden bleiben.“ Man sieht, <hirendition="#g">Bunsens</hi> Untersuchung gab<lb/>
Aufschluſs und Anregung für die wichtigsten theoretischen und prak-<lb/>
tischen Fragen des Hochofenbetriebes.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[442/0458]
Die chemische Untersuchung der Hochofengase.
nach unten gekehrter, etwas über die Mauerung hervorragender trichter-
förmiger Überdachung, welche in den Ableitungskanal ausliefe, ab-
zuleiten. Die Einsenkung eines von oben herab in die Gicht einge-
senkten Rohres empfiehlt er dagegen nicht.
Bunsen wirft dann noch die Frage auf: „Der wievielste Teil der
im Hochofen erzeugten Wärme ist bei der bisherigen Nichtbenutzung
der Gichtgase verloren gegangen?“ Die Rechnung ergiebt 49,55 Proz.
Also ungefähr die Hälfte des Brennstoffes entweicht mit den Hoch-
ofengasen unbenutzt, abgesehen von der Wärme, welche zu ihrer Er-
hitzung erforderlich war. Diese letztere beträgt nach Bunsens Be-
rechnung nochmals 25 Proz., so daſs im ganzen 75 Proz. des
ursprünglichen Brennstoffes mit den Gasen aus der Gicht entweichen.
Die ganze entwickelte Wärme verteilt sich folgendermaſsen:
Wärmeverlust durch die Gicht 75,0 Proz.
Wärmebedarf im „Brenn- und Trockenraum“ 2,1 „
Wärmebedarf im „Reduktionsraum“ 4,3 „
Wärmebedarf im „Schmelzraum“ 18,6 „
100,0 Proz.
Bunsen untersuchte nun, ob und wie sich die Gichtgase zum
Schmelzen des Roheisens verwenden lieſsen. Die Quantität der Wärme,
welche in den Hochofengasen enthalten ist, wäre reichlich ausreichend,
um Roheisen im Flammofen zu schmelzen, nicht aber die Intensität,
wenn die Verbrennung der abgekühlten Gase mit kalter Luft geschieht,
denn diese würde nur 1180° C. betragen, während Roheisen nach
Pouillet erst bei 1200° C. flüssig wird. Auch mit erhitzter Luft von
200° C. würde dieser Zweck noch nicht erreicht, da hierbei nur eine
Verbrennungswärme von 1280° C. entstünde, welcher Überschuſs für
den Zweck nicht hinreicht; dagegen würde genügende Hitze erzeugt,
wenn man die heiſsen Gase (deren Temperatur Bunsen allerdings
zu hoch auf 1000° annimmt) mit erhitztem Winde verbrennen würde.
Viel günstiger aber würden sich die Gase zur Dampferzeugung
verwenden lassen, indem nach Bunsens Berechnung schon 1/12 des
entweichenden Brennstoffes ausreichen würde, eine für den Betrieb
des Hochofengebläses ausreichende Dampfkraft zu erzeugen.
„Die Vorteile, welche im Eisenhüttenwesen aus dieser letzteren
Anwendung der Gichtgase erwachsen werden, dürften sehr erheblich
sein, indem dadurch die Anlagen nicht mehr an das Vorkommen von
Gefällen gebunden bleiben.“ Man sieht, Bunsens Untersuchung gab
Aufschluſs und Anregung für die wichtigsten theoretischen und prak-
tischen Fragen des Hochofenbetriebes.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/458>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.