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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die chemische Untersuchung der Hochofengase.

Wir behalten zunächst die theoretische Frage, die Erklärung
des Hochofenprozesses
, im Auge.

[Abbildung] Fig. 121.

Hierüber hatte Bunsens erste Arbeit
noch keinen vollständigen Aufschluss gegeben,
weil die von ihm untersuchten Gase nur aus
dem Schacht und der Rast abgeleitet waren,
während er wegen der grossen Hitze im Gestell
keine Gase aus diesem Teile des Hochofens
entnommen hatte.

Bunsens Aufsehen erregende Veröffent-
lichung spornte zur Nacheiferung an, und
zwei Jahre später beschäftigte sich der fran-
zösische Chemiker Ebelman 1) mit ähnlichen
Untersuchungen. Die erste Arbeit, welche er
veröffentlichte, war die Analyse der Gase des
Hochofens zu Clerval im Jahre 1841 2). Dieser
Ofen, der ebenfalls mit Holzkohlen betrieben
wurde, hatte das in Fig. 121 dargestellte
Profil. Die mittlere Windpressung betrug
0,018 m Quecksilber, die mittlere Temperatur
180° C., der Durchmesser der Düse 0,065 m.
Die Luftmenge pro Minute auf 0° C. und 0,76 m
Barometerstand reduziert betrug 8,76 cbm.
Die Kohlengicht wog 115 kg, die Erzgicht

1) Jacques Joseph Ebelman war am 10. Juli 1814 zu Beaume-les-Dames
(Depart. Doubs) geboren. Er wurde Bergingenieur und zeichnete sich früh durch
vortreffliche chemische Arbeiten aus. Er stieg sehr früh zum Ingenieur-en-chef
des mines auf, war 1840 Professor der Docimasie an der Ecole des mines und der
Keramik an dem Conservatoire des arts et metiers. 1847 wurde ihm die Admini-
stration der königl. Porzellanfabrik zu Sevres übertragen, für deren gedeihliche
Entwickelung er sich grosse Verdienste erwarb. Am 8. März 1852 ernannte ihn
die Regierung zum Mitgliede der Jury für die Londoner Weltausstellung, aber
schon wenige Wochen danach, am 31. März 1852, starb der vortreffliche Gelehrte,
kaum 38 Jahre alt. Von den zahlreichen Abhandlungen, welche er veröffent-
lichte und welche unter dem Titel Traveaux scientifics gesammelt erschienen,
führen wir nur die wichtigsten auf die Eisenindustrie bezüglichen an. Ein Aufsatz
über die Anwendung des rohen Holzes erschien in den Annales des mines, 3. Serie,
XIV; die ersten beiden Arbeiten Sur la composition des gaz des hauts-fourneaux
XVI, 1839 und XX, 1841. Sur la chaleur de combustion du carbone et d'oxide
de carbone, XIX, 1841. Sur la composition des gaz qui se degagent des forges
d'affinerie, ebenda, 4. Serie, III, 1843. Sur la production et l'emploie des gaz com-
bustibles dans les arts metallurgiques, III, 1843 und V, 1844. Sur la carbonisation
des bois, III. Nouveau recherches sur la composition des gaz des hauts-fourneaux,
4. Serie, XIX, 1852.
2) Annales des mines, 3. Serie, XX, 419.
Die chemische Untersuchung der Hochofengase.

Wir behalten zunächst die theoretische Frage, die Erklärung
des Hochofenprozesses
, im Auge.

[Abbildung] Fig. 121.

Hierüber hatte Bunsens erste Arbeit
noch keinen vollständigen Aufschluſs gegeben,
weil die von ihm untersuchten Gase nur aus
dem Schacht und der Rast abgeleitet waren,
während er wegen der groſsen Hitze im Gestell
keine Gase aus diesem Teile des Hochofens
entnommen hatte.

Bunsens Aufsehen erregende Veröffent-
lichung spornte zur Nacheiferung an, und
zwei Jahre später beschäftigte sich der fran-
zösische Chemiker Ebelman 1) mit ähnlichen
Untersuchungen. Die erste Arbeit, welche er
veröffentlichte, war die Analyse der Gase des
Hochofens zu Clerval im Jahre 1841 2). Dieser
Ofen, der ebenfalls mit Holzkohlen betrieben
wurde, hatte das in Fig. 121 dargestellte
Profil. Die mittlere Windpressung betrug
0,018 m Quecksilber, die mittlere Temperatur
180° C., der Durchmesser der Düse 0,065 m.
Die Luftmenge pro Minute auf 0° C. und 0,76 m
Barometerstand reduziert betrug 8,76 cbm.
Die Kohlengicht wog 115 kg, die Erzgicht

1) Jacques Joseph Ebelman war am 10. Juli 1814 zu Beaume-les-Dames
(Depart. Doubs) geboren. Er wurde Bergingenieur und zeichnete sich früh durch
vortreffliche chemische Arbeiten aus. Er stieg sehr früh zum Ingenieur-en-chef
des mines auf, war 1840 Professor der Docimasie an der École des mines und der
Keramik an dem Conservatoire des arts et métiers. 1847 wurde ihm die Admini-
stration der königl. Porzellanfabrik zu Sèvres übertragen, für deren gedeihliche
Entwickelung er sich groſse Verdienste erwarb. Am 8. März 1852 ernannte ihn
die Regierung zum Mitgliede der Jury für die Londoner Weltausstellung, aber
schon wenige Wochen danach, am 31. März 1852, starb der vortreffliche Gelehrte,
kaum 38 Jahre alt. Von den zahlreichen Abhandlungen, welche er veröffent-
lichte und welche unter dem Titel Traveaux scientifics gesammelt erschienen,
führen wir nur die wichtigsten auf die Eisenindustrie bezüglichen an. Ein Aufsatz
über die Anwendung des rohen Holzes erschien in den Annales des mines, 3. Serie,
XIV; die ersten beiden Arbeiten Sur la composition des gaz des hauts-fourneaux
XVI, 1839 und XX, 1841. Sur la chaleur de combustion du carbone et d’oxide
de carbone, XIX, 1841. Sur la composition des gaz qui se degagent des forges
d’affinerie, ebenda, 4. Serie, III, 1843. Sur la production et l’emploie des gaz com-
bustibles dans les arts metallurgiques, III, 1843 und V, 1844. Sur la carbonisation
des bois, III. Nouveau recherches sur la composition des gaz des hauts-fourneaux,
4. Serie, XIX, 1852.
2) Annales des mines, 3. Serie, XX, 419.
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[443/0459] Die chemische Untersuchung der Hochofengase. Wir behalten zunächst die theoretische Frage, die Erklärung des Hochofenprozesses, im Auge. [Abbildung Fig. 121.] Hierüber hatte Bunsens erste Arbeit noch keinen vollständigen Aufschluſs gegeben, weil die von ihm untersuchten Gase nur aus dem Schacht und der Rast abgeleitet waren, während er wegen der groſsen Hitze im Gestell keine Gase aus diesem Teile des Hochofens entnommen hatte. Bunsens Aufsehen erregende Veröffent- lichung spornte zur Nacheiferung an, und zwei Jahre später beschäftigte sich der fran- zösische Chemiker Ebelman 1) mit ähnlichen Untersuchungen. Die erste Arbeit, welche er veröffentlichte, war die Analyse der Gase des Hochofens zu Clerval im Jahre 1841 2). Dieser Ofen, der ebenfalls mit Holzkohlen betrieben wurde, hatte das in Fig. 121 dargestellte Profil. Die mittlere Windpressung betrug 0,018 m Quecksilber, die mittlere Temperatur 180° C., der Durchmesser der Düse 0,065 m. Die Luftmenge pro Minute auf 0° C. und 0,76 m Barometerstand reduziert betrug 8,76 cbm. Die Kohlengicht wog 115 kg, die Erzgicht 1) Jacques Joseph Ebelman war am 10. Juli 1814 zu Beaume-les-Dames (Depart. Doubs) geboren. Er wurde Bergingenieur und zeichnete sich früh durch vortreffliche chemische Arbeiten aus. Er stieg sehr früh zum Ingenieur-en-chef des mines auf, war 1840 Professor der Docimasie an der École des mines und der Keramik an dem Conservatoire des arts et métiers. 1847 wurde ihm die Admini- stration der königl. Porzellanfabrik zu Sèvres übertragen, für deren gedeihliche Entwickelung er sich groſse Verdienste erwarb. Am 8. März 1852 ernannte ihn die Regierung zum Mitgliede der Jury für die Londoner Weltausstellung, aber schon wenige Wochen danach, am 31. März 1852, starb der vortreffliche Gelehrte, kaum 38 Jahre alt. Von den zahlreichen Abhandlungen, welche er veröffent- lichte und welche unter dem Titel Traveaux scientifics gesammelt erschienen, führen wir nur die wichtigsten auf die Eisenindustrie bezüglichen an. Ein Aufsatz über die Anwendung des rohen Holzes erschien in den Annales des mines, 3. Serie, XIV; die ersten beiden Arbeiten Sur la composition des gaz des hauts-fourneaux XVI, 1839 und XX, 1841. Sur la chaleur de combustion du carbone et d’oxide de carbone, XIX, 1841. Sur la composition des gaz qui se degagent des forges d’affinerie, ebenda, 4. Serie, III, 1843. Sur la production et l’emploie des gaz com- bustibles dans les arts metallurgiques, III, 1843 und V, 1844. Sur la carbonisation des bois, III. Nouveau recherches sur la composition des gaz des hauts-fourneaux, 4. Serie, XIX, 1852. 2) Annales des mines, 3. Serie, XX, 419.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/459>, abgerufen am 22.06.2024.